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Ausgabe:

1981

Spalte:

330-331

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Studies in the historical books of the Old Testament 1981

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

330

das 4. Jh. v. Chr. in Betracht gezogen, „längere Zeit nach Nehemia, lehnt, zur Umkehr zu Jahwe mahnt und dessen Zorn androht, wobei

vor Entstehung des chronistischen Geschichtswerkes" (191). schon die (in den Texten nie genannten) „Völker aus dem Norden"

Die Arbeit wendet sich vielfach gegen die von W. Thiel vertretene im Hintergrund stehen. Die Rede 25,1-11 aus dem Jahr 605 (jetzt in

Auffassung einer deuteronomistischen Redaktion des Jeremiabuches der Fassung Baruchs vorliegend) zeigt das Eintreten der Strafe als

CWMANT 41, 1973, und bisher ungedruckter Teil der Berliner Dis- unausweichlich und interpretiert sie als das Joch Babels. In diesem

sertation von 1970). Thiel wird vorgeworfen, daß der Begriff „deute- Jahr treten auch die Nachbarvölker (symbolische Handlung mit dem

ronomistisch" bei ihm auf einer vorgefaßten Meinung beruhe, die Becher 25,15ff) in den Gesichtskreis des Propheten. Die Ägypten-

■das Fazit der Analyse schon zu einem großen Teil vorprogram- Worte in Kap. 46 und die Spruche über die anderen Nachbarvölker

miere" (17). Pohlmann will in entscheidenden Punkten zu einem ab- in Kap. 47^t9 stammen mit Ausnahme der Elam-Texte und einiger

weichenden Ergebnis gelangen. Die Frage stellt sich jedoch, ob seine Zusätze in den Moab- und Edom-Sprüchen aus der Zeit Jojakims.

v°m ..Schlüsseltext Jer. 24" (18) abgeleitete „golaorientierte Redak- Die Worte sind indirekt an Juda gerichtet und spiegeln sein Geschick

ll°n" sich nicht mindestens einen ähnlich gelagerten Vorwurf gefal- in dem der Bundesgenossen wider.

•en lassen muß, eine begrenzte Textgruppe des Jeremiabuches durch Nach einem Streifzug durch die „Heilserwartungen bei Jeremia".

seine These „vorprogrammiert" zu analysieren. Zwar spricht er innerhalb dessen neben begrenzteren Texten (3,12a/S-l 3a; 4,14f;

mehrfach die Vermutung aus, daß die Einbeziehung weiterer Beob- 8,18-22; 8,23-9,8; 9,16-20; 22,24-27; 22,28-30; 51,59-64) en pas-

achtungen am Jeremiabuch seine These bestätigen könnte, gibt aber sant auch die Kap. 24, 27, 28, 29 (u. zw. anscheinend durchweg als

dafür und wenige Hinweise. Andererseits wird aber auch die Ausein- original und integer) behandelt werden, folgt der m. E. beachtlichste

andersetzung mit Thiel und ähnlich vertretenen Auffassungen nicht Teil der Arbeit, eine Analyse der Kap. 50-51. Der Vf. arbeitet einen

«Plizit geführt, sondern nur in den Anmerkungen und einigen for- jer Kern heraus: 50,2-7; 17-20; 44-46 (identisch mit der Schrift

schungsgeschichtlichen Zusammenfassungen aufgenommen. Serajas von 593, vgl. 51,59-64); 51,1.2.5; 20-24; 38-40, der in der

D>e Studie enthält gewiß beachtenswerte Beobachtungen, die aber Exilszeit durch Aktualisierung gewachsen und dann redaktionell zur

n'cht alle zu jenen Schlüssen führen müssen, die der Vf. zieht. So ist heutigen Form von 50,2 - 51,45 gestaltet worden sei. Schließlich be-

d"e Spätansetzung seiner Redaktion zwar logisch nachvollziehbar, handelt der Vf. noch 1,9f (jer Zusatz aus der Zeit Jojakims) sowie die

aber historisch nicht zwingend. Ob man erst zu Beginn des 4. Jh. v. Funktion der Völkersprüche nach ihrer Stellung in LXX und im MT.

Cr"". das Jeremiabuch in solcher Weise bearbeitete, entbehrt der Die Arbeit wird durch eine deutsche Zusammenfassung und durch

scheren Indizien, zumal golaorientiertes Denken mit guten Gründen Listen der Autoren und der Abkürzungen abgeschlossen. Da die -

ebenso in die frühe Perserzeit paßt. Dann würde auch das enge Ver- relativ begrenzte - Literatur oft unexakt angeführt wird, Kommentare

hältnis der Redaktion zur Sprache des Jeremiabuches einleuchtender z. B. prinzipiell nicht bibliographiert sind, ist das Fehlen eines Litera-

als in nachnehemianischer Zeit. Angesichts der vielschichtigen turverzeichnisses zu bedauern.
Problematik, die das Jeremiabuch enthält, bleibt jedoch jeder Beitrag Die Ergebnisse der Arbeit werden wohl nur denjenigen zufrieden-
wertvoll, der das Textmaterial unter bestimmter Fragestellung zu stellen, der die kombinatorisch-harmonisierende Auslegungsmethode
durchleuchten versucht. des Vf., seine Neigung zu Frühdatierungen und zur Rekonstruierung

°b tatsächlich die Generation Zedekias, die im Lande das Strafge- geschichtlicher Situationen (z. B.: von Ägypten inaugurierte, anti-

richt an sich erfahren mußte, mit Jerusalem „absolut verworfen war babylonische „Ministerkonferenz" in Jerusalem als „Sitz im Leben"

und unwiderruflich aus Jahwes Heilsplan ausschied", während die der Becherperikope 25,15fT) sowie sein unbegrenztes Zutrauen zu

zuerst Exilierten mit Jojachin allein zum Träger künftigen Heils be- Authentizität und Integrität der Überlieferung grundsätzlich teilt. Die

stimmt waren (1840. sind die bedenkenswerten Fragen, die Pohl- Untersuchung, die (ausgenommen Jer 50-51) die Synthese zum An-

manns Untersuchungen aufwerfen. In jedem Falle handelt es sich um fangs- und Endpunkt macht und die literarische Analyse ausspart,

Interpretation ex eventu, die tatsächlich aus den hier analysierten dürfte nicht nur dem Rez. als zu undifferenziert und daher unzurei-

Texten abgelesen werden kann. Ob man freilich dafür eine ganze chend erscheinen. #

■ Redaktion" verantwortlich machen darf oder ob lediglich Interpre- Berlin Winfried Thiel
•arnente vorliegen, die in einem noch näher zu bestimmenden Stadium
der Textbearbeitung hinzugefügt wurden, muß die weitere Jere-
niia-Forschung zu klären versuchen.

Bochum Siegfried Herrmann Emerton, J. A. [Ed.]: Studies in the Historical Books of the Old Testament
. Leiden: Brill 1979. VII, 278 S. gr. 8* = Supplements to Vetus
Testamentum, XXX. Lw. hfl lf|4.-.

j. . ^ .. ,. Fünfzehn der Redaktion der Zeitschrift „Vetus Testamentum" ein-

Jong, Comehs: De volken bij Jeremia. Hun plaats in zun predi- „„„;_ut. a „, u „. • u tu j i~ .

Wng en in het boek Jeremia. Aufschrift. Kampen 1978. VII, 393 ^re,c.hte Aufsatze zu h,s onschen Themen der alttestamentlichen

S- gr. 8V (zu beziehen durch: Boekhandel T. Wever, B. V., Postbus FQrschung sind >n den vorliegenden Sonderband aufgenommen wor-

59, NL-8800 AB Franeker). Kart, hfl 32.50. ' den:

A. G. Auld, Joshua: the Hebrew andGreek texts (1-14); Z. Ben-

Die Kampener Dissertation, die dem vielschichtigen Problem der Barak, The legal background to the restoration of Michal to David

»»' ölker" im Jeremiabuch nachgeht, setzt mit der Berufung Jeremias (15-29); R. Bicken, Die List Joabs und der Sinneswandel Davids

*um „Prophet für die Völker" in Jer 1,5b ein und erklärt die Wen- (30-51); R. L. Braun, Chronicles, Ezra, and Nehemiah: theology

dung als „Prophet in Hinblick auf die Völker (aus dem Norden und and literary history (52-64); G. Brune t, Les aveugles et boiteux

die von ihnen ausgehende Bedrohung Judas)". Die jerfemianische) jebusites (65-72); G. Brunet, David et le sinnör (73-86); J. Day,

Herkunft der Passage wird undiskutiert vorausgesetzt. Ebensowenig The destruction of the Shiloh sanctuary and Jeremiah VII 12,14

Wird die Schwierigkeit besprochen, daß der „Feind aus dem Norden" (87-94): B. Lindars, The Israelite tribes in Judges (95-112); B. A.

an den einschlägigen Stellen meist im Singular begegnet. Eine Inter- Mastin, Jonathan at the feast - a note on the text of 1 Samuel

Pretation dieser Texte fehlt. XX25 (113-124); B. A. Mastin. Was the MH the third man in the

Stattdessen wendet sich der Vf. der frühen Verkündigung Jeremias chariot? (125-154); D. F. Murray. Narrative structure and tech-

ln Kap. 2 und 3.1-4,4 (mit 3,6-11 und 3,14-17 als jer Kommentar nique in the Deborah-Barak story, Judges IV 4-22 (155-189); N.

aus dem Jahr 605) zu. interpretiert sie als Anrede an Nordisrael und L.Tidwell, The Philistine incursions into the Valley of Rephaim

besonders an Juda. in der Jeremia die Expansionspolitik Josias ab- (190-212); G. W. Trompf, Notions of historical recurrence in clas-