Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1981

Spalte:

522-524

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Seelsorge 1981

Rezensent:

Daewel, Hartwig

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

J21

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1961 Nr. 7

522.

hinaus. Dialekt und Erzählung werden als Beispiele dafür genannt,
wie Sprachbarrieren überwindbar sind. Unterstrichen sei der Hinweis
auf die Hausbesuche als Hilfe, die Sprache der Gemeindeglieder, besonders
der Arbeiter, kennenzulernen. Öffner beschäftigt durchgehend
die Frage, wie die sprachliche Kluft zwischen Arbeitern und
Theologen sowie der (leider wie üblich klischeehaft negativ gezeichneten
) Kerngemeinde zu überbrücken ist.

Die homiletische Bedeutung kommunikationswissenschaftlicher
Erkenntnisse stellt B. Klaus dar (111-114), indem er sich vor allem
auf die bekannten Untersuchungen von Dahm und das lernpsychologische
Predigtmodell bezieht. Die Grenzen der Rezeptionsmöglichkeiten
von monologischer Rede werden sachlich erörtert, die oft
daraus abgeleitete Abwertung der Predigt vollzieht Klaus jedoch
nicht. Er verweist auf Befragungsergebnisse, die einen unerwartet
hohen Zustimmungsgrad auf der emotionalen Ebene zeigen. Der Widerspruch
zwischen dieser Zustimmung und der geringen Reproduktionsfähigkeit
der Hörer muß noch genauer untersucht werden, zumal
er sicher auf rhetorische Mängel der Predigt hindeutet. Anregend
ist die Defizit-Theorie, nach der die Hörer durch ein kognitives, emotionales
oder deliberatives Defizit zur Predigtaufnahme motiviert
Werden. Ist es empirisch gesichert, daß die Prediger etwa zu-70 % auf
das kognitive Defizit abzielen, also in diesem Ausmaß Lehrpredigten
halten (1330?

Über Kommunikation im Religionsunterricht handelt R. Lachmann
(145-179), indem er zunächst erörtert, wie dieser Aspekt bei
G- Otto, 1. Baldermann, H.-D. Bastian, D. Stoodt, K. E.
Nipkow u. a. zur Geltung kommt. Seine eigenen didaktischen Hinweise
beziehen sich natürlich auf den schulischen Religionsunterricht
•n der BRD, doch sind die Erwägungen zur Ermöglichung bzw. Behinderung
von Kommunikation, zum Verhältnis von Kommunikation
und (biblischer) Tradition sowie zum Kommunikationsziel auch
unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen religiöser Unterwei-
sung anregend.

Auffeilend kurz (180-187), im Stil narrativ und in der Tendenz
kritisch gegenüber einer inflationären Verwendung des Kommunikationsbegriffs
ist M. Seitz' „Seelsorgeorientierung".

Der dritte Teil behandelt Fragen und Möglichkeiten der Ausbildung
, steht aber unter der Überschrift „Praxis der Kommunikation".
Das leuchtet nicht ganz ein, zumal das ganze Buch in erfreulicher
Weise praxisbezogen ist. W. Schricker berichtet über die publizistische
Ausbildung von Theologiesf^.J.enten in Erlangen, in der es nicht
nur um die Kommunikation in den Massenmedien, sondern um die
öffentliche Rede der Kirche überhaupt geht. In den beiden Schlußka-
Piteln stellen E. Öffner und J. Track Erlanger Kommunikationskurse
für Theologiestudenten vor und verschweigen dabei die vorhandenen
Probleme nicht. Am gravierendsten dürfte der Widerspruch
zwischen diesen an einer modifizierten TZI-Methode orien-
t'erten Kursen und der Didaktik bzw. Methodik des sonstigen Theo-
'°giestudiums sein. Den Autoren ist zu danken, daß sie diesen Widerspruch
in Interesse einer kommunikationsfähigeren Kirche überwinden
wollen.

Gutenberg b. Halle/S. Eberhard Winkler

Versammelte Gemeinde. Struktur und Elemente des Gottesdienstes.
Zur Reform des Gottesdienstes und der Agende. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt 1980. 87 S. 8". M 3.20.

Das „Strukturpapier" der Luth. Liturg. Konferenz wird zusammen
mit Kommentaren von Frieder Schulz und Heinz Henckel sowie der
Stellungnahme des Gemeinsamen Liturg. Ausschusses vorgelegt. Eröffnung
, Anrufung, Verkündigung und Bekenntnis, ggf. Abendmahl
, und Sendung bilden die Grundstruktur des Gottesdienstes, die
ln verschiedenen Ausformungsvarianten praktiziert werden kann.
Dafür enthält das Heft Beispiele. Gottesdienste in „offener Form"

können diese Grundstruktur frei entfalten und so in erkennbarem Zusammenhang
mit dem agendarisch gestalteten Gottesdienst bleiben.
Außerdem sind die agendarisch vorgesehenen Variationsmöglichkeiten
dynamisch zu nutzen. Das Heft enthält viele liturgiegeschichtliche
Informationen und praktische Hinweise, die verantwortlichen
Bemühungen um lebendige Gottesdienste dienen. Eher verwirrend
wirkt dagegen die ganz im Expertenstil verfaßte Stellungnahme des
Gemeinsamen Liturg. Ausschusses.

E. W.

De gemeente als vertolking van de nieuwe tijd. Studiendagen 15-17
mei 1980, m. m. v, H. Fast, W. Klaassen, H. B. Kossen en L. Lau-
rense; ingeleid door S. Voolstra, toegelicht door J. B. Horst. Amsterdam
: Algemene Doopsgezinde Sozieteit 1980. 90 S. gr. 8* Kart,
hfl 7.50.

Die Amsterdamer Studientage fanden zum 450jährigen Jubiläum
des Täufertums in den Niederlanden (1530-1980) statt. Im Mittelpunkt
stand die Frage nach der Eschatologie. In vier Vorträgen wurde
die Thematik auf Grund der Bibel und orientiert an der täuferischen
Tradition für einen breiteren Zuhörerkreis entfaltet. Walter Klaassen
referierte über „Eschatologie und die Stellung der Bibel in der
Gemeinde", H. B. Kossen über „Die Eigenart der Gemeinschaft der
Gemeinde", Heinold Fast über den „Friedensaspekt der Gemeinde"
und L. Laurense über den „Sendungsaspekt der Gemeinde". Irvin
B. Horst steuert eine knappe Handreichung zum Gespräch, Kernsätze
, Fragen, Bibelstellen und Literaturangaben zu den Themen der
Vorträge bei. Es beeindruckt, daß die eschatologische Tradition aus
den Anfängen der niederländischen Täufer durchaus kritisch gesehen
wird (Melchior Hoffmann, Bernd Rothmann, Jan van Leiden) und in
welcher Weise die biblische Eschatologie auf die Gemeinde von heute
bezogen wird.

S. B.

Praktische Theologie:
Seelsorge/Psychologie

Wintzer, Friedrich [Hrsg.]: Seelsorge. Texte zum gewandelten Verständnis
und zur Praxis der Seelsorge in der Neuzeit. München:
Kaiser 1978. L, 247 S. 8° = Theologische Bücherei, 61: Praktische
Theologie. Kart. DM 35,-.

Das Fehlen einer „wissenschaftliche(n) Gesamtdarstellung der neuzeitlichen
Seelsorgetheorie und Seelsorgepraxis seit Schleiermacher"
(IX) ist der Anlaß zu diesem von F. Wintzer vorgelegten Buch. Für
die Erfassung der gegenwärtigen Hauptprobleme in Theorie und Praxis
der Seelsorger ist eine kritische Erörterung der Vorgeschichte unentbehrlich
(IX). Vf. bedient sich zweier Wege: Einmal wird eine
Auswahl von Texten geboten, die Einblick in wichtige Abschnitte der
Geschichte der S. geben (Teil II—V, S. 1-230). Zum anderen werden
diese Texte von W. kommentiert und reflektiert in einer vorangestellten
Einführung (Teil I, S. XI-L). Außerdem enthält das Buch eine
Bibliographie mit 420 Titeln. Bei der gewiß nicht leichten Auswahl
der Texte konzentriert sich W. auf Grundlagenprobleme der Seelsorge
.

Der Abschnitt II („Die spezielle Seelsorge als Problem der Pastoraltheologie
und der Seelsorgepraxis seit Schleiermacher") bringt Beiträge
von F. D. E. Schleiermacher, Alexander Schweizer, C. I.
Nitzsch, H. A. Köstlin und E. Sülze (1-38). Man ist überrascht von
der Aktualität Schleiermachers: Die Freiheit des einzelnen und sein
Verhältnis zur christlichen Gemeinde werden in den ausgewählten
Texten thematisiert. Das Seelsorgegespräch ist frei von autoritärer
Belehrung und Dirigismus; bestimmend ist vielmehr das Mündigkeitsprinzip
(XVII). Der Seelsorger soll versuchen, „den andern in