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1981

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

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Neuerscheinungen

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603

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

604

Konstellationen in der Christenheit voraussagt, mit einem Wort ein
protestantisches Klima ... die protestantischen Kirchen haben sich
konstituiert, sie betrachten sich als Kirchen im totalen Sinne des
Wortes, sie meinen leben zu können ohne das ekklesiologische Gegenüber
der traditionellen Kirche" (184).

So hat sich auch die täuferische und schließlich pietistische Auffassung
durchgesetzt, daß die Reformation des 16. Jh. mehr war als Reformation
eines bestehenden Kirchentums, nämlich eine wirkliche
Neuschaffung. So wurden die reformierten Kirchen vier Jahrhunderte
alt. Diese Entwicklung hat u. a. ihren Ausdruck gefunden in der
Reordination der Pfarrer, die evangelisch wurden. Während die evangelischen
Pfarrer in der Reformationszeit nicht ordiniert wurden, hat
sich diese Praxis allmählich durchgesetzt. Gleichzeitig mit dem Aufgeben
des katholischen Aspekts der Kirche wurde die von den Täufern
ererbte apostolische und misssionarische Ausrichtung wichtig,
zunächst im Pietismus und dann allgemein in den reformierten Kirchen
.

Die heutige reformierte Ekklesiologie beruht dennoch auf einem
doppelten und gegensätzlichen Erbe:

1. Die reformatorische Ausrichtung, die Reformation des Bestehenden
sein wollte. Sie ist heute nur noch abgeschwächt vorhanden, aber
die ökumenische Bewegung könnte sie neu beleben. 2. Die täuferisch-
pietistische Ausrichtung, welche eine, in sich selbst vollständige Kirche
postuliert, ohne Bezugnahme auf andere Kirchentümer. In dieser
letzten Perspektive wäre die Einheit kein Ausgangspunkt, sondern
ein Ziel, das zu erstreben wäre.

Der Versuch würde sich u. E. lohnen, eine ähnliche Untersuchung
in bezug auf das Luthertum zu unternehmen.

Strasbourg Marc Lienhard

Biser, Eugen: Abgestiegen zu der Hölle (WuA[M] 22, 1981
S. 19-22).

Commissio Theologica Internationalis: Quaestiones selectae de Chri-
stologia. Sessio plenaria 1979, relatio conclusiva (Gr. 61, 1980
S. 609-632).

Congar, Yves: Le monotheisme politique et le Dieu Trinite
(NRTh 113, 1981 S. 3-17).

Fitzmyer, Joseph A.: Nouveau Testament et christologie. Questions
actuelles(NRTh 113, 1981 S. 18^7).

Galley, Hand-Detlof: Das kirchliche Amt in der Augsburgischen
Konfession (ZdZ 1981, S. 1-13).

Johannes Paul II: Der bedrohte Mensch und die Kraft des Erbarmens.
Enzyklika Über das Erbarmen Gottes Papst Johannes Paul IL Revidierte
deutsche Übersetzung u. Kommentar v. K. Lehmann.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1981. 119 S. 8' Kart. DM 8,80.

Krötke, Wolf: Das Bekenntnis als Dimension des Lebens in der Gemeinde
(ZdZ 1981, S. 13-21).

Perrin, Jacques: A travers la mort l'Esprit nous recree pour la vie sans
fin (NRTh 113,1981 S. 58-75).

Pottmeyer, Hermann J.: Kontinuität und Innovation in der Ekklesiologie
des 2. Vatikanums (ThQ 160,1980 S. 277-294).

Schönherr, Albrecht: Bekenntnis und Bekennen (ZdZ 1981,
S. 21-31).

Tossou, Kossi-Joseph: L'appel du Centre ou la presence irreductible
du Christ (NRTh 113,1981 S. 48-57).

Welte, Paul H.: Jesus Christus - Mittler des Heils als Offenbarer der
Liebe Gottes I(WuA[M] 22, 1981 S. 9-12).

Praktische Theologie: Allgemeines

Theologiestudium - Vikariat - Fortbildung. Gesamtplan der Ausbildung
für den Pfarrerberuf. Empfehlungen des Rates der Evangelischen
Kirche in Deutschland. Hrsg. v. d. Kirchenkanzlei der Evangelischen
Kirche in Deutschland. Stuttgart-Berlin: Kreuz Verlag
1978. 1. u. 2. Aufl. 133 S. gr. 8' = Reform der Theologischen Ausbildung
, 12.

Die deutschen Landeskirchen haben in der Nachkriegszeit sehr
schnell erkannt, wie wichtig eine gesamtkirchliche Wahrnehmung
kirchlicher Aufgaben im Bereich der Gesellschaft, bei Innerer Mission
und Hilfswerk, bei der Äußeren Mission und der Ökumene und
manchem anderen Gebiet ist. Gesamtkirchliche Verantwortung für
die Fragen der Pfarrerausbildung ist weder ernsthaft gefordert noch
wahrgenommen worden. Nach wie vor gilt, was hier im Vorwort festgestellt
wird: „die Zuständigkeiten für Ausbildungsfragen liegen bei
den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland und bei
den Theologischen Fakultäten (Fachbereichen) und Kirchlichen
Hochschulen" (7). Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß hier „erstmals
" von der EKD aus Stellung genommen wird, der Plan aber nur
Empfehlungscharakter tragen kann. Verwunderlich ist schon eher,
daß trotz des Scheiterns gleichzeitiger Bemühungen um eine engere
Kirchengemeinschaft in der Bundesrepublik ein so hohes Maß an
Übereinstimmung in dieser Frage erreicht werden konnte. Es muß
abgewartet werden, ob die Inhalte des Gesamtplanes landeskirchliche
und institutseigene „Hoheitsrechte" durchbrechen werden. Hier sind
Zweifel erlaubt. Dennoch: die Solidität dieses Gesamtplanes ist
beeindruckend. Keine Landeskirche kann sich die ernsthafte Auseinandersetzung
mit diesen Empfehlungen in Sachen Aus- und Weiterbildung
der Theologen ersparen. Für lange Jahre ist ein Gesprächsforum
geschaffen, das zu Hoffnungen berechtigt. Hinter diesem Gesamtplan
steht ein immenser Fleiß vieler Gremien und Personen. Die
drei letzten gemischten Kommissionen sind auf S. 131-133 aufgelistet
. Die 11 im Kreuzverlag 1967-1974 herausgekommenen Bände
zur „Reform der theologischen Ausbildung" legen ein beredtes Zeugnis
von dieser Arbeit ab. Sie sind nicht nur wichtige Vorarbeiten für
den Gesamtplan, sondern auch eine Fundgrube für Detailfragen der
Ausbildung.

Die Zusammenfassung der Ausbildungsziele (9-13) geht auf die
wesentlichsten Punkte ein. Entscheidend für das Ganze ist, daß hier
erstmalig Studium, Vorbereitungsdienst und Weiterbildung als drei
Phasen ein und derselben Entwicklung verstanden und aufeinander
bezogen werden. Hinter diese Erkenntnis kann fortan keine Reformdiskussion
mehr zurück. Ein weiteres Kennzeichen ist die Berücksichtigung
der „Berufssozialisation" (11), womit nicht nur Kenntnisse
sondern Verhaltensweisen und Fähigkeiten eingeübt und
berücksichtigt werden müssen. Jede Phase hat eine spezifische Weise
der Theorie-Praxis-Verbindung. „Die Berufswirklichkeit ist das Ziel
der Ausbildung" (12). Damit muß sich der Plan in die unübersehbar
gewordene Pfarrerbilddiskussion einschalten. Das Problem wird
klar erkannt, die „Differenziertheit des künftigen Berufsbildes" zu
akzeptieren. Der Gesamtplan bringt mit der Einteilung in fünf
„Handlungsfelder" der Tätigkeit des Pfarrers eine sehr praktikable
Versachlichung in die Diskussion: 1. Gottesdienst und Predigt.
2. Unterricht, 3. Seelsorge und Beratung, 4. Diakonie und Sozialarbeit
, 5. Gemeindeleitung und -aufbau.

Der Haupteil des Gesamtplanes widmet sich dem Theologiestudium
, also der 1. Phase. Empfehlungen für den altsprachlichen Unterricht
und die entsprechenden Prüfungen, für eine Zwischenprüfung
und das 1. Examen, für die Planung des Studiums überhaupt
und für Anschlußstudien werden gegeben. Im 2. Teil werden die Aufgaben
und Ziele der Vikarsausbildung und die besonders lange diskutierten
Empfehlungen zum 2. Examen gegeben. Die letzten 5 Seiten
gehören der Fortbildung. Alle Empfehlungen sind so konkret und ins
einzelne gehend, daß sich aus ihnen mühelos Prüfungsordnungen und