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Ausgabe:

1981

Spalte:

582-584

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Die Zeit der Reformation und Gegenreformation, 1521 - 1632 1981

Rezensent:

Scribner, Robert W.

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

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Bedarf hin, der an einem Korpus der altchristlichen und byzantinischen
Inschriften besteht, zeigt an konkreten Beispielen, welchen
Gewinn ein solches Korpus brächte, und macht Vorschläge, wie ein
solches Unternehmen anzugreifen sei. - Marcel Richards post-
humer Aufsatz «Editions difficiles» berichtet geistvoll und scharfsinnig
über Probleme, die sich dem Herausgeber dürftig überlieferter Vätertexte
stellten, und über die Wege, die zu ihrer Lösung führten.
Friedhelm Winkelmann, Probleme der Zitate in den Werken
der oströmischen Kirchenhistoriker, kommt zu einem überraschend
günstigen Urteil über die Zuverlässigkeit der Zitate und Zitierweise
oströmischer Kirchenhistoriker. Seine Übersicht reicht von Eusebios
bis Photios; sie ist über ihr eigentliches Thema hinaus lehrreich, weil
sie zeigt, in welcher Weise die Historiker voneinander abhängig sind.
- Hans Martin Schenke, Die Relevanz der Kirchenväter für die Erschließung
der Nag-Hammadi-Texte, vergleicht das Gnosisbild, das
die Texte von Nag-Hammadi liefern, mit dem, das die Referate der
Kirchenväter ergeben haben, und weist auf die Zufälligkeit und Einseitigkeit
hin, die beiden Gnosisbildern durch ihre Entstehungsweise
anhaftet. Daraus ergibt sich, daß beide einander beleuchten und daß
keines von beiden für das Verständnis der Gnosis entbehrlich ist. Die
Richtigkeit seiner Ausführungen beweisen zwei instruktive Beispiele,
eine bestimmte Form des gnostischen Doketismus und die Frage nach
der Historizität der simonianischen Helena. - Kurt Rudolph
kommt mit einer Übersicht über die mandäische Literatur ein zweites
Mal zu Wort (Die mandäische Literatur. Bemerkungen zum Stand
ihrer Textausgaben und zur Vorbereitung einer Ginza-Edition),
dabei spricht er auch über die Schwierigkeiten, die sich einer Ginza-
Ausgabe stellen und die besonders der Druck mandäischer Schriften
bietet. Das erste Problem ist in der Tat schwer zu lösen, für das zweite
unterschätzt er jedoch die Möglichkeiten, die neuere elektronische
Verfahren in den letzten drei Jahren bereitgestellt haben. - Den
Schluß machen Ladislav Vidmans Ausführungen über die Rolle,
die Isis und Mithras im 4. Jh. gespielt haben (Isis, Mithras und das
Christentum). Darin erweist er Renans - von andern oft wiederholte -
Behauptung, daß Mithras der gefährlichste Gegner des Christentums
gewesen sei, als Redensart.

Den Herausgebern ist ihre Absicht, zu einer Bestimmung des Standorts
der Patristik im Rahmen der klassischen Studien beizutragen,
voll gelungen. Die Grenzen der Patristik umschließen einen weiten
Raum. Im allgemeinen Wissenschaftsbetrieb gilt die Patristik als die
Disziplin, in der alle der Erforschung der Spätantike dienenden
Fächer zusammengefaßt sind. Von diesem Sachverhalt liefert der vorliegende
Band ein zutreffendes Bild. Seine eindrucksvolle Einheitlichkeit
, die es verwehrt, einen Beitrag auf Kosten des andern auszuzeichnen
, ist jedoch nicht allein in dem genannten Sachverhalt begründet,
sondern zweifellos ebenso Verdienst der Herausgeber. Wenn sich bei
dieser Gelegenheit zugleich die zentrale Bedeutung des Berliner Kirchenväterkorpus
erwiesen hat, so ist das entstandene Bild auch in dieser
Einzelheit zutreffend.

Kiel Heinrich Kraft

Barnard, L. W.: Marcellus of Ancyra and the Eusebians (GOTR

25, 1980 S. 63-76).
Baumeister, Theofried: Franziskanische Nachrichten über das Ende

des Christentums in Nubien (FS 62,1980 S. 136-142).
Belche, Jean-Pierre: Die Bekehrung zum Christentum nach Augu-

stins Büchlein De catechizandis rudibus (Aug[L] 29, 1979

S. 247-279).

Biolo, Salvino: A Lonerganian approach to St. Augustine's Interpretation
of consciousness (ScEs 31, 1979 S. 323-341).

Blum, Georg Günter: Zur religionspolitischen Situation der persischen
Kirche im 3. und 4. Jahrhundert (ZKG 91,1980 S. 11-32).

Boer, Martinus C. de: Images of Paul in the Post-Apostolic Period
(CBQ42, 1980 S. 359-380).

Dassmann, Ernst: Esperanza cristiana en un mundo decadente (El
ejemplo de S. Augustin: un hombre entre dos epocas) (RAE 20,

1979 S. 331-347).

Doucet, Marcel: Vues recentes sur les «metamorphoses» de la pensee
de saint Maxime le Confesseur (ScEs 31,1979 S. 267-302).

Ferrari, Leo Charles: The gustatory Augustin (Aug[L] 29, 1979
S. 304-315).

Geanakoplos, Deno J.: St. Basil, "Christian humanist" of the "Three
hierarchs" and patron saint of Greek letters (GOTR 25, 1980
S. 94-102).

Kaloküre, Konstantinos D.: Paratereseis stön Kanöna tes Anastä-

seostoü Ioännou Damaskenoü (Kl. 11,1979 S. 113-128).
van der Löf, L.: Die Autorität Paulus nach Augustin (Aug[L] 30,

1980 S. 10-28).

Meinhold, Peter: 'E oikoumenike spoudaitötes tes theologias kai tes
zöes toü Megälou Athanasiou (Kl. 11,1979 S. 93-111).

Nikoläos, Theodoras S.: 'E histianike aletheia kai ethike shesei prös
ten'elleniken filosofian katä Klementa tön Alexandrea (Kl. 11,
1979 S. 59-92).

Normann, Friedrich: Neue Existenz, Freiheit und Gnade in den Werken
des Johannes Chrysostomus (ThGl 70, 1980 S. 250-283).

O'Donnel, James J.: Augustine, Confessiones 10.1.1.-10.4.6. (Aug[L]
29, 1979 S. 280-303).

Papes, Antonio: II concetto di pace in Tertulliano (Sal. 42, 1980
S. 341-350).

Steidle, Basilius: Der Gottesmann Benedikt und der Ostgotenkönig
Totila. Zu Papst Gregor, Dial. 2, 14-15 (EuA 56, 1980
S. 359-370).

Stella, Propere: II codice Basel, Universitätsbibliothek, B VII 9 e

Pietrodi Baume (Sal. 42, 1980 S. 73-113).
Zaiiartu, Sergio: Aproximaciones a la cristologia de Ignacio de Antio-

quia(TV2L 1980 S. 115-127).
Zese, Thedodoros: Shölia eis tous arhaious Apologetäs (Kl. 11, 1979

S. 13-57).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Kleineidam, Erich: Universitas Studii Erffordensis. Überblick über
die Geschichte der Universität Erfurt. Teil III: Die Zeit der Reformation
und Gegenreformation 1521-1632. Leipzig: St. Benno
1980. XX, 313 S. gr. 8° = Erfurter Theologische Studien, 42. Kart.
DDR M 24,50.

Im dritten Band seiner ausgezeichneten Geschichte der Universität
Erfurt bringt Erich Kleineidam wieder nicht nur eine Universitätsgeschichte
im engeren Sinn, sondern ein Bild der Universität in ihrer
intellektuellen Umwelt. Die Darstellung ist wie in den zwei vorausgegangenen
Bänden in einen erzählenden und einen strukturgeschichtlichen
Teil gegliedert. In dem strukturgeschichtlichen Teil behandelt
Kleineidam die ,äußeren Einflußmächte' mit Interessen an der Universität
(Erzbischof von Mainz und Erfurter Stadtrat), die Selbstverwaltungsorgane
, die Entwicklung der Fakultäten, Kollegien und Bur-
sen, und die Bibliotheken. Dazu kommen ausführliche Listen der
promovierten und rezipierten Magister und Doktoren, so daß der
Leser einen eindrucksvollen Überblick über die institutionellen und
intellektuellenKräfte der Universität bekommt.

Das Hauptthema des Bandes ist der Niedergang der einst so angesehenen
Universität. Die Universität Erfurt stand mitten im konfessionellen
Kampf um Reformation und Gegenreformation, vom Anfang
der evangelischen Bewegung in Erfurt, die aus der Universität erwuchs
, bis zur Auflösung der katholischen theologischen Fakultät
durch Gustav Adolf 1632 in Folge der schwedischen Besetzung, was
das Ende der mittelalterlichen Universität bedeutete. Der Verfall der
Universität im Zuge der Reformation ist deutlich im Rückgang der
Immatrikulationen und Promotionen erkennbar, vor allem im
schlimmsten Jahrzehnt 1521-30. Ein Wiederaufleben der Immatri-