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Ausgabe:

1981

Spalte:

478-480

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Jagersma, Hendrik

Titel/Untertitel:

Geschiedenis van Israël in het oudtestamentische tijdvak 1981

Rezensent:

Conrad, Diethelm

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 7

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hältnis des Johannesevangeliums, durch das „Element Johanneischer
Brüderlichkeit" geprägt ist: „Ich und der Vater sind eins."

Mit dem Anmerkungs- und Literaturteil (166-180) wird ein vier-
bändiges Werk zum Abschluß gebracht, das in einer kaum zu überbietenden
enzyklopädischen Weite das Vaterbild in Geschichte und
Gegenwart, in Kulturen und Religionen der Menschheit von den verschiedensten
Seiten aus beleuchtet und nicht zuletzt wegen seiner
tiefsinnigen Betrachtungsweise Interesse und Anerkennung verdient.
Allen Mitarbeitern und besonders dem Herausgeber sei für ihre
Arbeit herzlichst gedankt.

Jena Theodor Lohmann

Bürkle, Horst: Eschatologie in den Weltreligionen? (NZSTh 22,
1980 S. 189-201).

Dumoulin, Heinrich: Das Buddhismusbild deutscher Philosophen
des 19. Jahrhunderts (ZKTh 101, 1979 S. 386-401).

Greschat, Hans-Jürgen: Die Religion der Buddhisten. München-
Basel: E. Reinhardt 1980. 230 S. 8* = Uni-Taschenbücher 1048.
Kart. DM21,80.

Khoury, Adel Th.: Begegnung mit dem Islam. Eine Einführung. Freiburg
-Basel-Wien: Herder 1980. 128 S. m. 1 Kte kl. 8° = Herderbücherei
815. Kart. DM 5,90.

Moingt, Joseph: L' echo du silence (RSR 67,1979 S. 329-356).

Terrin, Aldo Natale: La definizione di religione e gli indirizzi della
scienzadelle religioni (Teologia V, 1980 S. 231-256).

Altes Testament

Steck, Odil Hannes [Hrsg.]: Zu Tradition und Theologie im Alten
Testament. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins
1978. 111 S. 8' = Biblisch-Theologische Studien,
2. Kart. DM 18,-.

Das Bändchen enthält den deutschen Anteil an der 1977 von
Douglas A. Knight herausgegebenen, 13 Beiträge umfassenden Aufsatzsammlung
"Tradition and Theology in the Old Testament" (Philadelphia
, 336 S.). Die internationale Diskussion des weiten Themas
wird dem deutschen Leser also „unter dem Zwang von Kostengründen
" vorenthalten.

O. H. Steck beginnt das Vorwort mit einer programmatischen,
aber schiefen Alternative: „Das AT ist nicht das Werk ingeniöser
Einzelautoren. Es ist ein Traditionswerk." Ohne Tradition, ohne
„vorgeprägte geistige Welt" waren weder der Dichter des Gilgamesch
noch Jesaja noch auch Goethe - aber alle drei waren .ingeniös'. Der
literaturwissenschaftliche Soziologismus ist nicht weniger modisch
als der romantische Individualismus.

Unbekümmert um Vorwort und Buchtitel preist Smend („Überlieferung
und Geschichte. Aspekte ihres Verhältnisses", 9-26) die
Tugenden des Historikers, die er kennt und hat - in einer ,Fortschrei-
bung' seiner Studie „Elemente atl. Geschichtsdenkens" von 1968.
Seine geistesgeschichtliche Bildung läßt ihn rabies und Jargon der üblichen
Methoden-Debatten vermeiden. „Zugespitzt läßt sich wohl
sagen: wir können über das alte Israel, auch über seine Geschichte,
aus der Lektüre der Erzählungsbücher im AT immer noch mehr lernen
als aus dem besten Lehrbuch unserer Tage über diesen Gegenstand
; und ein Lehrbuch ist vielleicht dann am besten, wenn sein
Autor das weiß" (250-

Unter der Überschrift „Strömungen theologischer Tradition im
Alten Israel" (27-56) vertieft Steck im Grunde seinen „Leitfaden
der Methodik" für die Gebildeten unter ihren Verächtern; in 18 von
29 Anm. zitiert er die Vielzahl seiner Werke. Er entfaltet die Ansicht,
daß sich atl. Texte nicht nur bestimmten schriftlichen oder mündlichen
Vorgaben im einzelnen, sondern im ganzen einer geistigen Welt

verdanken, die sich in einigen „Hauptströmungen theologischer Tradition
" erfassen läßt - etwa so: „Am Ende der vorexilischen Zeit lassen
sich in Juda und Jerusalem also jedenfalls vier theologische Strömungen
unterscheiden ...: die auf Jerusalem konzentrierte Kult- und
Weisheitstradition, die in sich sehr vielfaltige prophetische Tradition
und die in Landjuda herrschende deuteronomisch-deuteronomi-
stische Tradition" (460- Stecks „Ertrag" deckt sich wohltuend mit
dem, was im 19. Jh. als selbstverständlich galt: „Nur wer die atl. Aussagen
im Zusammenhang eines Bildes von der Geschichte Israels
sieht, das auch die Bewegungen des geistigen Lebens dort (sie!) erfaßt,
kann diese Aussagen als lebendigen, dynamischen Vorgang ... erkennen
" (54f).

Die Betonung von Diskontinuität und Innovation überläßt Steck
ausdrücklich dem Beitrag von Zimmerli: „Die kritische Infragestellung
der Tradition durch die Prophetie" (57-86). Zimmerli geht
mehr mit Texten als mit Thesen oder Ratschlägen um. Der Durchgang
durch die einzelnen Prophetenbücher erbringt ausgewogene Urteile
. Einerseits: „Die Propheten wären mißverstanden, wenn man sie
als revolutionäre Nihilisten, die zu aller Überlieferung des frommen
Israel nur die Negation hätten, verstünde" (58). Andererseits: „Der
zum Gericht kommende Gott tritt aus aller frommen Überlieferung
heraus" (84). Die exegetische Erkenntnis, daß die prophetische Verkündigung
alle Tradition „zerbricht und verwandelt. . ., um des
Lebendigen Kommen neu anzukündigen" (86), führt Zimmerli zu
einem Satz, der das Bändchen im ganzen in Frage stellt: .„Traditionsgeschichte
' darf nie unbesehen als .Theologie' ausgewertet werden"
(85).

Das ist keine überflüssige Lesehilfe für den Beitrag von Gese:
„Tradition und biblische Theologie" (87-111), in dem er einmal
mehr seinen bekannten Entwurf darbietet. Obschon, wie auch Gese
beiläufig bemerkt, „wichtige atl. Stoffe sich gar nicht dem Begriff der
Geschichte subsumieren lassen" (89), konstatiert er doch guten
Mutes: „So wie die Offenbarung an die Geschichte Israels gebunden
ist, sich in ihr vollzieht, so entspricht ihr die Traditionsbildung
Israels, die allein die Traditionsgeschichte nachzeichnen kann"(l00).
Zielstrebig läuft diese Traditionsbildung dann auf das NT zu, ja, in es
hinein: Die Einheit der Testamente muß nicht erst problematisiert
werden, sie ist „aufgrund der Traditionsgeschichte von vornherein
vorgegeben" (106); das NT stellt „das Ziel und Ende, das Telos des
biblischen Traditionsweges" dar (107). Hier liegt doch wohl ein
durch keinen Traditionsbruch zu erschütternder Glaube an Weg,
Richtung, Ziel, Einheit und Ganzheit solcher Traditionsbildung vor.
Die Traditionsgeschichte führt Gese direkt zu einer biblischen Theologie
, „weil sie die Offenbarung als Geschichte beschreiben kann"
(110); aber s. o. Zimmeriis Satz, der natürlich die gebotene Diskussion
mit Gese nicht ersetzen kann.

Das Büchlein im ganzen ist anregend für jeden, der nicht, wie der
Rez., das meiste schon in einer seiner früheren Gestalten lesen mußte.

Göttingen Lothar Perlitt

Jagersma, H.: Geschiedenis van Israel in het oudtestamentische tijd-
vak. Kampen: Kok 1979. 328 S., 8 Farbtaf, 7 Abb. a. Taf, 5 Ktn
gr. 8". hfl 49.50.

Mit dem vorliegenden Buch des Brüsseler Hebraisten und Alttesta-
mentlers H. Jagersma ist etwa zwanzig Jahre nach M. A. Beek's „Geschiedenis
van Israel van Abraham tot Bar Kochba", Zeist 1957
(deutsch: Stuttgart 1961) erneut eine auf Niederländisch geschriebene
Geschichte Israels erschienen.

In einem einleitenden Kapitel werden Art und Bewertung der
Quellen, der zeitliche und räumliche Rahmen sowie allgemeine Ziele
und Richtlinien für die Darstellung angegeben. Da das Alte Testament
kein Geschichtsbuch ist, sondern Glaubenszeugnisse enthält,
bekommt man aus ihm keine historischen Informationen erster