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Ausgabe:

1981

Spalte:

593

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Kantzenbach, Friedrich Wilhelm

Titel/Untertitel:

Programme der Theologie 1981

Rezensent:

Hägglund, Bengt

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Seite 1

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593

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

594

Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Programme der Theologie. Denker,
Schulen, Wirkungen. Von Schleiermacher bis Moltmann. München
: Claudius Verlag 1978. 343 S. 8°. Kart. DM 22,80.

In kurzen, voneinander unabhängigen Abschnitten behandelt diese
neue Arbeit aus dem Füllhorn des Neuendettelsauer Kirchenge-
schichtlers die wichtigsten tonangebenden Theologen von 1800 bis
zur Gegenwart. Eine Übersicht über die neuere Theologiegeschichte,
worin auch die neuesten Beiträge behandelt werden, ist ein Wunsch
mancher Theologiestudenten. Das vorliegende Buch füllt hier eine
Lücke, ist aber als erste Einführung in das Thema weniger geeignet,
da es meistens gute Vorkenntnisse fordert. Man könnte es als ein Brevier
zur modernen Theologiegeschichte bezeichnen. Der Vf. arbeitet
in der Regel direkt mit den Quellen, d. h. mit den wichtigsten Arbeiten
der betreffenden Autoren. Aber auch die neueste Forschung wird
berücksichtigt, so z. B. in dem Abschnitt über Schleiermacher, der die
Darstellung einleitet. Die Einleitung geschieht nach den Autoren,
nicht nach Richtungen oder Schulen. J. F. Röhr und K. G. Bret-
schneider repräsentieren den Rationalismus, D. F. Strauß die frühe
liberale Tradition. Auch eigenständige Theologen wie Tholuck,
Overbeck und später Albert Schweitzer werden hier behandelt. Löhe,
Vilmar und Richard Rothe haben-auch ihren Platz in dieser Sammlung
. Die Erlanger Schule kommt durch J. Chr. K. v. Hofmann zu
Wort. Dann behandelt der Vf. die großen Namen aus der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts, Ritsehl, Kähler, Herrmann und v.
Harnack, und vom Anfang dieses Jahrhunderts Troeltsch, Rudolf
Otto und, wie gesagt, Albert Schweitzer.

Die neueren Theologen, die hier geschildert werden, sind folgende:
Barth, Bultmann, Bonhoeffer, Tillich, Ebeling, Pannenberg und
Moltmann.

Die verschiedenen Kapitel sind so aufgebaut, daß der Vf. nach
einer kurzen biographischen Einführung die wichtigsten Ideen der
vorgestellten Autoren behandelt, meistens nach einer paraphrasie-
renden, assoziativen Methode mit zahlreichen treffenden Zitaten. Die
Darstellung zeugt von einer eminenten Vertrautheit mit den vielen
verschiedenen Gedankenwelten, die hier repräsentiert sind. Das objektive
Referat wird oft mit kritischen Fragen und Reflexionen kombiniert
, aber das Hauptinteresse ist, die Vielfalt der Persönlichkeiten,
Ideen und theologischen Grundgedanken zu ihrem Recht kommen
zu lassen.

Um der Darstellung mit Gewinn folgen zu können, müssen elementare
Kenntnisse der neueren Theologie vorausgesetzt werden,
aber für die theologisch Bewanderten mag dieses theologiegeschicht-
'iche „Brevier" eine ergiebige Lektüre sein.

Ein wertvoller Anhang verzeichnet grundlegende Quellen und
Literaturempfehlungen zur Weiterarbeit.

Lund Bengt Hägglund

Müller, Richard: Adventisten - Sabbat - Reformation. Geht das
Ruhetagsverständnis der Adventisten bis zur Zeit der Reformation
zurück? Eine theologiegeschichtliche Untersuchung. Lund: CWK
Gleerup 1979. X, 251 S. gr. 8* = Studia Theologica Lundensia, 38.
skr 50.-.

Mit dieser Lunder Dissertation will der Vf., selbst Glied der Gemeinschaft
der Siebenten-Tags-Adventisten, einen Beitrag zur gegen-
^rtigen Sabbatdiskussion leisten und gleichzeitig „ein besseres
gegenseitiges Verständnis in dieser Frage" fördern (3).

Die Sabbat-Sonntag-Problematik - für den Vf. nach wie vor eine
°ffene Frage - wird in einen großen historischen Zusammenhang
gestellt und als alter theologischer Konfliktstoff ausgewiesen. Teil I
der Arbeit „Das Ruhetagsverständnis zur Zeit der Reformation" enthält
Untersuchungen zum Sabbatverständnis in der röm.-kath. Tradi-
ll°n, bei Luther, Calvin, Karlstadt und den sabbatarischen Wieder-
'äufern (Balthaser Hubmaier, Menno Simons, Oswald Glait, Andreas

Fischer). An diese interessante und vergleichsweise sehr umfangreiche
, durch Quellen und Sekundärliteratur belegte bzw. ergänzte
Darstellung schließt sich Teil II „Das Sabbatverständnis der englischen
Siebenten-Tags-Baptisten des 17. Jahrhunderts" organisch an.
Daß dabei die historischen und theologischen Voraussetzungen besonders
berücksichtigt werden (Anti-Sabbatarier, Puritaner, West-
minster Konfession) erweist sich auch im Blick auf die Siebenten-
Tags-Adventisten als sehr fruchtbar. Der Vf. setzt sich kritisch mit
dem historischen Selbstverständnis der Siebenten-Tags-Baptisten
auseinander - die These von der Verbindung zwischen kontinentalen
und englischen sabbatarischen Wiedertäufern ist bisher nicht zu belegen
- und weist nach, daß weder Edward Brerewood noch Thomas
Brood den frühen Siebenten-Tags-Baptisten zuzurechnen sind (vgl.
155f). In ihrem theologischen Kontext entfaltet er dann die Sabbatlehre
dieser Gruppierung. Teil III „Das Sabbatverständnis der Siebenten
-Tags-Adventisten" verdient besondere Aufmerksamkeit.
Nach einer kurzen Ausleuchtung des historischen Hintergrundes
(Kap. I) werden der Sabbatkonflikt bei den Milleriten und der Einfluß
der Siebenten-Tags-Baptisten auf Teile der Millerbewegung dargestellt
(Kap. II). „Eine Analyse des frühen Schrifttums der sabbatari-
schen Adventisten" (Kap. III) erschließt seltene, schwer zugängliche
(Quellen. Ihr folgt die Erarbeitung der „Motive für die Heilighaltung
des Sabbats nach dem Schrifttum von E. G. White" (Kap. IV). Auf
die Sabbattheologie der heutigen Siebenten-Tags-Adventisten und ihr
Verhältnis zu den „Vätern" geht der Vf. leider nicht ein.

Der Wert der Arbeit liegt sowohl in der Zusammenfassung von im
wesentlichen bekannten, aber in der Literatur verstreuten Einzelergebnissen
wie in der Erschließung neuer Quellen, vor allem aus dem
englisch-nordamerikanischen Raum, nicht zuletzt aber in der um
Klarheit und Objektivität bemühten Schau der Sabbat-Sonntag-
Kontroverse in einem großen historischen Zeitraum. Daß weitere
umfassende Einzeluntersuchungen notwendig sind, steht auch für den
Vf. außer Zweifel (vgl. 232). Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis
der weitestgehenden Abhängigkeit der frühen Siebenten-Tags-
Adventisten von der Sabbatlehre der Siebenten-Tags-Baptisten.
Damit wird die These von P. Gerhard Damsteegt (Foundations of the
Seventh-day-Adventist Message and Mission, Grand Rapids 1977)
widerlegt, daß die Argumente der sabbatarischen Adventisten denen
der Siebenten-Tags-Baptisten lediglich „somewhat similar" seien
(146). Müller betont demgegenüber, „daß sie fast in allen Punkten
identisch waren und daß die sabbatarischen Adventisten in ihrer Argumentation
nicht über die Siebenten-Tags-Baptisten hinausgingen.
Sowohl das nach Damsteegt spezifisch adventistische Motiv der Restauration
wie auch das des himmlischen Heiligtums treffen wir
schon bei den englischen Siebenten-Tags-Baptisten in ähnlichem Zusammenhang
an, . .." (50- Auch E. G. White vermag er auf Grund
des historischen Befundes keinerlei Eigenständigkeit in der Sabbatfrage
zuzuerkennen (222)! Doch wird die Rolle E. G. Whites bei der
Durchsetzung der Sabbatlehre mit all ihren weitreichenden Konsequenzen
unter den führenden Adventisten nicht untersucht, die den
Sabbat betreffenden bedeutungsvollen Visionen werden nicht in Beziehung
zur historischen Entwicklung gesetzt. E. G. Whites prophetisches
Selbstverständnis, das eng mit der Sabbatfrage verbunden ist,
tritt dadurch ebensowenig ins Blickfeld wie die Bedeutung ihres
Werkes für die Sabbatlehre der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-
Adventisten. Das Kapitel über E. G. White vermag unter diesem Gesichtspunkt
nicht zu befriedigen, hier muß von anderer Seite kritisch
weitergearbeitet werden.

Halle (Saale) Helmut Obst

Brandmüller, Walter: Die Kirche in der Predigt des hl. Bernhardin

von Siena(MThZ3l, 1980 S. 284-295).
Cassese, Michele: Die Ekklesiologie der „Confessio Augustana"

(Cath 34, 1980 S. 296-333).