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1980

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

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Neuerscheinungen

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907

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 12

908

Allegory in the Divine Coinedy. Princeton, N. J.: Princeton

University Press [1979]. XIII, 343 S. 8°. Lw. $ 25.-.
Schuberth, Dietrich: Anleitung zur Kirchenmusik (DtPfrBl 80,

1980 S. 114-117).
Solingen, Oskar: Romantische Kirchenmusik heute (MuK49,

1979 S. 294-298).
Striffler, Helmut: Über das Zeitgemäße in der Architektur (KuKi

1979 S. 123-128).
Wolf, Horst: Französische Stundenbücher des 15. Jahrhunderts.

Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1979]. 38 S. m. 32 Abb. z. T.

färb. gr. 8°. Lw. M 13,-; Ausland 20,-.

Philosophie, Religionsphilosophie

Thulstrup, Marie Mikulovä [Ed.]: The Sources and Depths of Faith
in Kierkegaard. Copenhagen: Reitzel 1978. 181 S. 8° = Bibliotheca
Kierkegaardiana, 2. dkr 115,-.

Der zweite Band der Reihe „Bibliotheca Kierkegaardiana" mit
dem Titel (in deutscher Übersetzung) „Die Ursprünge und Tiefen
des Glaubens bei Kierkegaard" enthält fünfzehn Artikel verschiedener
Länge von skandinavischen, englischen und amerikanischen
Kierkegaardforschern über wichtige Begriffe und Einstellungen
SK.s zu christlich-religiösen Lebensursprüngen und -formen.

Vom verstorbenen dänischen Altmeister der Kierkegaardforschung
N. H. Soe stammen drei Beiträge: (1.) „Revelation"
(,,Offenbarung", 7-15) mit der Herausarbeitung des für SK1 allein
gültigen, potenzierten Offenbarungsbegriffes: Gott in Christo!;
(2.) „The Human Spirit and God" („Der menschliche Geist und
Gott", 16-26) mit der berühmten Synthesiskonstruktion in „Der
Begriff Angst" (1844) als Basis und schließlich (3.) „Christian
Mercy" („Christliche Barmherzigkeit", 125-129). Diese letztere,
wichtige Betrachtung rankt sich um den Tagebuchsatz unter Hinweis
auf die „Taten der Liebe" (1847): „Das Geld ist der Zähler,
die Barmherzigkeit ist der Nenner. Aber der Nenner ist doch wohl
das wichtigste" (Pap. VIII, 1 A 209)2.

Dem prägnanten Beitrag von G. E. Arbaugh „Christian Vir-
tues" („Christliche Tugenden", 100-104) mit dem Hinweis auf die
christliche Agape alB essentiell höchste christliche Tugend folgen
wiederum drei Artikel von einem Autor, nämlich P. Sontag. In
seinem ersten Artikel „Inwardness" („Innerlichkeit", 105-113)
konstatiert er: „Als der Prophet ,der zweiten Reformation' sieht
es SK als seine Aufgabe an", (im Anschluß an Paulus und Augustin
) „das innere oder das geistige (,spiritual') Leben zu stärken"
(105). Sontag gelängtes, die verschiedenen Aspekte und Bezugspunkte
des Begriffes „Innerlichkeit" in der geistigen Entwicklung
Kierkegaards einfühlsam zu erhellen. Im Artikel „Love" („Liebe",
114-124) wird herausgearbeitet, daß SK auch in den „Taten der
Liebe" keineswegs die ethischen Bestimmungen für seine Darstellung
der Subjektivität vernachlässigt (vgl. 115). Im Artikel
„The Role of Corrective" („Die Rolle des Korrektivs", 145-152)
wird klar die kirchengeschichtliche Notwendigkeit unter Befragung
der Hauptwerke SK.s aufgezeigt, die „innere Reformation"
der „äußeren" des Luthertums (Erstarrung mit Beginn der
Orthodoxie!) gegenüberzustellen.

In dem umfangreichsten Artikel des vorliegenden Bandes von
J. Pedersen „Kierkegaards View of Scripture" („Ks Bibelauffassung
", 27-57) wird die wichtige, korrespondierende Stellung
der Bibel als göttliche Autorität zu SK.s schriftstellerischem Werk
herausgearbeitet. Diese Sicht der Bibel in der Totalität kann innerhalb
des christlichen Denkens und in der klassisch-europäischen,
kulturellen Tradition als einmalig angesehen werden (28f). Mit
Hilfe der „Papirer" kann SK.S kritische Haltung Luthers Bibelauffassung
gegenüber deutlich gemacht werden: Dadurch, daß
sich Luther nur wenig auf die Evangelien bezieht, dafür aber die
paulinischen Briefe einseitig hervorhebt, würde er eine Rückkehr
zum ursprünglichen Christentum nicht vollziehen können! Damit
wird SK.s eigene Auffassung bestätigt, daß das Christentum das
Evangelium ist (vgl. Pap. X, 4 A 230).

In einem weiteren umfangreichen Artikel geht Pedersen auf

SK.s Verhältnis zum „Gebet" („Kierkegaard on Prayer", 63-82)
ein. Drei sorgfältig aufgebaute Abschnitte zeigen die entscheidende
Rolle des Gebetes in SK.s Leben: (1.) SK.s Konzeption des Ge-
betes;(2.) SK.s Konzeption des Gebetes im Kontext zur Tradition;
(3.) SK.s Gebete selbst. Das Gebet bildet eine besondere Sphäre
des religiösen Lebens und drückt die persönliche Glaubensentscheidung
gegenüber einem rationalistisch geprägten Unglauben
aus (69). In dieser Beziehung kann sich SK auf Vorbilder wie
Tauler, Blosius, Theresa von Avila und J. Arndt berufen (69).

In einem kleineren, aber bedeutungsvollen Artikel stellt John
Heywood Thomas die Bedeutung heraus, die J.G.Hamann als
„Christlicher Humorist" für SK und seine Idee des „Absurden"
gehabt hat („Christianity as Absurd" [„Christentum als Absurdes/
das Absurde"] 58-62). - In seinem längeren Artikel über „Christian
EarnestneSs (,Seriousness')", („Christlicher Ernst", 83-99) arbeitet
E. Widenman diesen für SK wichtigen Begriff in Verbindung
mit vier Grundthemen im Werk des großen Dänen heraus. Es
handelt sich (1.) um das Thema der Personalität mit besonderem
Hinweis auf „Der Begriff Angst" (1844), das unter dem Einfluß
der Psychologie von Karl Rosenkranz geschrieben worden ist3;
(2.) um das Thema der (drei) Stadien; (3.) um das Thema der
„Kommunikation" und schließlich (4.) um das Thema des „Todes".
Der Artikel wird beschlossen mit dem kritischen Hinweis auf M.
Theunissens Hang zu metaphysischen Definitionen in dessen
Untersuchung „Der Begriff Ernst bei SK" (1958), was die Gefahr
zur Abstraktion nicht geringer machen würde.

Von Marie Mikulovä Thulstrup, der die Kierkegaardforschung
sorgfältige Einzeluntersuchungen über SK.s Verhältnis zur Mystik
und zum Pietismus verdankt, finden sich drei Artikel in dem 2.
Band der „Bibliotheca Kierkegaardiana", die SK.s Ringen um
sein Verhältnis zum christlichen Zeugnis deutlich erhellen. Im
ersten Artikel „The Two Guardians of Christianity: Apostle and
Auditor" („Die beiden Wächter des Christentums: Apostel und
Hörender", 130-144) wird nach einer Begriffsanalyse der Gegensatz
von „Apostel" und „Genie" (134, vgl. SV XI, 109ff und im
Buch über „Adler": Pap. VII, 2 B 235) unter Verwendung weiteren
wichtigen Quellenmaterials herausgearbeitet. Von entscheidender
Bedeutung für SK.s Fragen nach der wahren Autorität ist
die Feststellung, daß er selbst immer wieder bestätigt hat: Niemand
kann sieh selbst dazu qualifizieren, ein Apostel zu werden
(134, vgl. Pap. XI, 1 A 155).

In dem Artikel: „The Role of Asoetism" („Die Rolle des Aske-
tismus", 153-159) weist M. M. Thulstrup nach, daß schon der
junge SK die Askese als Differonzbegriff zwischen Christentum
und Philosophie benutzt und auch später so verwendet -
allerdings weniger in den veröffentlichten Werken (155). Schließlich
wird in der Abhandlung „The Significance of Mortifikation
and Dying away(to)", („Die Bedeutung von Abtötung, Abgestorbenseiii
und Absterben", 160-167) auf den großen Einfluß von
J. Arndt (1555-1621) auf SK hingewiesen. Der Begriff „Absterben
" bzw. „Abgestorbensein" (dänisch: [verbal] „at afdo" bzw.
[substantivisch] „Afdeethed") trägt bei SK einen genuin christlichen
Inhalt im Sinne von „Verleugnen der Welt" und „Kreuzigen
des Fleisches" (vgl. 164, Pap. XI, 1 A 218, p. 172).

Diesem Artikel fügt sich nahtlos an P. Lonnings Abhandlung
„The Christian Death" („Der christliche Tod", 168-178) - „ein
Thema, das SK während seiner gesamten Verfasserschaft hindurch
beschäftigt" (168), was durch Lonnings Analyse treffsicher bestätigt
wird.

Ab Seite 145 deckt sich das Inhaltsverzeichnis jeweils um eine
Seite nicht mehr mit der fortlaufenden Seitenzahl im Buch!
Krefeld Wolfdietrich v. Kloeden

1 „Seren Kierkegaard" wird durchweg abgekürzt mit „SK".

• Zitiert wird nach der 2. Ausgabe der Samlede Vaerker („SV" mit nachgestellter
Band- und Seitenangabe; hrsg. von Draohmann, Heiberg u. Lange, Kopenhagen
1920-1936. - Bei den Tagebuchnotizen („Papirer") wird zitiert nach der
ersten Ausgabe der Papirer Suren Kierkegaards („Pap."), hrsg. von Heiberg.
Kohr und Torsting, Kopenhagen 1909-1948 mit der üblichen Band- und Stellenangabe
. Die Obersetzungen stammen vom Rez.

s Rosenkranz. Karl: Psychologie (nicht „Phychologie" - Druckfehler!) oder
die Wissenschaft vom subjektiven Geist, Königsberg 1837.

Beerling, R. F.: Voltaire, Rousseau en de Verlichting (TFil 40,
1978 S. 609-636).