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Ausgabe:

1981

Spalte:

611-612

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Adam, Adolf

Titel/Untertitel:

Pastoralliturgisches Handlexikon 1981

Rezensent:

Winkler, Eberhard

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Seite 1

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611

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

612

ten von neurotischen und depressiven Patienten konkretisiert. Solche
Fallberichte haben aber den Nachteil, daß jeder Verfasser ein anderes
Verständnis von Neurose und Depression hat und daß er solche Definitionsfragen
oft nicht beachtet. Stellt man sich hingegen eine Seelsorge
an Strafgefangenen vor, welche die von Ellen Stubbe dargelegten
psychoanalytischen Einsichten ablehnt, und vergleicht man eine
solche Seelsorge mit dem, was in diesem Buch gelehrt wird, so wird
viel deutlicher, daß es in diesem Streit nicht bloß um Psychologie
geht, sondern um das Verständnis des Evangeliums und um ein
christliches Verhalten zu den Menschen, die in der Gesellschaft als
besondere Sünder gelten.

Basel-Reinach Walter Neidhart

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Adam, Adolf, u. Rupert Berger: Pastoralliturgisches Handlexikon.

Freiburg-Basel-Wien: Herder 1980 XXII, 570 S. 8".

Auf das Wörterbuch der Pastoral-Anthropologie (1975) ließ der
Herder-Verlag das liturgische Pendant folgen, das dem erstgenannten
Werk würdig zur Seite steht. In 720 Artikeln informiert das Lexikon
zuverlässig, gut lesbar und mit ausgewogenem Urteil über alle wichtigen
grundlegenden und aktuellen Themen des liturgischen Lebens.
Die wesentlichen Ergebnisse der durch das 2. Vaticanum ausgelösten
Liturgiereform sind nicht nur eingearbeitet, sondern sie bestimmen
den Geist des Werkes. Die Offenheit für moderne Fragestellungen
zeigt sich in der Aufnahme von Stichworten wie „Kreativität",
„Kommunikation im Gottesdienst", „Medien im Gottesdienst".
Dabei besteht keine Neigung, modische Tendenzen zu betonen. Es
fällt z. B. auf, daß zum Stichwort „Meditation" nur ein Verweis auf
„Stille" erfolgt. Hierzu wäre doch etwas mehr Information zu wünschen
.

Das Buch ist eindeutig katholisch, berücksichtigt aber nach Möglichkeit
orthodoxe, anglikanische, lutherische und reformierte Liturgie
. Ergebnisse interkonfessioneller Gespräche fließen in die Formulierung
des eigenen Standpunktes ein, so daß dieser besonders an den
neuralgischen Punkten theologisch umsichtig beschrieben wird. So
heißt es zum Meßopfer: „In der Messe wird nicht ein neues Opfer
Christi oder der Kirche aufgerichtet, sondern das eine und einmalige
Opfer Christi gewinnt durch Gedächtnis Gegenwart, die Gemeinde
ergreift die in Gnade gewährte Möglichkeit, die Kreuzeshingabe Christi
sich schenken zu lassen, um sie selbst zu ergreifen" (377). Zum
Problem der Interkommunion wird der offizielle Standpunkt geteilt,
die Beseitigung der Differenzen im Amtsverständnis sei Voraussetzung
für die gegenseitige Zulassung der Glieder verschiedener Kirchen
zur Eucharistie. Dieser harte Standpunkt ist aber pastoral zu
modifizieren: „Eine anderslautende persönliche Entscheidung auf
privater Ebene wird man respektieren, solange sie nicht einer Verleugnung
des eigenen Glaubens und der eigenen Kirche gleichkommt
" (219). Das leidige Problem der „ökumenischen Trauung"
wird mit wenigen Zeilen im Art. „Ökumen. Gottesdienst" erwähnt.
Ob spätere Auflagen dazu mehr und vor allem für die Betroffenen
Hilfreicheres zu sagen wissen?

Intention und Anlage des Werkes gehen von der gegenwärtigen
Praxis aus. Liturgiegeschichtliche Themen finden deshalb verhältnismäßig
selten eigene Artikel. Sie fehlen aber nicht ganz, wie die Beispiele
„Antiochien", „Byzanz", „Fränkisch-gallische Liturgie",
„Karolingerzeit", „Klementinische Liturgie" zeigen. Geschichtliche
Informationen sind darüber hinaus in den meisten Artikeln enthalten
. Dieses Verfahren der impliziten geschichtlichen Information
dürfte aus Platzgründen angemessen sein, wenn auch mancher Leser
bedauern mag, daß liturgiegeschichtlich wichtige Persönlichkeiten

wie Gregor d. Gr. usw. nicht in besonderen Artikeln berücksichtigt
sind. Ein Personenregister könnte das Werk in dieser Hinsicht
erschließen helfen. Allzu knappe geschichtliche Hinweise empfehlen
sich nicht, wie die wenigen Zeilen zur Aufklärung im evangelischen
Raum zeigen (46). Dort ist zu lesen: „der Prozeß der Reformation
wird konsequent zu Ende geführt, die liturgische Struktur des Gottesdienstes
weithin völlig aufgelöst". Weder die liturgischen Bemühungen
der Reformation noch die der Aufklärung lassen sich so lapidar
beurteilen.

Die dankenswerte und gelungene Absicht des Verlages, ein handliches
und preiswertes Lexikon zu schaffen, verbietet große Erweiterungswünsche
. Von evangelischer Seite wäre es natürlich zu begrüßen
, wenn manches wichtige Stichwort aus dem eigenen Raum Aufnahme
fände, zumal ein entsprechendes Werk auf dieser Seite fehlt.
Zu denken wäre an Stichworte wie „Michaelsbruderschaft", „Predigtgottesdienst
", „Realpräsenz" usw. Doch auch ohne solche Ergänzungen
kann das Buch schon jetzt als ein Standardwerk gelten, das
über Konfessionsgrenzen hinweg viele dankbare Benutzer finden
wird.

Gutenberg b. Halle/S. Eberhard Winkler

Von Personen

Konrad Onasch zum 65. Geburtstag
am 4. 8.1981

Sehr verehrter Herr Kollege Onasch!

Die Folgezeit verändert viel und setzt jeglichem sein Ziel. Mit der
Vollendung Ihres 65. Lebensjahres erreichen Sie die Altersgrenze, an
der Sie von Ihren Verpflichtungen als Leiter eines Wissenschaftsbereiches
entbunden werden. Dieser Umstand gibt uns eine zweifache
Gelegenheit. Einmal möchten wir dankbar an Ihre vielfältigen Leistungen
in Lehre und Forschung erinnern. Als Sie nach Ihrer Promotion
in Berlin den Lehrauftrag für die Konfessionskunde der Orthodoxie
an der Martin-Luther-Universität übernahmen, standen Sie vor
der Aufgabe, diesen Wissenschaftsbereich erst aufzubauen. Dies geschah
unter Ihrer tatkräftigen Beteiligung mit der Gründung des Instituts
für die Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen, ferner mit
Ihrer Habilitation und Berufung zum Dozenten, der die Ernennung
zum Titularprofessor, Professor mit Lehrauftrag, vollem Lehrauftrag
und Lehrstuhl folgte. Sie haben in diesem Rahmen alle hier gestellten
Aufgaben gültig gelöst.

Ihr spezielles Interesse galt einerseits der Ikonenmalerei, durch das
Sie auch befähigt wurden, den Fachbereich Christliche Archäologie
mit zu betreuen, und andererseits der Dostojewski-Interpretation-
Ihre Publikationen haben Ihnen weltweite Anerkennung, besonders
aber unter den Fachgelehrten in der Sowjet-Union eingetragen. Dies
betrachten wir gleichzeitig als eine Leistung zum Ansehen unserer
Alma mater und unserer Sektion.

Zum anderen möchten wir Ihnen Kraft und gute Möglichkeiten
wünschen, Ihre vielfältigen Vorhaben weiterzuführen und zu einem
guten Ende zu bringen. Ihre Entbindung von der Leitungsfunktion
möchten wir jedoch nicht so verstehen, daß Sie sich von allen Lehrpflichten
frei fühlen. Wir hoffen, daß Sie bis zum Vollzug Ihrer Nachfolgeregelung
und darüber hinaus uns Ihre Erfahrungen und Kenntnisse
zugute kommen lassen und Ihre neuen Forschungsergebnisse
immer wieder in die Lehre einfließen lassen können. Daß dies alleS
bei Gesundheit und Schaffenskraft in einer forderlichen häuslichen
Atmosphäre geschehen darf, wünschen wir Ihnen an diesem Tage.

Sektion Theologie der

Martin-Luther-Universität

Halle-Wittenberg

Pr. Dr. Dr. Gerhard Wallis