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Ausgabe:

1981

Spalte:

701

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Herrenbrück, Fritz

Titel/Untertitel:

Jesus und die Zöllner 1981

Rezensent:

Herrenbrück, Fritz

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701

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 9

702

Gegenwart werden allerdings immer wieder neue Versuche einer religionsgeschichtlichen
Herleitung unternommen.

Hieran schließt sjch eine systematische Zusammenfassung der Geschichte
der israelitischen Stierbilder an. Dabei wird der Frage nach
Ursprung und Geschichte der Heiligtümer Bethel und Dan - bezüglich
Dans unter Auswertung der neuen archäologischen Untersuchungen
- nachgegangen. Nach einigen Überlegungen zur restau-
rativ-konservativen Kultpolitik Jerobeams I. bezüglich der Heiligtümer
werden die weitere Geschichte und das Ende der Stierbilder in
Bethel und Dan unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte
der Opposition gegen diese Bilder dargestellt. Diese Opposition setzt
erst zur Zeit des Propheten Hosea ein; vorher waren die Stierbilder
unangefochtene Bestandteile des nordisraelitischen Jahwekultes. Ein
Exkurs mit den wichtigsten Stellen Hoseas zeigt dessen Haltung bezüglich
des Mißbrauchs der Stierbilder auf.

Hieran schließt sich ein kurzer Vergleich zwischen den nordisraelitischen
Stierbildern und Kultgegenständen in Jerusalem an: Lade und
Stierbild setzen wahrscheinlich eine sehr ähnliche Präsenztheologie
voraus, die mit ihrem Verständnis als Postamente Jahwes unmittelbar
zusammenhängt. Auch die „eherne Schlange" und die Stierbilder
des Nordreiches bieten sich zum Vergleich an.

Den Abschluß der Arbeit bildet eine systematische Zusammenfassung
der frühen christlichen und jüdischen Auslegungsgeschichte
zum Geschehen um das „Goldene Kalb". Die alttestamentlichen
Uberlieferungen hierzu spielten eine wichtige Rolle in der polemischen
Auseinandersetzung zwischen Kirche und Synagoge.

Herrenbrück, Fritz: Jesus und die Zöllner. Historische und neutesta-
mentlich-exegetische Untersuchungen. Diss. Tüb. 1980. 512 S.

Die Zöllner (xeAcövat) begegnen im Neuen Testament nur bei den
Synoptikern. Eine historische Untersuchung ergibt, daß von C. Sal-
masius (1640) an bis in die heutige Zeit der synoptische xelwvtiQ nicht
nur in die römische Großsteuerpacht eingeordnet (so auch M. Luther,
der aufgrund der Vulgata den xeXcovriQ dem publicanus gleichsetzte),
sondern auch ausdrücklich als Zolleinnehmer bzw. als Angestellter
einer römischen Steuerpachtgesellschaft, d. h. als portitor, verstanden
wird.

Der palästinisch-synoptische xeXcovrjc, ist jedoch als .hellenistischer
Kleinpächter' aufzufassen und findet seine engste Entsprechung im
Ptolemäischen reAcuvr/c; als geeignete Übersetzung von xeXcoviji; wird
deshalb in der vorliegenden Arbeit .Abgabenpächter' vorgeschlagen.
Der hellenistische Kleinpächter war reich und genoß sozial hohes
Ansehen. Die moralische Beurteilung des xeXü>vt]c; unterlag oftmals
tendenziösen Kriterien. Das Urteil über die xeXöbvat (= ]'P3iö
[rnokhsin]) in pharisäischen Kreisen erscheint keineswegs einheitlich,
wie sich an der unterschiedlichen Einstellung zum Schmuggel zeigt.
Der im Neuen Testament durchgängig vorhandene Gegensatz Pharisäer
- Abgabenpächter muß von der pharisäischen Bildungsaristokratie
her verstanden werden.

Aufgrund der neutestamentlich-exegetischen Untersuchungen
ergibt sich, daß die T«Aa>w/c-Texte Jesu Sendungsauftrag an ganz
Israel, das heißt an Pharisäer und Nicht-Pharisäer (letztere verkörpert
durch die xeXwvat) verdeutlichen. Zielpunkt der Sendung Johannes'
des Täufers und der Sendung Jesu ist das öixatovv xbv i)edv - das Gott-
Recht-Geben (Lk 7,29), das seinen Ausdruck findet im Sich-
Einlassen auf Jesu Sendung von Gott, in der Nachfolge Jesu und in
einem dem Willen Gottes entsprechenden Tun.

Von Personen

Erdmann Schott zum 80. Geburtstag

am 8. 12. 1980

Hochverehrter Herr Kollege Schott!

Zu Ihrem achtzigsten Geburtstag möchten wir Ihnen unsere
Dankbarkeit für Ihre noch über die Emeritierung hinausreichende
Wirksamkeit an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-
Universität zum Ausdruck bringen. Sie haben in Ihrer konkreten,
sachlichen und dennoch nicht kühlen und von der Sache distanzierten
akademischen Weise systematische Theologie betrieben. Dabei
haben Sie Fragen der Lutherforschung und der kontroverstheologischen
Erkenntnisbemühung stets mit den ganz aktuellen Fragen
zu verbinden vermocht. Dies bezeugen beispielsweise das unter
Ihrer Leitung im Jahre 1962 entstandene Votum zur Kindertaufe
(ThLZ87, 1962 Sp. 867-876), aber auch Ihre langjährige Tätigkeit
als Dekan der Theologischen Fakultät.

Ihre akademische Forschung, Ihre wissenschaftsorganisatorischen
Leistungen, die auf mancherlei Weise Würdigung und Anerkennung
erfahren durften, nicht zuletzt auch durch die Fortsetzung Ihres Wirkens
durch Ihre Schüler, sollen hier nicht wieder ausführlich aufgewiesen
werden. Eine große Zahl von Pastoren hat unter Ihrem Katheder
und in Ihren Seminaren theologisches Denken gelernt. Stets hat
Ihre Fähigkeit, über tiefgreifende theologische Problematik schlicht,
unpathetisch und klar zu reden, bestochen und zu überzeugen vermocht
.

So soll Ihnen unser Dank auch ebenso schlicht ausklingen in der
Bitte, daß Ihnen an der Seite Ihrer auch von uns geschätzten Gattin
und im Kreise Ihrer Kinder und Kindeskinder noch manche
dankenswerte Freude beschieden sei, die Ihr menschliches wie theologisches
Denken und Betrachten abzurunden vermögen.
Mit ergebenen Grüßen

im Namen der Sektion Theologie der
Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg
Ihr

Prof. Dr. Dr. Gerhard Wallis
Sektionsdirektor und Dekan

Berichte und Mitteilungen

Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie

Der Direktor des Instituts für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte
der Universität Freiburg/BRD, Prof. Dr. W. N. Schumacher
, bat die Redaktion der ThLZ um Veröffentlichung folgender
Resolution:

In Freiburg wurde am 9./'10. Juni 1981 bei einer Arbeitstagung von Fachver-
tretern an Universitäten und Forschungsinstituten die Arbeitsgemeinschaft
Christliche Archäologie gegründet.

Die Mitglieder dieser Arbeitsgemeinschaft haben einhellig festgestellt, daß
Einrichtungen für Forschung und Lehre auf ihrem Fachgebiet keineswegs ausreichend
besetzt sind und in letzter Zeit eingeschränkt wurden.

Die Forscher auf dem Gebiet der Christlichen Archäologie befürchten darüber
hinaus, daß die Vertretung des Faches an den Forschungseinrichtungen
noch weiter verringert werden könnte.

Große Sorge bereitet ihnen die Tatsache, daß bei der fortschreitenden Bedrohung
historischer Denkmäler durch Umwelteinflüsse. Besiedlung und Industrialisierungfür
die Monumente der Christlichen Archäologie besondere Gefahren
bestehen.

Im Auftrag der Arbeilsgemeinschaft
Walter Schumacher