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Ausgabe:

1981

Spalte:

662-663

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Funk, Wolf-Peter

Titel/Untertitel:

The Nag Hammadi Library in English 1981

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Seite 1, Seite 2

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661

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 9

662

tic Gnostic Library"). Nachdem das Erreichen dieses Endzieles sich
aus den verschiedensten Gründen als erheblich komplizierter und
zeitaufwendiger erwies, als man ursprünglich angenommen hatte,
andererseits aber schon für alle Texte beachtliche Arbeitsergebnisse
zu verzeichnen waren, entschloß man sich dazu, diese Ergebnisse in
Form der nackten Übersetzung (keinerlei Kommentierung) ohne weiteren
Zeitverzug zunächst für eine einbändige englische Ausgabe
nutzbar zu machen. Daß diese nun in so kurzer Frist tatsächlich vorliegt
, darf angesichts der hohen Zahl der verantwortlichen Mitarbeiter
, des jeweils recht unterschiedlichen Forschungsstandes und der
vielen bis zuletzt sich ergebenden Veränderungen als eine erhebliche
editorische Leistung angesehen werden. Der Zeitpunkt ist auch insofern
günstig, als die überaus komplizierte kodikologische Arbeit an
den Originalen in Kairo in den unmittelbar vorangegangenen Jahren
gerade einen gewissen Abschluß gefunden hatte, so daß die hier vorausgesetzte
Ordnung der Texte (Abfolge und Zuordnung von Seiten
und Fragmenten) in hohem Maße verläßlich und für längere Zeit gültig
sein wird. Unter dieser Voraussetzung wird der Band auch dann
seine praktische Berechtigung behalten, wenn einmal alle Texte in
kritischen Ausgaben zugänglich sein werden.

Die Darbietung der Einzeltexte erfolgt in größtmöglicher Einheitlichkeit
bezüglich der Markierung von Abschnitten und Codexseiten
und -zeilen sowie der Kennzeichnung von ergänzten und fehlenden
Textteilen und erreicht so ein hohes Maß an Übersichtlichkeit (allerdings
wirkt das bei Textlücken angewandte Verfahren, stets drei
Punkte zu setzen - gleichgültig, ob ein halbes Wort oder eine halbe
Seite fehlt - doch recht irritierend). Jedem Einzeltext ist eine knappe
Einführung vorangestellt (maximal eine Seite; gelegentlich aus anderer
Feder als die Übersetzung), in der einige Anhaltspunkte hinsichtlich
der Form, der inhaltlichen Gliederung und Akzentuierung sowie
der allgemeinen Bedeutung und historischen Einordnung des betreffenden
Textes gegeben werden. Natürlich darf man von solchen
knappen Schlaglichtporträts nicht zu viel erwarten: Das durchgängige
Prinzip, auf alle Literaturhinweise und die Bezugnahme auf
Einzelmeinungen zu verzichten, ermöglicht immerhin eine gewisse
Informationsdichte, teilweise sogar eine ausgewogene Darstellung,
auf engstem Raum. Entsprechend knapp und unkompliziert ist auch
die Handhabung derjenigen Texte, die mehrfach überliefert sind.
Man folgt einfach der äußerlich am besten überlieferten Fassung (AJ
Langversion NHC II, ÄgEv, Eug u. SJC NHC III) und streut gelegentlich
, wo diese den Leser im Stich läßt, Teilstücke der anderen ein.
Eugnostosbrief und Sophia Jesu Christi werden als zwei vollwertige
Texteinheiten in Parallelkolumnen abgedruckt.

Der äußeren Emheitlichkeit steht freilich auf der anderen Seite eine
innere Vielfalt gegenüber, die sich nicht nur in unterschiedlicher
Übersetzungstechnik und -qualität und unterschiedlichen Rastern für
die Klassifizierung der Texte äußert. So hat naturgemäß jeder Verfasser
einer Einleitung zu einer Einzelschrift seine eigenen Maßstäbe
z. B. dafür, was gnostisch oder nicht gnostisch oder einer bestimmten
Schule zuzuordnen ist. Bei einer Publikation wie der vorliegenden
war es zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch kaum anders zu erwarten,
als daß neben sehr reifen Übersetzungsleistungen (besonders bei einigen
der schon längere Zeit bekannten Texte) auch solche stehen, die
noch recht unausgegoren und stellenweise unbefriedigend sind.
Immerhin hätte man vielleicht bei der Kennzeichnung von Bibelzitaten
konsequenter verfahren können (in einigen Übersetzungen sind
Zitate ausgewiesen, in anderen nicht), und das Ergebnis hätte sich
dann mühelos in einem Stellenregister zusammenfassen lassen, dessen
Nichtvorhandensein im vorliegenden Band eine empfindliche
Lücke darstellt. Wertvoll ist aber das vorhandene Register der Eigennamen
, das auch noch andere Personenbezeichnungen und personifizierte
Begriffe einschließt (darunter gelegentlich auch nicht-
personifizierte Vorkommen, wovor in der Vorbemerkung zum Register
ausdrücklich gewarnt wird), wobei die Inkonsistenz der Übersetzung
solcher Begriffe hier glücklicherweise durch Querverweise ausgeglichen
wird.

Dem Buch vorangestellt ist eine 25-seitige Einführung aus der
Feder von James M. Robinson, die zum einen geeignet ist, Leser,
denen der Gegenstand nicht vertraut ist, an diesen heranzuführen,
zum anderen aber auch kompetent und teils sehr plastisch in die
,großen' Fragen einführt, die der Gesamtfund für die Fachwelt aufwirft
. Behandelt werden in gut verständlicher Form (1) die religiöse
Grundhaltung der Texte in ihrer religionsgeschichtlichen Mannigfaltigkeit
, ihrer Stellung innerhalb und außerhalb der Geschichte des
Christentums, ihrer Beziehungen zur spätantiken Philosophie, (2) die
Papyrushandschriften selbst einschließlich mutmaßlicher Vorgänge
bei der Textentstehung und -Überlieferung und der durch die Einbettung
der Handschriften in das pachomianische Klostermilieu entstehenden
Fragen, sowie (3) die neueste, offenbar durch weitgehende Recherchen
mehr oder weniger abgesicherte und im ganzen recht blutrünstige
Version der Fundgeschichte. Mit alledem ist das Buch für
viele eine bequeme Informationsquelle und hat alle Chancen, zu
einem Standardwerk der Nag-Hammadi-Forschung zu werden.

Berlin Wolf-Peter Funk

Lambrecht, J.: L'Apocalypse johannique et l'apocalyptique dans le
Nouveau Testament. Gembloux: Duculot; Leuven: University
Press 1980. 458 S. gr. 8" = Bibliotheca Ephemeridum Theologica-
rum Lovaniensium, LIII. Kart. FB 1400.

Das Werk dokumentiert das XXX. Colloquium Biblicum Lova-
niense, das vom 28.-30. August 1979 stattfand. Einige der dort gebotenen
Beiträge haben freilich - aus verschiedenen Gründen - keinen
Eingang in den Band gefunden. Das Referat von E. Lövestam („Tradition
und Eschatologie in 2 Petr.") ist, da es für die FS B. Reicke vorgesehen
war, durch einen anderen Aufsatz des gleichen Verfassers ersetzt
worden. Die interessante Diskussion zwischen R. Pesch und

F. Neirynck über Mk 13 ist jeweils um einen Nachtrag der Autoren
erweitert worden.

Der Präsident der Tagung J. Lambrecht gibt in einer instruktiven
Einführung einen gerafften Überblick über alle Beiträge und begründet
dabei zugleich ihre sachliche Anordnung in dem vorliegenden
Werk. Ein Autoren- und Stellenregister schließen das Buch ab, das,
gegliedert in zwei Teile (1. L'Apocalypse; 2. Le Nouveau Testament),
die folgenden Aufsätze bietet:

I. U. Vanni, L'Apocalypse johannique. £tat de la question,
21-46. -P.-M. Bogaert, Les apocalypses contemporaines de Ba-
ruch, d'Esdras et de Jean, 47-68. - Y.Janssens, Apocalypse de Nag
Hammadi, 69-75. -J. Lambrecht, A Structuration of Revelation
4,1-22,5, 77-104. - E. Schüssler Fiorenza, Apocalypsis and
Propheteia. The Book of Revelation in the Context of Early Christian
Prophecy, 105-128. - L.Hartman, Form and Message. A Preli-
minary Discussion of "Partial Texts" in Rev 1-3 and 22,6ff,
129-149. - J. Delobel, Le texte de l'Apocalypse: Problemes de
methode, 151-166. - G. Mussies, The Greek of the Book of Revelation
, 167-177.-J. Lust, The Order of the Final Events in Revelation
and in Ezekiel, 179-183. - A. Yarbro, Revelation 18: Taunt-
Song or Dirge?, 185-204. - M. Wilcox, Tradition and Redaction of
Rev 21,9-22,5, 205-215.-A.P. Van Schaik, "AAXoc äyye^K in
Apk 14, 217-228. - J. Coppens, La mention d'un Fils d'homme
angelique en Ap 14,14, 229. - P. Prigent, Le temps et le Royaume
dans l'Apocalypse, 231-245. - T. Holtz, Gott in der Apokalypse,
247-265.-M. De Jonge, TheUseofthe Expression«5^»icrrdf in the
Apocalypse of John, 267-281. - B. Dehandschutter, The Mea-
ningofWitness in the Apocalypse, 283-288.-O. Böcher, Das Verhältnis
der Apokalypse des Johannes zum Evangelium des Johannes,
289-301.

II. A. S. Geyser, Some Salient New Testament Passages on the
Restoration of the Twelve Tribes of Israel, 305-310. - M. Rese, Die
Rolle Israels im apokalyptischen Denken des Paulus, 311-318. -

G. Mayeda, Apocalyptic in the Epistle to the Romans - An Outline
, 319-323. - R. F. Collins, Tradition, Redaction, and Exhorta-