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1981

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

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bahnbrechend: er gilt als Begründer der dortigen Kirche. Zuerst war
er lm Auftrage der CMS tätig, später aber weihte ihn der Erzbischof
v°n Canterbury zum Bischof. In jener Zeit war Henry Venn der Leiter
der CMS, der - seiner Zeit voraus - die Ansicht vertrat, daß die
■ rikamsche Mission durch Afrikaner ausgeführt werden solle, und
lese Mission auf Kirchenbegründung abzuzielen habe. Tasie ist der
• einung - neben der Anerkennung der Arbeit und Anschauung von
enn - daß das Ziel der Mission von „Eingeborenen" mit der Sen-
ung Crowthers nicht erreicht wurde. Crowther war für die dortigen
olker trotz seiner schwarzen Haut hinsichtlich der Sprache und
u'tur fremd. Nach Ansicht Tasies machte sich dies auch bei der spätren
Missionsarbeit bemerkbar.

Es scheint mir, daß die Meinung des Vf. von zwei Tatsachen heraus
n'cht bestätigt werden kann: Die eine ist das schöne Ergebnis der Missionare
aus den Stämmen Yoruba und Ibo. Die andere ist, daß unter
en Afrikanern eine an der Hautfarbe sich orientierende Solidarität
entstand - sicherlich infolge der Unterdrückung durch den Kolonia-
ismus und später durch den wirtschaftlichen Druck des Neokolonia-
'smus. Es ist allerdings richtig, daß diese Solidarität bis heute nicht
genügte, den „Tribalism" (Gegensätze der Stämme) zu überwinden,
Was aucn heute für die jungen afrikanischen Staaten ein Problem darstellt
.

Daß Bischof Crowther und seine Gefährten sehr erfolgreiche Arbeit
^•steten, wird auch vom Vf. anerkannt. Er setzt ihnen ein schönes
nkmal, sieht aber auch ihre Fehler und verschweigt sie nicht. Das
j-nnstentum hat im Niger-Delta Wurzel gefaßt, viele Menschen
°en das Evangelium ergriffen; sie waren bereit, dafür Verfolgung, ja
s°8ar den Tod zu erleiden. Die Lebensfähigkeit der Kirche wird
dadurch bestätigt, daß sie in den 1890er Jahren - 26 Jahre nachdem
Crowther in Bonny an Land gegangen war, um das Evange-
Um zu v erkündigen - die Krise überwand und sich seitdem ständig
entfaltet.

Die erwähnte Krise wurde von der Schwachheit des Bischofs
-■"owther und seiner Gefährten (unter denen auch sein Sohn, Dande-
>n Coates Crowther, als Hauptdiakon gewesen ist) verursacht. Sie
°nnten die schwierigen moralischen Probleme, die unter den Missionaren
und Katecheten vorhanden waren, nicht lösen. Gleichzeitig
oernahm eine neue Generation (die sog. Keswick Convention, evan-
Selikale Richtung) die Leitung der CMS, welche im Gegensatz zu H.

nn die europäische Lenkung in der Mission zu verwirklichen
Süchte. Tasie betont nachdrücklich, daß die Leitung der CMS wegen
er Lässigkeiten afrikanischer Vorsteher diese Entscheidung traf, und
*~ keine rassistischen Vorurteile im Hintergrund standen. Er muß
°er auch einsehen, daß die englische Missionsgruppe - die aus sehr
■langen und gebildeten Menschen bestand - sehr taktlos gegen den
'en Crowther und seine Gefährten auftrat. Es ist nur zu bedauern,
~au Vf. das Verhalten jener Missionare nicht mit der Ideologie des
"tischen Imperiums in Verbindung bringt. Das Aufzeigen von sollen
Verbindungen kann die Kirche davor warnen, Gottes Wort mit
m fremden politisch-wirtschaftlichen Interessen zu vermischen.
Tatsache ist. daß die afrikanischen Christen dem fremden Einfluß
Widerstanden und 8 Jahre lang von der CMS unabhängig lebten.
Andererseits aber bemühten sich die Leiter der Afrikaner, daß die
^°n ihnen begründete Kirche des Niger-Deltagebietes unter der anglikanischen
Kirche blieb. Der Versuch, selbständig zu werden, scheiterte
. Das hatte auch finanzielle Gründe, lag aber vor allem daran,
"aß die episkopalistische Kirche keinen Bischof bekam. So nahmen
sie den Vorschlag der CMS an: sie unterwarfen sich dem vom Erz-
'schof von Canterbury gesandten Bischof; von da an herrschte wieder
gute Zusammenarbeit zwischen den Afrikanern und der CMS
Und die Kirche konnte sich weiter entwickeln. Diese Entwicklung
aber - entsprechend dem Willen der CMS - bedeutete weiße Hegemonie
; deshalb sorgte man nicht für die Pfarrerausbildung. Die erste
Hochschule wurde 1912 eröfTnet. Wie auch sonst in Afrika, war hier
Ausbildung von niedrigerem Standard als in Europa,
'm Jahre 1912 begann die erste einheimische Erweckungsbe-
*egung. die - neben der gewöhnlichen intellektuell-katechetischen

Methode - an die Bevölkerung auf afrikanische Weise herangeht.
Diese Methode gleicht eher der der apostolischen Zeit als der der weißen
Mission: ihre wichtigsten Charakterzüge sind die Verleumdung
der Götzen, Streit gegen den Alkoholismus, die Buße, Heilungen aus
dem Glauben heraus. Innerhalb einiger Jahre erreichte die Bewegung
große Erfolge: bereits 1912 entstanden 45 neue Gemeinden durch die
Tätigkeit des Propheten Garick Braide; ihre Nachfolger sind für das
Jahr 1917 etwa auf eine Million zu schätzen. Braide wurde 1917 (mit
Zustimmung der Kirchenleitung) verhaftet und starb 1918 im Gefängnis
. Die Bewegung jedoch verbreitete sich weiterhin, ja es zeigten
sich sogar mehrere derartige Erweckungsbewegungen im Deltagebiet
des Niger, infolge deren die konfessionelle Aufgliederung dem stetigen
Wachsen einer Kirche gegenüberstand.

Die Verhaftung Braides ist die Folge komplizierter Umstände. Es
spielten dabei Spannungen des 1. Weltkrieges eine Rolle sowie die
Angst des Bischofs James Johnson (von Yoruba-Abstammung) vor
dem Schisma; dazu kam die Sorge, daß die Einnahmen des Alkohl-
Monopols sich verringern könnten. Es ist zuzugeben, daß diese
Erweckungsbewegung auch moralische Mißstände verursachte, doch
ist die Verhaftung Braides ein trauriges Beispiel für das Verhalten
afrikanischer Kirchenleute, die mit der kolonialen Leitung zusammenarbeiteten
. Für die Kraft des Evangeliums und das Urteilsvermögen
afrikanischer Christen spricht, daß sie die Kolonialinteressen von
der Wirklichkeit der Kirche Christi zu scheiden wußten. Vielleicht
vermißt der Leser die Erörterungen dieser Probleme; eindeutig ist
aber das Verdienst Tasies, daß er viele wertvolle Daten zur Verfugung
stellt, aus denen wir wichtige Konsequenzen ziehen können.

Debrecen Janos D. Pasztor

Abel, Eduard (Texte), u. Peter Jesse (Fotos): ... in die Welt hinaustreten
. Texte, Fakten, Fotos zum Thema der Weltmissionskonferenz
in Melbourne „Dein Reich komme". Basel: Basileia Verlag
1981. 63 S. m. 39 Abb. z. T. färb. 8 Kart, sfr 12.-.

Ahn, Byung Mu: Dein Reich komme (ZfM 6, 1980 S. 3-6).
Allmen, Daniel von: Die Sendung der Christen in die Welt unter
dem Zeichen des Reiches Gottes (ZfM 6, 1980 S. 7-15).

Bieder, W.: Worauf es ankommt. Reflexionen zum praktischen Missionsdienst
heute (ZfM 6, 1980 S. 83-90).

Buti, Sam: Das Reich Gottes und Gegenstömungen und Scheidewege
in Südafrika (ZfM 6, 1980 S. 239-241).

Francis, T. Dayanandan: Dialog mit den Hindus im Alltag (ZfM 6,
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Griflith, Michael: Shaking the Sleeping Beauty. Arousing the church
to its mission. Leicester: Inter-Varsity 1980. 207 S. kl. 8 Kart.
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Hummel, Reinhart: Der Islam heute als Partner im Dialog der Religionen
(ZfM 6, 1980S. 150-164).

Klischat, U. E.: Zur Eigenart der paulinischen Frömmigkeit (ZfM 6,
1980 S. 35-17).

Konferenz-Bericht Mombasa 1979: Gegenwart und Zeugnis von
Christen inmitten ihrer muslimischen Nachbarn (ZfM 6, 1980
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Robinson, Gnana: Glaube und Gerechtigkeit (ZfM 6. 1980
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Rossel, J.: 200 Jahre Christentumsgesellschaft (ZfM 6, 1980
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Sadig, John W.: Bekehrte Muslime in der indischen Kirche (ZfM 6,
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Schumann, Olaf: Hindernisse im Dialog zwischen Christen und Muslimen
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Taylor, J. B., S. Nababan, u. G. Rein: Die Zukunft des christlichmuslimischen
Dialogs und die christlichen Mission (ZfM 6, 1980
S. 173-178).

Thailand-Erklärung aus Pattaya zur Weltevangelisation (ZfM 6,
1980 S. 241-244).

Tödt, H. E.: Gott - Gnade - Welt. Vom Sinn missionarischer Verkündigung
im Erbe von Reformation und Pietismus (ZfM 6. 1980
S. 71-82).

Zoungrana, Kardinal Paul: Afrikas Beitrag zur Theologie in der
Kirche. Auf der Suche nach Inkulturation des Evangeliums (BiKi
35, 1980 S. 78-89).