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Ausgabe:

1980

Spalte:

100-102

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Deuteronomium 1980

Rezensent:

Allen, Leslie C.

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99

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 2

100

Bibelwissenschaft

Fischer, Bonifatius, OSB: Novae Concordantiae Bibliorum Sacro-

rum iuxta vulgatam versionem critice editam, tom. I—V. Stuttgart
- Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog [1977]. XVII S.,
6699 Sp.

Die Konkordanz, die mit Hille der elektronischen Datenverarbeitung
„ganz neu aus den Texten erstellt" wurde (VII), vereinigt
in sich eine Reihe von erheblichen Vorzügen. Einmal beruht sie auf
der modernen, die ganze Bibel umfassenden Ausgabe, die mit einem
das Wesentliche einschließenden textkritischen Apparat versehen
ist und von Fachleuten verschiedener Konfessionen unter Robert
Weber OSB als Herausgeber erarbeitet wurdeL (dementsprechend
ist eine Liste der Siglen der dort verwerteten Codices und Ausgaben
der Konkordanz beigegeben, XV-XVII). Sodann ist die Konkordanz
im Rahmen der genannten Edition so vollständig, daß sie
auch die Textvarianten einschließt, u. zw. zu jedem Textstück
auch die nicht nur das Stichwort betreffenden'2. Übrigens stehen
die Belege für alle Flexionsformen eines Wortes unter der gemeinsamen
Ausgangsform (1. Person bzw. Nominativ des Sing.), nur
Adverbien gesondert3; damit ist der Uberblick über den Gebrauch
einer Vokabel in ein und derselben Schrift erleichtert. Ferner ist die
Konkordanz in einer relativ kleinen Type und trotz des Großformate
nur zweispaltig gedruckt, so daß zu jeder Stelle soviel
Kontext gegeben werden kann, daß Gebrauch und Bedeutung des
Wortes in diesem zunächst ohne Nachschlagen verständlich werden
(überwiegend genügt dazu eine Zeile; zwei werden u. a. mehrfach
dann benötigt, wenn Textvarianten anzuführen sind). Weiterhin
ist auch auf Benutzer Rücksicht genommen, die ziemlich spezielle
philologische Interessen haben - nur 22 Vokabeln sind ausgelassen4
, u. zw. drei Präpositionen: ad, de, in, ferner et, non, sum (mit
allen Formen) sowie Pronomina verschiedener Art (allein autem
z. B. beansprucht 67 Sp.). - Die hebräischen bzw. griechischen
Äquivalente des Urtextes6 werden von Fischer nicht angegeben;
die Einarbeitung der entsprechenden Siglen hätte den Aufwand
vermehrt und wohl auch das Erscheinen verzögert.

Insofern die Ubersetzung eines Textes diesen zugleich interpretiert
, gehört die Vulgata auch in die Geschichte der Auslegung der
Bibel und damit zugleich in die Geschichte von Theologie und
Frömmigkeit der Alten Kirche des lateinischen Sprachbereichs
hinein. Dabei muß beachtet werden, daß die Vulgata als Ubersetzung
nur in gewissem Umfang ein geschlossenes Werk ist . In der
Konkordanz wird XIII-XV zu den einzelnen Büchern der Bibel
stichwortartig angegeben, wieweit die Übersetzung durch Hieronymus
geschaffen wurde. Von ihm übertragen sind vor allem die
kanonischen Bücher des Alten Testaments; Einflüsse der griechischen
Übersetzungen und verschiedener lateinischer liegen indessen
auch hier, bei weithin so geläufigen Texten wie den biblischen,
nahe. Für Sap, Sir, 1.2Makk sind ältere Übersetzungen übernommen
. Im Neuen Testament hat Hieronymus den ihm vorliegenden
lateinischen Text der Evangelien nach dem griechischen verbessert6
; für die übrigen Schriften des Neuen Testaments ist das von
anderer Seite geschehen. Bei der Beurteilung des durch die Konkordanz
gebotenen Materials im einzelnen wird man die Möglichkeit
des Nachwirkens verschiedener Überlieferungen mündlicher
und schriftlicher Art im Auge behalten müssen (vgl. VII). Dazu
sind die altlateinischen Übersetzungen heranzuziehen, mit einiger
Behutsamkeit auch die älteren lateinischen Kirchenväter.

Wir geben nur ein paar Beispiele für Ergebnisse aus einer ungefähren
Durchsicht von Belegreihen zu einzelnen Wörtern nach der
Konkordanz. Bei bestimmten Vokabeln ist die Wiedergabe eines
hebräischen Grundwortes durch das gleiche lateinische ziemlich
stetig. So steht für chen ganz überwiegend gratia (wie in LXX
X<t(>is) oder für chäsäd misericordia (wie in LXX e/Uof). Für käböd
hat Vg sehr häufig gloria, das seinerseits - auf dem Weg über die
Bedeutung „Ehre, Ruhm" - biblischem <J'df<t entspricht; wie d'of«
von käböd her mit neuem Inhalt gefüllt wurde, so auch gloria. Doch
hat Vg an einer ganzen Reihe von Stellen, an denen in LXX &6&a
steht, maiestas für käböd; dabei handelt es sich immer um die
maiestas Gottes. Die einigermaßen fixierten Übersetzungen viel
gebrauchter Wörter der religiösen Rede hat der bzw. haben die

Übersetzer (oder die Revisoren) wohl vom kirchlichen Sprachgebrauch
her im Ohr; um so bemerkenswerter sind dann die Abweichungen
von der festen Redeweise.

Zebaöt wird im Alten Testament der Vg nur Jer 11,20 transkribiert
(LXX 2iaßaa>9 vor allem in Jes). In Propheten- und Geschichtsbüchern
steht dafür in Gottesbezeichnungen exercituum.
Das Wort hat entsprechend der durch Hieronymus aus dem Hebräischen
übersetzte Psalter, während der von ihm nach dem griechischen
verbesserte virtutum benutzt. Omnipotens ist in Vg einerseits
in Hiob für saddai gebraucht (LXX nai'ToxQäT(on), andererseits
besonders in dem von Hieronymus nicht revidierten 2Makk -
und im Neuen Testament (in beiden für nayioxQtkttoo). Märom
als Gottesbezeichnung wird in Gen, Ps, Jes teils durch Altissimus
wiedergegeben, teils durch Excelsus (LXX immer Btpunag). Verschiedene
Ausdrücke werden etwa für bätach (LXX ninoiS-ce) eingesetzt
, confido oder eine Wendung mit fiducia (eonfido hat 2Makk
mehrfach für nt.ioid-a, ebenso das Neue Testament).

Damit sind allenfalls ein paar Hinweise auf die Möglichkeiten
gegeben, die die umfassende neue Konkordanz erschließt. Als
Übersetzung religiöser Texte, zumal des Alten 'Postaments bzw.
des Judentums, gehört die Vg auch zusammen mit frühjüdischen
Schriften, die z. T. nur lateinisch auf uns gekommen sind (4Esr ist
in dio Vg aufgenommen7), wie ant bibl8, Job (13-49)' usw.10. Die
Arbeiten an diesen Texten und der Vg dürften sich weithin ergänzen
, nicht nur im speziell philologischen Bereich. So ist ß. Fischer
vielfältig zu danken für die Bereitstellung seines vollendeten
Arbeitsmittels.

Halle (Saale) Gerhard Delling

1 Vgl. dazu H.-J. Zobel, ThLZ 96, 1971 Sp. 179f.

* Vgl. das Verfahren bei Karl Heinrich Hengstorf, A Complotc Coucordauce to
Flflvius Josephus, Leiden 1973 ff., s. T. Hultz, ThLZ 99, 1974 Sp. 072-675, spoz.
673.

* Und z. B. gratia als Subst. und gratia quasi praepositio.

'Im Pentateuch inachen sie 27 % des Wortbestandes aus (VII).

' Friedrich Lanckisch (und Chr. Reineck), Deutsche, Hebräische und Griechische
Concordantz-Bibel, Leipzig/Frankfurt 1718, 1344 und 868 S. zu 3 Sp. (In
Teil 2 Zahlwörter, Pronomina und Partikeln) bezeichnete (offenbar schon in
früheren Aufl.) zu den deutschen Wörtern des Alten Testaments für jede Stelle
sowohl das hebräische wie das in LXX gebrauchte Äquivalent durch eine Sigle.

■ Dazu s. sein Vorwort zu den Evangelien, Stuttgarter Ausgabe [II] 1515f.

' 4Esr 3-14 der Vg entspricht ape Esr syr.

* Das Latein der ant bibl „entspricht dem der vorhieronymischen Bibelübersetzungen
", Christian Dictzfelbinger, Pseudo-Philo: Antiquitates Biblicae,
JSHRZ II 2, Gütersloh 1975, 92.

* Cf. Albert-Marie Denis (- Yvonne Janssen»), Coucordauce latine du Liber
Jubilaeorum, Louvain 1973.

10 Vgl. weiter Francoise Petit, L'ancieune Version latine des QueBtions Sur la
Genäse de Philon d'Alexaudrie I (TU 113), Berlin 1973, 9-13.

Friedlander, Albert H.: Christliche Theologie und Antijudaismus.
Die Kategorie „Alt-Neu" in der hebräischen Bibel und Tradition
(EvTh 37, 1977 S. 502-508).

Internationale Zeitsehriftensehau für Bibel Wissenschaft, und Grenzgebiete
, hrsg. v. F. Stier in Verb. m. P. I. Bratsiotis, K. Elliger,
A. Vögtle. Bd. XXIV 1977/78. Düsseldorf: Patmos-Verlag
[1978J. XIV, 369 S. gr. 8°.

Merwe, Du Toit van der: The Problem of Interference between
languages in Translation. Examples of unnatural Translation
from the Shona Bible (BiTr 29,1978 S. 443-44(1).

Paulsen, Henning: Traditionsgeschichtliche Methode und religionsgeschichtliche
Schule (ZThK 75, 1978 S. 20 55).

Seebass, Horst: Zur Ermöglichung biblischer Theologie. Fragen an
G. Klein zur „zentralen urchristlichen Konstruktion des Glaubens
" (EvTh 37, 1977 S. 591-600).

Stuhlmacher, Peter: Hauptprobleme und Chancen kirchlicher
Schriftauslegung (ThBeitr 9, 1978 S. 53-69).

Altes Testament

Wevers, John William [ Ed.]: Deuteronomium. Adjuvante U.Quast.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1977. 397 S. gr. 8° =
Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum. Auctoritate Aca-
demiao Scientiarum Gottingonsis oditum, III, 2. Lw. DM 178,-.

Die Veröffentlichung dieses Bandes ist ein großer Schritt vorwärts
im Studium der LXX. Dieser Band folgt im Aufbau dem