Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1981

Spalte:

734-735

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Kirche 1981

Rezensent:

Holtz, Traugott

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

733

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 10

734

im Streit liegen. - K. Weiß beobachtet eine auffällige Verbindung
paulinischersoteriologischer Aussagen mit doxologischen Elementen
(67-70). Er zieht daraus den Schluß, daß paulinische Soteriologie sich
nicht in anthropologischen Kategorien erschöpft.

R. Mau schreibt lehr- und kenntnisreich über ,,Programme und
Praxis des Theologiestudiums im 17. und 18. Jahrhundert" (71-91).
Interessant ist. wie Orthodoxie und Rationalismus sich in der Zurückstellung
der Praktischen Theologie treffen. Natürlich gibt es
Wandlungen im Theologiestudium, aber nirgends eine datierbare
..Studienreform". - J. Hilbert analysiert an einschlägigen Texten
das Projekt einer konstituierenden preußischen Landessynode als
..Spiegelbild kirchenpolitischer Zielvorstellungen im Jahre 1848"
(93-105). Er macht deutlich, daß dieses Projekt zwar den politischen
Notwendigkeiten der Zeit entspringt, inhaltlieh aber auf einem bestimmten
Konzept von Kirche beruht, das mit seinem Insistieren auf
Lehr- und Glaubensfreiheit, auf Innerlichkeit und Moral, freilich
heute angefragt werden muß. - J. Rogge untersucht hilfreich „Beweggründe
und Zielsetzungen christlichen Handelns - Gemeinsamkeiten
und Unterschiede bei den großen Konfessionen" (107-1 16).
Nach kräftiger Markierung der Verlegenheit, in der katholische wie
evangelische Kirche sich hinsichtlich verbindlicher Handlungsichre
befinden, befragt R. wenige Texte beider Konfessionen. Am Ende
steht die Einsicht, daß es zwar „eine Vielzahl verbaler Gemeinsamkeiten
" gibt, die aber offensichtlich einen „unterschiedlichen Stellenwert
durch das diff'crente Verständnis von der Kirche und vom Amt
bekommt". - M. Seils äußert sich engagiert und präzis zum „Stellenwert
" der Bekenntnisse in den unierten und reformierten Kirchen
(117-127). Deutlich w ird, wie sehr die geschichtliche Situation, in der
die jeweiligen Bekenntnisse bzw. Kirchen entstanden sind, auf den
Stellenwert des Bekenntnisses eingewirkt hat. Gemeingut reformierter
und unierter Überzeugung ist, daß Bekenntnisse „Wegzeichen der
wandernden und ringenden Kirche", als solche.aber der Heiligen
Schrift wie dem aktuellen Bekennen nachgeordnet sind. - Unter dem
Thema „Einheit und Pluralität der Kirche" fragt G. Krusche nach
der theologischen Bewältigung der empirischen Pluralität (129-137).
Als Schlüsselwort, das zwischen der wahren und der wirklichen Kirche
zu vermitteln vermag, wird der Begriff koinonia vorgeschlagen.
Gemeinschaft sollte als Dienstgestalt des Leibes Christi, als personale
Einheit (wechselseitige Hingabe) und als bejahte Pluralität verstanden
werden. H. Lins reflektiert einigermaßen mühsam über „Freiheit
und Ordnung in der Kirche" (139-149). Als Inbegriff neuer Lösungen
für das spannungsvolle Miteinander beider erscheint schließlich der
Horizont der Ökumene bzw. der rechtverstandenen Katholizität. Er
fordert ein „Bewußtsein der Universalität", das nur freiheitliche Ordnung
und geordnete Freiheit als sinnvoll gelten läßt. - Th. Gill referiert
in einem geschichtlichen Überblick von den Anfängen bis zur
Gegenwart über „Herrnhut - Freikirche in der Landeskirche"
(151-164). In der Balance zwischen Separation und Integration hat
die Brüdergemeine „ihre spezifische Daseinsform" gefunden. Ist
auch die Zeit der geschlossenen brüderischen Ortsgemeinden unwiederbringlich
dahin, so eröffnet gerade die zunehmende Diasporasituation
auch der Großkirchen der Freikirche der Brüdergemeine
neue Chancen segensvollen Wirkens. - J. Wiebering leistet mit
dem Thema „Die Natur als Partner des Menschen" einen theologischen
Beitrag zum Problem des Umweltschutzes (165-176). Nüchtern
wird festgestellt, daß dieser Beitrag nicht im Aufstellen von
Wertbegriffen bestehen kann, sondern nur in einer neuen Bestimmung
des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur und der damit
gegebenen Bewußtseinsänderung als Aufgabe christlicher Ethik. Als
die exegetisch und situationsmäßig gebotene neue Verhältnisbestimmung
wird die Partnerschaft zwischen Mensch und natürlicher Umwelt
erkannt.

G. Wiederanders erörtert grundsätzlich und praktisch zugleich
das wieder aktuell gewordene Thema „Die bildende Kunst in der
Kirche" (177-186). Als nächstliegende Bewährungsfelder kommen
Kirche und Denkmalspflege, Raumgestaltung, Bildmeditation, Friedhof
und Bildsymbol in den Blick. Zu jedem Teilaspekt werden hilfreiche
Hinweise für die Praxis gegeben. Sicher wäre es lohnend, das
Thema in größerem Umfang aufzuarbeiten. - Abschließend bemüht
sich H.G. Thümmel um die Einordnung des berühmten, im Besitz
der Greifswalder Universität befindlichen, 1554 vollendeten Croy-
Teppichs in die ikonologischen Entwicklungslinien seiner Zeit
(187-215). Anhand eines sorgfältig untersuchten, umfassenden Bildmaterials
(17 Abbildungen) wird nachgewiesen, daß der Teppich mit
seiner eigenwilligen Zuordnung des sächsisch-ernestinischen und des
pommerschen Herzogshauses auf den predigenden Luther dem im
16. Jh. weitverbreiteten Typus des Bekenntnisbildes zugerechnet
werden muß. Als Bildaussage ergibt sich: „Die Pommern bekennen
sich zu dem Heil, das in der Wittenberger Reformation neu ans
Licht gekommen ist."

Greifswald Günter Haufe

[Bornkamm, Günther:] Kirche. Festschrift für Günther Bornkamm
zum 75. Geburtstag, hrsg. von D. Lührmann u. G. Strecker. Tübingen
: Mohr 1980. IX, 525 S„ 1 Porträt gr. 8 Lw. DM 198,-.

Günther Bornkamm der Lehrer hat Tür die internationale neutesta-
mentliche Wissenschaft eine ganz ungewöhnliche Bedeutung. Die FS,
die ihm von Schülern, Nachfolgern und Freunden aus aller Welt dargebracht
worden ist, reflektiert dies überzeugend. Ihr thematischer
Bogen spannt sich vom Alten Testament über das Neue Testament
hin zur systematischen und praktischen Theologie. Dabei treten Themen
, die einen direkten Bezug zum wissenschaftlichen Werk Bornkamms
haben, eindrücklich hervor. Sie zeigen die weiterwirkende
Kraft des Meisters an. Auffällig ist nur das Fehlen von Stimmen zur
Frage nach der Geschichte Jesu.

Das Buch wird eingeleitet durch ein treffliches Bild des Geehrten,
abgeschlossen durch eine - von D. Lührmann sorgfältig besorgte -
Bibliographie Bornkamms.

Es werden folgende Beiträge geboten: H. H. Schmidt, Ich will
euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein, 1-25; - L. Perlitt, „Ein
einzig Volk von Brüdern". Zur deuteronomischen Herkunft der biblischen
Bezeichnung „Bruder", 27-52;-O. H. Steck, Weltgeschehen
und Gottesvolk im Buch Daniel, 53-78; - H. J. Held, Der Christusweg
und die Nachfolge der Gemeinde. Christologie und Ekklesiologie
im Markusevangelium. 79-93;-K. P. Donfried, The FeedingNar-
ratives and the Marcan Community. Mark 6,30-45 and 8,1-10,
95-103;-H.-W. Kuhn, Nachfolgenach Ostern, 105-132;-A. Lindemann
, Gemeinde und Welt im Johannesevangelium, 133-161; -
H. Thyen, „Das Heil kommt von den Juden", 163-184; - U.
Wilckens, Der Paraklet und die Kirche, 185-203; - W. Schräge,
Ist die Kirche das „Abbild seines Todes"? Zu Rom 6,5, 205-219; -
W.H.Ollrog, Die Abfassungsverhältnisse von Rom 16,221-244;-
R. L. Jeske, The Rock was Christ: The Ecclesiology of 1 Corin-
thians 10, 245-255; - G. Barth, Die Eignung des Verkündigers in
2 Kor 2,14-3,6, 257-270; - D. Lührmann, Abendmahlsgemeinschaft
? Gal 2,11 fT., 271-286; - H. Köster, Apostel und Gemeinde
in den Briefen an die Thessalonicher, 287-298; - H. Löwe, Bekenntnis
, Apostelamt und Kirche im Kolosserbrief, 299-344; - C.
Burchard, Gemeinde in der strohernen Epistel. Mutmaßungen
über Jakobus, 315-328; - A. Satake, Kirche und feindliche Welt.
Zur dualistischen Auffassung der Menschenwelt in der Johannesapokalypse
, 329-349;-D. Georgi, Die Visionen vom himmlischen Jerusalem
in Apk21 u. 22, 351-372; - K. Berger, Die impliziten
Gegner. Zur Methode des Erschließens von „Gegnern" in neutesta-
mentlichen Texten, 373-400; - E. Lohse, Kirche im Alltag. Erwägungen
zur theologischen Begründung der Ethik im Neuen Testament
, 401 —414; - F. Hahn, Thesen zur Frage einheitsstiftender Elemente
in Lehre und Praxis des urchristlichen Herrenmahls, 415^124;

- G. Strecker, „Biblische Theologie?" Kritische Bemerkungen zu
den Entwürfen von Hartmut Gese und Peter Stuhlmacher, 425^45;

- H. E. Tödt, Kirche und Ethik. Dietrich Bonhoeffers Entscheidun-