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Ausgabe:

1981

Spalte:

49

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Titel/Untertitel:

Religion in the 18th century 1981

Rezensent:

Petzoldt, Martin

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49

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 1

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einer großen Gebetsgemeinschaft (zu der er selbst schon durch seine
Kontakte mit schottischen Predigern den Grund gelegt hatte). Edwards
' Vorstellungen vom Millenium ignorieren in keiner Weise die
irdischen Verhältnisse. Politische und soziale Implikationen, die
nicht immer voll zu rechtfertigende Tendenz, irdische Prosperität
und himmlische Glorie in ungebrochener Beziehung zu sehen, sind
mit kennzeichnend für Edwards' Theologie. In einem höchst realen
Sinn versteht er das künftige Reich als ein wiederhergestelltes Paradies
, in dem Heiligkeit, Frieden und Brüderlichkeit herrschen.

Der historisch und theologisch interessante Band enthält weiterhin
emen Anhang (Appendixes, 439-501), der außer dem General Index
(auswahlweise zusammengestellte Sachgebiete, geographische Bezeichnungen
und Namen, Verzeichnis der Bibelstellen, 465-501)
noch diverse für die Erschließung der apokalyptischen Schriften von
Edwards wichtige Materialien bringt: einen thematischen Aufriß des
Buches der Offenbarung (439), ein Verzeichnis der von Edwards über
die Apokalypse gehaltenen Predigten (440-443), einen Brief Edwards
' an einen schottischen Briefpartner vom November 1745
(444-460) sowie eine Aulstellung apokalyptischer Themen, zu denen
Edwards Ausführungen oder Anmerkungen an anderer Stelle (" ...
in other Notebooks") gemacht hat (461-464).

Potsdam-Babelsbcrg Ilse Bertinetti

Religion in the 18th Century, ed. by R. E. Morton and J. D. Browning
. New York - London: Garland Publ. 1979. XII, 135 S. gr.
°' = Publications ofthe McMaster University Association for 18th
- Century Studies, 6. Lw. $ 18.-.

Die Reihe, deren 6. Bd. hier vorgestellt wird, enthält Untersuchungen
zu Kultur. Stadt, Gesellschaft, Frauenfrage, Erziehung, Biographie
, Theater. Folgende Studien charakterisieren den vorliegenden
Band: Randolph Currie, Bach's Faith: An Interpretation Based on
the Evidence of the Organ Works (1 -24); C. B. O' K e e fe, The Jansemsts
and the Enlightenment in France (25-39); W. J. Eccles, The
Rolc 0f the Church in New France (41-57); Frank E. Manuel, The
■^nilosophes and the Psychology of Everyday Religion (59-77);
•^erald R. Cragg, Weslcy and the Renewal of English Religion
'''-84); Grant Sampson, The Sanctification of the Nature

85-102); William J. Callahan, A Social Contract: The Poor, Privi-
«W and the Church in Eighteenth-Century Spain (103-116);
Michael A. Meyer, Ambiguity and Ambivalence: The Plight of
t'ghteenth-Century Jewry in Western Europe (I 17-135); - In einer
•j'ntroduction" versucht James Noxon einen Zusammenhang unter

en ^e.i,trägen herzustellen, den er in den Veränderungen der ethischen
Überzeugung und des sozialen Lebens findet, die sich vollzie-

en, nachdem religiöse Bindung und Autorität unter den Druck des
Philosophischen Kritizismus und der neuen schweren ökonomischen
Lasten gerieten (VII).

M. P.

Dogmen- und
Theologiegeschichte

Sö|l, Georg: Mariologie. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1978. V.255
S- gr. 8' = Handbuch der Dogmengeschichte, hrsg. von M.
Schmaus, A. Grillmeier. L. Scheffczyk und M. Seybold. III. Band,
Fasz. 4.

Die Mariologie hat ihren Ort nicht mehr, wie noch nach dem Plan
. "3. zwischen Soteriologic und Reich Gottes und Kirche, sondern
Sle 'st der Ekklesiologie nachgeordnet und geht der Gnadcnlchre voraus
. /bcr daraus sind kaum sachlich gewichtige Folgerungen zu zie-
n. Der Autor der bisher umfangsreichsten Teilfaszikel, der sich be-
ußt auf eine Darstellung der „Entstehungsgeschichte der eigent-
nen vier Mariendogmen" (2) beschränkt, sieht das Bekenntnis der
'rche zur Gottesmutterschaft und Jungfräulichkeit Mariens - und
as historisch sicher zutreffend - als mit dem Christusglauben und
ner dogmatischen Ausprägung verbunden an. Die beiden soge-
nn,en „neuen" Mariendogmen von der Unbefleckten Empfängnis

und der Himmelsaufnahme nehmen seines Erachtens „vor allem das
ethische Marienbild in den Blick und unterscheiden sich zudem in
der Weise ihrer theologischen Begründung bis zur kirchlichen Lehrentscheidung
" (3).

Im Aufbau und in der Durchführung der Untersuchung ordnet sich
die Mariologie der Gesamtkonzeption des Handbuchs ein. Ausgehend
vom NT wird gezeigt, wie es bis zum Jahr 200 zur Grundlegung
der Marienlehre gekommen ist (1. Kap.). Das 2. sehr ausführliche
Kapitel zeigt den Gang der Marienlehre bis zum Chalcedon
(451). Dabei wird aufgrund einer umfassenden Kenntnis der nur
schwer zu überschauenden Literatur der christologische Kontext des
Dogmas von der Gottesmutterschaft Mariens, aber auch der immerwährenden
Jungfräulichkeit herausgearbeitet.

Es ist deshalb sachlich nicht zu vermeiden, daß zwischen Fasz. 1, a
des III. Bandes (Die Christologie von der Apostolischen Zeit bis zum
Konzil von Chalcedon) und Fasz. 4 Mariologie (2. Kap.) weitgehend
die gleichen Probleme und Sachthemen erörtert werden. Bei einem
Vergleich fällt aber auf, daß es in der Bewertung zu Akzentverschiebungen
kommt. J. Liebaert versucht mit Nachdruck, den „beachtlichen
positiven Beitrag" auch derantiochonischen Tradition bei der
Herausarbeitung des christologischen Dogmas herauszustellen.
G. Söll dagegen beurteilt Nestorius von Antiochien mit seinem im
Kampf gegen den Begriff und den Verstehenszusammenhang des
Theotokos als seinem Gegner Cyrill von Alexandrien theologisch
nicht nur weit unterlegen, sondern als den, der konsequenterweise zu
einer Leugnung der ganzen Trinität kommen muß (vgl. 90ff). Er
notiert zwar, daß der „Fall Nestorius" heute weit verständnisvoller
beurteilt wird als damals (97). aber stellt man die Frage nach den
„Dogmenentwicklungsfaktoren", die im Wahrheitsfindungsprozeß
der ersten vier Jahrhunderte in der Entfaltung der Marienlehre
bestimmend waren - für Söll gilt der weder widerlegbare noch beweisbare
Glaubenssatz, daß „der von Christus verheißene und gesandte
Heilige Geist. . . auch auf diesem Feld die Kirche in alle Wahrheit
eingeführt hat" (98), so vermag er selber Nestorius doch nur zuzugestehen
, er habe gleichsam via negationis der Wahrheit zum Durchbruch
verholfen.

Solches „Bekenntnis" unter Berufung auf Joh 16,13 kann für niemand
überraschend sein, der den 1. Satz aus § I .Maria im Neuen
Testament' nicht überlesen hat (vgl. 6). Wer die innerkatholische
und die kontroverstheologische Diskussion aufmerksam verfolgt hat,
wird die Allgemeingültigkeit beanspruchende und darum an den Anfang
gestellte These, das Vaticanum II habe die katholische Auffassung
bestätigt, „daß die Heilige Schrift nicht die einzige Glaubensquelle
" sei (vgl. 6), nicht kommentarlos gelten lassen. Die Fasz. 1,1,b
(vgl. die Besprechung in der ThLZ 104, 1979, Sp. 283) über die Offenbarung
vermittelt jedenfalls von den ernsthaften Bemühungen, in
der Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung tragfähige
Grundlagen zu erarbeiten, einen anderen Eindruck.

Deshalb wird man fragen müssen, ob die alles beherrschende Anfangsthese
, die Mariologie stelle den „Modellfall für Dogmenentwicklung
im Katholizismus" (2) dar, dem innerkatholischen theologischen
Selbstverständnis entspricht. Eine Werbekraft für dogmatischtheologisches
Denken, das auf evangelischer Seite weithin unheilvoll
unterentwickelt ist, dürfte von einem solchen Satz nicht ausgehen.

Aber zurück zur Vorstellung der auf einer umfassenden Sachkenntnis
beruhenden Mariologie von G. Söll. Er versucht in Kap. 2 zwar
das christologische Interesse an der Diskussion über die virginitas
Mariae ante partum, post partum und in partu herauszuarbeiten,
aber die Rückverbindung zu dem von ihm selber herausgearbeiteten
Marienzeugnis im Neuen Testament kann schwerlich als gelungen
angesehen werden. Gerade wenn man seinem Satz beipflichtet, daß
der paulinischen Aussage von Gal 4,4 der entscheidende ,, dogmatische
Stellenwert" (II) zukommt, muß man hinter die These ein
Fragezeichen setzen, daß die Faktizität der mariologischen Lehrentwicklung
den Vorrang vor der nach ihrer Legitimität hat (vgl. 8).

Diese Vorentscheidung ist auch für den Fortgang der Untersuchung
bestimmend. Das 3. Kap. behandelt den „Fortschritt der Marienlehre
" bis zum Ausgang der Väterzeit - 553 erfolgte in Konstantinopel
die Anerkennung der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens
-das4. Kap. stellt die mariologische Entwicklung im Mittelalter und
in der Neuzeit dar. In ihm wird besonders eingehend geschildert, wie
es zum Dogma von der „Unbefleckten Empfängnis" (immaculata
coneeptio 1854) und der „Himmelsaufnahme" (assumptio 1950)
Mariens gekommen ist.