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Ausgabe:

1981

Spalte:

319-320

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Ottosson, Magnus

Titel/Untertitel:

Temples and cult places in Palestine 1981

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Seite 1

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319

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 5

320

ten Hauptteil „Historische Geographie" liegt das Schwergewicht. Vf.
beginnt sachgemäß mit der Darstellung der verschiedenen Methoden
zur Erforschung der historischen Geographie und betont dabei zu
Recht den Wert der literarischen Quellen gegenüber der Archäologie.
Neben-der speziellen Grabungsarbeit steht die Oberflächenforschung,
deren Bedeutung herausgestellt und deren Methodik bis in die Einzelheiten
hinein erläutert und an Hand von zwei Beispielen verdeutlicht
wird. Schließlich werden nacheinander die Vorgeschichte, das kanaa-
näische, israelitische, persische und hellenistisch-römische Zeitalter
skizziert.

Der Wert dieser Einführung ist unbestritten. Er liegt einerseits in
der Bereitstellung und Darbietung des Grundwissens für dieses Fachgebiet
und anderseits in den reichhaltigen Literaturangaben, die den
einzelnen Teilen und Unterabschnitten beigefügt sind. Auch die
Übersicht über die wichtigsten Ausgrabungsstätten in Palästina ist
hilfreich. Daß der Vf. als Schüler A. Alts in einer guter Tradition hinsichtlich
der Pflege der Palästinakunde steht und daß er sich für
diesen Gegenstand begeistern kann, spürt man immer wieder bei der
Lektüre dieses Büchleins. Weil es exakt und umfassend informiert
und weil es gut zu lesen ist, wird es gewiß bald einen festen Platz
sowohl im akademischen Unterricht als auch bei der Vorbereitung
wissenschaftlicher Reisen einnehmen. Für die zu erwartende Neuauflage
erschiene es mir erwägenswert, wenn dem Leser die wesentlichsten
Merkmale zur zeitlichen Bestimmung der Keramikscherben wie
z. B. Henkel, Gefäßböden und -ränder in ein paar Skizzen vor Augen
geführt werden könnten, so daß er nicht unbedingt auf die für manchen
z. T. schwer zugängliche Spezialliteratur angewiesen wäre.
Gewiß könnten dann auch ein paar kleinere Versehen wie die Aufeinanderfolge
von Oligozän und Miozän (S. 17), der Zeilensalat auf
S. 25 und bemerkenswert seltene Druckfehler (König Hiskia S.97)
berichtigt werden.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Ottoson, Magnus: Temples and Cult Places in Palestine. Uppsala:
Almqvist & Wikseil 1980. 137 S. 4° = Acta Universitatis Upsalien-
sis: Boreas, 12. Kart, skr 62.50

Ein Überblick über die Tempelanlagen der vorpersischen Zeit in
Palästina wird der Fachwelt willkommen sein. Die zuletzt vorausgegangenen
einschlägigen Veröffentlichungen von J. S. Salier, Sacred
Places und Objects of Ancient Palestine (Studii Franciscani Liber
Annuus 14, 1963/64, 161-228) und G. R. H. Wright, Pre-lsraelite
Temples in the Land ofCanaan (PEQ 103, 1971, 17-32) liegen schon
einige Jahre zurück. Seitdem ist mancherlei an neuen Entdeckungen
und Forschungsergebnissen hinzugekommen. Außerdem bemüht
sich O. um einen kritischen Überblick, kritisch sowohl hinsichtlich
der unmittelbaren Auswertung der Grabungsbefunde durch die Ausgräber
als auch in bezug auf weiterreichende zusammenfassende
Hypothesen zur Entwicklung des Tempelbaues.

Geboten wird im einzelnen eine knappe Beschreibung der Anlagen
, in der Mehrzahl mit Grundrißplan, und eine Charakterisierung
wichtiger Einzelfunde sowie einiges an weiterführenden Schlußfolgerungen
, die sich vornehmlich aus dem Vergleich von Einzelheiten
verwandter Bauten ergeben. Gegliedert wird das Material in der üblichen
Weise nach Grundrißbefunden in Breithaus-, Langhaus- und
Quadrattempel. Doch berücksichtigt der Vf. auch Tempel und Kultstätten
, die sich nicht in diese Systematik einfügen.

Besonders interessant ist für die Leser dieser Zeitschrift O.s Interpretation
des salomonischen Tempelbaues (111-113). Er sieht hier
eine ganze Reihe von Einflüssen wirksam: Die Anlage des Tempels
insgesamt steht in der Tradition des kanaanäischen Langhaustyps.
Eine Besonderheit ist allerdings der quadratische Grundriß des Ady-
ton (,debir') die O. im Anschluß an Th. Busink durch das Vorbild des
Zeltes zu erklären versucht, in dem David die Lade zeitweilig aufbewahrt
haben soll.1 Die enge Verbindung von Tempel und Königspalast
wird ebenso wie im Falle von Beth Schean, wo O. den sog-
.Südtempel' einleuchtend als Palast identifiziert (63 ff), auf ägyptischen
Ursprung zurückgeführt.2 Als zweifelhaft erscheint dagegen
dem Vf. der vom Alten Testament ausdrücklich bezeugte und besonders
betonte phönikische Einfluß.

Es erschwert leider die Nutzung der anregenden und weiterführenden
Veröffentlichung, daß Register und Literaturverzeichnis fehlen.
Berlin Karl-Heiz Bernhardt

1 Allerdings wissen wir über die Abmessungen dieses 2 Sam 6, 17 erwähnten
Zeltes nichts. Seine Existenz ist überdies fraglich. Außerdem reicht die geringe
Zahl der näher bekannten Tempelgrundrisse aus Syrien/Palästina nicht aus.
um hierin eine spezielle israelitische Besonderheit feststellen zu können. Es
wäre auch darauf zu verweisen, daß ein nahezu quadratisches Adyton bereits
in Teil el-Chuera (FB III) und Alalah (MB II B) anzutreffen ist.

2 Zu fragen wäre, ob nicht eher spezielle kultpolitische Erwägungen und
topographische Gegebenheiten für die Gestaltung des Tempel-Palast-Bezirkes
in Jerusalem den Ausschlag gegeben haben. - O. erkennt überhaupt einen starken
Einfluß der kurzlebigen Amarna-Architektur in Palästina. So soll auch die
Dreigliederung des Langhaustempels in Vorhalle, Cella und Adyton aus
diesem Einfluß hervorgegangen sein (115). Immerhin begegnen Beispiele für
Dreiraum-Tempel bereits in früherer Zeit im nördlichen Syrien (Teil el-
Chuera FB II, Alalah IV, weniger ausgeprägt Teil Mardih MB II A und Mum-
baqat MB).

Gibson, J. C. L.: Canaanite Myths and Legends. Originally edited by
G. R. Driver, and published in the series Old Testament Studies
under the auspices of the Society for Old Testament Study. 2nd
Ed. Edinburgh: Clark 1978. XX, 168 S., 1 Taf. gr 8 Lw. £9.80

Die erste Auflage der „Kanaanäischen Mythen und Sagen"
stammte aus der Feder G. R. Drivers (1956). Wie das Vorwort zur 2.
Auflage ausweist, plante er eine Neubearbeitung, vermochte sein
Vorhaben jedoch wegen anderweitiger Beanspruchung und der Abnahme
körperlicher Leistungsfähigkeit nicht selbst zu verwirklichen.
Aus dem Grunde bat er Gibson, die Aufgabe zu übernehmen. Mit
ihm gemeinsam besprach er die meisten Veränderungen und konnte
vor seinem Tode noch etwa zwei Drittel des ersten Entwurfs
zu Gesicht bekommen. Obzwar er das Unternehmen ratend begleitete
, hat G. doch viel eigene Arbeit geleistet. Wo er eine abweichende
Auffassung vertrat, blieb ihm die letzte Entscheidung überlassen.
Gern hätte er die Umschriftzeichen z und z durch die phonetisch genaueren
Zeichen d und { ersetzt, jedoch war das aus typographischen
Gründen nicht möglich. Wenn er sagt: "I hope that it will be judged
to repay the confidence he (nämlich Driver) showed in me", so hat
sich diese Hoffnung voll erfüllt.

Die Anlage des Buches ist die gleiche geblieben. Es sind aber Modifizierungen
und Erweiterungen vorgenommen worden. Neu ist die
Ugaritica V, No. 7 in Autographie zeigende Tafel vor dem Titelblatt,
die Concordance of Tablets (S. Xlf) anstelle der alten Order of Ta-
blets, der Appendix, fragmentarische und in jüngerer Zeit publizierte
Texte nur in Transkription enthaltend, und die Table of Ugaritic
Signs(S. 168).

In der Anordnung der Texte richtete sich G. nach Herdners Publikationsband
, hinsichtlich der später veröffentlichten Dokumente
nach ihrer Nummer in PRU und Ugaritica und in dem Falle einer
separat bekannt gemachten Tafel (RS 22.225) nach ihrer Ausgrabungsnummer
. Die Konkordanz der Tafeln schließt die Siglen von
Virolleaud/Eißfeldt sowie Gordon ein. Hier wären die Eißfeldtschen
Benennungen auf Grund seines Büchleins „Neue keilalphabetische
Texte aus Ras Schamra - Ugarit", 1965, nachzutragen.

Die Abteilung der übersetzten Stücke ist gegenüber Drivers Ausgabe
verkleinert, weil G. Teile der Mythen, denen Virolleaud das Zeichen
AB gab, CTA 20-22 (I-III Rp) und CTA 12 (BH) in den Anhang
verwies, da sie zu fragmentarisch und deshalb schwer deutbar sind.
Auf den Seiten 32f findet man knapp hilfreiche Erläuterungen zu den
lediglich in Umschrift dargebotenen Texten, bei denen die Auffassungen
erheblich divergieren, vor.