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Ausgabe:

1981

Kategorie:

Judaistik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 1

34

Baumgarten, A. 1.: The Akiban Opposition (HUCA 50. 1979
S. 179-197).

Brownlee. William H.: The Midrash Pesher of Habakkuk. Missoula.

Mont.: Scholars Press 1979. IX. 220 S. 8" = Society of Biblical Lite-

rature. Monograph Series. 24.
Chilton. B. D.: Isaac and the Second Night: A Consideration (Bibl 61.

1980 S. 78-88).

Doran. Robert: 2 Maccabeesand „Tragic History" (HUCA 50. 1979
S. 107-1 14).

Goldberg. Arnold: Die Namen des Messias in der rabbinischen Traditionsliteratur
. Ein Beitrag zur Messiaslehre des rabbinischen
Judentums(FJB 7, 1979 S. 1-93).

Hartman, Lars: Askingfora Meaning. A Study of 1 Enoch 1-5. Lund:
Gleerup 1979. 191 S. gr. 8'= Coniectanea Biblica. New Testament
Series, 12.

Jonge, M. de: Again: "Two Stretch Out the Feet" in the Testaments
of theTwelve Patriarchs (JBL 99. 1980 S. 120-121).

North. R.:Qumranica(Bibl 61. 1980S. 116-120).

Sanders, Jack T.: Ben Sira's Ethics of Caution (HUCA 50, 1979
S. 73-106).

Sandmel, Samuel: Palestinian and Hellenistic Judaism and Christia-
nity: The Question of the Comfortable Theorv (HUCA 50. 1979
S. 137-148).

Suter. David: Fallen Angel. Fallen Priest: The Problem of Family
Purity in I Enoch 6-16 (HUCA 50, 1979 S. 115-135).

Neues Testament

Holt/. Traugott: Jesus aus Nazareth. Mit einem Vorwort v. H.-H.
Jcnssen. Berlin: Union Verlag 1979. 124 S. 8'. Kart. M 6.20.

..Daß ein jüdischer Hinterwäldler aus Galiläa, der die Grenzen
Palästinas nie überschritt, kein schriftliches Wort hinterließ, von der
Welt und ihrem Gang nur in deren Beziehung zu einem Gott redete,
der dieser Welt alsbald ein Ende bereiten würde und der schließlich,
schmählich und von seinen letzten Anhängern verlassen, hingerichtet
wurde, daß ein solcher Mann die Bewegung der Zeit bestimmen, ihr
den Namen und die Kontur geben würde, das lag nicht gerade nahe"
(112).

Traugott Holtz will, ohne zu überschwenglichen Worten und angestrengtem
Pathos zu greifen, ein kleines Buch über den Mann und die
Tat schreiben, die diese eigenartigen historischen Wirkungen verursacht
haben. Nüchtern und sachlich legt er vor. was er meint, daß wir
über den Mann aus Nazareth wissen. Das Buch richtet sich an gebildete
Laien. Es ist allgemeinverständlich, aber wissenschaftlich begründet
. Kürze und Charakter der Darstellung gestatten keine detaillierte
Diskussion der Echtheitsgrade verschiedener Traditionen. Der
Vf. äußert seine Beurteilungen in wohlabgewogenen Formulierungen
. Seine Einstellung zum Quellenwert des synoptischen Materials
ist durchgehend positiv, wenn auch nuanciert.

Die Disposition des Buches ergibt sich ganz natürlich. Nach einem
Kapitel zu den Quellen (11-25) und einer Skizze über die naheliegendsten
historischen Voraussetzungen für das Auftreten Jesu
(26-38) wird das dritte Kapitel der Herkunft Jesu gewidmet; hier wird
auch seine Verbindung mit Johannes dem Täufer berührt (39-52).
Das nächste Kapitel handelt von der Verkündigung des Gottesreiches
; das Reich ist zwar zukünftig, aber dennoch in Jesu Worten und
Taten bereits ..zeichenhaft und wie ein Angeld" gegenwärtig. Als
Vertreter dieses Reiches heilt Jesus sowohl einzelne Menschen an
Leib und Seele als auch die soziale Gemeinschaft (53-62). Ein kurzes
Kapitel behandelt die Taten Jesu, die aus natürlichen Gründen in enge
Verbindung mit der Verkündigung Jesu gestellt werden.
Hier wird auch die schwächere Verankerung der sog. Naturwunder in
der Tradition - historisch gesehen - besprochen (63-69). Im sechsten
Kapitel ..Die Forderung Jesu" betont der Vf. besonders die Bedeutung
der Bergpredigt als Quelle; in ihr tritt die Kombination der ..Zusage
von Freiheit und Forderung zur Verwirklichung solcher Freiheit
" zu Tage, die so typisch für Jesus gewesen ist (70-83). Das Selbstverständnis
Jesu wird im nächsten Kapitel skizziert (84-94). Jesus

muß die Bußverkündigung des Täufers akzeptiert haben (vgl. auch
46-52). und der Empfang der johanneischen Taufe muß eine entscheidende
Bedeutung für das Verständnis Jesu von seiner eigenen Berufung
und seines Auftrages. ..gleichsam eine auslösende Funktion", gehabt
haben. Von diesem Zeitpunkt an steht Jesus während seines ganzen
Werkes ..gänzlich im Dienste seines Auftrages, den er durch Rede
und Tun ausrichtet". Er ist von nun an frei von allen menschlichen
Banden, er betrachtet sich als Propheten, ja mehr als einen Propheten
: er besitzt ein Selbstverständnis, das als messianisch bezeichnet
werden muß. Holtz widmet den Menschensohnlogien in den Evangelien
verhältnismäßig große Aufmerksamkeit (doch ohne Detaildiskussion
). In ihrem Grundbestand werden diese als authentisch beurteilt
. Sie liefern uns einen adäquaten Einblick in Jesu eigenartiges
Selbstbewußtsein, zu dem die Einsicht in die Notwendigkeit des Leidens
gehört. Der Titel Messias/Christus ist hingegen erst nach dem
Tode Jesu, u. zw. außerhalb Palästinas, zur Anwendung gekommen,
wo der Titel - unter den Juden - „eine andere und viel
weitere Bedeutung" hatte. Auch der Gottessohn- und Kyriostitel ist
erst in der nachösterlichen Gemeinde zur positiven Verwendung gekommen
.

Die Frage, wie Jesus sein Leiden deutete, wird im Rahmen des
nächsten Kapitels behandelt, dessen Hauptteil vom letzten Zug Jesu
nach Jerusalem handelt, der damit endete, daß Jesus hingerichtet
wurde und die Jünger nach Galiläa zurückkehren, „niedergeschlagen
und abgrundtief enttäuscht" (95-108). Holtz meint, daß Jesus sein
Leiden nicht nur voraussah, sondern es auch im Lichte seiner allgemeinen
Auffassung von Gott, der Welt und seiner eigenen Aufgabe
interpretierte. Hinter den Weiterentwicklungen der Tradition steht
Jesu eigene Auslegung - damit müssen wir rechnen. Er „versteht
seinen Tod als Hingabe für diese selbstsichere und selbstgewisse Welt,
die doch durch das vernichtende Gericht so unmittelbar und unausweichlich
bedroht ist".

Das Kapitel „Abschluß" (109-1 12) skizziert die Entwicklung der
Ereignisse: die Erlebnisse der Anhänger, die diese überzeugten, daß
Jesus auferstanden war und daß sein Werk weiterging. Dies wird kurz
behandelt, seine Bedeutung aber wird hervorgehoben. „Auch die
Nachgeschichte gehört zu einem Geschehen, gibt ihm eine Bewertung
, wertet es auch wohl um."

Das Buch ist einfach und umsichtsvoll geschrieben. Es enthält ein
geschlossenes Bild von Jesus, seiner Selbstauffassung und seiner Aufgabe
, seinem Auftreten in Worten und Werken, seinem Lebensschicksal
und dessen Deutung. Die Interpretation des Mannes von
Nazareth durch das Urchristentum wird im wesentlichen als historisch
begründet bejaht. Dies hindert den Vf. jedoch nicht daran, an
mehreren Stellen anzudeuten, daß die kirchliche Verwaltung des
Auftrages Jesu keineswegs über jede Kritik erhaben ist.

Der Sensationshungrige, der neue, phantastische „Entdeckungen"
lesen will, daß Jesus eigentlich ein Hippie, ein bewaffneter Revolutionär
, ein Magiker oder etwas Ähnliches gewesen sei, hat in Traugott
Holtz' Buch nichts zu erwarten - ebensowenig wie der Hyperkritiker,
der das Quellenmaterial als fundamental unzuverlässig bezeichnet
und uns dem Nicht-Wissen und den Hypothesen überläßt. Wer aber
Jesus als eine historische Gestalt auffaßt, die billigerweise von denen
verstanden wurde, die ihn kannten, ihn liebten und verstehen wollten,
erhalten durch das vorliegende Buch nüchterne Wegweisung.

Lund Birger Gerhardsson

Piper, John: 'Love your enemies'. Jesus' love command in the synop-
tic gospels and in the early Christian paraenesis. A history of the
tradition and interpretation of its uses. Cambridge - London - New
York: Cambridge University Press 1979. XIV. 273 S. 8' = Society
for New Testament Studies, Monograph Series, 38. Lw. £ 9.95.

Der Vf. dieser bei L. Goppelt entstandenen Dissertation schränkt
seine Fragestellung ausdrücklich ein auf die Stellung und Funktion
des Gebotes Jesu von der Feincleshebe. welche dieses in der frühchristlichen
paränetischen Überlieferung und in der Evangelienüberlieferung
innehat. Im ersten Kapitel erarbeitet er Grundelemente der
in Rom 12.14.17.20: IThess 5.15: I Petr 3.9 greifbaren „paraenetic
tradition": dazu gehört das Gebot, Böses nicht mit Bösem zu vergelten
, welches immer begleitet ist von einem positiv formulierten