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Ausgabe:

1981

Spalte:

585-586

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Autor/Hrsg.:

Gericke, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Glaubenszeugnisse und Konfessionspolitik der brandenburgischen Herrscher bis zur preussischen Union 1981

Rezensent:

Delius, Hans-Ulrich

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585

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

586

Territorialkirchengeschichte

Gericke, Wolfgang: Glaubenszeugnisse und Konfessionspolitik der
brandenburgischen Herrscher bis zur Preußischen Union
1540-1815. Bielefeld: Luther-Verlag 1977. 260 S. gr. 8' = Unio
und Confessio, 6. Kart. DM 40,-.

Schon die Aufnahme dieses Buches in die Schriftenreihe der Evangelischen
Kirche der Union macht deutlich, daß es sich dabei um eine
Auftragsarbeit handelt, die einem in der DDR wirkenden Pfarrer
übertragen wurde. Der Vf. ist als kenntnisreicher Kirchenhistoriker
für den Raum Berlin-Brandenburg bekannt. Er unterteilt das Werk in
einen - kürzeren - Darstellungsteil und einen - längeren - Quellenteil
. In die Darstellung fließt jeweils die ausführliche Exegese der
dann später gebotenen Quellenstücke ein. Dabei hatte Gericke immerhin
fast dreihundert Jahre Kirchengeschichte der Mark auf 86
Seiten unterzubringen. Weiterführend ist seine Darstellung vor allem
bei Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten, der zu Recht mit
zahlreichen Texten vertreten ist, fehlen doch dazu neuere Monographien
. Aber auch die Darstellung der religiösen Meinungen Friedrich

II. nimmt größeren Raum ein, und man merkt deutlich, daß hier des
Vf. Herz schlägt. Sehr schmerzlich sind jedoch die weithin fehlenden
Literaturhinweise zu spüren, vor allem aus der neueren Zeit. Dennoch
bietet Gericke hier, aber auch in den anderen Zeiträumen, eine
zwar äußerst knappe und trotz Literaturhandicaps gute flüssige Darstellung
, die zur Bereicherung der nicht gerade üppigen Titelliste zur
Berlin-Brandenburgischen Kirchengeschichte dieser Zeit beiträgt.

Was sich im ersten Moment als Nachteil zeigte, kann sich aber
dann vielleicht doch durchaus zum Vorteil wandeln: Gericke vermeidet
es, oder besser gesagt, muß es notgedrungen vermeiden, sein Buch
mit Literaturnachweisen vollzustopfen. Man kann dies dann akzeptieren
, wenn man sich die Zielstellung des Buches vor Augen hält. Es
war Gerickes Aufgabe, in erster Linie ein Quellenbuch für die EKU
zu bieten, dessen Schwerpunkt auf Glaubenszeugnissen oder besser
Bekenntnissen individueller und persönlicher Natur liegt. Dabei wird
deutlich, daß die Glaubenspolitik und die Kirchenpolitik bei den
brandenburgischen Herrschern weithin eine Einheit bildete. Nicht
die Politik bestimmt ihre Glaubenshaltung, sondern genau umgekehrt
: Die Glaubenshaltung bestimmt die Konfessionspolitik. Dennoch
war die Toleranz, die vermittelnde gemäßigte Haltung mit Ausnahme
vielleicht bei den streng lutherischen Kurfürsten Johann
Georg und Joachim Friedrich stets das hervorstechendste Element bei
den brandenburgisch-preußischen Herrschern (S. 9). Im 18. Jh.
machte sich dann unter dem pietistischen Einfluß ein Zurückgehen
des konfessionellen Elementes bemerkbar. Während Joachim II. den
lutherischen Rechtfertigungsglauben in den Mittelpunkt stellte, wurde
er unter den reformierten Herrschern zum Erwählungsglauben,
der unter Friedrich Wilhelm L sich wieder zum Rechtfertigungsglauben
wandelte. Unter Friedrich II. blieb davon nur noch ein rationalistischer
Determinismus übrig, bis sich dann unter Friedrich Wilhelm

III. das „gesamtprotestantische Bewußtsein" (S. 11) durchsetzte, das
schließlich zur Union führte.

Der Quellenteil umfaßt 40 Stücke, davon 7 bisher ungedruckte.
Aber auch bei den bereits bisher recht verstreut gedruckt vorliegenden
Quellen führt Gericke durch die Darbietung anderer o. ä. Entwürfe
weiter. Die ungedruckten Stücke stammen alle aus dem Staatsarchiv
der DDR, Dienststelle Merseburg, und zwar aus den Repositu-
ren 32, 35,46 und 47.

Einige Kleinigkeiten seien am Rande bemerkt: Die Worterklärungen
sind uneinheitlich, denn mal wird im Apparat bei der Erläuterung
in der Konstruktion geblieben, mal wird die Grundform angegeben
. Nicht nur neuere, meist auch ältere Literatur zu den einzelnen
Problemkreisen fehlt. Wenn diese Beschränkung notwendig war,
wäre der Benutzer sicher für weiterführende Titel dankbar gewesen
wie etwa Johannes Schultze: Die Mark Brandenburg, Bd. 4 und 5.
Schultze streift zwar die kirchlichen Verhältnisse nur, bietet aber eine

ausgezeichnete Darstellung der einzelnen Herrscher. Auch die vierbändige
Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg von
H.-J. Schreckenbach durfte hier ebensowenig fehlen wie die .Brandenburgische
Literatur', eine Regionalbibliographie für die Bezirke
Cottbus, Frankfurt/Oder und Potsdam. - Luthers Werke und Briefe
nach der Clemenschen oder gar nach der populären Münchener Ausgabe
zu zitieren, ist ungebräuchlich. Die Synekdoche (S. 129) kann
nicht aus Luther, sondern muß aus Donat: De arte grammatica libri
3,6 erklärt werden. Ebenda lies Anm. 8a: Borchardt. Statt dem veralteten
Mirbt ist für das Tridentinum (S. 162 Anm. 3) besser Denzin-
ger-Schönmetzer Nr. 1523 anzugeben, da das Stück im Mirbt-Aland
fehlt.

Berlin Hans-Ulrich Delius

Bäumer, Remigius, Karl Suso Frank u. Hugo Ott [Hrsg.]: Kirche am
Oberrhein. Beiträge zur Geschichte der Bistümer Konstanz und
Freiburg. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1980. 592 S. m. Abb., 25
Taf. dav. 2 färb. gr. 8° = Freiburger Diözesan-Archiv, 100. Lw. DM
78,-.

Die Festschrift ist dem katholischen Kirchenhistoriker Wolfgang
Müller gewidmet, der seit 1951 in Freiburg lehrt und sich durch territorialgeschichtliche
Forschungen verdient gemacht hat. Von den 31
Beiträgen seien hier 16 genannt: H. Maurer, Die Bischofshöri. Studien
zur „Gründungsausstattung" des Bistums Konstanz (9-25); K.
Schmid, Bemerkungen zum Konstanzer Klerus der Karolingerzeit
(26-58); J. Wollasch, Zu den Anfängen liturgischen Gedenkens an
Personen und Personengruppen in den Bodenseeklöstern (59-78); E.
Hillenbrand, Das literarische Bild des heiligen Konrad von Konstanz
im Mittelalter (79-108); H. J. Wollasch, Die Benediktinerabtei
St. Georgen im Schwarzwald und ihre Beziehungen zu Klöstern
westlich des Rheins (109-28); H. Mordek, Isaak der Gute in Freiburg
i. Br. Ein neuer Textfund ... (203-10); A. Madre, Beatus Rai-
mundus-„Rhenanus"? Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des Lullismus
am Oberrhein (211-24); H. Zapp, Bischofswahl nach einem
Konstanzer Formelbuch von 1478 (225-34); W. Klaiber, Johannes
Eck und Geiler von Kaisersberg (248-53); R. Bäumer, Konstanz
und das Tridentinum. Um die Teilnahme der Bischöfe und Äbte des
Bistums Konstanz am Konzil von Trient (254-76); O. Scheib, Das
Religionsgespräch als Instrument der gegenreformatorischen Wirksamkeit
des Konstanzer Generalvikars Johannes Pistorius (277-88);
K. Suso Frank, Das Ende der Freiburger Karthause (378-401); F.
A. Graf, Ignaz Demeter als Verfasser pädagogischer Beiträge
... (451-59); H. J. Münk, Briefe des Freiburger Moraltheologen
Ferdinand Geminian Wanker an Ignaz Heinrich von Wessenberg aus
den Jahren 1802-1810 (460-86); E. Keller, Johann B. Hirschers
Aufruf zu neuem Einsatz für die Weltmission (501-14); B. Casper,
Martin Heidegger und die Theologische Fakultät Freiburg 1909-23
(534-41).

G. H.

Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein

182,1979:

Hegel, Eduard: Von Joseph Hubert Mooren bis Max Braubach: fünf
Vorsitzende des Historischen Vereins für den Niederrhein und ihr
Beitrag zur rheinischen Geschichte. S. 9-23.

Trippen, Norbert: Die Gründung des Historischen Vereins für den
Niederrhein in ihrem geschichtlichen Umfeld, S. 24-45.

Peters, Wolfgang: Die Grafen von Are und die Neugründung des Klosters
Steinfeld im 12. Jahrhundert. S. 46-61.

Flink, Klaus: Zur Stadtentwicklung von Xanten (12.-14. Jahrhundert
). S. 62-88.

Beckers, Hartmut: Zur Reisebeschreibung Arnolds von Harff: Bericht
über zwei bisher unbekannte Handschriften und Hinweise zur
Geschichte dreier verschollener Codices. S. 89-98.