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Ausgabe:

1981

Spalte:

415-417

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament 1981

Rezensent:

Noack, Bent

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 6

416

choanalyse in der Deutung Erich Fromms. Einen Beitrag zum christlich
-jüdischen Okumenismus wird man trotz gelegentlicher Evokation
jüdisch-christlicher Gemeinsamkeiten aus dieser Richtung
schwerlich erwarten können.

Halle (Saale) Wolfgang Wiefel

Neues Testament

Balz, Horst, u. Gerhard Schneider [Hrsg.]: Exegetisches Wörterbuch
zum Neuen Testament. Bd. 1. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer
1978/79. 1024 Sp. gr. 8'.

Das Theologische Wörterbuch zum Neuen Testament ist in aller
Welt bekannt und geschätzt, und der neutestamentlichen Wissenschaft
und der Theologie ist mit seinem Abschluß ein unerschöpfliches
Hilfsmittel in die Hand gegeben, das sich viele Jahrzehnte lang
behaupten wird. Als eine Art Fortsetzung erscheint jetzt im gleichen
Verlag ein Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, das zum
Teil dem gleichen Zweck dienen soll wie der große Vorgänger, daneben
aber auch andere Aufgaben lösen will. Das ThWNT ist auf die
Theologie ausgerichtet, wie der Name besagt; es beschränkt sich auf
die theologisch wichtigen Wörter und Begriffe des NT und will den
theologischen Gehalt herausarbeiten. Im Laufe der langen Erscheinungszeit
von fast 50 Jahren ist das ThWNT auf rund 10 000 Seiten
angewachsen, einen beträchtlich größeren Umfang, als nach der
Seitenzahl des ersten Bandes zu erwarten gewesen wäre. Das sei nur
festgestellt, ohne undankbare Kritik.

Dadurch wird aber das Bedürfnis für ein kürzeres Nachschlagewerk
wie das EWNT in zweierlei Hinsicht verständlich: Erstens bedürfen
die Literaturhinweise besonders der vor Jahrzehnten erschienenen
Bände und Artikel des ThWNT einer Revision und der Nachträge,
wofür im Bd. X/2 gesorgt ist; im EWNT ist darüber hinaus auch die
Möglichkeit gegeben, in den Artikeln selbst auf die neuere Literatur
(und Funde) Rücksicht zu nehmen. Zweitens setzt das ThWNT bei
seinen Benutzern eine große Vertrautheit mit theologischen Fragestellungen
und Diskussionen voraus, so daß es für Anfänger und
Laien weniger geeignet ist. Die Anfänger und der immer größere
Kreis von Nichttheologen, die sich ernsthaft und eingehend mit
der Bibel, dem Neuen Testament und der Theologie beschäftigen, haben
einen Anspruch auf Nachschlagewerke, die auch den des Hebräischen
und des Griechischen nicht Kundigen zugänglich sind und
ihnen Mut machen, den Problemen weiter nachzugehen, und die dabei
den höchsten wissenschaftlichen Forderungen gerecht werden.

Der wissenschaftliche Stand ist durch die Mitarbeiter gesichert, die
sowohl von der katholischen Kirche und Theologie als von der evangelischen
kommen. Als Textgrundlage wird die neueste, 26. Ausgabe
des Nestle-Aland benutzt. Auf Varianten im griechischen Text, oft
auch entlegene, wird ständig Rücksicht genommen.

Das EWNT ist aber keine verkürzte, modernisierte und allgemeinverständliche
Neuausgabe des ThWNT. Es will weitere Gebiete erschließen
. Es enthält sämtliche im griechischen Neuen Testament
vorkommenden Wörter, ganz gleich ob sie von theologischem,
philologischem oder historischem Belang sind; es enthält also alle
Vokabeln, die bei Bauer zu finden sind, mit Ausnahme derjenigen,
die nur in den Apostolischen Vätern vorkommen; bei etlichen ntli-
chen Vokabeln werden aber auch Belege aus den Ap. V. genannt, was
sehr nützlich ist. Es ist m.a.W. zugleich ein vollständiges Wörterbuch
des ntlichen Griechisch. Die meisten Artikel erwähnen sämtliche
Vorkommen im NT; das ist natürlich bei den häufig vorkommenden
Partikeln, Präpositionen und Konjunktionen und bei Begriffen wie
agape, adikia usw. nicht möglich; dann wird aber die genaue oder
ungefähre Zahl der Vorkommen angegeben, so daß man sich schnell
einen Überblick über die Häufigkeit verschaffen kann. Also zwar keine
Konkordanz, aber doch eine Anleitung, die Konkordanz zu benutzen
. Allen Stichwörtern ist eine Transskription beigegeben, dazu,
auch im Titel des Artikels, eine oder mehrere deutsche Übersetzungen
des Wortes, die dann im betreffenden Artikel-durch variierte Vorschläge
zur Übersetzung, oft ganzer Sätze oder Satzteile, je nach dem
Kontext ergänzt werden. Durch die Transskription und die Übersetzung
soll den Benutzern, die kein Griechisch lesen, geholfen werden;
bisweilen werden sie aber im Stich gelassen, wenn auf verwandte oder
benachbarte Wörter nur griechisch verwiesen wird; man sollte vielleicht
in künftigen Lieferungen auch in den Artikeln transskribieren.
Zusammengehörige Worte und Begriffe stehen in einem Artikel, z. B.
Magog unter Gog, akrogöniaios unter gönia, didaskö und didaskalos
zusammen (didache dagegen für sich). Alle größeren und wichtigeren
Artikel haben, mit wenigen Ausnahmen, eine Inhaltsübersicht, die
sachgemäß sehr kurz gehalten ist, sich aber nützlich zeigen wird.

Die Literaturangaben sind für ein solches Werk sehr reichhaltig
und, wie gesagt, auch für die Benutzer des ThWNT als erste Auskunft
zu begrüßen. Dafür gebührt den Herausgebern und den Verfassern
großer Dank, der durch die folgenden Bemerkungen nicht beeinträchtigt
werden soll. In gewissen Hinsichten wird des Guten zu viel geboten
. Es dürfte überflüssig sein, in vielen einzelnen Artikeln auf Bauers
Wörterbuch, ThWNT, Blass/Debrunner, Pauly u.a. zu verweisen; jeder
, der Griechisch liest, weiß, daß er die betreffenden Wörter an solchen
Stellen nachschlagen kann; ein Hinweis ein für allemal hätte genügt
. Verzeichnet wird im allgemeinen die neuere Literatur, nur vereinzelt
werden Veröffentlichungen vor 1950 oder noch frühere erwähnt
. Außer der vorangestellten Literatur bieten die Artikel auch
im Text eine Fülle von Hinweisen auf Kommentare (so besonders,
wenn verschiedene exegetische Auffassungen erörtert werden),
Monographien und Artikel. Vollständigkeit wird nicht erzielt, und
diese wird auch niemand verlangen; ein bibliographisches Handbuch
kann und soll das EWNT nicht sein. Man mag den einen oder anderen
Buchtitel in einem Artikel vermissen, aber die Zeitschriften, auch
die internationalen, sind fleißig und ziemlich gleichmäßig benutzt:
nicht überall wird in gleichem Maße auf ausländische Arbeiten aufmerksam
gemacht, aber es ist erstaunlich und bewundernswert, wie
viel spanische, italienische, holländische und skandinavische Arbeiten
mit einbezogen worden sind. Selbstverständlich wird die englische
, amerikanische und französische Literatur sehr viel benutzt,
wenn auch die deutsche ein natürliches Übergewicht hat, da sie die
umfassendste ist und das EWNT sich in erster Linie an deutsche Leser
und Benutzer wendet. Es kommt vor, daß einem anscheinend weniger
bedeutsamen Stichwort Literatur beigegeben ist, und daß zu einem
, wenn auch kürzeren Artikel eine Literaturangabe vermißt wird;
das ist aber die Ausnahme.

Wie das Vorwort auf der letzten Umschlagseite der ersten Lieferung
sagt, „liegt das Hauptgewicht auf dem Verstehen des einzelnen
Wortes im Textzusammenhang". Das ist ein gesundes Prinzip, dessen
Nichtbefolgung, oder jedenfalls nicht hinreichende Befolgung von bestimmter
Seite dem ThWNT auf Grund der neueren semantischen
und linguistischen Erkenntnisse vorgeworfen worden ist. Wird im
Vorwort solcher Kritik einigermaßen Rechnung getragen? Es scheint
so. Jedenfalls versucht das EWNT nicht, aus einem jeglichen Wort
oder Begriff eine ganze Theologie zu eruieren, sondern will dem exegetischen
Verständnis der einzelnen Zusammenhänge dienen, und
zwar nicht nur dem philologischen und historischen, sondern auch
dem theologischen Verständnis. Ideegeschichte oder Religionsgeschichte
wird hier nicht getrieben. Religionsgeschichtliche Voraussetzungen
und Motive werden nicht gesondert und als unausweichliche
Voraussetzung behandelt, sondern je nach Bedarf zu den
einzelnen Fragen herangezogen. Darin bekundet sich eine theologische
Stellungnahme des Werkes, die sehr zu begrüßen ist. Der
gegenwärtige Stand der historisch-kritischen Forschung ist überall die
gegebene Grundlage der ganzen Arbeit, und überall, wo in der Forschung
ein annähernder Konsensus vorliegt, ist er unschwer zu erkennen
. Mancherorts wird man über die Entschiedenheit staunen, mit
der von der Logienquelle (und bisweilen von ihren Schichten) gespro-