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Ausgabe:

1981

Spalte:

344-345

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Kallis, Anastasios

Titel/Untertitel:

Der Mensch im Kosmos 1981

Rezensent:

Larentzak?s, Gr?gorios

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

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der Hrsg. und E. A. Nida verantworten, wird der gestellten Herausforderung
deutlich nicht gerecht. Man kann zwar darauf verweisen, daß
man auch „Discourse-Analysis" betreibe, aber das Problem steckt ja
gerade in der Differenz zwischen dem erhobenen Anspruch einerseits
und dem unbefriedigenden Ergebnis in den Bänden des HeTr andererseits
.

Schon eine psycho- und soziolinguistische Analyse des Stils dieser
Bände bringt bedenkliche Ergebnisse: Werturteile (important, better,
famous) überwiegen die Information: Phil 2 wird gleich zweimal mit
„Great Themes" und „famous Hymn" bedacht, ohne zu beachten,
daß „Hymnus" bisher nicht mehr als eine Undefinierte (und damit
relativ unbrauchbare) „Restkategorie" darstellt und ebenso die Kategorie
„Thema". Phil 2 wird suggestiv (no doubt) so bestimmt, während
eine theologische Analyse von vornherein das abwertende
Attribut „cold" bekommt (Gal 1). Die literarkritische Analyse des
Phil wird als „conjecture" verworfen (137), ohne daß klar ist, daß damit
fälschlicherweise eine Kategorie der Textkritik für die Literarkri-
tik verwendet wird und somit nichtssagend ist. Solche falschen Argumentationen
sind ein durchgehendes Kennzeichen, wiewohl doch gerade
die Frage von Text-Übersetzungen (und nicht nur von Worten
oder Sätzen oder fälschlich „Texte" genannten Perikopen) unumgänglich
sagen müssen, wo der Text beginnt, wo er endet und wie er
verknüpft ist. Nur so ist es verständlich, wenn unsachlich zu Phil 3
das Bild von Paulus als Verfolger harmonisierend von der Apg her gefüllt
wird (96), wobei gerade die Übersetzung die Aufgabe hätte, die in
der Apg vorliegende legendarische Vergröberung erkennbar werden
zu lassen (A. J. Hultgren, JBL95, 1976, 97ff). Die Wortfolge „Christus
Jesus" (HeTr-Phil S. 149 und zu den analogen Stellen) bleibt
stehen und suggeriert damit immer noch mehr Titel- als Namensaspekt
, obwohl seit Dobschütz (Thess) feststeht, daß diese morphologische
Folge auf Genitiv und Dativ begrenzt ist und damit eine reine
Signalisierung dieser Differenz ist, und darum in Übersetzungen nicht
beizubehalten ist, wo diese Funktion nicht nötig oder nicht deutlich
ist. Die abkürzende Verbindung von „Gnade" und „Jesus" wird
ebenso nicht als im Schlußgruß notwendige Abbreviatur genommen,
sondern im Gegenteil suggestiv für eine Identifikation von Gott und
Christus verwendet (ebd. 152), was für Paulus unmöglich ist (1 Kor
15,24-28). Die Bearbeitung des Kol kann schließlich zum Test für
den mangelnden Wert der Reihe in dieser Gestalt überhaupt werden:
Die Semantik und Pragmatik seines besonderen Stils, für die die zusammenfassende
Analyse von W. Bujard (1973, vgl. ThLZ 99, 1974
Sp. 917-919) vorliegt, wird übergangen, während in der übersetzungslinguistisch
wichtigen Frage die paulinische Verfasserschaft
unkritisch beibehalten wird, daß davon „einige" (!) Kommentare
abweichen, setzt den Autoritätsbeweis über den Argumentenbeweis.
Linguistik als empirische Wissenschaft wird so durch isolatorische
Beschränkung in ihrer Anwendung sowohl hinsichtlich der Aufga-
benpräzisierung wie der Ergebnisse beschränkt und verkürzt. Dies
führt zu einer Pseudosemantik der so entstehenden Übersetzungen,
die letztlich nur dazu dient, das vorausgesetzte holistische Prinzip
(„gesamtneutestamentlich") eines Fundamentalismus zu legitimieren
. So bedürfen die HeTr dringend einer Neuorientierung und
das Gesamtkonzept der Übersetzungsarbeiten der Weltbibelgesellschaften
einer neuen, ihre guten Ansätze aufnehmenden aber textlinguistisch
erweiterten und methodologisch präzisierten Konzeption.

Berlin Wolfgang Schenk

Ellingworth, Paul, and Eugene A. Nida: A Translator's Handbook on
Paul's Letters to the Thessalonians. Stuttgart: United Bible Socie-
ties 1975. IX, 229 S. gr. 8' = Helps for Translators, XVII.

Gamba. Guiseppe Giovanni: La «eunuchia» per il Regno dei Cieli:
annotazioni in margine a Matteo 19, 10-12 (Sal. 42, 1980
S. 243-287).

Guardinimano: Der Herr. Über Leben und Person Jesu Christi
. Freiburg-Basel-Wien: Herder (Lizenzausgabe des Verlages
Schöningh, Paderborn) 1980. XVII, 680 S. 8° = Herderbücherei,
813. DM 14,90.

Lambrecht, J.: Les paraboles dans les Synoptiques (NRTh 112, 1980
S. 672-691).

Leon-Dufour, Xavier: Jesus ä Gethsemani: essai de lecture synchro-
nique (ScEs 31, 1979 S. 251-268).

Mackowski, Richard M.: Where is Biblical Emmaus? (ScEs 32, 1980
S. 93-103).

Pesch, Rudolf: Die Echtheit eures Glaubens. Biblische Orientierungen
: l. Petrusbrief. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1980. [12 S. 8'.
Kart. DM 14,80.

Ramaroson, Leonard: «Le Christ, notre paix» (Ep 2, 14-18) (ScEs 31,
1979 S. 373-382).

Dogmen- und Theologiegeschichte

Kallis, Anastasios: Der Mensch im Kosmos. Das Weltbild Neme-
sios' von Emesa. Münster/W.: Aschendorff 1978. XXIV, 190 S. gr.
8° = Münsterische Beiträge zur Theologie, 43. Kart. DM 48,-.

Die vorliegende Publikation ist die im Fachbereich Katholische
Theologie der Universität Münster im Sommersemester 1974 approbierte
Dissertation des bereits dort tätigen griechisch-orthodoxen
Theologen A. K. Seine Tätigkeit zeugt von den Möglichkeiten einer
kirchlichen und theologischen Zusammenarbeit.

Der Vf. stellt nach der Bibliographie (IX-XXIV) in der Einleitung
die Nemesios-Forschung und seine Aufgabe dar (1-9). Wichtig ist die
Feststellung des Vf., daß die Kirchenväter nicht nur philologisch
beurteilt werden dürfen mit der Absicht einer „Wiedergewinnung
oder Feststellung altgriechischen Gedankengutes", denn dann besteht
„die Gefahr, die geistesgeschichtliche Bedeutung der Väter ungerecht
und abschätzig zu beurteilen" (1).

Die Aufgabe des Vf. ist „eine Analyse einiger Kapitel, in denen sich
exemplarisch das philosophisch-christliche Weltbild eines Bischofs
widerspiegelt" (9). Er teilt seine Untersuchung in fünf Kapitel ein. Bei
der Behandlung des I. Kapitels „Die kosmischen Elemente" bringt er
gleich gehaltvolle Erklärungen zum Begriff Element und zum Verhältnis
der Elemente untereinander und deren Eigenschaften. Der
Zusammenhalt der Welt wird durch verschiedene Verbindungsweisen
der Elemente gekennzeichnet, von denen als die beste die
kreisförmige gilt: „Die Elemente befinden sich ... in einer Kreisbeziehung
, die das geschlossene und harmonische Bild des Weltalls geometrisch
darstellt" (16f).

Mit einem von der Sache her begründeten Vorschlag zur Umstellung
des fünften und vierten Kapitels der Nemesiosschrift, „denn
ohne die Elementenlehre des fünften Kapitels bleibt das vierte, das
eigentlich eine Erweiterung bzw. Spezifizierung der Elementenlehre
ist, schwer verständlich" (390, behandelt der Vf. das Thema über die
Elemente als Bestandteile der Lebewesen (39ff), mit dem er sein erstes
Kapitel schließt. Es folgt die Darstellung der „Makrokosmischen Einheit
" (Kap. II, 48ff) als „Einheitsvorstellung (des Nemesios) im kos-
mologisch-anthropologischen Bereich", ja „auf allen Stufen der
Natur". Im Anschluß daran wird die Auffassung Nemesios' über
„die Sondervorstellung des Menschen" (Kap. III, 70ff), „des wichtigsten
Bindegliedes im Kosmos" mit Genauigkeit und in weiterer Auseinandersetzung
mit der profanen Umwelt, wie z. B. mit „dem Weltbild
der Stoa" (73) dargestellt. Der Mensch nimmt eine zentrale Stellung
in der ganzen Schöpfung ein, ja noch mehr: „Alles ist um des
Menschen willen geschaffen" (82), der auch entsprechend seiner
großartigen Beschaffenheit „in unbeschreiblichem Maß in der
Schöpfung hervorragt" (93). Nemesios bringt in seinem Enkomion