Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1981

Spalte:

571-572

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Westerholm, Stephen

Titel/Untertitel:

Jesus and scribal authority 1981

Rezensent:

Weiß, Hans-Friedrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

571

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 8

572

Latin and Spanish, the editor has given us a wealth of other informa-
tion about variant readings, manuscripts and modern editions. The
apparatus of variants is bound to be serviceable and marks an im-
provement on its predecessors. Naturally we will always want more.
For example, the variant at Ac.vii.56 öeov P74 491 614 etc. might be
mentioned, but if we consult B-C we shall time and again find some-
thing of interest.

Obviously the textual criticism of the New Testament does not
stand still and this means that fresh editions of B-C will from time to
time be required. This is an indication that the one surviving Roman
Catholic greco-latin New Testament has thanks to the editor. earned
its place in the world of scholarship.

We must also pay tribute to the publishers, the Biblioteca de Auto-
res Cristianos, who have produced a most comprehensive volume in
compact and readable form. We congratulate them on adding an out-
standing item to their series of learned publications.

Oxford George D. Kilpatrick

Westerholm, Stephen: Jesus and Scribal Authority. Lund: CWK
Gleerup 1978. 178 S. gr. 8'= Coniectanea Biblica. New Testament
Series, 10.

In der langen Reihe der Untersuchungen des Verhältnisses zwischen
Jesus und dem Pharisäismus sowie des Gesetzesverständnisses
Jesu und seiner Kontrahenten gebührt dem hier zu besprechenden
Buch, ursprünglich einer von B. Gerhardsson angeregten Dissertation
, besondere Aufmerksamkeit. Nicht allgemein um die Frage
„Jesus und der Pharisäismus" oder „Jesus und das Gesetz" geht es
seinem Vf., sondern - im Rahmen solcher umfassenderen Fragestellung
- speziell um die Frage nach der Autorität der (pharisäischen)
Schriftgelehrten in der Sicht Jesu und damit zugleich um die Frage,
welche Stellung Jesus zur sog. mündlichen Gesetzesüberlieferung der
Pharisäer, zur sog. Halacha, eingenommen hat (lf). Solche Begrenzung
der Fragestellung ist der Sache, um die es dem Vf. geht, fraglos
zugute gekommen. Dies zeigt sich nicht nur darin, daß auf diese
Weise auch eine Begrenzung der zu erörternden Texte der Evangelien
zustande gekommen ist, sondern vor allem darin, daß der Vf. gerade
von seiner begrenzten Fragestellung her einen nach Meinung des Rez.
sachgemäßen Zugang zu dem umfassenderen Thema „Jesus und das
Gesetz" zu eröffnen vermag.

Um "Jesus' View of Scribal Authority" geht es freilich erst im
zweiten Teil des Buches (53ff). Zunächst, noch im Rahmen der „In-
troduction", wird auf sehr behutsame und doch zugleich instruktive
Weise das Quellenproblem erörtert (3-11), und zwar sowohl im Blick
auf das spezifisch pharisäische Toraverständnis als auch im Blick auf
die für den zweiten Teil wichtige Frage, nach welchen Kriterien in
den (synoptischen) Evangelien die ursprüngliche Haltung und Stellung
Jesu zur Autorität der Schriftgelehrten herausgearbeitet werden
kann (vgl. hierzu bes. 8 bis 10). - Im ersten Teil der Untersuchung
(12-52) wird unter der Überschrift "The Makers of the Halakhah"
eine Art Grundlegung für den zweiten Teil gegeben. Erörtert werden
dabei nicht nur - was von der speziellen Aufgabenstellung her ja
ohnehin naheliegt - die Fragen des spezifisch pharisäischen Gesetzesverständnisses
(vgl. hierzu bes. 20ff) und der Autorität der pharisäischen
Schriftgelehrten (hierzu bes. 28ff), sondern auch die damit
zusammenhängenden spezielleren Fragen, ob man bereits zur Zeit
Jesu von einer „Ordination" der Schriftgelehrten sprechen kann
(31 ff) und in welchem Sinne das Synhedrium in Jerusalem als eine
"Halakhic Assembly" zu bezeichnen sei (40ff). Dies alles geschieht in
einer umsichtig abwägenden, die zur Verfügung stehenden Quellen
nicht überfordernden Weise, so daß am Ende des ersten Teiles, in der
Zusammenfassung der Ergebnisse in Kapitel IV "The Sages of the
Halakhah" (510, in der Tat eine zureichende Grundlage für den
zweiten, im eigentlichen Sinne neutestamentlichen Teil geschaffen

ist. Wichtig im Blick auf diesen zweiten Teil ist vor allem die Feststellung
: "Ifbiblical law is understood as Statute, and the attempt is made
to apply it in practice, then the need for lawyers to interpret it is in-
evitable. Not only did biblical law need to be applied; it also needed
to be supplemented ..." (51). Denn die These vom „statutarischen"
Charakter der Tora (und der daraus notwendig folgenden Kasuistik!)
im Verständnis der pharisäischen Schriftgelehrten stellt insofern die
Grundthese des ganzen Buches dar, als sie zugleich den eigentlichen
Differenzpunkt zu Jesu Verständnis des Willens Gottes im Rahmen
seiner Botschaft von der „Königsherrschaft Gottes" markiert (vgl. in
diesem Sinne z. B. 59.83.91.102.121f.128f).

Im zweiten Teil seiner Untersuchung (53-132) geht der Vf. ohne
Umschweife sogleich medias in res, indem er "Jesus' view of scribal
authority" in den folgenden Kapiteln V bis IX anhand bestimmter
Themenkreise der Halacha untersucht. Im einzelnen sind dies: die
Fragen des Zehnten, der rituellen Reinheit, des Sabbats, des Eides
sowie der Ehescheidung. Auch hier, im zweiten Teil des Buches,
bleibt die Rückkoppelung an die alttestamentlich-jüdische Tradition
gewährleistet. Bevor in den einzelnen Kapiteln die entsprechenden
Texte aus den synoptischen Evangelien analysiert werden, werden
jeweils unter der Überschrift "The Background" die entsprechenden
Texte der biblischen Überlieferung sowie ihre Rezeption und Interpretation
in der pharisäischen Halacha vorgeführt, so daß sich von
daher um so deutlicher ein Zugang zur Eigenart der Stellungnahme
Jesu zu den einzelnen Themenkreisen der pharisäischen Halacha
ergibt. Was die Analyse der Texte der synoptischen Überlieferung
betrifft, so wird der kritische Leser zwar im einzelnen mitunter die
Akzente anders setzen, besonders dort, wo eine gewisse konservative
Grundhaltung des Vf. allzu deutlich hervortritt (so z. B. 126f bei der
Erörterung der Frage, ob Mt 23,2f möglicherweise doch auf Jesus
selbst zurückzuführen ist!). Aufs Ganze gesehen aber wird man der
Bezeichnung der entscheidenden Differenz zwischen Jesus und dem
Toraverständnis der Schriftgelehrten, wie der Vf. sie vor allem jeweils
in den "Conclusions" zu den einzelnen Kapiteln formuliert, durchaus
zustimmen können (vgl. bes. 123-125 sowie das abschließende
und zusammenfassende Kapitel X "Jesus and the Sages of the Halakhah
", 126-132). Der Vf. vermag jedenfalls eindeutig herauszuarbeiten
, daß es in der Auseinandersetzung Jes'ü mit der Autorität der
Schriftgelehrten im Grunde gar nicht um bestimmte Einzelfragen der
Gesetzesauslegung ging, sondern um einen jeweils unterschiedlichen
Ansatz im Verständnis der Tora, und zwar um einen Ansatz, der auf
der einen Seite, der der Schriftgelehrten, in einem Grundverständnis
der Tora im Sinne von "divinely ordained Statutes" (91) gegeben ist,
auf der anderen Seite, bei Jesus, in einem Verständnis des Willens
Gottes, das die gesamte Tora (einschließlich der Halacha der Schrift-
gelehrten!) ihrerseits eingebunden sieht "in the divine initiative for
the salvation of men" (71; vgl. auch 131 0 - woraus dann folgt: "not
obedience to ordinances but actions springing from a heart in tune
with the divine purpose were the mark of true piety" (124).

Eine umfassende Bibliographie (158-168) sowie ein Autoren- und
ein Stellenregister beschließen das Buch, das angesichts der sorgfältig
und sachgemäß differenzierenden Arbeitsweise seines Vf. gerade auch
allen denjenigen zu empfehlen ist, denen um der Sache Jesu willen an
einer sachgerechten Darstellung der Position seiner Kontrahenten
gelegen ist.

Rostock Hans-Friedrich Weiß

Dillon, Richard J.: From Eye-Witnesses to Ministers of the Word.

Tradition and Composition in Luke 24. Rome: Biblical Institute
Press 1978. XV, 336 S. gr. 8' = Analecta Biblica, 82. Lire 21 000.

Die unter Anregung von C. M. Martini und A. Vanhoye am Bibelinstitut
in Rom angefertigte Dissertation will die im Schlußkapitel
des Lk-Evangeliums verarbeiteten Traditionen untersuchen und die