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Ausgabe:

1980

Spalte:

910-911

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Gerstenberger, Erhard S.

Titel/Untertitel:

Leiden 1980

Rezensent:

Satake, Akira

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909

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 12

910

Bernet, Rudolf: Zur Teleologio der Erkenntnisse: Eine Antwort

an R. Boehm (TFil 40, 1078 8. 602-668).
•Boehm, Rudolf: Das „Ding-an-sich" als Erkenntnisziel. Fragen zu

R. Bernets Aufsatz „Endlichkeit und Unendlichkeit in Husserls

Phänomenologie der Walirnehmung (TFil 40, 1978 S. 659-661).
Coldschmidt, V.: Rousseau et le droit (TFil 40, 1978 S. 578-608).
Horsley, Richard A.: The Law of Nature in Philo and Cicero

(HThR 71, 1978 S. 35-59).
Hübner, K.: Mythische und wissenschaftliche Denkformen (TFil

40, 1978 8. 637-658).

Kern, Walter: Tst das Christentum eine Ideologie? (StZ 105, 1980

5. 244-256).

Kierkegaard, Sören: Die Wiederholung. Drei erbauliche Reden
!843. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1980].
XI, 168 8. 8° = Sören Kierkegaard Gesammelte Werke, 5. und

6. Abt, GTB 605. Kart. DM 10,80.

*: Entweder/Oder. 2. Teil Bd. 1 und 2. Übers, v. E. Hirsch.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1980]. XIII,
424 S., VIII, XVII S. Anm. 8° = Sören Kierkegaard Gesammelte
Werke, 2. u. 3. Abt. GTB 602/603. Kart. DM 10,80 u.
DM 12,80.

Klever, W. N. A.: De epistemologie van Gaston Bachelard (TFil

41, 1979 S. 3-34).

Böggeier, Otto: Wovor die Angst sich ängstet. Philosophische Be-
merkungen (ZW 51, 1980 S. 1-18).

Bieoeur, Paul: La fonetion narrativo (EThR 54, 1979 S. 209-230).

Bothermund, Gottfried: Buddhismus für die moderne Welt. Die
Beligionsphilosophie K. N. Jayatillekes. Stuttgart: Calwer
[1979]. 190 S. 8° = Calwer Theologische Monographien. Reihe
C: Praktische Theologie u. Missionswissenschaft, 4. Kart.
DM 28,-.

Seguenny, Andre: Spiritualistische Philosophie als Antwort auf
die religiöse Frage des XVI. Jajirhunderts. Wiesbaden: Steiner
1978. 36 S. 8°. = Institut für Europäische Geschichte Mainz:
Vorträge, 71. Kart. DM 6,40.

Swiggers, P.: Axiologisch-strukturele kenmerken van de mythe
(TFil 41, 1979 S. 68-82).

Taylor, Mark C: Journeys to Moriah: Hegel vs. Kierkegaard
(HThR 70, 1977 S. 305-326).

Wylleman, A.: Vrijheid en gelijkheid volgens J.-J. Rousseau
(TFil 40, 1978 S. 559-577).

Systematische Theologie: Allgemeines

Cobb, John B., Jr., u. David R. Griffin: Prozess-Theologie. Eine
einführende Darstellung. Aus dem Amerikan. vonM.Mühlonberg.
Göttingen: Vaudenhoeek & Ruprecht [1979]. 193 S. gr. 8° =
Theologie der Ökumene, 17. Kart. DM 34,-.

Der Band stellt die Prinzipien der Whiteheadschen Prozeßphilosophie
und deren theologische Adaption durch die Autoren vor.
Auf diese Einschränkung wird ausdrücklich hingewiesen.

Die an Whitehead (und/oder Hartshorne) orientierten amerikanischen
Theologen stimmen in fünf Verneinungen überein (denen
Wesentliche Divergenzen folgen, die im Band aber nicht in extenso
diskutiert werden sollen). Diese Verneinungen gelten einem Denken
, das Gott als kosmischen Moralisten, als unwandelbares und
leidenschaftsloses Absolutes, als beherrschende Kontrollmacht, als
Aufrechterhalter des status quo und als Maskulinum versteht. Was
letztere Position betrifft, gelangen wir damit übrigens an eine der
Quellen für das entsprechende, so wenig beachtete Denken
Tillichs (vgl. z. B. STh III 336f), der des öfteren auf die Prozeßphilosophie
verwies (vgl. z.B. STh I 16,54; III 21; GW XI 34,
133). Schließlich lebte und arbeitete er nach der Emigration in dem
von ihr mitgeprägten akademischen Klima,

Unter Prozeß versteht Whitehead den Ubergang von einer
wirklichen Gegebenheit zur anderen. Allerdings gelten ihm die
realen Einzelgeschehen, aus denen der Prozeß sich zusammensetzt,
ebenfalls als Prozeß. Weitere Grundbegriffe heißen: Genuß („Jedes
Erleben ist Genuß." 15), wesenhafte Bezogenheit der Individuen
aufeinander und auf die Welt, Inkarnation, schöpferische
Selbstbestimmung und Selbstgestaltung, Neuheit, als deren Urgrund
die göttliche Realit ät angesehen wird, und Gottbezogenheit.

Wichtig ist, daß die Prozeßtheologie sich geradezu selbstverständlich
für eine Theologie der Natur erklärt (62-78). Whitehead
bezeichnete seine Lehre nicht umsonst als Philosophie des Organismus
. In dem Kapitel „Die globale Krise und eine Theologie des
Uberlebens" (142-158) wird der Kontrast zwischen Natur und
Geschichte auch auf das geringe Interesse des Neuen Testaments
an der Natur zurückgeführt. Bei voller Bejahung der Evolution
hoißt es im Blick auf die Zukunft: „Es gibt keinen Grund zu er-
warten, daß unser Planet, einmal ausgelaugt, noch einmal den jetzt
vorhandenen Reichtum an Lebensformen hervorbringen könnte
oder daß durch die irgendwo oder irgendwann anders erreichten
Werte der durch das vorzeitige Absterben höherer Lebensformen
auf unserem Planeten verursachte Verlust bedeutungslos würde.
Das Gefühl der Dringlichkeit ist gerechtfertigt, aber es darf nicht
einfach in überstürzte Programme zur Behebung von lokalen und
zeitlich drängenden Nöten übertragen werden. Vielmehr muß es
seine Form in einem Durchbruch zu einer völlig neuen Lebensweise
finden, die dem Menschen ein lebenswertes Uberleben in einem
reichhaltigen und den Menschen erhaltenden biologischen Kontext
gestattet." (145). In diesem Bezugsrahmen verantwortlich zu leben,
heißt, an dem göttlichen Wagnis im Universum zu partizipieren.
„Wer die Freude dieser Teilhabe am Leben Gottes erlebt, hofft
inständig auf einen guten Ausgang, aber er nimmt das Risiko auf
sich, daß vielleicht nichts als diese Freude sein einziger Lohn sein
wird." (158).

In der Christologie (94-109) finden sich starke Ubereinstimmungen
mit den klassischen Ansätzen. Abgelehnt wird jede Verneinung
des vollen Menschseins Christi.

Differenzierungen innerhalb der Prozeßtheologie werden in
einem Anhang doutlich, der verschiedene Publikationen gerafft zu
bewerten sucht (162-188).

Nach dem Erscheinen dieses Bandes sollte die Prozeßtheologie
im deutschsprachigen Gebiet nicht mehr mit Stillschweigen übergangen
werden. Im Oesamteindruck möchte ich F. Th. Trotter
zustimmen, der die Prozeßtheologie als „neue Metaphysik" bezeichnete1
. Diese verbindet sich, für eurozentrische Theologien ungewohnt
, mit sympathischen Zügen des theologischen Liberalismus
- der Pragmatismus ist schließlich philosophischer Vorläufer.
Die Probleme von Metaphysik und Liberalismus sind hinreichend
bekannt. Beide verfügen freilich über eine Theorie der Wirklichkeit
, ohne welche Theologie bei allem guten Willen Irritation verbreitet
.2

Güstrow Jens Langer

1 F. Th. Trotter, Variationen ilber das „Tod-Gottes-Thema" In der jüngsten
Theologie, in: J. L. Ice/.T. J. Oarey (eds.):... daß Gott auferstehe, Zürich 1971,
lOOf.

■ Vgl. E. Heims, Der Beitrag der Dogmatik zur Gewinnung theologischer
Kompetenz, in: KvTh M, 197». 27«-800.

Gerstenberger, Erhard S., u. Wolfgang Schräge: Leiden. Stuttgart-
Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer [1977]. 238 S. 8° = Kohlhammer
Taschenbücher, 1004: Biblische Konfrontationen.
Kart. DM 14,-.

Leiden ist ein Problem, mit dem sich die Menschheit von jeher
und überall beschäftigt. Die beiden Vf. versuchen je für das Alte
(Gerstenberger) und Neue Testament (Schräge) zu zeigen, was man
in der Bibel als Leiden empfunden, wo man seine Gründe gesucht,
wie man es gedeutet und zu bewältigen versucht hat. Sie gehen
dabei das Problem mehr systematisch an und berücksichtigen die
Frage der historischen Entwicklungen und traditionsgeschichtlichen
Verhältnisse nur wo unbedingt nötig, was von der Eigenschaft
der Reihe her, zu dor dies Buch gehört, fast verständlich ist
(s. u.). Das Interesse, das Problem Leiden heute zu beleuchten,
begleitet die ganze Darstellung.

Nach der einleitenden Bemerkung klassifiziert G. Leidenserfahrungen
, die im AT notiert sind, unter 5 Aspekten. Die Darstellung