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Ausgabe:

1981

Spalte:

644-645

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Jenni, Ernst

Titel/Untertitel:

Lehrbuch der hebräischen Sprache des Alten Testaments 1981

Rezensent:

Mathias, Dietmar

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 9

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Die ersten drei Bände, die 1961, 1963 und 1968 erschienen sind,
hat Hans Volz in dieser Zeitschrift angezeigt (ThLZ 88, 1963
Sp. 193f.;91, 1966 Sp.269f;95, 1970 Sp. 652f). V. war beeindruckt
von dem „wohldurchdachten Plan", durch den sich die Ausgabe auszeichnet
, von der Sorgfalt, die auf die Bearbeitung verwendet wurde,
und er würdigte die Bedeutung der Edition für die Arbeit an der vor-
reformatorischen Bibelforschung. Zu bedauern ist, daß es H. Volz
versagt geblieben ist, auch die letzten drei Bände, in die er noch Einsicht
genommen hatte, zu besprechen.

Bd. IV (1971) der von Ising publizierten niederdeutschen Bibelfrühdrucke
umfaßt die Poetischen Bücher der Bibel und das Buch des
Propheten Jesaja. Bd. V (1974) beginnt mit dem Buch des Propheten
Jeremia und endet mit dem des Propheten Maleachi. Bd. VI (1976)
enthält die Makkabäer-Bücher, das Neue Testament und im Anhang
die Vorreden zu den niederdeutschen Bibeln bzw. zu den einzelnen
biblischen Büchern.

Die Editionsprinzipien, die den ersten drei Bänden zugrunde lagen,
sind grundsätzlich beibehalten worden, d. h. nach Möglichkeit
wurde der Text der Kölner Bibel von ca. 1478 (Ku) abgedruckt; die
Varianten fanden jeweils unter diesem Text ihren Platz. Bot die Halberstädter
Bibel von 1522 (H) eine eigene Übersetzung, ergab sich die
Notwendigkeit, die Texte von Ku und H in zweispaltigem Paralleldruck
zu bringen. Dieses Verfahren ließ sich allerdings nicht immer
anwenden. Hrsg. war vielfach gezwungen, die Anordnung der Texte
von Fall zu Fall zu ändern. Die Psalmen z. B. sind auch zweispaltig
gedruckt worden, aber neben den niederdeutschen Text von Ku
wurde der in ripuarischem Schriftdialekt überkommene Text von K'
gesetzt, der von seiner Überlieferungsgeschichte her besonderen Wert
für die niederdeutschen Bibelfrühdrucke besitzt. Varianten der ripua-
rischen Fassung mußten dabei in den fortlaufenden Text eingegliedert
werden, um den Raum unter dem Text für die Varianten der
Lübecker und der Halberstädter Bibel zu sichern.

Die ripuarische Übersetzung zum Buch Daniel, die wahrscheinlich
hinter den Text der Kölner Bibeln zurückreicht und Beziehungen zur
Delfter Bibel von 1477 erkennen läßt, zwang zu einer sonst nicht vorkommenden
Textanordnung. Sie wurde in Petitdruck dem Paralleldruck
von Ku und H beigefügt.

Der Abdruck des Hohenliedes erfolgte in der Übersetzung der Lübecker
Bibel, da die Kölner Bibeln lediglich den lateinischen Text
enthalten. Die mit der Übersetzung eng verbundenen Interpretationen
mußten im Text belassen werden.

Den Vorreden zu Ku (Var, Ke) und zu L, dem Inhaltsverzeichnis
von Ku [(Var. Ke) (Var. Lübecker Bibel)] und den Vorreden zu den
einzelnen biblischen Büchern wurde in der vorliegenden Ausgabe ein
gesonderter Platz zugewiesen, u. zw. im Anhang des VI. Bandes.
Hrsg. hatte sich zu dieser Zusammenfassung der Vorreden entschlossen
, um den Wechsel von Verszählung in den Biblischen Büchern
und Zeilenzählung in den Vorreden zu vermeiden. Solch ein Wechsel
hätte sich beim Zitieren ungünstig ausgewirkt.

I. beschränkte sich in den Vorworten zu den einzelnen Bänden
nicht nur auf Bemerkungen zur Einrichtung seiner Ausgabe. Er teilte
Forschungsergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten mit, die im
Zusammenhang mit der Ausgabe der niederdeutschen Bibelfrühdrucke
, entstanden waren. Er vermittelte u.a. Einblicke in die
Arbeitsweise von Übersetzern und Druckern, verwies auf das Verhältnis
der Bibeldr,ucke zu Vorlagen bzw. Zwischenstufen und auf Beziehungen
der niederdeutschen Texte zur oberdeutschen Zainerbibel
(Augsburg, um 1475) oder zur Delfter Bibel von 1477 und machte
aufmerksam auf noch zu lösende Probleme.

Vorgesehen war, einen Schlußband folgen zu lassen, der weitere
Aufschlüsse und Kommentare bringen sollte. Es wäre zu hoffen und
zu wünschen, daß Isings Arbeiten dazu einen Stand erreicht haben,
der es möglich macht, diesen Band erscheinen zu lassen. Das verdienstvolle
Werk würde damit seine Abrundung erfahren.

Halle-Neustadt Brigitta Schreyer-Kochmann

Altes Testament

Jenni, Ernst: Lehrbuch der hebräischen Sprache des Alten Testaments
. Neubearbeitung des „Hebräischen Schulbuchs" von Hollenberg
-Budde. Basel-Stuttgart: Helbing & Lichtenhan 1978.
392 S. gr. 8'. Lw. sfr 32,-.

Seit 1861 hat das „Hebräische Schulbuch" von W. Hollenberg in
immer neuen Bearbeitungen (seit der 3. Aufl. 1873 von Joh. Hollenberg
, seit der 8. Aufl. 1895 von K. Budde, seit der 16. Aufl. 1935 von
W. Baumgartner herausgegeben) 26 Auflagen erlebt. Die von E. Jenni
besorgte 26. Aufl. 1971 war die letzte in der bekannten Gestalt dieser
Schulgrammatik mit angehängtem Übungsteil und Vokabularen.
Von dieser unterscheidet sich die nun vom Vf. vorgelegte Neubearbeitung
grundlegend dadurch, daß sie keine Grammatik ist, sondern
ein Lehrbuch, das den Lernstoff in 30 Lektionen gliedert (19-322).
Vorangestellt ist eine Einleitung (11-19), die den Lehrgegenstand, das
Lernziel und sprachgeschichtliche Materialien behandelt. Dem Lektionenteil
folgen Vokabulare (323-369. Hebr.-Dt. u. Dt.-Hebr.)
und Register (370-392). Gegenüber der 26. Aufl. ist der Umfang um
rund 150 Seiten gewachsen (im Lektionenteil von 187 auf 322 S.),
obwohl auf einen gesonderten Paradigmenteil verzichtet wurde (auf
S. 320f wird lediglich das Paradigma des starken Verbs ohne Suffixe
geboten).

Bei der Neubearbeitung versuchte der Vf. zwei Grundanliegen zu
verwirklichen (cf. das Vorwort). Er wollte nicht nur Grammatik-,
sondern auch Vokabelwissen (ca. 800 Lernvokabcln) vermitteln. Ferner
sollten alle Übungssätze dem AT entnommen und auf alle konstruierten
Sätze sollte (im Gegensatz zu H. [= Hollenberg]) verzichtet
werden. Diese Konzentration auf das im AT Belegbare bedingte auch
den Verzicht (mit Ausnahmen) auf konstruierte Formen. Die Durchführung
der Grundsätze des Vf. erweist sich dadurch als möglich, daß
häufige, aber schwierige Formen schwacher Verben, die in einer
systematisch geordneten Grammatik sehr spät behandelt werden,
hier schon sehr früh als Vokabeln eingeführt und gelernt werden (z. B.
schon in Lekt. 5 wäjjä'äi und wäjjeliek), daß die Zahlen vorgezogen
werden und daß die Syntax von vornherein in den Grammatikteil der
Lektionen einbezogen wird. Es ist dem Vf. gelungen, den Vokabelschatz
, Grammatikstoff und die Übungen so zu koordinieren, daß ein
gleichmäßiger Lernfortschritt erzielt wird.

Die Lektionen zeigen (mit Ausnahme der beiden Wiederholungslektionen
15 u. 30; Lekt. 15 ist z. T. als programmierte Übung aufgebaut
) eine 5teilige Struktur. Der 1. Teil ist in den Lekt. 1-14 eine
Vorübung, die Teile des neu zu behandelnden Lernstoffes praktisch
erschließen will, in den Lekt. 16-29 eine Vokabelrepetition nach
Sachgruppen: religiös-ethischer, kultischer, politisch-militärischer
Bereich, Mensch/Familie/Körper, Raum/Dimension/Bewcgung.
Zeit/Zahl/Maß, unbelebte Natur, Tiere und Pflanzen, materielle
Kultur, Reden/Denken, Wille/Gefühl, Partikeln/Pronomina, Personennamen
, Orts-, Stammes- und Völkernamen. Als 2. Teil folgt eine
Liste neuer Vokabeln (mit Form- u. Anwendungsbeispielen, z. B.
Lekt. 5: amär I ko 'amär jähwce). Daran schließt sich (3.) der Grammatikteil
an, in dem auch die jeweiligen Paradigmentafeln abgedruckt
sind. Zu ihm gehört ab Lekt. 16 auch eine Liste „Wortschatz
nach Sachgruppen", welche bereits Gelerntes repetiert (in Korrespondenz
mit der jeweiligen Vokabelrepetition, aber umfänglicher
als diese) und Neues in runden Klammern beifügt. Es folgen (4.) Anmerkungen
(spezielle Erläuterungen zur Grammatik im Kleindruck)
und (5.) Übungen, die z. T. wörtlich oder sachlich aus dem H. übernommen
wurden (mit entspr. Umgruppierung). Der Übungsteil enthält
Formbestimmungsübungen Hebr.-Dt. (gegenüber H. reduziert
), Übersetzungsübungen: Formen vom Dt. ins Hebr. und ausgewählte
Übungssätze Hebr.-Dt. (gegenüber H. erweitert) und
Dt.-Hebr. (gegenüber H. stark reduziert) und schließlich zusammenhängende
Lesestücke aus der BHS (Textübersicht S. 7) und
außerbibl. Schrifttum (Siloah-Inschrift, Lachisch-Ostrakon II, 1 QS