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Ausgabe:

1981

Spalte:

445-446

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Momose, Peter Fumiaki

Titel/Untertitel:

Kreuzestheologie 1981

Rezensent:

Dembowski, Hermann

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Seite 1

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445

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 6

446

Westermann, Claus: Arbeit und Kulturleistung in der Bibel
(S. 45-50)

Schüssler Fiorenza, Francis: Glaube und Praxis: Überlegungen zu
katholischen theologischen Auflassungen über die Arbeit
(S. 51-57)

Burgalassi, Silvano: Für eine Theologie des Menschen als Arbeiter
(S. 57-67)

Siebert, Rudolf: Arbeit und Religion im Denken Hegels (S. 67-73)
Cormie, Lee: Arbeit und Heil (S. 74-78).
Beauchamp, Paul: Pour une theologie de la lettre (RSR 67, 1979
S. 481^94).

Coakley, Sarah: Theology and cultural relativism: What is the Problem
? (NZSTh 21, 1979 S. 223-243).

Consensus in theology?: a dialogue with Hans Küng and Edward
Schillebeeckx (Themaheft JES 17,1980):

Küng, Hans: Toward a new consensus in catholic (and ecumenical)

theology (S. 1-17)
Schillebeeckx, Edward: I believe in Jesus of Nazareth: the Son of

God,the Lord(S. 18-32)
Tracy, David: Particular questions within general consensus

(S. 33-39)

Dulles, Avery: Ecumenism and theological method (S. 40^8)
Sloyan, Gerard: Jesus of Nazareth: today's way to God (s. 49-56)
Swidler, Leonard: History, sociology and dialogue: elements in

contemporary theological method (S. 57-62)
Ruether, Rosemary: Is a new Christian consensus possible?

(S. 63-68)

Cooke, Bernhard: The experiential "Word of God" (S. 69-74)

Crabtree, Arthur: Methodological consensus?: a protestand perspective
(S. 75-80)

Lindbeck, George: The Bible as realistic narrative (S. 81-85)

Willis, David: Catholic-ecumenical theological consensus? - a
reformed perspective (S. 86-93)

Buren, Paul M. van: Historical thinkingand dogmatics (S. 94-99)

Nissiotis, Nikos A.: An orthodox contribution to consensus
(S. 100-109)

Agus, Jacob B.: Six jewish thoughts (S. 110-111)

Nasr, Seyyed Hossein: A muslim reflection on religion and theology
(S. 112-120)

Mitra, Kana: A hindu self-reflection (S. 121-124)

Nijenhuis, John: Christology without Jesus of Nazareth is ideo-
logy: a monumental work by Schillebeeckx on Jesus
(S. 125-140)

Küng, Hans: Why I remain a catholic (S. 141-147).
Courth, Franz: Nur ein anderer Weg der Dogmatik? Zu G. Hasen-

hüttls Kritischer Dogmatik (TThZ 89,1980 S. 293-317).
Drilling, Peter J.: Experience in Lonergan's theological methodology

(ScEs31, 1979 S. 303-321).
Feinberg, Charles L.: Millennialism: The Two Major Views. The

Premillennial and Amillennial Systems of Biblical Interpretation

Analyzed & Compared. Third and Enlarged Edition. Chicago, III.:

Moody Press 1980. 372 S. gr. 8". Kldr. $ 9.95.

Systematische Theologie: Dogmatik

Momose, Peter Fumiaki: Kreuzestheologie. Eine Auseinandersetzung
mit Jürgen Moltmann. Mit einem Nachwort v. J.' Moltmann.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1978. 200 S. gr. 8- = Ökumenische
Forschungen. II. Soteriol. Abt., VII. Lw. DM 35,-.

Der Autor dieses Buches ist Japaner; er ist Jesuitenpater. Die Arbeit
wurde von der philosophisch-theologischen Hochschule St.
Georgen in Frankfurt/M. als Dissertation angenommen.

Nach knappen einleitenden Hinweisen auf die Bedeutung der theo-
logia crucis für die evangelische Theologie von Luther bis Barth versucht
der Autor in einem ersten Teil den theologischen Ort des Kreuzes
in der Theologie Jürgen Moltmanns zu bestimmen. Momose geht,
mit D. Meeks, davon aus, daß das Kreuz Jesu Christi für die Theologie
Moltmanns von Anbeginn an bestimmend ist. Diese Bestimmung
hat sich durchgehalten:

in seiner Dissertation gewinnt Moltmann an der Schule von Sau-
mur die Kategorien der Heilsgeschichte und der Verheißung, im
Blick auf die Not der Welt sichtet er Jesu Botschaft vom Reiche Gottes
. Er lernt im Umgang mit Bonhoeffer diese Botschaft vom Kreuze
her zu verstehen.

Die Theologie der Hoffnung hebt nicht das Kreuz in einer theolo-
gia gloriae auf, sondern schließt die Kreuzestheologie ein: Durchbruch
zur Hoffnung ist die Auferweckung des Gekreuzigten. Die Gotteslehre
wird vom Kreuz her bestimmt.

Diese Ansätze konvergieren in der ausgearbeiteten Kreuzestheologie
, in dem Buch ,Der gekreuzigte Gott' (1972). Dabei versucht der
Autor zunächst die Rolle des Kreuzes Jesu Christi für die Methodik
von Moltmanns Christologie herauszustellen. Das Kreuz Jesu Christi
bestimmt in der dialektischen Einheit von Kontinuität und Diskontinuität
Tod und Auferstehung Jesu Christi - Anknüpfung tind Widerspruch
in der Verheißungsgeschichte - Identität und Differenz von
Verheißungsgeschichte und Weltgeschichte. Dies wird vor allem im
Vergleich zu Wolfhart Pannenberg verdeutlicht.

Der zweite Teil der Arbeit versucht, den Sinn des Kreuzes in der
Theologie Jürgen Moltmanns in systematischer Entfaltung darzulegen
. Dies wird im Blick auf die trinitarische, die soteriologische und
die eschatologische Dimension des Kreuzes in sorgfältiger und durchsichtiger
Rekonstruktion entfaltet. Dabei wird die Nähe Moltmanns
zur trinitarischen Kreuzestheologie des Schmerzes Gottes, die der Japaner
K. Kitamori 1946 vorlegte (dtsch. 1972) überraschend deutlich
.

Der abschließende dritte Teil versucht, katholische Kritik an der
Kreuzestheologie Jürgen Moltmanns zu formulieren. Dabei versucht
Momose die inkarnatorische Dimension des Kreuzes herauszustellen
und von hier aus Einzelfragen anzusprechen. Das geschieht in großer
Sorgfalt, fairness und Offenheit. In einem knappen Nachwort bestätigt
Jürgen Moltmann dem Autor diese fairness, man könne sich mit
ihm zur Auseinandersetzung - zusammensetzen. Diese Offenheit bestimmt
dann auch Moltmanns Metakritik zur Kritik von Momose.

Die Leistung diese Buches liegt in der systematischen Rekonstruktion
der Theologie Jürgen Moltmanns in deren eigenem Entwicklungsgang
in der Perspektive der Überlieferung. Die Bedeutung dieses
Buches liegt sodann in der Selbstverständlichkeit eines fairen und kritischen
Dialogs in der Ökumene.

Vielleicht liegt für uns Europäer die Bedeutung des Buches in gewichtigen
Hinweisen, die explizit nur am Rande auftauchen, implizit
aber das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit bestimmen: Der Autor
ist Japaner. Aus seiner Situation ist ihm eine Christusverkündigung
getrennter Kirchen stets als Skandal erschienen. Das führte ihn
zu ökumenischer Offenheit. Als Japaner aber ist er sich des kulturellen
Kontextes jeder Theologie bewußt, ebenso der Bestimmung der
Christenheit durch eine Theologie, die in europäischem Kontext entfaltet
wurde. Wenn die Christenheit in der Welt sich das Evangelium
in ihrem Kontext aneignen, wenn sie es in seiner Eigenart den Religionen
der Welt verdeutlichen will, dann stellt sich die Frage nach
dem Kern der Botschaft hinter den kontextuellen Interpretamenten.
Diesen Kern aber sieht Momose im Kreuz Jesu Christi. Moltmanns
Kreuzestheologie gewinnt so Relevanz für den Dialog des Christentums
mit den Weltreligionen und die Umsetzung des Evangeliums in
Kontexte mancherlei Art.

Zum Problem wird vor allem, ob der katholische Theologe im Verständnis
evangelischer Kreuzestheologie weit genug gegangen ist.
Dies zeigt sich daran, daß die Kritik an Moltmann doch weithin die
alten kontroverstheologischen loci anspricht: Natur und Gnade zu
Sünde und Gnade; natürliche Gotteserkenntnis; Geist und Institution
; Inkarnationstheologie und Kreuzestheologie. Diese Fragen aber
hat Jürgen Moltmann in seinem Nachwort klar angesprochen.

Bonn Hermann Dembowski