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Ausgabe:

1981

Kategorie:

Religions- und Kirchensoziologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

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Die VfT. der Untersuchung stellen völlig zu recht in einem beson- Interessante Hinweise im Hinblick auf die Hochschätzung der Jugend

deren Abschnitt ein „katechetisches Defizit" hinsichtlich der mit durch das Christentum finden sich bei Andreas Himer und Walter Hornstein:

dem Alt»™ ...j. j r- <• j _.„™oon(«.n Kindheit und Jugendalter in geschichtlicher Betrachtung. In: Zeitschrift für

"cm Altern verbundenen Fragen fest und fugen einen interessanten °

A.h^u„ .. . _ . <n «. Pädagogik 10, 1964,320ff.

^oschnitt zur Aus egungsgeschichte des vierten Gebotes im 19. Jh.

bei. Es ist hinsichtlich der Würde der älteren Menschen, hinsichtlich

■hrer Leistungsmöglichkeiten und ihres ihnen zustehenden gesell- Scharfenberg, Joachim [Hrsg.]: Glaube und Gruppe. Probleme der
schaftlichen Anteils unangemessen, sie nun „in die Schutzhaft der Gruppendynamik in einem religiösen Kontext. Wien-Freiburg-
^ächstenliebe" nehmen zu wollen. Es geht vielmehr um ihre „neue Basei; Herder; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1980. 147 S.
Freiheit und Geltung", um „Emanzipation des Alters" (24). Das gr. 8" = Sehen-Verstehen-Helfen, 5. Kart. DM 19,80.
schließt erforderliche Hilfen keineswegs aus, sondern fordert zu einer , ,„ , „

sachgerechten und damit wesentlich wirksameren Hilfe, die über die „Dieses Buch ist die Reaktion auf einen Streit", erklart der Heraus-

Hilfe im Bereich der individuellen Beeinträchtigungen hinausgeht, geber einleitend. Besonders von evangelikaler Seite wird die moderne

heraus Gruppendynamik als trojanisches Pferd beargwöhnt, das eine wider-

Von den dargestellten zahlreichen Klischeevorstellungen, die vom göttliche Weltanschauung in die Kirche trägt. Das Buch will zeigen,
empirischen Material der Untersuchung her korrigiert werden müs- daß die Gruppendynamik eine religiöse Dimension hat (Scharfensen
, seien hier nur einige kurz aufgezählt: die negative Beurteilung berg), die sich schon in der Kirchengeschichte erkennen laßt (H. Gul-
der Festtagsfrömmigkeit die geringe Kirchenkritik der Kirchen- zow im Gespräch mit J. Scharfenberg), und daß eine sachliche, theotreuen
, der Unterschied von Stadt und Land, die Einsamkeit, die Be- logisch verantwortete kirchliche Gruppenarbeit durch die Gruppendeutung
der Bildungsunterschiede und Freizeitaktivitäten. Auch die dynamik hilfreiche Impulse erhalten kann. Auf eine Ubersicht über
schon zu Beginn der gerontologischen Forschung getroffene Feststel- „Sozialpsychologische Aspekte heutiger Gruppenarbe.t" (W. R u ff.
•ung, daß die zeitliche Nähe des älteren Menschen zum Tode keines- 24-38) folgen Informationen zu verschiedenen Methoden: M.
wegs zu einer besonders starken Religiosität führt,» findet erneut ihre Kiessmann: „Was ist eigentlich Gruppendynam.k?" (39-52); J.
Bestätigung Mayer-Scheu: „Lebendiges Lernen mit der Themenzentrierten

Im Zusammenhang mit der Würdigung der vorgelegten Unter- Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn" (53-69); O. Betz: „Trans-
suchung muß jedoch auch auf die geschichtlichen Bemerkungen ein- aktionale Analyse in der kirchlichen Gruppenarbeit" (70-80); K.
gegangen werden Unter den einführenden Hinweisen finden sich Gastgeber: „Gestalt-Gruppenarbeit als Hilfe für die Seelsorge"
kurze Abschnitte zur Ursachengeschichte. „Die Mitgift des 19. Jahr- (81-94). Dankenswert ist, daß neben den Chancen auch die Gefahren
hunderts" und Anthropologische Interessen der Dogmatik des der Gruppenarbeit erwähnt werden, besonders von G. Hart mann:
19. Jahrhunderts" Dabei stehen Betrachtungen und Folgerungen auf „Macht Gruppenarbeit süchtig?" (95-114) Einige Kriterien für gelin-
Grund der damaligen tiefgreifenden sozialökonomischen Verände- gende und mißlingende Gruppenarbeit erörtert D. Seiler unter dem
rungen und die Feststellung daß die Theologie jener Zeit im großen Aspekt der Beziehungen zwischen Gottesdienst und Gruppenarbeit
und ganzen lediglich dem damaligen Zeitgeist folgte, zu isoliert im (115-135). Abschließend formulieren Mayer-Scheu und Ruff
Vordergrund Die Tatsache daß das Christentum seit Jahrhunderten „Einige theologische Thesen zur Gruppenarbeit" (136-147). Trotz
eine oftmals auch abwertende Auseinandersetzung mit den Proble- des Bemühens um biblischen Bezug werden hier die erwähnten Vörden
des Alterns impliziert, wird nicht deutlich. Eine entsprechende behalte kaum ausgeräumt, wenn die Autoren der Gruppe eine „heils-
geschichtliche Aufhellung lag zweifellos nicht im Aufgabenbereich wirkliche Funktion" zuschreiben. Der Neigung zu theologischer
der vorgelegten Untersuchung. Die kurzen beigegebenen geschieht- Überhöhung von Gruppenphänomenen muß kritisch begegnet wer-
•ichen Hinweise zeigen jedoch, wie sehr es an der geschichtlichen Be- den.

arbeitung dieser Fragen noch fehlt.» Hier hat die Theologie einen E.W.
eigenen nicht unwesentlichen Beitrag zur Erhellung des heute wirk- -

samen Bildes vom alternden Menschen zu leisten.10 „ r . , . r. ,, ,, . . ... .,._,_,

uiiwinuiini»»! iw ~ Baumeister, Theofried: Die Anfange der Volkskirchhchkeit. Pasto-
Levenhagen Norbert Buske rale Weitherzigkeit als Impuls für das Entstehen der Volkskirche
______ (FS 61, 1979 S. 124-133).

i t, , ._ Ferre, John P.: Denominational biases in the American press (RRel
IheologieundEmpine, 1971. r-c-m iqsns ?7fi_7R^

' Er enthält 160 Fragen und ist im Anhang mit den Interview- und Explora- Z~rr'. L _.

tjnn. . , . . , Granfield, Patrick: The church as Institution: a reformulated model
uonsskalenabgedruckt. ftp«1(5 1Q7Q <: 4?<;_447^

1 Uhr hat sich seit langem mit Problemen der Gerontologie beschäftigt. Es _j__~™' ! „, * ~7 '• . . . . , , .r

* hier nur auf ihre ausgezeichnete Kurzmonographie „Stellung und Aufgabe Gritsch, Enc W.: The church as Institution . frorn doctnnal plunfor-
der Psychologie innerhalb der Gerontologie". Nürnberg 1971 und „Psycholo- m.ty to magistenal mutuahty (JES 16 1979 S. 448^56).

* des Altems". Heidelberg 1972 verwiesen. Hadaway, C. Kirk. Conservatism and social strength in a liberal
«Der alte Mensch und seine Stellung in der Gesellschaft. Konsequenzen für denom.nation (RRelRes 21, 1980 S. 302-314)

Theologie und Kirche. In :ZdZ 1971,281-291. " : Denominational switching and religiosity (RRelRes 21, 1980

1 Herausgegeben im Auftrage der Katechismuskommission de; Vereinigten S. 451-461).

Evangelischen-Luthenschen Kirche Deutschland, Gütersloh 1975. Hart- Roderick P Kathlen J. Turner, Ralph E. Knupp. Religion and

■ Herausgegeben im Auftrage des Bundes der Evangelischen Kirchen in der the rhetonc of the mass media (RRelRes 21, 1980 S. 256-275).

DDR 1977 Höge. Dean R., David T. Polk: A test of theories of Protestant church

• Seit eirngen Jahren erfolgt im Brüderhaus der Züssower Diakonie-Anstal- partieipation and commitment (RRelRes 21, 1980 S. 315-329).

ten (be, Greifswald) eine zweijährige diakonische Spezialausbildung, die an die Karg, Siegfried: „Befragte Kirche - fragende Kirche". Kritische An-
dreyähnge Grundausbildung anschließt, mit dem Ziel, Fachkräfte -vor allem merkungen zur empirischen Sozialforschung in Theologie und
Rir den Einsatz in Altersheimen - heranzubilden. Die inzwischen oftizielle, Kirche (ThPr 14, 1979 S. 1 12-127).

hoffentlich noch nicht endgültige Bezeichnung „Diakon Tür Geriatrie" stellt Mörth, Ingo: Vor einer Renaissance der Religionssoziologie? (HK 34,
den Aufgabenbereich zu eingeengt dar. 1980 S. 33-37). .

1 Stanley Half Senescence 1922. G Hara, John P.: A research note on the sources of adult church com-
' Auch P. Lüth (Geschichte der Geriatrie, Stuttgart 1965) und J. Steudel mitment among those who were regulär attenders during childhood
'Historischer Abriß der Geriatrie. In: Handbuch der Praktischen Geriatrie, (RRelRes 21, 1980 S. 462^67).

Stuttgart 1965ff) behandeln die in der Geschichte wirksam gewordenen, zum Perry, Everett L., James H. Davis, Ruth T. Doyle, John E. Dyble:
Problembereich gehörenden theologischen Vorstellungen und Frömmigkeits- Toward a typology of unchurched Protestants (RRelRes 21, 1980
formen nur am Rande. S- 388^*04).