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Ausgabe:

1981

Spalte:

424-425

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Stieber, Joachim W.

Titel/Untertitel:

Pope Eugenius IV , the council of Basel and the secular and ecclesiastical authorities in the Empire 1981

Rezensent:

Zimmermann, Harald

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 6

„Handlungsweisungen an reiche und angesehene Christen" zu verstehen
. Sogar das Gebot der Feindesliebe legt Lk als Paränese an solche
Christen aus: ihre Solidarität hat ihren verachteten bedürftigen Brüdern
zu gelten (6, 32-35). So kann Lk als „Evangelist der Reichen"
gelten (152), dessen Kritik auf Umkehr und innergemeindlichen
Besitzausgleich zielt. Seine konkrete Sozialutopie, wie sie im Bild der
Urgemeinde erscheint (Apg 2,41-47), hat ihren historischen Hintergrund
in den Defiziten der gegenwärtigen Gemeinde, wie Lk sie sieht.

Beiden Verfassern ist es fraglos gelungen, das Recht und den Nutzen
der sozialgeschichtlichen Fragestellung sichtbar zu machen. Urchristliche
Texte gewinnen an Farbe, wenn man soziale Aspekte, die
auch die ältere Forschung schon gesehen hat, methodisch gezielt in
den Blick nimmt. Freilich droht das Bild einseitig zu werden, wenn
man weder von der ältesten Jesustradition noch von der Logien-
quelle noch von der lk Theologie ein Gesamtbild vorstellt, um in dieses
die sozialgeschichtlichen Untersuchungsergebnisse einzuzeichnen
. Was als älteste Jesustradition erscheint, ist denn auch ein reichlich
hypothetisches Gebilde, wenngleich anerkannt werden sollte,
daß die auf diesem Boden gewonnenen exegetischen Erkenntnisse im
ganzen wesentlich überzeugender wirken als die an lk Texten gemachten
. Sicher ist auch bei Lk eine richtige Tendenz erkannt, doch
werden zu viele Texte in ihren Dienst gezwungen. Trotz dieser Bedenken
verdient die stimulierende Wirkung dieses kleinen Buches
ausdrückliche Anerkennung.

Greifswald Günter Haufe

Achtemeier, P. J.: "He Taught Them Many Things": Reflections on

Marcan Christology (CBQ 42,1980 S. 465-481).
Barrett, C. K.: Che cos' e la teologia del Nuovo Testamento? (Protest.

35,1980 S. 207-229).
- : II simbolismo nel IV Evangelo (Prostest. 35, 1980 S. 65-80).
Blaser, KJauspeter: I segni della Speranza (Protest. 35, 1980

S. 129-137).

Corsani, Bruno: II regno di Dio nel pensiero di J. Jeremias (Protest.

35,1980 S. 13-31).
Dexinger, Ferdinand: Die Geschichte der Pharisäer (BiKi 35, 1980

S. 113-117).

Holtz, Traugott: Arbeit am Neuen Testament. Ein Bericht über den
SNTS-Kongreß 1980 in Toronto (Standpunkt 9, 1981 S. 10-11).

Kiley, M.: A Note on Hebrews 5:14 (CBQ 42, 1980 S. 501-503).

Kretzer, Armin: Christsein in dieser Welt. Das Matthäusevangelium
-heute (BiKi 35, 1980 S. 130-138).

Mayer, Reinhold: Freude am Gebot. Einige Beobachtungen und Bemerkungen
zu den Pharisäern und ihre Freude am Gebot (BiKi
35,1980 S. 122-129).

Murphy-O'Conner, J.: Sex and Logic in 1 Corinthians 11:2-16 (CBQ
42, 1980 S. 482-500).

Neyrey, J. H.: The Apologetic Use of the Transfiguration in 2 Peter
1:16-21 (CBQ 42, 1980 S. 504-519).

Plevnik, J.: The Origin of Easter Faith according to Luke (Bibl 61,
1980 S. 462-508).

Schüler, Donald: Christo e o hörnern (IgLu IV, 1979 S. 24-28).

Stock, K: Die Berufung Marias (Lk 1, 26-38) (Bibl 61, 1980
S. 457^191).

Subilia, Vittorio: II Signore dei morti e dei viventi (Protest. 35,
1980 S. 1-12).

-: Nota esegetica su Matteo 18:20 (Protest. 35, 1980 S. 170f).
Thoma, Clemens: Spiritualität der Pharisäer (BiKi 35, 1980
S. 117-122).

Vanni, Ugo: II simbolismo nell'Apocalisse (Gr. 61, 1980
S. 461-506).

Kirchengeschichte: Mittelalter

Stieber, Joachim W.: Pope Eugenius IV, the Council of Basel, and the
Secular and Ecclesiastical Authorities in the Empire. The Conflict
over Supreme Authority and Power in the Church. Leiden: Brill
1978. XVI, 514 S. gr. 8* = Studies in the History of Christian
Thought, XIII. Lw. hfl 144.-.

Wie sehr Kirchen- und Profangeschichte untrennbar miteinander
verbunden sind, dafür gibt es sicher viele Beispiele gerade auch aus
dem Mittelalter, aber vielleicht ist die Geschichte des Basler Konzils
eines der interessantesten. Im Konflikt der Synode mit Papst Eugen
IV. und in dem daraus entstandenen Schisma, bekanntlich dem letzten
der Papstgeschichte, wurde die seit langem währende Diskussion
über die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern, und insbesondere
am Haupt, das heißt: das Problem des obersten Kirchenregiments
, zu einer Frage der hohen Politik. Welcher Standpunkt sich
durchsetzen würde, war weniger von der Richtigkeit und Überzeugungskraft
theoretischer Argumente und theologischer Beweise abhängig
als vom erkannten Vorteil und vom politischen Interesse der
großen Mächte. Bekanntlich haben diese sich in gewissem Maße
durchaus die konziliaren Reformbeschlüsse zueigen gemacht,
schließlich aber doch dem Papsttum zum Siege verholfen. Darin eine
Logik des Geschichtsverlaufes zu sehen, und in welchem Sinne und
Maße, positiv oder negativ, hängt gewiß vom Geschichtsbild des Betrachters
ab. Auch ist das Überwiegen des politischen Kalküls nicht
so eindeutig, wenn man bedenkt, daß zu den Großmächten der damaligen
Zeit, wenigstens auf geistigem Gebiete, etwa auch die Universitäten
und die monastischen Orden gezählt werden, deren tatsächlicher
Einfluß auf das Geschehen freilich noch kaum erforscht ist und
sehr wahrscheinlich geringer gewesen sein dürfte, als eine bloß geistesgeschichtliche
Betrachtung der Vorgänge rund um das Basler
Konzil anzunehmen geneigt ist. Daß das Deutsche Reich, in dessen
Grenzen das Konzil tagte, nicht der ausschlaggebende Faktor für seinen
unbefriedigenden Ausgang war, glaubt man endlich ebenfalls zu
wissen, obwohl die Quellenlage für die Diskussion der mit Basel zusammenhängenden
politischen Probleme z. B. dank der in den Deutschen
Reichstagsakten publizierten Dokumente ausgesprochen günstig
ist und die Fülle des Materials andere Schlüsse zuließe.

Stiebers von der Yale University approbierte Doktordissertation
profitiert von dieser günstigen Quellensituation und darf dankbar als
eine erschöpfende Aufarbeitung der Materialien begrüßt werden.
Freilich ist dadurch die Lektüre nicht gerade ein literarisches Vergnügen
, führt in Einzelheiten, die man für weniger wichtig halten und
sich lieber für ein bloßes Nachschlagen im Bedarfsfall aufsparen
möchte, und wirkt stellenweise hier zu ausschweifend, dort zu platt,
wenn einem weniger informierten Leserkreis die Phänomene und
Strukturen der mitteleuropäischen Geschichte erklärt werden sollen.
Sichtlich war der Autor auf Vollständigkeit in seiner Darstellung und
auch in seinen Belegen bedacht. Das merkt man an dem reichen Anmerkungsapparat
, wo sich freilich kaum eine Auseinandersetzung
mit der bisherigen Forschung findet, nur Hinweise auf die vorhandenen
Quellen und Literatur. Das merkt man ebenso an dem über hundert
Seiten umfassenden Anhang, der zur Ergänzung der am Schlüsse
stehenden umfangreichen Bibliographie die herangezogenen Quellen
und Spezialuntersuchungen in einer Art Bibliographie raisonne, nach
zehn thematischen Komplexen geordnet, noch besonders vorstellt.
Dankbar begrüßt man ein reich gegliedertes Register, das die Benutzung
des Buches nach einer ersten informativen Lektüre auch als
Nachschlagewerk erleichtern wird.

Die Besprechung des Inhaltes darf damit beginnen, daß es sich in
erster Linie um die Darstellung der Ereignisgeschichte handelt. Zunächst
geht es um die bekannten Geschehnisse zwischen Konzil und
Papst bis zur Wahl Felix V. Dann wird kurz die Stellungnahme der
außerdeutschen Mächte zum Schisma skizziert. Es folgt ein enttäuschend
schmaler Abschnitt über die Universitäten und die Orden, be-