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Ausgabe:

1981

Spalte:

351-352

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Bush, L. R.

Titel/Untertitel:

Baptists and the Bible 1981

Rezensent:

C., U.

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351

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

352

so daß auch der missionarische Impuls nach außen zeitweise völlig
erlahmte. Vf. kann jedoch nachweisen, daß die „shut-door" Konzeption
, wonach die Zeit der Errettung endgültig der Zeit des Gerichts gewichen
sei, in ihrer radikalen Form nur zeitweise von einigen Führern
vertreten wurde. Mit der Ermäßigung dieses Standpunkts aber
gingen neue missionarische Bemühungen einher. Vf. verfolgt im
II. Hauptteil vor allem die Entwicklung einer neuen Missionstheologie
unter den STA. Diese stellten lange Zeit nur eine unbedeutende
Minderheit innerhalb des Adventismus dar. Im Unterschied zu
anderen Adventisten führten sie die große Enttäuschung nicht auf
Rechenfehler hinsichtlich des 2. Advents Christi zurück, sondern
interpretierten das Jahr 1844 neu als Einleitung der Zeit der endgültigen
Reinigung des Gottesvolkes und seiner Scheidung von den der
Welt verfallenen nur formal christlichen Massen. Sie hielten an der
Naherwartung fest, verzichteten aber auf die Datierung der Rückkehr
Christi auf die Erde und verbanden diese Erwartung mit der besonderen
Betonung der Botschaft des 3. Engels (Apk 8,10). (Die Details
ihrer chiliastischen und apokalyptischen Spekulationen können hier
in ihrer verwirrenden Vielfalt nicht erörtert werden.)

Typisch für die STA aber war vor allem, daß sie den Prämillennia-
lismus mit der Sabbatverehrung verbanden und diese zu einer der
unumgänglichen Voraussetzungen für den 2. Advent Christi wie zum
Merkmal der echten Christen in letzter Stunde erklärten. Sie griffen
dabei auf die zuvor schon von den Siebenten-Tags-Baptisten
vertretene Sonderlehre zurück. Dabei bestanden sie auf der wörtlichen
Befolgung sämtlicher Gebote des Dekalogs auch durch die
Christen und vertraten die Ansicht, daß der Heiligung des Sabbats
herausragende Bedeutung zukomme, weil diese schon in der Schöpfung
verankert sei. Später kam dazu noch der Grundsatz einer gesunden
Lebensweise, der zur Absage an Tabak, Alkohol, Tee und Kaffee
wie an den Fleischgenuß und zur Propagierung der Mäßigkeit in
jeder Hinsicht führte. Diese Grundsätze verdienen heute besondere
Beachtung, und der Gesichtspunkt, daß Gott seinen Willen nicht nur
im Dekalog, sondern auch in den natürlichen Gegebenheiten unseres
Körpers offenbart hat, verdient von allen Christen endlich ernst
genommen zu werden.

Die organisatorische Verselbständigung der STA erfolgte erst 1863.
Ihre grundlegenden apokalyptischen Überzeugungen veränderten
sich nicht, doch bemühten sie sich im Laufe der Zeit vor allem unter
dem Einfluß von Ellen G. White aufs neue um eine gewisse Offenheit
gegenüber anderen Christen. Zwar blieb einerseits ihr Pessimismus
den traditionellen Denominationen gegenüber bestehen, doch waren
sie andererseits selbstkritisch genug, im jetzigen Zustand ihrer Gemeinschaft
nicht die letztgültige Erfüllung des göttlichen Willens zu
sehen. Vf. weist mit Recht auf die antitriumphalistische Bedeutung
des Selbstverständnisses als der laodiceischen Kirche gegenüber der
Identifizierung mit der philadelphischen Kirche hin. Er macht den
Leser im Detail mit der allmählichen Entwicklung der neuen missionarischen
Theologie und Praxis gegen mancherlei hartnäckige
Widerstände vertraut.

Rostock Gert Wendelborn

Bush, L. Russ and Tom J. Nettles: Baptists and the Bible. The Baptist
Doctrines of biblical inspiration and religious authority in
historical perspective. Chicago: Moody 1980.456 S. m. 34 Abb. gr.
8° Kldr. $ 10.95.

Vorliegendes Buch ist das Ergebnis intensiver Gemeinschaftsarbeit
eines Religionsphilosophen (Bush) und eines Kirchenhistorikers
(Nettles); beide Autoren sind Baptisten.

Teil 1 behandelt die Entstehung des modernen Baptismus im 17.
Jh. in England. Teil 2 untersucht die baptistische Theologie im 18.
und 19. Jh. in England und den USA. Eingeleitet wird Teil 2 durch
einen Abriß der europäischen Geistesgeschichte des genannten Zeitraumes
. Sowohl in Teil 1 als auch in Teil 2 werden in vielen Kapiteln
bedeutende baptistische Theologen in ihrem Lebensweg und mit
ihrer Lehre vorgestellt. So wird z. B. der Begründer des "social
gospel", Walter Rauschenbusch, entgegen der gerade unter Baptisten

weitverbreiteten Meinung, nicht als liberal, sondern als "deeply Spiritual
and intellectual Christian leader" gesehen, in einer Reihe mit
Luther, Calvin, John Wesley u. a. (324): Teil 2 endet mit der Darstellung
der unterschiedlichen Haltung der beiden großen amerikanischen
baptistischen Zusammenschlüsse (Southern resp. Northern
Baptist Convention) zum Wort der Hl. Schrift. Hier wie im Teil 3, der
baptistische Bekenntnisse von 1665 bis heute auf ihr jeweiliges
Schriftverständnis hin untersucht, wird ausgiebig zitiert.

Ohne auf Einzelheiten einzugehen, sei aus dem Schluß folgende,
wenn auch nicht neue, Feststellung in bezug auf das Verhältnis zur
Schrift zitiert, die auch bei ökumenischen Zusammenkünften immer
wieder wichtig ist: ". .., Baptist Theology would be more consistently
expressed by the word 'only' instead of 'supreme', and Baptists would
be more likely to deny that creeds, Councils, or declarations have any
authority at all apart from their affirmation of scriptural truths"
(393).

Jeweils am Ende der 18 Kapitel finden sich bibliographische Hinweise
, Zitatnachweise erfolgen im Text. Indices zu Personen, Sachen,
dogmatischen Begriffen und Bibelstellen beschließen den Band, der
übersichtlich über historische Wurzeln und gegenwärtige Kontroversen
baptistischer Anschauungen über Inspiration der Bibel und ihre
Unfehlbarkeit informiert.

U.C.

Amato, Angelo: II sacramento della penitenza nelle confessioni di

fede ortodosse del sec. XVII (Sal. 42, 1980 S. 35-71).
Arias Reyero, Maximino: La cristologis del documento de Puebla

(TV21, 1980 S. 129-148).
Barfoot, Charles H., Gerald T. Sheppard: Prophetic vs. priestly reli-

gion: the changing role of women clergy in classical Pentecostal

churches(RRelRes22, 1980 S. 2-17).
Basdekis, Athanasios: Die Darstellung der Orthodoxen Kirche in den

deutschsprachigen Konfessionskunden der Gegenwart (MDKI 30,

1979 S. 46-54).

- : Grundfragen orthodoxen Gottesdienstverständnisses (ÖR 28.

1979 S. 259-276).
Burkle, Howard R.: Jesus Christ and religious pluralism (JES 16,

1979 S. 457-471).

De Ceukeleer, F.: Suppresion et restauration de l'ordre des Augustins
en Belgique, 1794-1834 (Aug [L] 29, 1979 S. 366-393).

Ceyssens, Lucien: Chretien Lupus: sa periode ultramontaine
(1660-1681)(Aug[L]29, 1979 S. 394^124;30, 1980 S. 157-188).

Archimandrite Chrysostomos: Orthodoxy and the cults (GOTR 25,

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Colombo, Carlo: Osservazioni sul valore metodologico della tradi-

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Constantelos, Demetrios J.: The orthodox diaspora: canonical and

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Dominguez, Benito: La vida religiosa y el compromiso con el mundo

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Gauthier Leon: Zum Streit um Professor Hans Küng (IKZ 70, 1980

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Harakas, Stanley: Reflections on the ethical dimensions of the topics

0ftheGreatandHolySynod(GOTR24, 1979 S. 131-157).
L'Hullier, Pierre: Problems concerning autocephaly (GOTR 24.

1979 S. 165-191).
Kluger, W.: Die pastorale Tätigkeit der Augustiner des Landstraßer

Konvents im 17. Jahrhundert (Schluß) (Aug [L] 30, 1980

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Konsens der Internationalen Altkatholischen Theologenkonferenz
Altenberg bei Köln 24.-28. September 1979 (IKZ 70, 1980
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Küppers, Werner: Orthodox-altkatholischer Dialog (IKZ 69, 1979
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Lundeen, Lyman T.: Process theology and Lutheran priorities
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