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Ausgabe: | 1981 |
Spalte: | 201-202 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Autor/Hrsg.: | Stirm, Margarete |
Titel/Untertitel: | Die Bilderfrage in der Reformation 1981 |
Rezensent: | Strohmaier-Wiederanders, Gerlinde |
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Tb.ologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 3
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Gerlinde Strohmaier-Wiederanders
Sechs Appendices (297-392) legen einen großen Teil des erarbei- merksam macht, daß das alttestamentliche Bilderverbot unter ande-
teten personengeschichtlichen Materials dar. das Quellen- und Lite- ren Voraussetzungen gegeben wurde, als sie zur Zeit der Reformation
raturverzeichnis läßt den weiten Horizont erkennen, auf dem die Stu- bestanden.
die erwachsen ist. Sie bekennt sich ausdrücklich zu einer Arbeits- im Unterkapitel „Luthers Einnuß auf die bildende Kunst der nachweise
, die Strukturuntersuchung und Verlaufsgeschichte (structural reformatorischen Zeit" kommt es wohl deshalb auch zu einigen Ver-
and narrative approaches), oder anders gesagt, das synchronische und kürzungen, etwa in der Einschätzung neuer Bilderthemen bei Cra-
das diachronische Prinzip miteinander zu einer Gesamtschau der nacn oder jn ejner zu engen parallelisierung Rcmbrandtscher Bilder
Gesellschaft auf dem Wege zur Erforschung der Wahrheit vereint: mjt Luthers Bilderlehre.
"for the whole, first, last, and always. is the truth". Um ^ wjchtjger mir daß die „ßilderlehre" Calvins so
Friedcwaldb. Dresden Karlheinz Blaschke gründlich dargelegt wurde, sein Rückgriff auf die Kirchenväter wird
erläutert, die Gründe seiner Auseinandersetzung mit dem Phänomen
der byzantinischen Ikone, die doch für die kirchliche Praxis, wie sie
Stirm, Margarete: Die Bilderfrage in der Reformation. Gütersloh: Calvin vorfand, eigentlich keine Relevanz zu haben scheint, wird
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1977. 246 S. gr.8" = Quellen analysiert, und die Funktion, die die Bilderfrage - bei Luther doch
und Forschungen zur Reformationsgeschichte, 45. Lw. DM 58,—. mehr ein Randproblem - für Calvins Theologie erhalten hatte, wird
herausgestellt. Resümierend wird festgestellt: „Es dreht sich bei ihm
Das hier zu besprechende Buch ist die etwas gekürzte Fassung e.ner um das Bj,d es geh( jhm aber um den rech(en Weg zu GoU
Dissertation, die von der Vfh. 1973 vorgelegt worden war. Ziel der . ,
arkn-, ■ . j i. r-v i c.n u j d i , „ Als Ergebnis dieser Arbeit zeigt sich dem Leser die Erkenntnis, daß
arbeit ist die exakte Darlegung der Stellungnahme zu den Bildern . . T , . . . .
h,,,,u j- r»r aii- ,__ . . j-j die Positionen Calvins und Luthers keineswegs so weit voneinander
uuren die Reformatoren. Allein mit der umlangreichen und grund- . . . °
., . . . . „ . . „ ... .... , . .,,-,r • entlernt waren, wie es meistens scheint, für das ökumenische Gesehen
Matenalzusammenstellung hat die Vfn. Wichtiges und Hilfrei- .... . . , . . ,
ru„r , . . ,,. . . .. .. . . ... rj- a ■ l. sprach ein sehr wichtiger Beitrag. Gleichzeitig wird bei diesen so um-
i-ncs geleistet. Sie beschrankt sich auch keineswegs auf die Ansichten ° f "
h„, j ■ ., r .. i .L. -»ii- i • j lassend dargelegten Zusammenhängen auch deutlich, daß zum Ver-
uer drei „Hauptreformatoren , Luther, Zwingli und Calvin, zu den „ , . , . .....
b;ij . . . Liri.j. ^ , iji- iL haltms von Kunst und Kirche im zwanzigsten Jahrhundert die Refor-
»ilüern, sondern hat auch Karlstadt. Capito, Leo Jud, Farel herange- .... ,
,„„,. , .. ■ , .. . o.H i ... „... matoren nur bedingt herangezogen werden können.
z°gen, ebenso wie die katholische Stellungnahme und die der Böhmischen
Brüder berücksichtigt wird. Berlin
Aber wenn auch die Vfn. selbst sagt, daß es ihr um „die Bedeutung
des Bilderverbotes für die Zeit der Reformation" zu tun sei und sie Jedin< Hubert. Kardina| Caesar Baronius Der Anfang der katho.
deshalb „auf eine eigene ausdrückliche Stellungnahme" verzichte, so |iscnen Kirchengeschichtsschreibung im 16. Jahrhundert. Mün-
bedeutet das nicht, daß die Bilderfrage ohne theologischen und kir- ster: AschendorfT 1978. 63 S. gr.8" = Katholisches Leben und Kir-
ehengeschichtlichen Zusammenhang dargestellt wird. Es ist eben chenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung. 38. Kart. DM
doch keine bloße Materialsammlung, sondern eine ordnende, erläu- 14,-.
ternde und auslotende Darstellung des Materials. Daß dabei auch
Karlstadt eine gründliche Würdigung seiner Position erfährt, wurde Hubert Jedin- einer der bedeutendsten römisch-katholischen Re-
v°n mir als besonders hilfreich empfunden. Luthers Reaktion und die formationshistoriker unserer Zeit, gräbt die Wurzeln der Kirchenge-
Entwicklung seiner Bildervorstellungen werden so besser verstehbar. Schichtsschreibung im 16. Jh. aus. Die leuchtende Gestalt dieser Epo-
che für die Historiographie ist als bewußter Kontrapunkt zu den
Uazu kommt noch in mehreren Beilagen die Aufstellung der wich- „Magdeburger Centurien" (49) Caesar Baronius (geb. 1538).
"gsten Texte aller Richtungen aus der Reformationszeit, die die Bilderfrage
behandeln *^aS vor'legende Heft enthält drei Teile, die über Leben und Werk
Auskunft geben sowie eine Beurteilung des Lebenswerkes von Baro-
Allcrdings läßt sich wohl die große Gründlichkeit nicht befolgen nius versuchen. Der Anhang bietet eine „Danksagung des C. Baro-
°hne eine zumindest abschnittweise zu große Ausführlichkeit. Das nius an Philipp Neri". Dieser Anhang ist in dem begründet, was Jedin
a"t besonders in dem großen Kapitel über Luther auf, wo in man- g|eicn zu Beginn seiner Einführung konstatiert: „Caesar Baronius,
chen Unterkapiteln Wiederholungen nicht vermieden werden konn- seine Persönlichkeit wie sein Werk, können nur verstanden werden,
wenn man den hl. Philipp Neri und seine Gründung, das Orato-
°ewiß sah sich die Vfn. dazu genötigt, weil sie die Stellung Luthers kennt" (7). Große Partien der interessanten Studie dienen dem
gegenüber den Bildern nicht aurdie Darstellung eines Für und Wider Nachweis dieser Behauptung. Baronius war nicht nur einer der
nur beschränken, sondern dies aus der Theologie des Reformators be- „Lieblingsschüler des Heiligen, sondern auch sein Nachfolger in der
Kunden wollte. Aber bei einem Thema wie der Bilderfrage zur Refor- Oratoriumsleitung.
^ationszeit fragt sich, ob man sich nur auf die Theologen beschrän- jedin verfolgt die bisherige wissenschaftliche Bemühung um Baro-
*n und die Frömmigkeitspraxis auslassen kann. Denn das Bild ist nius und weist besonders auf das breitangelegte biographische Werk
erwiegend im Bereich der Frömmigkeit angesiedelt, und darum des Bibliothekars Calenzio hin, das 1907 erschienen ist und bis heute
müßte etwa die Rolle der Mystik im ausgehenden Mittelalter mitbe- nicht überholt werden konnte. Im Rahmen des bereits Erarbeiteten
werden. weist Jedin aufden Stellenwert seiner eigenen Studie hin: „Die vorlie-
°a die Vfn. darauf verzichtet hatte, irgendwie die reformatorische 8ende skizze win einen deutschen Leserkreis mit Leben und Werk
S,e"ungnahme zu den Bildern zu werten, überprüft sie auch nicht die des Mannes bekanntmachen, der den Anfang der katholischen Kir-
Jeweiiigg,, Voten mit der Entwicklung der Kunst in der Epoche der chengeschichtsschreibung der Neuzeit gemacht hat. Sie erhebt in kei-
Jenaissancc. Denn der reformatorische Bilderstreit fällt zeitlich mit ner Weise den Anspruch, eine große wissenschaftliche Biographie zu
Pr "sten Emanzipation der Kunst von vorgegebenen Autoritäten ersetzen, die an die Stelle des materialreichen, aber ungeschlachten
,w,c die mittelalterliche Kirche es war) zusammen. Wohl keinem der Werkes von Calenzio treten muß." (13) Wir haben also Gesichts-
*ef°rmatoren ist dies bewußt gewesen, ihre Stellungnahmen zu den Punkle rüreine künftige Biographie vor uns.
1 dern gehen von dem Bild als Gebrauchsgegenstand aus. Deshalb Beschreibungen von Leben und Werk des Baronius geben auf-
sa',e roan sich an manchen Absohnitten des Buches doch eine kriti- schlußreiche Einblicke in die Frömmigkeitsgeschichte des 16. Jh.
ac ere Untersuchung reformatorischer Positionen gewünscht, zumal Wie die Begegnung mit seinem langjährigen „Seelenführer" (22)
ererseits die Vfn. aufden wichtigen Tatbestand wiederholt auf- Philipp Neri die geistliche und geistige Entwicklung des Baronius