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Ausgabe:

1981

Spalte:

239-241

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Festschrift Gillis Gerleman 1981

Rezensent:

Wallis, Gerhard

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23!»

Theologisohe Literaturzeitung 106. Jahrgang 198] Nr. 4

240

Hochachtung haben können. Es ist ihm gelungen, die Persönlichkeit
und das wissenschaftliche Lebenswerk Delitzsoha eindrfloklioh
darzustellen und zu würdigen, ohne der Gefahr der Idealisierung
zu erliegen. M. E. hätte die Frage der jüdischen Herkunft, die sich
doch nicht mehr sicher entscheiden läßt, erwähnt, aber nicht so
ausführlich erörtert zu werden brauchen. Das Verhältnis Delitzschs
zu seinen Schülern ist sicher eine wichtige Seite seiner Persönlichkeit
, aber allerpersönlichste Dinge sollte man vielleicht- doch nicht
wieder an die Öffentlichkeit bringen. Die Bemerkungen auf S. 1 S(>
zeigen, daß sich der Vf. selbst der Problematik bewußt ist.

S. Wagner versteht es meisterhaft, dem Leser die Oedankengänge
Delitzschs darzulegen. Er verfügt über einen ausgezeichneten
geistes- und theologiegeschichtlichen Überblick, der es ihm ermöglicht
, den Rahmen innerhalb der Philosophiegeschichte abzustek-
ken, in dem sich Delitzschs Denkarbeit vollzogen hat (vgl. 438).
Tn diesem Zusammenhang sind neue Erkenntnisse besonders hervorzuheben
. So hat der Vf. Rinflüsse des Theosophen A. (Ü'mther
auf Delitzsch nachweisen können (430ff), worauf bisher nicht geachtet
wurde.

Die vorliegende Publikation, für die dem Vf. aufrichtiger Dank
gebührt, ist sehr viel mehr als eine Delitzsch-Biographie. Wenn
der Vf. in der Einleitung (11) schreibt, daß seine Arbeit ein willkommener
Beitrag zur Theologiegeschichte des 19. Jh. sein dürfte,
so kann man nur zustimmen. Oerade darin liegt m, 13. der Hauptwort
dieser Veröffentlichung.

Jena-Weimar Evn Oßwald

[Gerleman, Gillis:] Festschrift G. Gerleman, ed. in collaboration
with G. Lindeskog and H. Ringgren by S. Hidal, B. Johnson,
T. N. D. Mettinger, S. Norin. Leiden: Brill 107«. XI, 155 S.,
1 Porträt, IKartenskizze gr. 8 = Annual of t he Swedish Theo-
logical Institute, 11. Lw. hfl 68.-.

Die Herausgeber von ASTI 11, 1977/78 nahmen die Gelegenheit
dieses Bandes wahr, um dem Lehrer und Interpreten des Alten
Testaments an der Alma Mater Carolina Lundensis zum dreißigjährigen
Jubiläum seiner Professur ihre Verehrung zum Ausdruck
zu bringen. Der im Jahre 1912 Geborene wurde 1943 Dozent, 1945
a. o. Professor und im Jahre 1949 o. Professor für Altes Testament
in Lund. Die Vielfalt der Anregungen, die von seinem Wirken ausgingen
, spiegelt sich in den Themen der Aufsätze wider, die ihm
gewidmet sind.

Der Band wird eröffnet mit den Annual Reports 1975 1977 über
Teilnehmer und Veranstaltungen des Swedish Theologioal Institute
Jerusalem (IX XI). Die Beiträge dieser Festschrift sind alphabetisch
nach den Verfassernamen geordnet, lassen sich aber am
eindrücklichsten in systematischer Anordnung der Themen würdigen
. Es sind zunächst philologische Titel, die dem rührigen Mitarbeiter
des THAT gelten, so Bo Johnson: Der Bedeutungsunter-
schied zwischen sädäq und sedaqa (31-39). Der Autor kommt zu
dem Ergebnis: „Sädäq ist der allgemeine Begriff, .sedaqa ist die
Funktion davon" (39). Mit der Wortforschung befaßt sich auch
Aarre Lauha in: „Dominus benefecit". Die Wortwurzel 'yr} und
die Psalmenfrömmigkeit (57-62). Danach „drückt das Verb an
sich das bare Vollführen aus" (60); erst der Kontext ijilit einen
negativen oder positiven Sinn in der Anwendung des Wortes zu
erkennen. Ilmari Soisalon-Soininen untersucht: Die Wiedergabe
einiger hebräischer, mit der Präposition he ausgedrückter
Zeitangaben in der Septuaginta (138-146) im Hinblick auf die
Ubersetzung von jöm, hodeJ, Sana mit dem griechischen in, mit
dem Dativ oder mit dem Genitiv. Mit einem Ubersetzungsthema
hat es auch Helraer Ringgren zu tun: Some Observation« im the
Qumran Targum of Job (119 126). Er gelangt zu der Erkenntnis:
". . . that TgQ Stands outside the stream of Jewish interpretation
of the Bible in general" (126). Dem Masoretischen Text und seiner
Geschichte schenkt Magne Saebo seine Aufmerksamkeit: From
Pluriformity to Uhifonnity. Some Remarks on the Emergence of
the Massoretic Text, with Special Reference to its Theologien!
Significance (127-137). indem er die These vom Archetypus erneut
verwirft, den Masoretischen Text als Endergebnis einer Entwicklung
definiert und die Forderung formuliert: "Our texthistorical

task and aim are, to roll the whole process back, in all its oomplexi-
tv. as long back as possible; and that will differ from toxi to text
and from book to book" (135).

Exegetische und schließlich auch historische Fragen werden zur
Diskussion gestellt, unter anderen von Berti] Albrektson: Some
Observation« on Two Oracular Passages in 1 Sam (1-10); es handelt
sich um textkritische Anmerkungen zu 10.22 und 14,41.
Oleichfalls einem exegetischen Thema geht Eduard Nielsen nach:
Historical Perspectives and Ceographical Horizons. On the Que-
stion of North-Israelit« Elements in Deuteronomy (77-89). Wenn
auch das Ostjordanland die Stätte der Promulgation dieses Ge-
setzes ist, so bleibt die Tatsache bestehen: "The Promised Land...
was . . ., the land of Canaan, west of the river Jordan" (85). Einem
historischen Thema ist Benedikt Otzen zugewandt in: Israel
under the Assyrians. Reflections on Imperial Policy in Palestine
(96-110). Während das ägyptische Neue Reich sich aus einem losen
Vasallensystem zusammensetzte (97), hat der assyrische Imperialismus
mehr auf indirekte Weise auf Israels Selbstverständnis
tiefen Einfluß ausgeübt (107).

Eine gesonderte Würdigung sollen Auslegungsfragen poetischer
Texte erfahren. So widmet Svend Holm-Nielsen seine Aufmerksamkeit
dem Thema: The Exodus Traditions in Psalm 105 (22-30)
und deutet diesen "in the light of the exile as symbols of the
people's degradation and delivery" (27). Ein ähnliches Interesse
führt Stig Norin zu dem Thema: Ps. 133. Zusammenhang und
Datierung (90-95). Er gelangt zu dem Ergebnis: „In Hiskias
Religionspolitik hineingestellt, mahnt der Psalm zur Einigkeit
zwischen dem noch autonomen Reiche Juda und den Stämmen im
Norden, die unter der unmittelbaren Drohung der Zerstreuung
standen" (94). Auch Sten Hidal bemüht sich um die Datierung
eines Psalms: Some Reflections on Deuteronomy 32 (15-21) und
stellt fest: "There is much to support the theory that the Song of
Moses came into existence during the first difficult years of the
rebuilding of the temple when Israel was threatened by hostile
neighbours and needed all possible encouragement" (19). Lais
Gösta Rignell liefert: Comments on some c,rur,e,s interpretum in
the Book of Job (111-118). Er versucht, die schwierigen Stellen
damit zu klären: "that the translator has not realized sufficiently
well that the poetie text is often elliptical" (111) und macht auf
dieser Grundlage dann auch entsprechende Deutungsvorschläge.
Tryggve Kronholm befaßt sich mit einem außerkanonischen
poetischen Text unter dem Thema: The Trees of Paradise in the
Hymns of Ephraem Syrus (48-56) und versucht, die Wurzeln der
Interpretation der Paradiesbäume durch den Syrer in der apokalyptischen
/ pseudepigraphi8chen und in der rabbinischen Literatur
zu erkunden.

Schließlich sind noch einige Titel der Prophetenliteratur gewidmet
, so George W. Anderson: The Idea of the Remnant in
the Book of Zephaniah (11-14). Der Untersuchung liegen die Stellen
2.3.9b: 3.11-13 zugrunde, in denen die demütig Gläubigen in
Israel als die das Zorngericht überdauernden Glieder des Gottesvolkes
dargestellt werden. Mit der besonderen Funktion von Geist
und Wort in der Prophetenliteratur ist Arvid S. K a p e I r u d befaßt:
The Spirit and the Word in the Prophets (40-47), er endet mit der
Feststellung: "So the word had to come into the foreground" (46)'
Eine gemeinhin vertretene These greift Tryggve N. D. Mettinger
an in seinem Beitrag: Die Ehed-.Tahwe-Lieder. Ein fragwürdiges
Axiom (68 76) und zeitigt die Erkenntnis: Es gibt keine „Kbed-
Jahwe-Lieder". Es gibt hingegen die große Gruppe von Texten,
die vom Knecht des Herrn sprechen, und hierher gehören auch die
vier bislang so£r. „Ebed-Jahwc-Lieder". Abschließend sei hier noch
die Arbeit von Clösta Lindeskog: Jews and Judaism In the New
Testament (63-67) erwähnt, der I. das David-Erbe. 2 Spuren
einer jüdisch-christlichen Bewegung und .'!. antijüdischc Tendenzen
in der Tradition des Neuen Testaments aufzuspüren versuch1-
Das Problem, das sieb hier stellt, beruht auf der Tatsache, daß
Christen einen jüdischen Mann als Gottessohn verehren.

Die Darstellungen sind alle in erfreulicher Kürze gehalten und
verstehen es gut. die angestrebten Aussagen knapp und verständlieh
darzubieten und auf diese Weise gezielt zur Diskussion an/.»'
regen. Die Festschrift enthält, wie es Brauch ist. hier nach einen1
knappen Abkür/.uncrsverzeiebnis 047) eine Bibliographie öi»'*
Gerleman 1942-1977 (147 155). die von Kva Strömberg ZUSaU1-