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1981

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

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Christus", Fritzleo Lentzen-Deis über „Erlösung und Sünde"
sowie „Auferstehung", Gerhard Sauter über „Heiliger Geist" und
".Kirche", Raphael Schulte über „Eucharistie" und „Umkehr -
Taufe - Buße", Paul Zu lehner schließlich über „Beten" und „Dia-
konie". Natürlich ist dabei ein katholisches Buch entstanden, dies
wird vor allem deutlich bei den Abschnitten über die Sakramente,
auch beim Kapitel vom Glauben, aber sowohl die Mitarbeit der beiden
Protestanten Ott und Sauter (er durfte sogar das Vorwort schreiben
) als auch die Auswahl der Themen und ihre Gestaltung zeigen,
daß man den christlichen Glauben so darstellen möchte, wie er auch
über den Bereich der römisch-katholischen Kirche hinaus vertreten
werden kann.

Auffällig ist der Ansatz des Buches. Nicht „Was Christen glauben",
ändern „Warum Christen glauben", heißt das Thema. Man möchte
nicht einfach Lehre darstellen, sondern zum Glauben einladen. „Jede
Sendefolge ist als Hinführung zum Christentum konzipiert", schreibt
Sauter in seiner Einführung (21). Deshalb bauen auch die einzelnen
Beiträge nicht aufeinander auf. Jeder setzt neu ein, häufig bei einer
kritischen Frage an das Christentum oder die Kirche. Diese Methode
funktioniert natürlich nicht überall gleich gut. (Es ist mir auch nicht
sicher, ob wirklich alle Verfasser sie akzeptiert haben.) Eindrucksvoll
•i w ie Bernhard Casper bei seinen Erörterungen über Religion von
den bekannten Einwänden gegen die Religion ausgehend über die
Sinnfrage bis zu der Aussage fortschreitet, „daß nämlich der Mensch
v°n seinem Zentrum her das religiöse Wesen ist", „daß er zu seiner
Menschlichkeit darauf angewiesen ist, daß der erlösende Sinn, das
Heilige, ihn anspricht und leitet" (32). Ähnliches gilt von Caspers
zweitem Beitrag über „Gott"; auch da besticht es, wie sein Gedan-
engang von allgemeinen Fragestellungen zu zentralen Aussagen des
Glaubens gelangt. Aber so nahe an der Intention des Buches bleiben
nur wenige Beiträge. Schon bei Heinrich Otts Darlegungen über
Offenbarung drängen sich religionsgeschichtliche und theologiegeschichtliche
Informationen in den Vordergrund. Aufregend wird
sem Beitrag, wo er über die Gemeinschaft stiftende Wirkung der
Offenbarung redet; aufregend, weil der Protestant Ott positiv vom
•Bekenntnis zur Indefektibilität der Kirche in der Wahrheit" als der
wichtigsten „ekklesiologischen Implikation im christlichen Offenbarungsbegriff
" spricht (58). W. Breuning bleibt mit seinen beiden Beiträgen
ebenfalls im innerkirchlichen Bereich. Wohltuend ist, wie
stark bereits der Abschnitt über den Glauben christusbezogen ist. In
der ausführlichen Darstellung des Zusammenhangs von Glauben und
Liebe zeigt sich katholische Tradition. Dagegen tritt das in der evangelischen
Theologie weitverbreitete Verständnis des Glaubens als
Existential des Menschen völlig zurück, ein Mangel, der beim Grundansatz
des Buches um so bedauerlicher ist. Anders das Kapitel über
Jesus Christus: sein Höhepunkt ist der Versuch, Jesu Heilswerk als
■Schenken von Gemeinschaft" zu beschreiben. Hier bleibt die Frage
nach dem Warum des Glaubens der Christen im Blick. Die Beiträge
v°n Lentzen-Deis zeichnen sich aus durch ausführliche exegetische
Belege. Er geht von der in der Bibel niedergelegten religiösen Grunderfahrung
aus. Beachtenswert ist die Umkehrung der in der Tradition
üblichen Reihenfolge Sünde - Erlösung. Der Abschnitt über Auferstehung
erschöpft sich fast ganz in biblischer Theologie. G. Sauter
bemüht sich am deutlichsten, dem Buchtitel gerecht zu werden. Dabei
gelingt es ihm, sowohl die neuerdings wiederentdeckte Weite des
Geistbegriffs zur Sprache zu bringen als auch die für den christlichen
Glauben wesentliche Bindung des Geistes an Christus. Daß der Protestant
Sauter auch den Abschnitt über die Kirche schrieb, ist erstaunlich
. Er setzt bei den Fragen an die vorfindliche Kirche ein, betont die
Bezüge zur Eschatologie und spricht zum Schluß von den Gefahren
und den Hoffnungen, die sich mit einer Einheitskirche verbinden. Die
beiden Kapitel über Sakramente sind wieder in katholischer Hand.
Für Lutheraner immer wieder eindrucksvoll ist die Weite der theologischen
Bezüge, in denen die Eucharistie gesehen wird. Ganz von
katholischer Tradition bestimmt und doch neuartig ist die Art, wie
Opfer und Wandlung aufeinander bezogen werden: Brot und Wein

sind „Realsymbol des Willens der Dahingabe des eigenen Lebens"
(208). „Wenn wir uns im Sinne Jesu im Zeichen von Brot und Wein
dahingehen, dann gelangen wir .sakramental' zu dem, wohin Jesus
gelangte, als er sich glaubend in jenen Tod begab", nämlich zum
Vater. „Wandlung" bedeutet, daß unsere Gabe, und damit wir selbst,
mit dem geopferten Christus eins werden. Interessant ist auch der
zweite Beitrag Schultes über Umkehr - Taufe - Buße, bewundernswert
die systematische Kraft, mit der der Begriff der Umkehr zur
Deutung des gesamten Heilshandelns Gottes verwendet wird. Die
beiden letzten Kapitel wirken demgegenüber fast wie ein Anhang.
Aber man kann sich gut denken, daß der Eindruck innerhalb der
Fernsehreihe ganz anders war. Eindrucksvoll ist die Offenheit Zuleh-
ners für das, was außerhalb der Kirche gebetet und erhofft wird.

Insgesamt kann man sich für dieses anregende, auch in der Form
ansprechende und gedankenreiche Buch nur bedanken. Natürlich ist
nicht jede Argumentation überzeugend. Auch ist die Frage berechtigt,
ob der Titel des Buches am Ende nicht doch ein bißchen irreführend
ist. Das Was des christlichen Glaubens dominiert in den meisten Beiträgen
. Endlich sei bemerkt, daß es sich um ein anspruchsvolles Buch
handelt. Der Prozentsatz der Fernsehzuschauer, die, nachdem sie die
Sendere'ihe gesehen haben, sich mit solcher Lektüre beschäftigen,
dürfte gering sein. Wer es dennoch tut, wird es nicht bereuen.

Karl-Marx-Stadt Friedrich Jacob

Baur, Jörg: Weisheit und Kreuz (NZSTh 22, 1980 S. 33^*4).
-: Wie schwierig ist es, von Gott zu reden? (NZSTh 21, 1979
S. 244-252).

Bayer, Oswald: Die Gegenwart der Güte Gottes. Zum Problem des
Verhältnisses von Gottesfrage und Ethik (NZSTh 21, 1979
S. 253-271).

Briefwechsel über ein Buch......zwischen Generalsuperintendent
i. R. Dr. Horst Lahr und Prof. Dr. sc. Hanfried Müller (Standpunkt
7, 1980 S. 187-193).

Groscurth, Reinhard: Lehren und Bekennen in den USA. Ein Beitrag
zum verbindlichen Lehren der Kirche heute (ÖR 28, 1979
S. 277-282).

Johannes Paul IL: Ein Leib und ein Geist werden in Christus
Schreiben über die Eucharistie. Mit einem Kommentar von W.
Kasper. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1980. 96 S. 8 Kart.
DM 6,80.

Koch, Kurt: Gottes Handeln in der Geschichte und die Bestimmung
des Menschen. Zur geschichtstheologischen Neuinterpretation
des christlichen Erwählungsglaubens bei Wolfhart Pannenberg
(Cath 33, 1979 S. 220-239).

Kretschmar, Georg: Konvergenz- und Konsenstexte als Ergebnis
bilateraler Dialoge über das hl. Abendmahl (ÖR 29,1980 S. 1-21).

Krötke, Wolf: „Christliche Glaubenslehre" und „Evangelische Dog-
matik". Der Umgang mit dem Problem der „natürlichen Theologie
" bei Hans-Georg Fritzsche und Hanfried Müller (ZdZ 1980
S. 16-30).

Lell, Joachim: Küngs Kontroverse Kontroverstheologisch (MDKI
31,1980 S. 10-13).

Masterson, Patrick: Experience and the affirmation of god (NZSTh
22,1980 S. 17-32).

Newlands, George: Theology of the Love of God. London: Collins
1980. 219 S. 8". Kart. £3,50.

Peters, Albrecht: Zur Hoffnung der Christenheit. Thesen zur Eschatologie
(NZSTh21, 1979 S. 41-53).

Schilson, Arno: Das Sakrament als Problem protestantischer Theologie
. Eine ökumenische Lagebeschreibung (HK 34, 1980
S. 133-138).

Siegwalt, Gerard: Gnade. Versuch einer evangelischen Rechenschaft
(NZSTh 22, 1980 S. 1-16).