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Ausgabe:

1981

Spalte:

21-23

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Israelite and Judaean history 1981

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 1

Christentum vorhandene religiöse Vorstellungen, passen sie in ein
neues Gewand, bzw. vermischen verschiedene religiöse Vorstellungen
, wie die ..Gesellschaft des heiligen Geistes zur Vereinigung des
Weltchristentums", dessen Gründer Mun Son Mjong sich als ein
zweiter Messias ausgibt. Die von F. Vos angeführten Beispiele zeigen,
daß die von Mun gegründete Bewegung die religiösen Gefühle der
Gläubigen mißbraucht und vor allem merkantile Ziele, wie es sich
auch in den Massenhochzeiten ausdrückt, verfolgt. „Der .zweite Messias
' wohnt derzeit in einem herrschaftlichen Wohnhaus mit 25 Zimmern
in Westchester County. New York" (S. 213).

Im Kap. X. skizziert F. Vos den Shintö in Korea. Dieses abschließende
Kapitel beschränkt sich im wesentlichen auf eine Aufzählung
der in Korea errichteten Shintö-Schreine.

Die Monographie von F. Vos zeichnet sich durch eine präzise
Quellenbearbeitung und durch Aufnahme zahlreicher Zitate übersetzter
koreanischer Textstellen aus. Wenn F. Vos im Vorwort auch
bemerkt, daß seine Arbeit nichts anderes sein will als eine informative
Einführung (S. 8), so ist eine Hauptschwäche der Publikation
doch offensichtlich. Das fast völlige Fehlen der Beziehungen zwischen
religiösen Anschauungen und der jeweiligen sozialökonomischen
Situation beeinträchtigt den Wert der Publikation.
Die von der Forschung bisher noch nicht beantwortete Frage, warum
die breiten Volksmassen Koreas bis in unser Jahrhundert weiterhin
an alten, vor dem Feudalismus herausgebildeten religiösen Vorstellungen
festhielten, hätte m. E. zumindest als Problem vom Autor aufgeworfen
werden müssen. Der bekannte Koreanist A. Eckardt stellte
auf Grund seiner langjährigen Erfahrungen in Korea fest, das Volk
..blieb bei den alten Sitten, opferte den Vorfahren und den Geistern
".'

Mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis über koreanische,
japanische, chinesische und europäischsprachige Literatur schließt
die Monographie. Das völlige Fehlen der owjetischen Standardwerke
, zumal ein Teil von ihnen ins Englische und Japanische übersetzt
wurde, ist völlig unverständlich. F. Vos legte sich durch die
Nichtbeachtung der sowjetischen Literatur selbst Fesseln im Erkenntnisprozeß
über die Rolle der einzelnen Religionen in der koreanischen
Gesellschaft an. wie es in seiner Publikation ersichtlich ist.

Berlin Ingeborg Gothel

1 Istorija Korei. Tom I, Moskva 1974. S. 129'130.

2 Vgl. Dschoson Tscholhaksa/sang. Pjöngjang i960, S. 233/234.

' A. Eckardt. Die Konfuzius-Verehrung in Korea, in: Historische Blätter.
München 1914. S. 422.

Altes Testament

Hayes, John H., and J. Maxwell Miller [Eds.]: Israelite and Judaean
History. London: SCM Press 1977. XXXI. 736 S. m. 9 Ktn. gr. 8' =
The Old Testament Library. Lw. £15.-.

Unter dem schlichten Titel, der eine neue Darstellung der Geschichte
Israels und Judas erwarten läßt, verbirgt sich ein "handbook
for the study of that history" (S. XV f). Zweck des Werkes ist es. dem
Leser einen Überblick über die schriftlichen und archäologischen
Quellen zur israelitisch-jüdischen Geschichte zu vermitteln, ihn mit
dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Diskussion vertraut zu
machen und ihm schließlich eine "reconstruction" des Geschichtsverlaufes
zu bieten, "as understood by some of today's leading bibli-
cal scholars"

Den Herausgebern ist es gelungen, für jede Geschichtsepoche einen
ausgewiesenen Spezialisten als Autor zu gewinnen, so daß ein international
zusammengesetztes Gremium von Historikern gewissermaßen
Rechenschaft ablegt über die Erforschung der Geschichte
Israels während der letzten Jahrzehnte. Der Zusammenhang mit der
Arbeit vergangener Jahrhunderte wird nicht übersehen, sondern in
einer ausführlichen und mancherlei an neuen Gesichtspunkten bietenden
Darstellung der "History of the Study of Israelite and Judaean
History" aus der Feder von J. H. Hayes gebührend berücksichtigt
(1-69). Dieser wissenschaftsgeschichtlichen Einführung schließen

sich die Beiträge zu den einzelnen Geschichtsepochen an: Erzvätertradition
(bearbeitet von W. G. Dever und W. Malcolm Clark),
Josephs- und Mosegeschichten (Th. L. Thompson und Dorothy
Irvin), Seßhaftwerdung Israels (J. Maxwell Miller). Richterzeit (A. D.
H. Mayes), David und Salomo (J. A. Soggin), Israel und Juda (H.
Donner). Juda und das Exil (B. Oded), Perserzeit (G. Widengren), hellenistische
und Makkabäer-Zeit (P. Schäfer). Römische Zeit (A. R. C.
Leaney und J. Neusner).

Es ist ein sehr zu schätzender Vorteil des Werkes, daß die Vff. nicht
genötigt sind, bei der Darstellung des Geschichtsabschnittes, den sie
jeweils zu behandeln haben, einem bestimmten Schema zu folgen.
Die Unterschiede in Umfang und Charakter des zur Verfügung stehenden
Quellenmaterials gestatten kein einheitliches Vorgehen. So
bleibt bei den einzelnen Phasen der Frühgeschichte Israels verständlicherweise
die Rekonstruktion der Ereignisse ganz im Hintergrund.
Es dominiert die Forschungsgeschichte mit Akzenten auf der Erörterung
von methodischen Grundsätzen, von Überlieferungsproblemen
und vor allem von Fragen der Zuverlässigkeit der Quellen sowie
der Tragweite des altvorderasiatischen Materials aus der Umwelt
Israels. In den Kapiteln über die spätere Zeit nimmt dagegen die fortlaufende
Rekonstruktion der geschichtlichen Vorgänge mit eingestreuten
Hinweisen auf unterschiedliche Auffassungen in der Interpretation
einzelner Ereignisse den größten Raum ein. A. R. C. Leaney
beschränkt sich in seiner Schilderung der römischen Epoche
(606-663) überhaupt nur auf eine zwar flüssig geschriebene, im einzelnen
jedoch zu sehr beim äußeren Ablauf der Ereignisse verharrende
Nacherzählung, in der das archäologische Material lediglich
durch gelegentliche Verweise auf entsprechende Publikationen, die
im Literaturverzeichnis genannt werden, Berücksichtigung findet.

Den Autoren ist auch hinsichtlich der Darbietung ihrer eigenen
Position volle Freiheit gewährt worden. Dadurch treten die unterschiedlichen
Richtungen in der Forschung deutlicher hervor, als es
dem Benutzer des Handbuchs vielleicht angenehm ist. Dergleichen
läßt sich besonders in den Kapiteln über die vorstaatliche Zeit Israels
beobachten, auf die sich seit jeher die Hypothesen der Fachleute
begreiflicherweise konzentriert haben. Dennoch besteht gerade in
einer bislang heftig umstrittenen Grundfrage, in der Einschätzung der
Tragweite des archäologischen Materials für die Rekonstruktion der
ältesten Geschichte Israels, eine überraschende Einstimmigkeit:
Archäologische Daten erfahren durchweg eine sehr zurückhaltende
Auswertung. Die von der Frühgeschichte Israels handelnden Beiträge
des Werkes lassen erkennen, daß sich M. Noths Zurückhaltung in
dieser Frage gegenüber Albright's und Wright's allzu optimistischer
Position bewährt hat. Von besonderem Interesse sind in dieser Sache
die grundsätzlichen methodischen Anmerkungen von W. G. Dever
(71 ff) im Rahmen seiner historischen Auswertung der Erzväterüberlieferungen
.

Eine extreme Position nimmt Th. L. Thompson bei der Behandlung
der Josephs- und Mosegeschichten ein (149-179). Er konstatiert
das Fehlen jeglichen konkreten Quellenmaterials für eine historisch
zuverlässige Rekonstruktion der Vorgänge, die von den alttestament-
lichen Überlieferungen zwischen Gen 37 und Num 36 erzählt
werden. Dieser Mangel habe die Fachwissenschaft genötigt, sich für
die Phase der Entstehungsgeschichte Israels auf Hypothesen zu beschränken
. Dabei wurde bisher der Fehler begangen, vordergründig
danach zu fragen, "how the narratives can be understood as traditions
about Israel's early history" (1500. Die grundlegende Frage, ob diese
Erzählungen überhaupt als geschichtliche Nachrichten enthaltende
Überlieferungen verstanden werden dürfen, fand dagegen nicht die
notwendige Berücksichtigung. Th. schickt sich an, das bislang Versäumte
nachzuholen, indem er die neueren Versuche, den Komplex
der Exodusereignisse zu datieren und mit Angaben ägyptischer Quellen
in Verbindung zu bringen, als methodisch unzulässig deklariert.
Seine Argumente sind schon aus vorangegangenen eigenen Veröffentlichungen
und denen von D. B. Redford, dem er sich weithin anschließt
, bekannt. Zunächst wird festgestellt, daß es in den Penta-
teuch-Überlieferungen keine eindeutigen Beziehungen zu außerbiblischen
Daten und Vorgängen gibt. Auch der Hinweis auf die Erwähnung
der von Ramses II. erbauten Städte Pithom und Ramses in der
Exodustradition nützt nichts, da die Namen dieser Städte auch noch
in sehr späten ägyptischen Dokumenten erscheinen. Man konnte also
ebenso im 13. wie im 2. Jh. v. Chr. eine Erzählung mit Pithom und
Ramses in Verbindung bringen. Gesicherter historischer Kontext der