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Ausgabe:

1981

Spalte:

251-253

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Krämer, Helmut

Titel/Untertitel:

Einführung in die griechische Sprache 1981

Rezensent:

Kratzsch, Siegfried

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251

Theologisehe Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 4

252

Neues Testament

Krämer, Heimut: Einführung iu die griechische Sprache auf der

Grundlage der Sprache Piatons unter Einbeziehung des Neuen
Testaments für Hochschulkurse sowie fakultative Kurse an
Gymnasien. 1: Griechische Wortkunde. 2: Griechischer Kursus.
Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer 1975/78. 72 S. u.
240 S. gr. 8°. Kart. DM 14,80 u. UM 18.-.

Mit dem Erscheinen des Griechischen Kursus' liegen nun beide
Teile von Helmut Krämers Einführung in die griechische Sprache
vor. Uüer die Entstehungsgeschichte des Buches gibt der Autor
im Vorwort zu Band Ii Auskunft. 1967 erhielt er von der „Gemischten
Kommission zur Erarbeitung einer Kahmenordnung für
das Theologiestudium (Unterkommission für die Erlernung der
griechischen Sprache)'" den Auftrag, „einen Kursus und eine für
die speziellen Bedürfinsse von Theologiestudenten zugeschnittene
Grammatik" zu schreiben. Beides wurde gleichzeitig begonnen,
kam jedoch damals durch die berufliche Belastung des Vf. nicht
zur Vollendung. „Dann kam die Unruhe der Studenten, die sich
bei Theologen gerade auch in heftiger Aversion gegen die alten
Sprachen äußerte und manchen Sprachdozenten nicht nur verunsicherte
, sondern auch zu erheblichen Zugeständnissen verführte,
in der später anders zusammengesetzten, Gemischten Kommission
(Sprachenprojektgruppe Griechisch)' klärten sich die Eronten, und
es kam schließlich 1972 zu dem Kompromiß, der Sprachausbildung
von Theologiestudenten Texte des Neuen Testaments und Piatons
zugrunde zu legen. Inzwischen verlor aber auch der normale
Griechischunterricht in den Gymnasien immer mehr an Boden;
doch konnte man andrerseits die Hoffnung hegen, das jetzt eingeführte
Kurssystem der Sekundarstufe 11 eröffne eine neue Möglichkeit
, Kurse für Griechisch anzubieten." (Band II, S. 7). Vor
dem Hintergrund dieser Situation des Griechischunterrichts in der
Bundesrepublik Deutschland war folgender Benutzerkreis des
Kursus' ins Auge zu fassen: „neben Theologiestudenten allgemein
diejenigen, die auf der Hochschule noch Griechisch lernen müssen,
dann aber eben auch die Teilnehmer an Oberstufenkursen der
Gymnasien, für die es bisher kein geeignetes Buch gibt, da die
gängigen Übungsbücher für Tertianer gedacht sind, die fünf Jahre
Griechischunterrioht vor sich haben" (ebd.). Der Plan einer
Spezialgrammatik für Theologiestudenten wurde aufgegeben, Vf.
weist selbst auf das Vorliegen der Formenlehre und Satzlehre im
Handbuch für das Studium des neutestamentlichen Griechisch
von Gottfried Steyer und auf die 1970 erschienene, „auch für
Studenten lesbare" Neubearbeitung von Blass' und Debrunners
Grammatik des Neutestamentlichen Griechisch duroh Friedrich
Rebkopf hin.

Der Vf., D. theol., seit 1950 Dozent, seit 1955 Professor an der
Kirchlichen Hochschule Bethel, kann sich bei diesem Kursus auf
die Erfahrungen stützen, die er bis zu seinor Emeritierung (1973)
in mehr als 50 zweisemestrigen Grieehischkursen mit Theologiestudenten
gemacht hat (es wäre interessant zu erfahren, wieviele
Wochenstunden auf das Griechische entfielen und welche anderen
Lehrveranstaltungen die Studenten in den gleichen Semestern zu
besuchen hatten). Die Begründung dafür, warum Vf. Piatontexte
für besonders geeignet für die Erlernung der griechischen Sprache
hält, gibt er im Vorwort zu Band 1 (5): Piatons Bedeutung für die
Geschichte des griechischen Denkens empfiehlt seine Schriften
ebenso wie seine Spraohe, die „künstlerisch geformte Umgangssprache
der Gebildeten" seiner Zeit. „Das Neue Testament ist,
zunächst vom Sprachlichen her gesehen, komplizierter. Das hellenistische
Griechisch, das seine Autoren schreiben, hat sich als
Weltsprache abgeschliffen und damit an Präzision verloren, dazu
haben außergriechische, insbesondere semitische Denk- und
Sprechweisen eingewirkt. Die Dokumente des Neuen Testaments
weisen nicht geringe sprachliche Unterschiede auf innerhalb einer
Spanne, die einerseits von der Kunstprosa des Hebräerbriefs und
den lukanischen Schriften mit ihrer gewissen Nähe zum attischen
Griechisch, andrerseits von der prophetischen Sprache der Apokalypse
begrenzt wird, die ganz vom Alten Testament geprägt ist.
Hinzu kommt: das sachgemäße Verstehen eines neutestamentlichen
Textes innerhalb seines jeweiligen Horizonts setzt gewisse Kenntnisse
voraus, über die der Anfänger noch nicht verfügt, und darum
sind solche Texte im Grunde schwieriger als die für einen Sprachkurs
in Frage kommenden Texte Piatons" (1,5). Im Vorwort zu
Band 11 (7) weist Vf. zusätzlich auf die Bedeutung griechischen
Denkens, zu dorn die Beschäftigung mit Piaton üen Zugang eröffnet
, für die Entwicklung der frühen Dogmengesehichte hin. Vi.
will damit keineswegs zur unkritischen Hinnahme von Piatons
Lehren aufrufen. So liegt also der Schwerpunkt bei den 21 Lektionen
des 2. Bandes (16-119), die einer Leseübung (15-16) folgen,
auf den Piatontexten, die jeweils in drei Abschnitte gegliedert sind,
in deren erstem der Grundstoff der Formenlehre Vorgefülirt wird;
der zweite vertieft und erweitert den Stoff und dient der Syntax;
der dritte enthält Sätze, die einer Lektüre nahekommen. Bei den
neutestamentlichen Texton sind bewußt nur leichte, syntaktisch
meist ganz einfache Sätze ausgewählt worden; sie reichen nicht
aus, um mit ihnen allein einen Kurs zu bestreiten. Jeder Lektion
folgt ein Lesestück. Für den an diesen Grundkursus anschließenden
empfiehlt Vf. die geschlossene Lektüre eines Werkes Piatons
(Apologie oder Dialoge der frühen und mittleren Zeit), für Theologiestudenten
zusätzlich größere Stücke des Neuen Testaments,
„nicht etwa nur aus den johanneischen Schriften". Den Lektionen
folgen der Stellennachweis (120-124) und Übungen (125-134), i»
denen auch die Wortbildung ihren Platz hat (s. u.). Der Abschnitt
Wörter (135-219) enthält die Vokabeln in der Reihenfolge ihres
Vorkommens in den Lektionen; dabei ist darauf Rücksicht genommen
, daß theologisch nicht interessierte Kurse die neutestamentlichen
Texte auslassen werden. Hierbei ist auf die Nummern
der Wortkunde verwiesen. Zum Vokabellernen sagt Vf.: „In einem
Hochschulkursus sind bis zu 20 Vokabeln je Wochentag zumutbar,
wobei z.B. ö'ixrjdixniosjöixaloalifijädixociäöcxtwjddixi« als eine
Vokabel anzusehen sind." Gegen die Meinung mancher Theologiestudenten
, durch die Piatontexte würden ihnen Vokabeln zugemutet
, die sie später nicht mehr brauchten, fühlt er ins Feld, daß
auf sie neben dem Neuen Testament weitere kirchliche Texte
(Septuaginta, Apostolische Väter, Apologeten, Clemens Alexan-
drinus) zukommen, in denen die meisten dieser Vokabeln dann doch
wieder erscheinen. Ein besonderes Verzeichnis (220-226) faßt die
Eigennamen (fast alle die ausgewählten Piatontexte betreffend)
zusammen und erläutert sie kurz. Der Worlindex (227-240) um-
faßt alle Vokabeln des Abschnittes Wörter (ohne Bedeutungs-
angaben) und verweist auf diesen. Der grammatische Stoff, der
sich auf die einzelnen Lektionen verteilt, ist auf den Seiten 12—l4
aufgeführt, wobei offengelassen wird, welche Grammatik der
Lehrende verwendet. Hierbei ist gekennzeichnet, welcher StoU
die am NT Interessierten zusätzlich angeht.

Die Griechische Wortkundo (in Band 1) umfaßt 2400 Vokabeln»
die unter 726 numerierten und unterstrichenen Leitwörtern zusammengefaßt
sind, so daß die etymologisch zusammengehörige11
Wörter ohne Rücksicht auf die alphabetische Reihenfolge beisammenstehen
. Ein Index (69-72) ermöglicht das Auffinden der
Vokabeln, die aus der alphabetischen Reihenfolge der Leitwörter
herausfallen. Beim Leitwort oder in einem die Wurzel angebende"
Vorspann sind die verwandten Wörter des Lateinischen und de*
Deutschen angegeben. Lehn- und Fremdwörter, die auf ein griechisches
Wort zurückgehen, sind nach der Bedeutungsan^abe fü*
das betreffende Wort angeführt. Da die Wortkunde sowohl de"
auf Piaton konzentrierten Kursen mit Ausblickon auf das Neu«
Testament, die im Graecum Piatontexte vorlegen, (wie der Band 11
sie im Auge hat) als auch denjenigen, die sich mit dem Neuen
Testament beschäftigen und in der Sprachprüfung neutestament-
liehe Texte verwenden, aber auch Piatonlektüre in Aussicht stellen
(was, wie Vf. mit Recht sagt, leicht eine freundliche Illusion bleiben
kann), dienen soll, geben verschiedene Zeichen an, welobe
Wörter für welche Gruppe als Lernvokabelu anzusehen sind. Eis
Asterisk bezeichnet die 300 Vokabeln des Verzeichnisses, die iMI
Neuen Testament nicht vorkommen, ein Kreuz diejenigen, d»
nicht zum „platonischen" Lernstoff gehören. Der Student eines
Sprachkurses mit Schwerpunkt Piaton sollte bis zum Graecum
neben den mit Asterisk gekennzeichneten noch die 1510 nieW 1,1
sonders gekennzeichneten Vokabeln, insgesamt also 1810 Wörter
lernen. Das Zeichen % bezeichnet 1100 Wörter, die zehnmal und
öfter im Neuen Testament vorkommen, mit O sind weitere •r,4°
Vokabeln gekennzeichnet, die sich fünf- bis neunmal im NT finden;