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Ausgabe:

1981

Spalte:

189-191

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Boucher, Madeleine I.

Titel/Untertitel:

The mysterious parable 1981

Rezensent:

Kümmel, Werner Georg

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 3

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thjs would require an understanding oft he whole purpose of his Gos- sei und daß darum keine Erklärung des Gleichnisses als falsch abgewiesen wer-

pel which Cook does not supply. den könne, weil sie allegorischer sei als eine andere, sie kann andererseits fest-

Glasgow Erncst Best stellen, daß auch das Gleichnis vom Verlorenen Sohn (Lk 15,11 ff) von niemandem
„absolut wörtlich" verstanden werde als eine Erzählung „nur über diesen
besonderen Vater und seine beiden Söhne'* (280; sie kann schließlich erklären,

Boucher, Madeleine: The Mysterious Parable. A literary Study. Wa- daß es kein Gleichnis gebe, „daß nur eine wörtliche Bedeutungsebene" hätte

shington: The Catholic Biblical Association of America 1977. IX, (33), und darum könne auch die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut unter

101 S. 8' = The Catholic Biblical Quarterly, Monograph Series, 6. dem Weizen (Mt l3.63fT) nicht darum als unecht bezeichnet werden, weil es

$2.50. sich um eine Erklärung „Punkt um Punkt" handele, ja die Frage der Echtheit

hänge überhaupt nur von der Bedeutung, nicht von der Form des Gleichnisses

Die Verfasserin dieser überarbeiteten Dissertation gibt das Ziel ab'
ihrer Untersuchung in der Einleitung eindeutig an: „Ich sehe mich als Offenbar betrachtet die Vfn. das Problem der Gleichnisse Jesu und ihrer
radikale Kritikerin der Theorie Jülichers. Es ist meine Meinung, daß rich,i8en Interpretation mit diesen Ausführungen als erledigt, denn sie wendet
j,, t, ,. , • ■ ■ , • ., n _ i , , , • , sich in den beiden letzten Kapiteln dem Verständnis und der Rolle der Gleichaas
Studium der Gleichnisse noch immer mit Problemen belastet ist ..... , . . ., „.....„, ■ u ■ L

..... , . . ,... .... nissc im Markusevangelium zu. Im 4. Kap. („Die markinische Gleicnnistheo-

und daß diese nicht gelost werden, solange gewisse Mißverstandnisse . ... , „, . .. , r . . „ . ., , . ... . . ,. . . , .

B ne ) stellt sie zunächst fest, daß der ganze Abschnitt Mk 4,1-34 als emheii-

weiterhin aufrechterhalten werden, die entweder ein Bestandteil oder /((/)(, Belenrung über das rechte Verständnis der Verkündigung vom Gottes-
öne Folge von Jülichers Theorie sind. Vielleicht der grundlegendste reicn in Gleichnisform verstanden werden müsse; während die Allegorie vom
dieser Irrtümer... ist JUlichers Behauptung, daß die Gleichnisse Sämann 4,1-9 mit ihrer Erklärung 4,13-20 „die Notwendigkeit für den Menkeine
Allegorien seien" (1). Der Irrtum Jülichers beruhe auf einem sehen" betont, „auf die Verkündigung des Gottesreiches zu antworten", betont
fehlerhaften theoretischen Rahmen; es komme auf die „zuverlässige, 4,10-12 „die absolute Verfügungsgewalt (amiwt) Gottes über das Geschick des
genaue und konsequente Beschreibung ... und von da aus auf das Menschen" (46). Obwohl die Vfn. jede Abschwächung von 4,10-12 ausdrück-
korrektc Verständnis der literarischen Gebilde (arli/acts). nämlich der lich ablehm* ist sie doch der Meinung, daß diese Verse sowohl dem Gottes-
c„_„ ... —. . . . „ , , . ■ , . . .f , -,• . reich als auch der Gleichnisrede Geheimnischarakter zuschrieben; der Tatbe-
bynoptischen Gleichnisse, an , und darum wird als das dreifache Ziel . . _ , .. ,-..,„,
H„ .. , . , . „ ^ » . . , _ stand, daß in diesen Versen ausschließlich von dem Zweck des Redens in
uer Untersuchung genannt: „eine richtige {.wund) Definition und Be- . . ., . , .... T .
, 6 6 Cileichnisform geredet wird, wird also wegerklart. Trotzdem wird dann in

Schreibung des Gleichnisses als Wortkonstruktion", ferner eine Defi- cinem zwei(en Abschnitt des Kapite,s ausgerührt, daß Markus mit seiner Vor-

n'tion, die erklärt, wie „das Gleichnis (völlig richtig) als geheimnis- ste||ung VOm Gleichnis als geheimnisvoller Rede „am Ende einer langen semi-

v°He Rede in der semitischen Tradition verstanden werden konnte", tischen Tradition" stehe (56), so daß diese Gleichnistheorie „in voller Überein-

Und schließlich der Nachweis, „wie das Gleichnis der Ausgangspunkt Stimmung mit ihrem religionsgeschichtlichen Hintergrund" (63) sei. Das 5.

"Jr die markinische Geheimnistheologie sein konnte" (2). Da die lite- Kap. („Das markinische Thema des Geheimnisses") beschäftigt sich dann mit

rarische Analyse für die geschichtliche und theologische Untersu- zwei anderen markinischen Texten, bei denen auch vom Unverständnis der

chung grundlegend sei, möchte die Vfn. diese grundlegende litera- Hörer die Rede isl- a> Das Weisheitswort Mk 7,15 („Nichts, was von außen in

rkcl-,011 . u ti <• den Menschen eingeht, kann ihn beflecken...") kann von Markus in 7,17

"schc Untersuchung liefern. . . ,. . „ '

darum parabow genannt werden, weil es zwei Bedeutungsebenen hat, es ist darum
geheimnisvoll, weil der Anbruch des Gottesreichs in Jesu Wirken geheimes
1. Kap. („Anschauungen und Gegenanschauungen über das Gleichnis") nisvoll ist. b) Die Wunder der Speisung und des Seewandels (Mk 6.30-52;
bietet einen kurzen Überblick über Jülichers Gleichnistheorie, ihre Gegner 8,1-21) hätten von den Jüngern als Wiederholung des Mannawunders und als
Und Modifikationen (der Überblick beansprucht repräsentativ zu sein, die Aus- Epiphanie verstanden werden müssen, und für die Leser bedeuten diese Wun-
*ahl ist jedoch sehr willkürlich), wobei die Vfn. auch an den Gegnern Jülichers der auch eine Anspielung auf das Leiden und die Auferstehung Jesu. Die Wun-
auszusetzen hat, daß sie seine Definition von Gleichnis und Allegorie überneh- der haben also wie die Gleichnisse eine doppelte Bedeutung, in beiden Fällen
men. „doch Jülicher beging gerade an diesem grundlegenden Punkt seinen in entsteht daher das Problem des Unverständnisses der Jünger. So kann dann
d'e Irre führenden Fehler, und darum sind die Kritiken . . . nicht radikal abschließend dreierlei festgestellt werden. I) die Gleichnisse, der Weisheits-
genug" (7f). Diesen Irrtum Jülichers sucht das für die Arbeit zentrale Kap. 2 spruch und die Wunderberichte wirken nach Markus in doppelter Weise: als
'•■Gleichnis als literarische Klasse") zu beheben. Nachdem sie festgestellt hat. schwer verständlich zeigen sie, warum die Außenstehenden (die Juden) die
daß die Vorfahren der neutestamentlichen Gleichnisse im Alten Testament zu Messiaswürde Jesu nicht anerkannten, als ungewöhnliche Redensweise geben
'"den und daß die Gleichnisse nicht um ihrer selbst willen existierende poe- sie in eindrücklicher Form Jesu Botschaft an die Jünger und Leser wieder. 2)
,lsche Gebilde seien, sucht die Vfn., das Wesen von Gleichnis und Allegorie Die Untersuchung hat die geringe Differenz zwischen dem Gleichnis als litera-
' Hüfc der Unterscheidung von „Bild" (figurv) und „Tropus" (irope) zu klä- rischem Gebilde und dem markinischen Gebrauch der Gleichnisse nachgewie-
*ei>: das Bild „enthält keinen Wechsel in der Bedeutung, da alle Wörter buch- sen; „der Vorwurf, den zahlreiche gelehrte Untersuchungen seit dem 19. Jh.
^äblich gebraucht werden. In einem Tropus dagegen wird die Bedeutung der erhoben haben, daß Markus das Gleichnis als Wortgebilde verzerrt (diswrled)
^°rter in der Tat verändert" (18). Infolgedessen hat „in jedem Tropus das habe, ist einfach unbegründet" (83). Es handelt sich im Sinne des Markus bei
°rt zwei Bedeutungsebenen, die direkte oder wörtliche und die indirekte oder dem geheimnisvollen Charakter der Gleichnisse nicht um Unverständnis gc-
,r°Pisehe". Der gewöhnlichste Tropus aber ist die Metapher (dieser „von Lite- genüber geheimem Wissen, sondern um Widerstand gegen die Anwendung der
rarkritikcrn immer hochgeschätzte" Tropus ist „in vielen neutestamentlichen Gleichnisse auf die eigene Person {"mystery ofapplicaüon" 84). 3) Indem Mar-
*lssensehaftlichcn Arbeiten seltsamerweise verleumdet" worden, 19), und die kus den Weisheitsspruch und die Wundergeschichten nach dem Muster der
lcgorie „ist eine ausgedehnte Metapher in Erzählungsform" (20). Daraus Gleichnisse behandelt, verleiht er auch ihnen den Charakter des Geheimnis-
'8t nun aber nach der Meinung der Vfn.: „Jedes Gleichnis, das sowohl eine vollen.

^örtliche als auch eine übertragene Bedeutung hat, ist eine Allegorie" (21), . .. ,

hKMimhi xi . , T . »„ ■ ■ u ... Das ausführliche Referat durfte gezeigt haben, daß dieses Buch an

"woni Metapher wie Vergleich werden zu einer Allegorie, wenn sie sich /u , . ,.

^ ganzen Erzählung ausweiten" (22). So ergib, sich als Definition des ^ grundlegenden Fehlern krankt. Einerseits wird zwar gelegentlich

Cj|<;ichnisses: „Es ist ein Gebilde, das aus einer tropischen Erzählung besteht, »ach der Herkunft eines Gleichnisses von Jesus und nach seinem

oder eine Erzählung mit zwei Bedeutungsebenen" (23), und darum ist die Fest- Sinn im Munde Jesu gefragt (so angesichts von Mk 4.3fTmit unsiche-

s,ellung angesichts eines literarischen Gegenstandes: „Das ist keine Allegorie, rem Resultat), im übrigen ist nur von der Deutung der Gleichnisse

ist ein Gleichnis", ein „logischer Fehler" (24; Betonung von der Vfn.). Eine durch den Evangelisten Markus und den sich aus dieser Deutung für

den Evangelien überlieferte Glcichnisdcutung kann so auch nicht deswegen (jas übrige Markusevangelium ergebenden Konsequenzen die Rede.

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sekundär bezeichnet werden, weil sie „allegorisch" sei; und weil die Gleich- Dje rür A Jülicheri c H Dodd und J. Jeremias (das sind die Haupt-
•-'c.ne doppelte Bedeutung haben, können sie als geheimnisvolle Rede wir- kontrahenten der vfn j entschcidende Frage nach dem Sinn der
' 'hr geheimnisvoller Charakter besteht ganz einfach in der Unfähigkeit

oderiu ,,........ ...... j . , , . Gleichnisse im Munde Jesu taucht nur am Rande in der These auf.

n unwilligkeit des Hörers, die indirekte oder tropische Bedeutung des

'cichnkc... . u » ,ia a f .jj;.,.,^!;.;!;™!____i:. vfn n,,n Markus habe das Verständnis der Gleichnisse nicht verzerrt; die

. '-"nisses zu verstehen (24) Aufgrund dieser Definition kann die Vln. nun

bm * Kap. („Probleme bei der Untersuchung der Gleichnisse") zunächst selbstsichere Polemik gegen diese Forscher geht darum an ihrer

'aupten, daß das Gleichnis vom Sämann (Mk 4,3ff) „selbst eine Allegorie" eigentlichen Absicht völlig vorbei und damit ins Leere. Andererseits