Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1981

Spalte:

374-375

Kategorie:

Religions- und Kirchensoziologie

Autor/Hrsg.:

Schwalbach, Ulrich

Titel/Untertitel:

Firmung und religiöse Sozialisation 1981

Rezensent:

Klaus, Bernhard

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

373

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

374

sentiert. Dann kommt er zu den praktischen Ausführungen in der ReligionS- Und Kirchensoziologie

Kirche. Die Hauptfrage der folgenden Erörterungen geht um das

Thema „Erfolg oder Fiasko". Dabei werden nacheinander die wich- Schwaibachi Ulrich: Firmung und religiöse Sozialisation. Inns-
tigsten Stücke der Reform behandelt: Kirchenjahr und Heiligen- bruck-Wien-München: Tyrolia-Verlag 1979. 185 S. 8" = Innskalender
, ordo missae und Lektionen, Stundengebet, Pontificale und brucker theologische Schriften, 3. Kart. DM 36,-.
R'tuale. Ist die Reform gelungen? Diese Frage wird abschließend

Positiv beantwortet. Man wird sagen können, daß der Vf. im Großen Die Untersuchung zielt auf die Fragen der religiösen Sozialisation
recht hat. Die Reform ist nicht nur eine bedeutende Leistung für die im Zusammenhang der Firmung. In den Dienst dieser Zielstellung
Erneuerung der Liturgie, es ist auch im Ganzen gelungen, sie in den sind die Anlage der Arbeit und die Methode ihrer Durchführung geKirchen
der Welt zum Tragen zu bringen. stellt worden. Den Mittelpunkt bildet die „soziologische Fragestel-
r- n . „ . . lung", die als II. Teil auch umfangmäßig den größten Raum ein-
terSL «^dXIX^^cheineReihevonBibliograph.en charak- ^ ^ ^ Grundl _ zur u ie. und D

nis 1 v r" kUrZ genannt: R V' SeV6rUS SChrClbt I T mengeschichte der Firmung" - ist ihr als I. Teil vorgeordnet, über-

n s der Veröffentlichungen von Dr. H. P. Frank unter dem Thema )Konsequenzen füf dje praxjs der Fjrmung„ mnden

zun» h Tu, ZeUgniS ^ Gr°ßen SU ES gt r r als abschließender III. Teil das soziologische Kernstück der Arbeit

ll w ,F^ graph'e V0" Dn J°hn Hennig <derenerst"Jel' m ab. Angefügt erscheinen am Schluß ein Literaturverzeichnis, Per-

ohih , erechienen war>- SPäter erscheint auch «nc B,bhogra- son ister und Sachregister, die die Arbeit mit diesem Buch erheb.

pnie der Liturgieforscher verfaßt von N. K. Rasmussen, in Fortset- erieichtern

zung der früheren Zusammenstellung in ALW 11 und 15. ' yf eröffilet den ersten theoiogiegeschichtlichen Teil mit dem Ge-

ständnis, daß es für die Firmung als Sakrament keine biblische Be-

Schheßlich sei noch auf die „Miszellen" verwiesen: gründung gibt. In der Frühzeit der Kirche vollzog der Bischof der GeOtto
Meinardus, Der Segensgestus Christi im koptischen Altarzi- meinde die Taufe mit der anschließenden Handauflegung und
h°rium. Salbung als einen zusammenhängenden Ritus der Initiation. In Rom
Winfried Gl ade, P. Wilhelm Schmidt und die Anfänge der litur- blieb das so, auch nach der Einführung der Säuglingstaufe, bis ins
gischen Erneuerung in Österreich. 9. Jh. In den Landgemeinden aber mußten die vom Priester Getauf-
Burkhard Neunhäuser, Heilsgeschichte und Gottesweisheit. (Zu tcn in die Bischofsstadt kommen oder den nächsten Besuch des
den letzten Bänden des Werkes „Mysterium salutis". Die vorausge- Bischofs abwarten, um von ihm die postbapt.smale Handauflage und
gangenen Bände wurden in ALW 13/1971 besprochen. Diese Wie- SalbunS zu empfangen. „Die Schw.engkeiten von Taufe und Fir-
dergabe des Inhalts der Bände IVff ist eine eindrucksvolle Leistung ™ sind also n,cht in der Theologie der christlichen Initiation
des Rezensenten über ein so großes Werk über die Ekklesiologie und grundgelegt sondern kommen ,aus praktischen, kirchenrechtlichen
Eschatologie) und hierarchologischen Gründen'" (25)! Erst seit dem Konzil von

r. .. ' ., Trient wird die Firmung „als das Sakrament der vollendeten Christ-

Er7mrr8a r ^ ? ^ Bes,prechungen geWldmet liehen Existenzform gesehen im Unterschied zu den Getauften, die in

« umfaßt über 650 Seiten und ist wie folgt gegliedert: Anlehnung an 1 Petr 2,2 mit Säuglingen verglichen werden" (30). Seit

- eues Testament und Liturgie (Alfons Weiser) jüngster Zeit wird eine „anthropologische Wende" in der Theologie

Liturgie und Kult in der frühjüdischen Welt und Umwelt (Werner der Firmung erkennbar. „Die Firmung wird als sakramentales Zei-

Baier) chen für die apostolische Sukzession der ganzen Kirche gesehen.

zu den Liturgien des christlichen Ostens (Heinzgerd Brakmann - Die bischöflische Handauflegung bei der Firmung verbindet alle

Winfried Cramer) Gläubigen ohne jeden Unterschied mit der Gewesenheit und Zukunft

Liturgie im Gesamtzusammenhang der Theologie (Burkhard Neun- des geschichtlichen Jesus" (31).

häuser) In seiner Untersuchung vergleicht Vf. die religionssoziologische

Diel;,, tu , b- ur u , u u j„m Kategorie einem „Gehäuse für das religiöse Verhalten". Von diesem

"le Liturgie in der Theologie und im kirchlichen Leben nach dem «x,™„i;,„, „ , t , . -._..„ _. „ ,

1 v,.-i u v w. , i- * Ansatz aus formuliert er als Zielsetzung für Teil Q: „Dies Gehäuse

vatikanischen Konzil (Angelus Haussling) .. .____u:_u.i: u r- . ... ,. _ ..

Pj. v 6 mit seinen geschichtlichen Fundamenten gilt es in diesem Teil zu

Liturgie in Spiritualität und Frömmigkeit (Emmanuel v. Severus) beieuchten" (39). Damit zielt er im Hauptteil seiner Arbeit auf einen

astoralhturgik (Polykarp Wegenaer) Erkenntnisvorgang, nicht aber auf ein kirchliches Reformprogramm.

Ule Liturgie in den Evangelisationsgebieten, besonders in Afrika (Ivo was seine Arbeit als wissenschaftliche Untersuchung qualifiziert. Den

auf der Maur) Anfang bildet eine „Beleuchtung" der Säkularisierung als eines wich-

Liturgie im Zeitalter der Reformation (Albert Brandenburg) tigen Phänomens, des „Basisphänomens", zum Verständnis der heu-

Liturgie vom Trienter Konzil bis zum 2. Vatikanum (Hermann tigen Situation. Die gesellschaftlichen Wandlungen, in deren Verlauf

Reifenberg) die Relevanz der Kirchen immer mehr schwindet, zeichnet er als

Religiöse Volkskunde (Walter Heim) Konsequenzen aus dem Säkularisierungsprozeß. Entscheidend wird

Litnro;« ju u j v wd - u jdii_> die Frage der Sozialisation, ein komplexer Vorgang, innerhalb dessen

L"Urgie und bildende Kunst (Richard Bellm) ... ., „ . l . .

ft. auch die religiöse Soziahsation ihren Ort hat. Vf. gesteht in aller

>e Liturgie und das Judentum (John Henn.g) Offenheit, er gehe in dieser Arbeit davon aus, „daß religiöse Soziali-
Liturgie im Rahmen vergleichender Kultur- und Gesellschaftswis- sation ein Sozialisationssegment der allgemeinen Sozialisation ist"

senschaft (Irenaus Underberg) (59), die auch denselben Bedingungen unterliegt wie z. B. die poli

Oie Liturgie in Arbeitsinstrumentarieh, Sammelwerken und Fest- tische, moralische oder sprachliche Sozialisation. Zutreffend stellt ei

Schriften (Emmanuel v. Severus) fest: „Kirche als Gemeinschaft von gläubigen Menschen ist auf das

Gelingen ihrer Sozialisationsprozesse angewiesen, wenn sie ihre Rele-

inzelbesprechungen vanz zumindest erhalten will" (61). Daß die Firmung nur „als ein

'n Verbindung mit Bd. 19 ist 1977 ein Heft erschienen, das als geringer Wert" hinsichtlich ihres Sozialisationseffekts von katho-

Gesamtregister für alle bisher erschienenen Bände des ALW die- lischen Christen betrachtet wird, bestätigte das Ergebnis einer Um-

nen soll. Es ist eine sehr wertvolle Ergänzung des Archivs und erleich- frage; es nötigt ihm das Geständnis ab, „daß das Sakrament der Fir-

tert dessen Benutzung erheblich. mung heute eine sehr schwache Sozialisationswirkung hat" (63).

Düsseldorf Joachim Beckmann Die Gründe dafür erkennt Vf. „in den zu geringen Sozialisationslei-