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Ausgabe:

1981

Spalte:

646-647

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Riesener, Ingrid

Titel/Untertitel:

Der Stamm 'bd im Alten Testament 1981

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 9

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1.1-15). Den Übungen und Lesestücken sind im Kleindruck Erläuterungen
(unbekannte Vokabeln u. schwierige Formen) angefügt.

Die Elementarlehre (Schrift- u. Lautlehre) wird in den Lekt. 1-4
anhand der Eigennamen (35 sind vokabelmäßig einzuprägen) eingeübt
. Didaktisch ist hier ferner interessant, daß die Schriftlehre das
Alphabet in 2 Lernschritten (zunächst nur die 10 häufigsten Konsonanten
), parallel aber auch schon Teile der Punktation einführt. Neu
gegenüber H. ist die ausführliche Behandlung der Segolierung bei der
Silbenlehre (Lekt. 3). Bei den Vokalveränderungen werden nur regelmäßige
Veränderungen infolge Betonungswechsels erörtert (Straffung
der für den Anfänger schwer zugänglichen §§11-12 des H.). In Lekt. 4
wird auch schon die Silbenaufsprengung (Aufhebung des harten Silbenschlusses
einer auf einen Laryngal auslautenden Silbe durch einen
Chateph-Laut) erklärt.

Das „Grundgerüst" der Formenlehre (Lekt. 5-14; 16-29) bildet das
Verb (jeweils 10 neue Verben als Lernvokabeln). Neben diesem
Hauptpfeiler jeder Grammatiklektion stehen zwei weitere: die Behandlung
der Nomina und der Syntax. Diese Zuordnung hat den Vorteil
, daß Nomen und Syntax nicht zu kurz kommen und der Schwierigkeitsgrad
der Übungstexte kontinuierlich gesteigert werden kann.
Gegenstand der Lekt. 5-14 ist das starke Verb (Paradigma kaläb statt
<iatäl). Einbezogen wird schon (Lekt. 10 u. 11) das Qal der Verba III
laryngalis und das Qal und Nif der Verba III'. Zunächst wird in den
Lekt. 5-6 nur die 3. sg. m. des Perf. und Waw-Impf. der 10 häufigsten
Verben (meistens das Qal, aber Pi dibbar, wäjfdäbber) als Vokabel
gelernt (s. o.). Vom Nomen werden die Constructus-Verbindung, die
Präpositionen f und 'cel, der Artikel (Grundform) und die Demonstrativpronomina
behandelt. Die Syntax beschäftigt sich mit den Verbalsätzen
und Relativsätzen mit '"sar, so daß tatsächlich schon in
Lekt. 5 der Weg zu einfachen Übungssätzen frei ist. Auf das so gelegte
Fundament kann sukzessive die weitere Behandlung des starken
Verbs, dann die der Laryngalverben (Lekt. 16-19. Parallel dazu Einführung
der Numeralia) und schwachen Verben (Lekt. 20-29) aufgebaut
werden - immer begleitet durch entspr. Kapitel der Lehre vom
Nomen (wegen ihrer Häufigkeit werden z. B. die unregelmäßigen
Nomina sofort nach den Nomina mit unveränderlichen Vokalen geboten
) und der Syntax. Letztere erklärt die verschiedensten Arten des
hebr. Satzes, die Verwendung des Akkusativs und der Präpositionen
sowie das Reflexivverhältnis und das unbestimmte Subjekt.

Auf einige Besonderheiten sei abschließend hingewiesen. Bei Pi, Pu,
Hitp will der Vf. nicht von Intensivstämmen sprechen, sondern die
»faktitive" und „resultative" Bedeutung gegenüber dem Qal betonen
Und den Begriff „Doppelungsstämme" wählen (cf. Jenni, Das hebräische
Pi'el, 1968). Beim Verbalsatz wird die Inversion (Umkehr der
normalen Wortstellung Verbum - X mit X = Subjekt/Objekt/Prädikatsergänzung
) behandelt. Die angeführten Beispiele belegen alle die
Inversion von jiqtol - X zu X - qaläl. Beispiele für die Inversion von
latal - X zu X - jiqtol fehlen. Für die Wortstellung im Nominalsatz
lassen sich nach Jenni keine festen Regeln angeben, so daß dort nicht
von Inversion gesprochen werden kann. Die Tempuslehre räumt der
Präformativ- und Afformativkonjugation Bedeutungen in jeweils
allen 3 Zeitstufen (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) ein (S. 65.97f,
Besonderheiten des Tempusgebrauchs S. 264f). Waw-Impf. und
Waw-Perf. werden gesondert als Folge-Tempora behandelt. Ein besonderes
Kap. gilt den sog. Formverben (Verben, die mit einem 2.
Verb zusammengestellt „nur eine spezielle Form der Haupthand-
lung" angeben, „welche durch das zweite Verb ausgedrückt wird".
255f). Die Erprobung seines Buches im Unterricht hat den Vf. selbst
zu dem Ergebnis geführt, daß das gewaltige Programm nur mit Abstrichen
durchführbar ist. Der Leser ist begierig, das zu erproben. Für sein
didaktisches Geschick gebührt dem Vf. hohe Anerkennung.

Einige störende Fehler: S. 18 : verbessere Lambda an 3. Position in Gamma;
S. 27: verb. barik in barük; S. 163: fehlendes Jod bei tfili; S. 256: tilge die
doppelten Klammern in 23.3.4; S. 271: fehlendes Qames bei reqam;
* 320: vcrb. kabädila in kabädla.

Leipzig Dietmar Mathias

Riesener, Ingrid: Der Stamm 1DS7 im Alten Testament. Eine Wortuntersuchung
unter Berücksichtigung neuerer sprachwissenschaftlicher
Methoden. Berlin - New York: de Gruyter 1979. VII, 294 S.
gr. 8° = Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft
, 149. Lw. DM 132,-.

Nachdem bis Anfang der siebziger Jahre eine gründliche Studie zur
Wurzel 'bd im alttestamentlichen Schrifttum gefehlt hatte, suchte
man diesem Mangel etwa zur selben Zeit gleich von drei Seiten her
abzuhelfen. Es erschien 1975 die umfangreiche Arbeit von J. P. Floß:
Jahwe dienen - Göttern dienen (vgl. die Besprechung in dieser Zeitschrift
durch Graf Reventlow: 103, 1978 Sp. 568-570), ein Jahr später
im zweiten Band des THAT der Artikel ,,'abced Knecht" von
C. Westermann (Sp. 182-200) und jetzt die vorzustellende Untersuchung
, die freilich schon im Wintersemester 1975/76 an der Kirchlichen
Hochschule Berlin (West) als Dissertation angenommen worden
war. Man darf dieses Faktum begrüßen, denn alle drei Bearbeitungen
werden ihre Wirkungen in lexikalischer, geschichtlicher und
theologischer Hinsicht haben.

R. entfaltet eingangs die Problemstellung (Einleitung, 1-7). Sie
will die Grundbedeutung des Substantivs 'abad im Zusammenhang
mit den übrigen Derivaten des Stammes 'bd herausarbeiten und inhaltliche
Bedeutungswandlungen der zu dem Stamme 'bd gehörenden
Wörter aufhellen. Tatsächlich analysiert sie nur die Nomina
'abad und '"boda sowie das Verbum 'abäd, welche den Hauptanteil
der Vorkommen stellen.

Der erste Abschnitt trägt die Überschrift „Synchronische Betrachtung
"^-! 11). In ihm geht die Vfn. den Wortbedeutungen nach und
wendet zur Lösung neue sprachwissenschaftliche Methodik an,
indem sie ihre Aufmerksamkeit der Wortbildung und der syntaktischen
Verwendung schenkt, danach eine referentielle Analyse durchführt
und schließlich die Wortfelduntersuchung vornimmt.

Die sog. referentielle Analyse fragt nach der Bedeutung eines
Lexems, die sich aus dem Bezug zur außersprachlichen Realität ergibt
und die Rückwirkung auf den Sinngehalt im jeweiligen Text-
gefüge hat. Übersichtliche Diagramme zeigen die Bedeutungsbreite
von 'abad (45), 'bd (50) und *Wa (52). Auf Grund einer forschungsgeschichtlichen
Skizze der Feldanalyse in der Sprachwissenschaft
und ihrer Anwendung in der altestamentlichen Wissenschaft
gelangt R. zu folgender Definition des Begriffes „Wortfeld": „Ein
Wortfeld ist die einer gemeinsamen Substitutionsklasse angehörige
Gruppe von Wörtern, die einen Bereich der Wirklichkeit, der sich mit
Hilfe einer Begriffsklammer umschreiben läßt, unter bestimmten Gesichtspunkten
zu erfassen sucht. Dabei bestimmen die einzelnen
Glieder des Feldes den Inhalt ihrer jeweiligen Feldnachbarn mit.
Korrelative Antonyme gehören mit zum Feld, ebenso können kontradiktorische
strukturprägend dazugehören, konträre dagegen bilden
Ausgangspunkte für selbständige Felder" (75). Die Vfn. hat von hier
aus eine verdienstvolle Leistung vollbracht und trifft sich in mannigfacher
Hinsicht mit den Darlegungen der anderen beiden o. g. Autoren
.

Den Abschluß des ersten Abschnittes bildet eine Frequenzanalyse
(Tabelle, 1070- Westermann zählt bei 'abad im ersten Königsbuch
76 Vorkommen (Riesener 79), im zweiten Buch der Chronik 44 (R.
46) und scheint im Recht zu sein. Auffälligerweise fehlen bei R. die
aramäischen Belege. Sie hätten aber einbezogen werden müssen.

Der zweite Abschnitt beinhaltet eine „diachronische Betrachtung"
(112-267), gegliedert in nichtreligiösen und religiösen Sprachgebrauch
. Im ersten Falle, die Sklaverei sowie den politischen Bereich
betreffend, drehen sich die Erörterungen um die rechtlichen Fragen
und die Einstellung zur Institution. Bei der religiösen Anwendung
weist R. den Sektor der deuteronomisch-deuteronomistischen Theologie
als „Ursprungsort der Vorstellung eines primär als .Gehorsam'
verstandenen Jahwe-Dienstes" nach.

Am Ende stehen eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse
(268-271), das Literaturverzeichnis und zwei Register. Ohne Frage
trägt das Buch dazu bei, die hier erörterte Begrifflichkeit in ihrer Be-