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Ausgabe:

1981

Spalte:

338-339

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bruners, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Die Reinigung der zehn Aussätzigen und die Heilung des Samariters 1981

Rezensent:

Betz, Hans Dieter

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

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(257-260) betont die „enge Verbindung von Christologie und Ekkle- gedeutet. Es war eine judenchristliche Gemeinde, die auch den

siologie" in der „Koinzidenz von Hoheit und Niedrigkeit, von escha- Spruch Mt 11,27 tradiert hat. - Mk 13,32 ist nach K. ein im Grunde

Alogischem Anspruch und irdischer Bedrohung" (259). Mt versteht authentischer Spruch Jesu, den Markus als Ausdruck der Subordina-

•>die Geschichte Israels als Voraussetzung des Jesusgeschehens" tion des Sohnes dem Vater gegenüber hervorhebt. Sachlich entspricht

(259), während für ihn der Gegenwartsbezug zwischen diesem und ihm die Anrede „Abba, Vater" in 14,36. Markus begreift sie in Über-

dem Volk Israel durch die Antithese geprägt ist (259f). einstimmung mit der urchristlichen Tradition als Modell des christli-

Zur Herausarbeitung der spezifischen Aussagen des Mtev und chen Gebets. - Die Kombination mehrerer Hoheitstitel in 14,61fist

»iner Christologie, Ekklesiologie, Geschichtstheologie wendet der nach K. der Urgemeinde zuzuschreiben. Es ist nicht ausgeschlossen.

Vf- in der Auslegung der Synoptiker geläufige Methoden sachver- daß der Titel „Sohn des Hochgelobten" schon im palästinischen

händig an, fragt nach Tradition und Redaktion (z. B. vom Sprach- Judentum als Messiastitel bekannt war. - Die Szene mit dem

schätz des Autors her), zieht den Gebrauch bedeutsamer Wörter in Bekenntniswort des Hauptmanns in 15,39 entstammt der helleni-

biblischen und jüdischen Texten heran, die für das Verständnis der stisch-judenchristlichen Tradition, die an SapSal 2 angeknüpft hat

Besonderheiten seiner Texte etwas austragen, erhellt Einzelaussagen, und aus der Markus den Titel „Sohn Gottes" übernommen hat.

sie aus der Isolierung des Logions lösend, im Zusammenhang nicht Die vorliegende Arbeit ist eigentlich eine Korrektur und Präzisie-

nur des einzelnen Abschnitts, sondern auch in dem des Mtev als gan- rung der Thesen von Ph. Vielhauer aus seinem Aufsatz „Erwägungen

zen. gegebenfalls in mehrfachem Bezug. Es erscheint mir als förder- über die Christologie des Markusevangeliums" (1964). K. betont, daß

lich. daß neben den nicht wenigen umfänglichen Analysen zum Markus an die vorgegebenen Traditionen angeknüpft hat. Durch die

Detail gegebenenfalls (wie hier) auch (auf dem Hintergrund eigener Komposition seines literarischen Zeugnisses wollte er seiner Ge-

Detailarbeit) in Dissertationen weitgespannte Überblicke gegeben meinde sagen, daß zu dem Sohnestitel untrennbar auch das Leben

werden' - wie diese als biblisch-theologische Untersuchung durchge- und Leiden Jesu gehört.

Rihrte Überschau über wesentliche Aussagenzusammenhänge, die K. K. konnte noch nicht die neuen Markuskommentare von R. Pesch
z" geben unternommen hat (den einen oder anderen Satz sähe man (Herders Kommentar) und J. Gnilka (Evang.-Kath. Kommentar)1
w°hl gern noch genauer begründet, um mit Anfragen dazu nicht ins auswerten. Er zitiert jedoch einige frühere Monographien von R.
Ungewisse zu stoßen; jedenfalls hatte der Vf. Raum, vielfältig auf die Pesch, und in seinen Ergebnissen ist er von ihm nicht weit entLiteratur2
zu verweisen und z. T. das Gespräch mit ihr zu führen). femt. Nur die Rekonstruktion der älteren Fassung von Mk 1,11 ist bei

„„ ... K. nicht überzeugend. Er hat nur nachgewiesen, daß die beiden Kom-

Halle (Saale) Gerhard Delling . m o j- c- Jc. u J „.„,., ,

ponenten (Ps 2 - die Einsetzung des Sohnes; Gen 22 - der Geliebte)

—--- u. U. auch getrennt auftauchen können. Der Vergleich mit 12,6 zeigt

' Vgl. etwa Heinnch Baarlinck, Anfängliches Evangelium. Ein Beitrag zur jedoch, daß solche Trennung bei 1,11 nicht notwendig ist.

näheren Bestimmung der theologischen Motive im Markusevangelium, Diss. Nach dem Erscheinen der großen Kommentare könnte man den

'heol. Kampen 1977. Ertrag dieser Arbeit in der kürzeren Form eines Aufsatzes veröffent-

Der bibliographische Nachweis zu „Petrus der Bibel" (bei K. mehrfach nur ]khen Daß £s jedoch ein wirklicher Beitrag ist, zeigt z. B. schon der

~»ist im Lit.-Verz. unter Brown zu finden. - Das Hieronymus-Zitat 159 A. , . , .___ _ .

9J (ohne Belegstelle schon bei K.s Vorgänger und dessen Vorgänger) steht in Vergleich mit der thematisch verwandten Arbeit von H. Weinacht

H-s comm Mt 1. 3 c 18,5 (Migne 24, 128D, CorpChrLat 77, 157 [Z. 5111]; (Die Menschwerdung des Sohnes Gottes im Markusevangelium,

^'de haben innocentiam statt obedientiam). 1972, vgl. ThLZ 102, 1977 Sp. 33-35).

Prag Petr Pokorny

Kazmierski, Carl R.; Jesus, the Son of God. A Study of the Markan _

Tradition and its Redaction by the Evangelist. Würzburg: Echter

1979.XV,247S.8° = ForschungzurBibel,33.Kart.DM39,-. ' Inzwischen ist auch der neue Kommentar von W. Schmithals

(Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum NT, 1979) erschienen, der je-

fVr /r a- u t-,- _ •• na n c. ir „^»„»n doch die Ausle8un8 auf einer anderen, eigengeprägten Grundlage aufbaut. - Zu

. Uer Vf. dieser Wurzburger Dissertation prüft alle Stellen, an denen a„en genannten Kommentaren vgl. den Aufsatz von U. Luz, ThLZ 105. 1980

ln> Markusevangelium der Titel „Sohn Gottes" bzw. „Sohn des Sp. 641-655; speziell zu Pesch auch die Rezension von H. Käisänen. ThLZ

Hochgelobten" oder die Anrede „Mein geliebter Sohn" vorkommt 104,1979 Sp. 112-115; 105,1980Sp. 428^t30.
und versucht, ihre Herkunft und ihre markinische Bearbeitung zu
'5eschreiben. Er beruft sich deshalb begreiflicherweise mehrmals auf

die Monographie über die christologischen Hoheitstitel von F. Hahn__ w;iu„im. n:„ d • • j , . . . .. „ .

(1963t Bruners, Wilhelm: Die Reinigung der zehn Aussätzigen und die Hei-
- '' lung des Samariters Lk 17, 11-19. Ein Beitrag zur lukanischen In-
LJab der Titel „Sohn Gottes" bei Markus eine große Rolle spielt, terpretation der Reinigung von Aussätzigen. Stuttgart: Verlag
S'eht K. schon in Mk 1.1 bestätigt, wo erden Titel textkritisch für ur- Kath. Bibelwerk 1977. 444 S. gr. 8* = Forschung zur Bibel,
sPriinglich hält und - selbstverständlich - als eine Aussage des Evan- 23. Kart. DM 54,-.
Selisten betrachtet. - Für die Anrede in der Taufgeschichte 1,11 rechnet
K. mit einer Urform, in der nur „mein Geliebter" als Anspielung Die vorliegende Monographie, auf Anregung von J. Kremer erar-
311 Gen 22,2 gestanden hat. Der Sohnestitel wurde nach ihm erst im beitet und im WS 1974/75 von der Katholisch-Theologischen Fakul-
Laufe der späteren Überlieferung, aber noch vor der markinischen tat in Wien als Dissertation angenommen, verdient Beachtung wegen
Redaktion ergänzt. - In 3.11 hört man aus dem Mund der unreinen ihrer vorbildlichen exegetischen Methodik. Diese intensive Analyse
Geister das heidenchristliche Bekenntnis, das Markus nur in Verbin- eines einzigen Textes in einem umfangreichen Band lohnt sich, weil
dung mit dem stellvertretenden Leiden Jesu verkündigen will und an sie einen Testfall darstellt, aus dem auch im Blick auf andere Texte
dieser Stelle deshalb mit Hilfe literarischer Mittel (Dämonen; viel zu lernen ist. Die Analyse vollzieht sich in fünf Durchgängen:
Geheimnismotiv) für illegitim erklärt. - Die Offenbarung des Sohnes 1 • Die Darstellung der Forschungsgeschichte dient dem Ziel, unter
Gottes in 9.7 ist eine Parallele zu 1,11, hier dürfen jedoch auch schon Einbeziehung der internationalen Forschung die Probleme zu isolie-
drei Jünger die Stimme hören, weil 9,9ff auf Auferstehung und Lei- ren.

den hingewiesen wird. Seit 8,31 befindet sich Jesus auf dem Wege des 2. Die „formkritische Untersuchung" vereinigt ältere formge-
Leidens und der Sohnestitel wird dadurch vor dem Mißverständnis schichtliche Ansätze mit einer vorsichtigen Aufnahme neuer textlin-
geschützt. - Die Bezeichnung „geliebter Sohn" im Gleichnis von den guistischer Erkenntnisse, vor allem im Anschluß an W. Richter. Sorgbosen
Weingärtnem (12,6) bezieht sich schon auf Jesus. Die Christen fältig wird zunächst die syntaktische Struktur des Textes beschrie-
haben dies Gleichnis sehr früh mit Hilfe des Psalmzitats typologisch ben: die Satzarten und Satzzusammenhänge, Wortarten und Wort-