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Ausgabe:

1980

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 2

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gischen, volkskirchlich geprägten Kirchentums kommen in den
Blick, wenn davon gesprochen wird, wie stolz Luthers Lied von der
fosten Burg gesungen wird, 19); 2. Das Bilderverbot (Orthodoxe
und reformierte Kirche stehen mit ihrer je eigenen Anschauung im
Kontext der Adressaten. Max Frischs Überlegungen zum „feste[n ]
Bild" als „Zeichen der Lieblosigkeit" rangieren als Verschärfung
und Anthropologisierung des bibl. Bilderverbots; aber: „Wir verstehen
, indem wir einordnen. Und dadurch werden Bilder in uns",
21 ff); 3. Schuld und Strafe (Seit Jesu Tod „kann das Leiden als
Kreuz angenommen und getragen werden"; man muß „nicht versuchen
, alles mit .Strafe' zu erklären"; jede Not fragt neu, „ob wir
denn auch wirklich alles recht getan haben", 24f). Einfach aber
nicht bagatellisierend liest sich der Anhang: Die Trinitätslehre ist
der Versuch, verschiedenen Erfahrungen mit Gott, Christus und
Hl. Geist in Gedankenarbeit Rechnung zu tragen (26).

Es handelt sich um einen Beitrag, der eine spezifische Situation
biblisch reflektiert und dabei der Wirklichkeit verantwortlich
standhält. Insofern ist er alles andere als nebensächlich.

Leipzig Martin Vctzoldt

Fries, Heinrich: Hoffnung, die den Menschen heilt. Gottesdienst-
licho Orientierung. Freiburg - Basel - Wien: Herder [1979].
111 S. 8°. Kart. DM 10,80.

Hognestad, Helge: Praktisk teologi som handlingsvitenskap (NTT
79, 1978 S. 171-176).

Mitchell, Leonel L.: The Theology of Christian Initiation and The
Proposed Book of Common Prayer (AThR 60,1978 S. 399-419).

Mosis, Rudolf: Ich lege mein Wort in deinen Mund. Geistliche Impulse
aus Jeremia. Freiburg - Basel - Wien: Herder [1979].
102 S. 8°. Kart. DM 10,80.

Nitschke, Horst [Hrsg.]: Gottesdienste mit Schülern. Für Schulanfänger
- Zur Schulentlassung - Während der Schulzeit - Zum
Reformationstag. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn [1979]. 144 S. 8°. Kart. DM 18.80.

-: Volkstrauertag, Bußtag, Totensonntag. Predigten, liturgische
Texte, Besinnungen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn [1979]. 159 S. 8°. Kart. DM 18,80.

Oettinger. Friedemann: Gedanken zur Gottesfrage in der Versammlung
des Leibes Christi (Theo!. Diss., Kirchl. Hochschule
Berlin-West 1978).

Vogt, Theophil: Zur Erwachsenenbildung in der Kirche (BhEvTh
23, 1978 Heft 2, S. 49-60).

Praktische Theologie: Homiletik

Neue Calwer Predigthilfen, hrsg. v. H. Bomhäuscr, H. Breit, G.
Hennig, H. D. Preuß, J. Roloff, T. Sorg. 1. Jahrgang Band A:
Advent bis Himmelfahrt. Stuttgart: Calwer Verlag [1978]. 320S.
8°. Kart. DM 28,-.

Dies ist der Startband zu einer neuen Reihe der bewährten Calwer
Predigthilfen. Verlag und Herausgeber entschlossen sich zu
der neuen Folge aufgrund der vom Advent 1978 an geltenden
neuen Predigttextordnung (PTO). Die geplanten sechs Jahrgänge
werden jeweils in zwei Teilbänden erscheinen. Was ist neben der
neuen Textordnung neu an diesen Predigthilfen aus dem Calwer
Verlag?

Der Herausgeber- und Mitarbeiterkreis wurde gegenüber dem
der von 1962 bis 1973 publizierten Calwer Hilfen zu den Predi^t-
perikopen verändert. Bei gemeinsamer Gesamtverantwortung der
Editoren soll ein Jahrgang immer von einem Herausgeber als Redaktor
besonders betreut werden. Die Redaktion des ersten Jahrgangs
(zu den Evangelien nach Reihe T) liegt bei Herbert Breit
(Pullach), der auch bei früheren Bänden als Mitherausgeber zeichnete
. Neu sind alle Ausarbeitungeni insgesamt 37, von 21 Autoren.
Neu i>i auHi die Systemal ik, die für die Pkedigl fUl'lwrailuilg auf wandt
wird. Noch der 12. Band der alten Folge (1973) kannte dafür
nur den einlinigen Verlauf: Zur Auslegung - Zur Besinnung -
Zur Predigt. Jetzt wird nach einer Fünf-Sohritte-Methodik vorgegangen
, die bei allen Ausarbeitungen (mit gelegentlichem Wechsel
in der Folge) in Anwendung kommt. Wir orientieren unsere
Besprechung an dieser neuen Systematik; sie ist konsequenzreich
ebenso für die Didaktik der Predigterarbeitung wie für die Erschließung
der Predigtinhalte. Die Besprechung soll versuchen,
Typisches herauszustellen; sie kann auf Einzelausarbeitungen
nicht eingehen.

Als erster Schritt der Predigtvorbercitung wird die Auslegung
des Textes vollzogen. In der Orientierung am Wort Heiliger Schrift
sehen die Calwer Predigthilfen weiterhin eins ihrer Spezifika. „Die
durch nichts ablösbare Auslegung des biblischen Textes als einen
Schwerpunkt der Predigtvorbereitung zu setzen, ist ein wesentliches
Anliegen auch der Neuen Calwer Predigthilfen." (8). Tn Ausführung
dieses ersten Schritts bringen sie eine geraffte, auf theologische
Schwerpunktaussagen achtende und auch neueste Literatur
beachtende Zusammenfassung exegetischer Erkenntnisse. Offene
Forschungsfragen werden referiert.

Im zweiten Schritt geht es um Theologische Entscheidungen.
Diese werden entweder gesamtbiblisch oder mehr systematisch-
theologisch verantwortet. Als Ergebnis wird das Finden eines her-
meneutischen Schlüssels bzw. eine Profilierung des hermeneuti-
schen Vorgangs angestrebt. Versucht man, schlagwortartig die
mittlere Linie der theologischen Entscheidungstendenzen anzudeuten
, so ließe sich sagen: Bibelnah (aber nicht fundamentalistisch
), christozentrisch (aber nicht moralistisch), kirchlich (aber
nicht konfessionalistisch).

In einem dritten Schritt werden Anregungen, Anstöße. Kontraste
aufgenommen. Durch sie soll ein konvergierendes oder konkurrierendes
Gespräch mit Stimmen der Zeit und der Tradition eingeleitet
und die biblische Botschaft als eine heute treffende Aussage
konturiert werden. Aus der Tradition wird vorrangig Luther zitiert
. Zahlreich sind Texte aus der jüngeren Predigtliteratur, - von
Rittelmeyer über Bonhoeffer und Stählin bis zu Thiclicke. Gollwitzer
und Sommerauer. Häufig finden sich auch Hinweise auf
Dichtung. Empirisch-volkskundliches oder erzählerisches Material
wird selten geboten. Die Kontrnsttexte bringen Belege von u. a.
Nietzsche, Bloch, aus neuen Jesusbüchern. Jugendreligionen. Insgesamt
aber werden Kontraste nur sparsam eingesetzt, - wohl ein
Tndiz dafür, daß diese Predigthilfen den Akzent weniger auf missionarische
Auseinandersetzung als auf die geistliche Weiterführung
und Stärkung der Gemeinde legen wollen; im allgemeinen
wird dabei als Kommunikationssituation der .NormalfaH' des
Sonntagsgottesdienstes vorausgesetzt.

Die Seelsorgerlichen Überlegungen als vierter Schritt gehen vom
Beispiel einer dem Bearbeiter vor Augen stehenden Gemeinde aus
und versuchen, ins konkrete Predigen hinüberzuleiten. Daß dabei
die kirchliche Situation in der Bundesrepublik scharf in den Blick
rückt, ist im Rahmen der Zielstellung nur sachgemäß. Die Situationsanalyse
fragt bevorzugt nach berechtigten oder zu berichtigenden
Hörerwartungen, nach kirchenjahreszeitlichen, gemeindlichen
und individuellen Verkündigungsaspekten. Sozialethische
und politische Probleme bleiben mehr im Hintergrund. Seelsorgerliche
Beratung, meditative Impulse und psychologische Klärungen
für die Person des Predigers werden nur gelegentlich vermittelt.

Tn fruchtbarer Auseinandersetzung mit neuen homiletischen
Theorien und Verfahren sowie im Gespräch mit Lesern und Kritikern
aus der Praxis haben die Calwer Predigthilfen ihr früheres
Konzept modifiziert, aber nicht umorientiert. Anders als in der von
E. Lange für die Predigtvorbereitung entwickelten bipolaren Methodik
von Text und Situation bleibt für die ..Calwer" die vom
Bibeltext herkommende Bahn der Hauptweg zur Predigt. Die neu
aufgenommenen und ausgeformten Sehritte münden gleichsam in
diesen Hauptweg ein. Tn der Schriftorientieruntr wird man den
fortgeführten eigenen Beitrag der Calwer Predigthilfen sehen dürfen
. Mit der Erweiterung des hermeneutischen Vorgangs aber sowie
mit der Beachtung zusätzlicher Wirkungsfaktoren für die
Predigtpräparation sind sie gegenüber früheren Bänden in Methode
und Ergebnis wirklich „neu".

Die differenten homiletischen Konzepte der Gegenwart haben in
der reichen Predigthilfsliteratur notwendig differierende Verfahren
zur Folge. Die lassen sich dreifach typisieren: als vorrangig orientiert
am Bibeltext: an Situation und Hörerschaft: nn der Rhetorik
. Der Versuch einer vollen Integration dieser Verfahr«] würde