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Ausgabe:

1981

Spalte:

380-382

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Tasie, Godwin O. M.

Titel/Untertitel:

Christian missionary enterprise in the Niger Delta 1864 - 1918 1981

Rezensent:

Pásztor, János

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379

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

380

Redman, Barbara J.: An economic analysis of religious choice

(RRelRes 21, 1980 S. 330-342).
Roof, Wade Clark, Dean R. Höge: Church involvement in America:

social factors affecting membership and participation (RRelRes

21, 1980 S. 405-426).
Roozen, David A.: Church dropouts: changing patterns of disengage-

ment and re-entry (RRelRes 21, 1980 S. 427-150).
Shrum, Wesley: Religion and marital instability: change in the

1970s? (RRelRes 21,1980 S. 135-147).
Voye, L.: Sociologie et religion. Pour clarifier les relations entre

sociologues et theologiens (RThL 10, 1979 S. 305-323).
Walrath, Douglas: Response: why some people might go back

church (RRelRes 21, 1980 S. 468^175).

Ökumenik: Allgemeines

Pesch, Otto Herrmann [Hrsg.]: Einheit der Kirche - Einheit der
Menschheit. Perspektiven aus Theologie, Ethik und Völkerrecht
. Mit Beiträgen von F. Böckle, O. H. Pesch, K. Rahner, U.
Scheuner. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1978. 175 S. 8°. Kart.
DM 16,80.

Das Buch bringt kurze Berichte aus der Vorarbeit und aus der Diskussion
, vier Vorträge und die für die Teilnehmer empfohlene Literatur
aus dem Sommerseminar, das die Katholische Akademie Hamburg
und der Fachbereich Evangelische Theologie der Universität
Hamburg unter dem Thema „Einheit der Kirche - Einheit der
Menschheit" veranstaltet hat. Den dogmatischen Teil des Themas
behandelten O. H. Pesch und K. Rahner (letzterer konnte wegen seiner
Krankheit an dem Seminar nicht teilnehmen), den ethischen
Franz Böckle und den juristisch-politischen Teil Ulrich Scheuner.

Pesch ging von der Tatsache aus, daß „eine Kirche und eine Christenheit
mit einer Stimme .. . der voneinander abhängigen Menschheit
" zurufen sollten: „Ihr seid alle Söhne und Töchter Gottes, Brüder
und Schwestern Jesu Christi" (48). In einer kurzen geschichtlichen
Analyse zeigt Pesch die Verflochtenheit des Verhältnisses der
Kirche und der Menschheit bei Paulus, Augustinus und in der Missionsarbeit
. Die Einheit der Menschheit, die die Kirche der Welt zu
verwirklichen helfen soll, wird nicht nur als die durch die Interdepen-
denz auf dem Gebiet der Zivilisation gegebene Einheit aufgefaßt, sondern
als die Einheit in Frieden, Gerechtigkeit. Zu dieser Einheit soll
die eine Kirche als „Anwalt des Menschen" rufen. Eine große Hilfe
sieht Pesch in der Auffassung der Kirche als „Grundsakrament"; er
macht dabei allerdings auf die Gefahr aufmerksam, daß sich die
Kirche als eine privilegierte Gruppe betrachten könnte. Er kommt
zum Schluß, daß „das Wesen der christlichen Einheit der Kirche ...
- paradox genug - eine Bewegung zu fortschreitender Entinstitutiona-
lisierung sein" muß (48). Als Modelle auf dem Wege zur Einheit bezeichnet
er den Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf und die
Patriarchat-Struktur.

K. Rahner begründet die Einheit der Menschheit darin, daß Gott
alle Menschen zum Sein und zum Heil berufen hat. Diese Einheit
wird durch die Sünde verdunkelt. Rahner macht auf die Tatsache
eines einenden Atheismus aufmerksam, dessen „theologische Interpretation
, die in ihm auch positive heilsgeschichtliche Funktion entdeckt
", nicht ausgeschlossen zu sein braucht (65). Das Grundproblem
für die kirchliche Einheit sieht er im praktischen Funktionieren des
konkreten römischen Lehramtes (73). Es ist die Aufgabe der Kirche,
für die aufgegebene Einheit der Menschheit zu arbeiten, obwohl
Kirche und Welt - „verletzende Zwiespälte und Zwänge mit sich
bringen, solange nicht das Reich Gottes da und Gott mit seiner ihm
allein eigenen Einheit alles in allem geworden ist" (76).

Franz Böckle analysiert in seinem Vortrag „Christliche Ethik in
der Vielfalt der Kulturen" die Offenheit christlicher Ethik anderen
Kulturen gegenüber. Diese Offenheit findet er in der christlichen Betonung
der Autonomie des Menschen, in der Auffassung und in dem

Inhalt der Werte, die nicht verabsolutiert werden dürfen und in der
radikalen Scheidung vom Bösen.

Ulrich Scheuners Vortrag „Christliche Kirche und internationale
Ordnung" widmet der Tätigkeit des ORK auf internationalem Gebiet
große Aufmerksamkeit. Er konzentriert sich auf drei Fragen: die
Sicherung des Weltfriedens, die Frage der Gerechtigkeit und die Frage
der Menschenrechte, die erst in der Enzyklika „Pacem in terris" voll
aufgenommen wird. Die Kirche soll auf jede Gewalt verzichten und
versuchen, Einfluß auf die öffentliche Meinung zu gewinnen.

In der Aussprache tauchten u. a. die Fragen auf, ob der Gedanke
der Einheit der Menschheit und der Kirche nicht eine Utopie darstellt
, wie die Verbindlichkeit des Neuen Testaments aufzufassen ist,
die Fragen der christozentrischen Auffassung der Ethik, der Identität
des christlichen und des humanen Ethos, des Engagements und der
Mission, der „strukturellen Gewalt" und des Versöhnungsamtes der
Kirche.

Da es sich um ein katholisches Seminar handelte, überrascht die
ausführliche Kenntnis und die sensitive Berücksichtigung der protestantischen
Diskussion zu diesem ökumenischen Thema.

Prag Josef Smolik

Tasie, G. O. M.: Christian Missionary Enterprise in the Niger Delta
1864-1918. Leiden: Brill 1978. XIII, 287 S. m. 3 Abb., 3 Taf. gr. 8"
= Studies on Religion in Africa, Supplements to the Journal of Religion
in Africa, III. Lw. hfl 78,-.

Die Untersuchung ist eine Bearbeitung der an der Universität
Aberdeen vorgelegten Dissertation des Vf., der als Professor
in Jos (Nigeria) tätig ist.

Eines der ungesündesten Gebiete Afrikas (zumindest für
Europäer) ist das Deltagebiet des Niger; ehemals wurde es
„Friedhof der Weißen" genannt. (Von den 150 Mitgliedern
einer im Jahre 1841 angekommenen britischen Expedition
starben 50 im Zeitraum von drei Monaten.) Weiße Missionare
siedelten sich in diesem Gebiet nicht an. Außer klimatischen
Schwierigkeiten wurde in dieser Gegend auch deshalb
nicht missioniert, weil die Mission sich im 19. Jh. auf die
Mitte des Kontinents konzentrierte (entsprechend der sog. Bux-
ton-Doktrin, die die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Mission
propagierte). Die Verbreitung der Mission in der Mitte des Kontinents
trug viel zur Abschaffung des Sklavenhandels bei, doch führte
sie zur politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit Afrikas (ob-
zwar dies vom Vf. nicht vermerkt wird). Es ist für den Rez. verblüffend
, daß der Vf., der sonst viele wertvolle Daten mitteilt, die politischen
und wirtschaftlichen Bezüge außer Acht läßt. Diese ergäben
nämlich, daß die Zeit der Mission auch die der Verbreitung des Kolonialismus
in Afrika gewesen ist.

Die erwähnten Umstände schufen eine in Afrika singulare
Situation: Die Mission begann aus eigener Initiative und wurde fast
ausschließlich von Afrikanern fortgesetzt. Anfang des 19. Jh. lebte
die Bevölkerung im Gebiet des Niger-Deltas in Stadtstaaten, die die
Zentren des Sklaven- und (späteren) Palmölhandels waren. Die Herrscher
jener Zentren wandten sich an die Church Missionary Society
der anglikanischen Kirche (CMS) mit einem Gesuch, Missionsstationen
errichten zu lassen. Ursprünglich spielten dabei nur kulturelle
und wirtschaftliche Aspekte eine Rolle, später aber haben viele
jener Herrscher christliche Überzeugungen gewonnen. Bereits
Ende des 18. Jh. errichtete die CMS in Sierra Leone eine Missionsstation
für die befreiten und von Amerika zurückgekehrten
Sklaven. Von dieser Station wurde Samuel Adjai Crow-
ther, der von einem Sklavenboot befreit wurde, ausgesandt,
um das Deltagebiet des Niger zu bekehren. Er stammte von
dem benachbarten Lande Yoruba. Nachdem er seine Studien
beendet hatte, wurde er Lehrer des Fourah Bay College (später
ein wichtiges theologisches Zentrum) und danach war er als Missionar
im Lande Yoruba tätig. Seine Arbeit im Niger-Delta war