Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1980 |
Spalte: | 895-896 |
Kategorie: | Neues Testament |
Titel/Untertitel: | Fragmenta Q 1980 |
Rezensent: | Lührmann, Dieter |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
895
Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 12
890
the tradition along with those that preserve it. While his thesis
makes a valuable contribution it needs to be questioned at several
points:
(1) Although rabbinic Judaism apparently enhanced the role of
oral transmission after AD 70 and revised the traditions themselves
(J. Neusner), the techniques may well have been present earlier as
Gerhardsson argues. However, a controlled process may take
various forms, and differences in this regard between a rabbinic
teacher/disciple context and prophetic-apocalyptic movements,
e. g. as at Qumran, are not sufficiently considered. Inhibitions
on writing were clearly not present at Qumran or indeed in
earliest Christianity where expositions of Scripture, in patterns
known also in rabbinic literature, were communicated in writing
from the first (e. g. Gal 3 and 4). And, if Neusner is correct, they
may not be so prevalent in pre-AD 70 rabbinic praxis. None of the
New Testament evidence for a controlled process of transmission,
which Gerhardsson rightly underscores, necessarily points to oral
transmission, and Lk 1: lf. rather suggests the opposite.
(2) For Paul a 'word of the Lord' may be not only a transmitted
saying but also an oracle from the exalted Jesus (I Cor 14:37;
I Thess 4:15), and the Gospels also appear to contain some Such
oracles (e. g., Lk 11:49-51 par; Mt 18:20). One has the bürden of
demonstrating this, of course, and Gerhardsson offers a necessary
corrective to the excesses of the older form criticism in this matter.
However, he does not appear to give sufficient attention to this
element in the formation of the Gospel traditions.
(3) The author regards the (independent) logion and parable,
i. e. meshalim, as typical of Jesus' teaching. I am not persuaded
that this is necessarily the case. Debate with opponents and, as I
seek to document in my Prophecy and Hermeneutic (Tübingen
1978), biblical expositions as well as other literary forms are also
represented in the Gospel traditions. One may hope that the author
will give more attention to them as he further pursues his stimulat-
ing and provocative thesis.
New Brunswick, N. J. E. Earle Ellis
Polag, Athanasius: Fragmenta Q. Textheft zur Logienquelle. Neu-
kirchen-Vluyri: Neukirchener Verlag [1979]. 102 S. 8°.
Es ist nur konsequent, daß aus der intensiven Q-Forschung der
letzten Jahre nun der Versuch einer Ausgabe des griechischen
Textes von Q hervorgegangen ist. Polag legt dabei seine eigene
Arbeit „Die Christologie der Logienquelle" (WMANT45, 1977;
vgl. ThLZ 105. 1980 Sp. 193f) zugrunde sowie seine Diss. lic. theol.
(Trier) von 1966 „Der Umfang der Logienquelle" und wird seine
Textgestaltung noch weiter begründen in dem angekündigten
Buch „Sprache und Gestalt der Logienquelle Q".
Festzuhalten ist zunächst, daß dieses Textheft die Grundannahme
der Q-Forschung bestätigt, nämlich daß sich aus Mt und
Lk eine schriftliche Quelle in griechischer Sprache herausarbeiten
läßt, die wir freilich weder in vollem Umfang (daher „Fragmenta")
noch im genauen Wortlaut je kennen werden. Der von P. unternommene
Versuch erweist sich damit durch sich selbst als legitim.
P. hält sich mit ganz wenigen Ausnahmen an die Reihenfolge
bei Lk (vgl. schon seine Aufstellung „Christologie", 2-6). Jeweils
auf der linken Seite bietet er den Text in kleineren Sprucheinheiten
zeilenweise gestaltet mit Angabe der Mt-Zählung am linken,
der Lk-Zählung am rechten Rand, dabei thematisch mehrere
Spruchgruppen unter Zwischenüberschriften zusammenfassend
(diese Zwischenüberschriften fallen freilich drucktechnisch zu wenig
auf gegenüber den großen Bezifferungen der Spruchgruppen).
Der Text ist gesetzt mit größeren und kleineren griechischen
Buchstaben, wobei die größeren die Gemeinsamkeiten zwischen
Mt und Lk anzeigen, während die kleineren Rekonstruktionen abbilden
, wo Mt und Lk nicht übereinstimmen. Das ermöglicht eine
Menge an Information bereits auf den ersten Blick. Doch setzt P.
nur ganze Wörter groß, berücksichtigt also nicht unterschiedliche
Wortformen, und d. h. unterschiedlichen Numerus, Komposita
und vor allem unterschiedliche Satzkonstruktionen, und er setzt
auch bei „äquivalenten" Wörtern (nicht beschränkt etwa nur auf
Verben des Sprechens) große Buchstaben. Durch dieses Verfahren
entsteht ein Eindruck viel zu großer Sicherheit in der Bestimmung
des Q-Textes. Hätte P. sich darauf beschränkt, nur die tatsächlich
übereinstimmenden Buchstaben in den gemeinsamen Wörtern
groß zu drucken, wäre die Information genauer, und es wäre außerdem
deutlicher, daß sich auch in den groß gedruckten Teilen des
Textes bereits sehr viel an Rekonstruktion verbirgt.
Gemessen an üon von 1'. selbst genannten Prinzipien (Of) ist ein grober Fehler
die Wiedergabe von Mt 10,32/Lk 12,8 (58, Nr. 39,2f) Mt 5,11 und Lk 8,22 haben
novrfiuf gemeinsam (32, Nr. 5,12). Warum wird die Zugehörigkeit von Mt 8,13/
Lk 7,10 zu Q in Frage gestellt (38, Nr. 13,21)? Nr. 35,12-14 dürfte nicht groß
gedruckt sein, da Lk 11,30 ohne Parallele bei Mt ist (54). In Lk 13,8 (66, Nr.
52,2) ist möglicher Einfluß von Mk auf Lk wahrscheinlicher als originaler Q-Text.
Zu Lk 13,25 ist doch wohl Mt 25,10-12 stärker heranzuziehen wegen einer Reihe
wörtlicher Übereinstimmungen (68, Nr. 54,1-5). Mt 22,7 und Lk 14,21 haben
A)Oyl(iti[&oyiat)-iU gemeinsam (70, Nr. 57,8). Nr. 59,4 wird Lk 14,35 für Q
angenommen, dort heißt es freilich ni'ie (72).
Zu Recht ist bei Mt 22,1-10/Lk 14,15-24 und Mt 25,14-30/Lk 19, 12-27 auf
eine vollständige Rekonstruktion verzichtet. Problematisch ist, daß recht viele
nur bei einem der beiden Evangelisten begegnende Verse in den Text selber aufgenommen
sind, während der Anhang I (84-87) noch weitere acht „unsichere
Texte" enthält (S. 84 fehlt die Lk-Zählung!). Hier wie überhaupt bleibt die genauere
Begründung abzuwarten. Konsequenter wäre es gewesen, entweder einen
ganz engen Begriff von Q zu verwenden und den Anhang I auszuweiten oder
einen weitesten Begriff anzulegen, mit dem man hätte auf den Anhang I verzichten
können.
Der Darbietung des Textes auf der linken Seite ist jeweils in
gleicher Zeilenhöhe auf der rechten Seite ein Apparat gegenübergestellt
, der Rechenschaft ablegt über die differierenden Fassungen
, die als nicht ursprünglich Q angesehen werden, mit Hinweisen
vor allem auf Einflüsse aus Mk-Texten, gelegentlich finden sich
auch textkritische Angaben (der zugrunde gelegte Text ist der von
Greek New Testament 3. Aufl.). Mit einem geschickten Abkürzungssystem
ist hier sehr viel an Verweisen auf die Sekundärliteratur
verarbeitet, u. zw. sowohl auf ältere literarkritische als auch
auf neuere überlieferungsgeschichtliche und redaktionsgeschichtliche
(Autorenverzeichnis: 20-22). Dieser Apparat ermöglicht
also die Kontrolle der vonP. vertretenen Textrekonstruktion. Wer
mit Farbstiften unterstreichend Textrekonstruktion und Apparat
durchgeht, wird dankbar sein für die ihm hier gebotene Aufbereitung
des Textes und der Literatur. Freilich ersetzt dieses
Textheft nicht die eigene Arbeit an der Textrekonstruktion und
wohl auch nicht eine eigene Synopse der Q-Texte. So macht erst
die Berücksichtigung der in Anhang III und der anschließenden
Übersicht (92-99) gebotenen „Parallelstellen aus dem Markusevangelium
" die eigene literarkritische Entscheidung möglich,
wobei P. m. E. den Einf luß der Mk-Vorlage auf die Verarbeitung
von Q durch Mt und Lk leicht unterschätzt (66, Nr. 49: Mt 16,2f;
60, Nr. 41, 3 u. a.).
Anhang II (88-91) enthält „Rahmenangaben und Einleitungswendungen
, deren Zugehörigkeit zu Q unsicher ist"; das lenkt den
Blick darauf, daß Q durchaus eine ganze Reihe von solchen textlich
gesicherten Einleitung»- (und Anschluß)wendungen enthält.
Anhang IV (100-102) gibt „Schriftstellen aus der Septuaginta".
Auffällig ist ja, wie gering die Verwendung des AT in Q ist. Direkte
Zitate gibt es nur in der Versuchungsgeschichte sowie in Mt 11,10/
Lk 7,27, darüber hinaus nur selten Aufnahmen at.licher Formulierungen
.
Hinweisen möchte ich bei dieser Gelegenheit auf ein weiteres für die Arbeit
an Q-Texten ebenfalls sehr nützliches Buch: R. A. Edwards, A Concordance to
Q, Sources for Biblical Study 7, Scholars Press, Missoula 1075.
Bethel Dieter Lührmann
Hübner, H: Das Gesetz bei Paulus. Ein Beitrag zum Werden der
paulinischen Theologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1978. 195 S. gr. 8° = Forschungen zurReligion und Literatur des
Alten und Neuen Testaments, 119.
Die Hauptthese des Vf. lautet: Die Gesetzeslehre des Gal darf
nicht nach der des Rom ausgelegt werden; zwischen Gal und Rom
liegt eine Entwicklung innerhalb der paulinischen Theologie, die
zu einer veränderten Position gefülirt hat. Uber Vorläufer seiner
These referiert H. S. 9ff.
Die Monographie stellt sich sozusagen auf zwei Reflexionsstufen
vor: Den Hauptteil nimmt zunächst (erwartungsgemäß) eine