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Ausgabe:

1980

Spalte:

883-884

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Rose, Martin

Titel/Untertitel:

Jahwe 1980

Rezensent:

Stamm, Johann Jakob

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883

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 12

884

Namens war m. E. doch komplizierter, als es hier vermutet wird,
vgl. dazu EvTh27, 1967, 255-266. - Zu Zwar sehr fleißig
zusammengebrachtes Material, doch ohne deutlicheren Schluß. -
Zu nrin: Der technische und symbolische Aspekt sind deutlich
dargestellt, jedoch nicht deutlich einander verbunden: es fehlt
m. E. noch der kultische (vgl. das Problem des Gründungsopfers
1 Kön 16,34 und sonst Mauer als Opferstätte 2 Kön 3,27) und der
juristische Aspekt (vgl. das Exterritorialitätsrecht Lev 25,30ff, zu
beiden Aspekten vgl. CV 11, 1968, 175-178 u. 12, 1969, 203-210).
Der Artikel von A. Alt ,,Hic murus aheneus . .." wird zwar in der
Bibliographie erwähnt, in dem Artikel aber nicht benutzt, obwohl
er m. E. das Bindeglied zwischen dem konkret-kultischen und
mythisch-kosmischen Aspekt bietet. - Eine besondere theologische
Reife eignet dem Artikel rnrt von Jepsen. Den Vergleich zwischen
~Tn und n^O finde ich besonders wertvoll. - Ein kleines

T f

Meisterwerk religionsgeschichtlich wie auch theologisch ist der
Artikel "ftn von Botterweck; nur in einigen Konjekturen des
Masora-Textes wäre ich zurückhaltender. - Zu pin: Sehr sorgfältig
ausgearbeitete LXX-Äquivalente! Sie fehlen leider immer
noch in einigen anderen Artikeln (z. B. rrpn), obwohl man diese
nach Hatch-Redpath' Concordance to the Septuagint ohne größere
Mühe zusammenstellen kann. Zu einigen offenen Fragen von
ptfl Hi vgl. CV 12, 1969, 61ff. - Zu ND~: Gründliche Bearbeitung
, vorbildliche Bibliographie. - Dasselbe gilt über rrn et cons.
(Ringgren), wo besonders ausführlich und deutlich das religionsgeschichtliche
Material (Ägypten und Mesopotamien) vorgelegt
wird. Dazu gleich eine allgemeine Bemerkung: Die meisten Bearbeiter
der Stichwörter sind sich im Klaren über die Wichtigkeit des
religionsgeschichtlichen Materials. Doch begnügen sich einigo nur
mit einer Parallelisierung dieses Materials, wohl aus dem Grund,
weil sie m. E. die Wichtigkeit der religiösen Auseinandersetzung
Israels mit seiner Umwelt für die Endform der Überlieferung
unterschätzen. Vgl. dazu den Begriff der Entmythisierung, von
W. H. Schmidt geprägt, nicht mit Entmythologisierung zu verwechseln
! - Ein Beispiel für die richtige Bewertung dieser Auseinandersetzung
liefert Kellermann auf Spalte 1064 (ysnj.-Zu
Die Antwort auf die Sp. 955 gestellte Frage wäre m. E.: Das Fett
wurde zur Opfermaterie, weil eben die Götter durch die im Fett
vorhandene Kraft und Stärke gespeist werden sollen, um wieder
kraftvoll zugunsten seiner Verehrer wirken zu können. Natürlich
hat der Vf. darin recht, „daß sich die Sinndeutung des Fettopfers
im Laufe der Geschichte wandeln" konnte, die Wandlungen müssen
aber bei einer riohtigen Erfassung des geschichtlichen Prozesses
aus einem Ausgangspunkt herausgehen.- Zu Dsn: Sehr lehrreicher
Artikel, wichtiges religionsgeschichtliches Material aus dem ganzen
Alten Orient, interessante Einzelheiten über die Inkubationspraxis.
Prag Jan Heller

Rose, Martin: Jahwe. Zum Streit um den alttestamentlichen
Gottesnamen. Zürich: Theologischer Verlag [1978]. 44 S. 8° =
Theologische Studien, 122. sfr. 6,-.

Der Vf. dieser Schrift verteidigt die These, der alttestament-
liche Gottesname habe ursprünglich nicht jahuäe (jhwh) gelautet
und sei (vor allem in den Namen) nicht zu jahüjjehö verkürzt
worden, vielmehr seien diese beiden Formen, d. h. genauer iahu<e>,
das Ursprüngliche und jahu äe eine spätere Erweiterung oder Neubildung
.

R. entfaltet seine Ansicht in 5 Kapiteln, denen als Schluß ein
Abschnitt mit dem Titel „Ausblick" beigegeben ist.

Im 1. Kap. (6-16) geht es um die Gestalt des atl. Gottesnamens
in der patristischen Literatur mit dem Ergebnis, daß die Kirchenväter
in großkirchlich-orthodoxen Zusammenhängen eine Form
wie jabejjabai gebrauchen, bei Nachrichten über Gnostiker aber
jao. Das ruft die Frage herbei, ob sich in letzterem nicht eine Erinnerung
an die ursprüngliche Aussprache erhalten habe.

Das 2. Kap. (16-22) gilt dem Gottesnamen in den Dokumenten
der jüdischen Militärkolonie von Elephantine. Es ist bekannt, daß
dieser jahü oder jahd (fhw) lautete. Wichtiger als das ist für R. der
geschichtliche Hintergrund der Kolonie, mit dem das in ihr übliche

jahiijjahd zusammenhängen kann. Dieser Hintergrund wird teils
im vorjosianischen Ursprung der Kolonie gefunden und teils in der
unduldsamen Religionspolit ik des Josia, die die Bewohner von Sa-
marien zur Auswanderung nach Ägypten veranlassen konnte. Mit
ihrem jahü/jaho hielten sie an dem ihnen von der Heimat her vertrauten
Gottesnamen fest.

Nunmehr kann der Vf. im 3. Kap. zur Frage nach der ältesten
Gestalt des Gottesnamens (iahu<e)) übergehen (22-30). Dabei weist
er die naheliegende und besonders von Noth in seinem Namenbuch
vertretene Ansicht ab, jaliwäe sei die ursprüngliche Form, die in
den Namen zu jahü und jeho verkürzt wäre. Für R. ist es gerade
umgekehrt, indem die Namen das Ursprüngliche erhalten haben.
Dieses Ursprüngliche und nicht das Tetragramm liege auch im
jhwh der Mesa-Inschrift vor. Das 7i am Endo sei das feminine,
auf eine zuvor genannte Stadt bezügliche Suffix; man müsse also
„ihr jahü" übersetzen. Auch die Moabiter hätten eben um die Vielzahl
von örtlich getrennten Jahwe-Gestalten im alten Israel gewußt
.

Zur Etymologie des Gottesnamens äußert sich R. im 4. Abschnitt
(30-34) zurückhaltend. Ein Zusammenhang mit dem Verb
hwh/hjh „sein" kann nicht als Ausgangspunkt, sondern höchstens
als spätere theologische Konstruktion betrachtet werden.

Wie aber kommt es von dem ererbten jahü zu dem im Alten
Testament dominierenden jahwael Darauf gibt das 5. Kap. Antwort
mit der Uberschrift: „Der Umbruch in der Geschichte des
Jahwe-Namens" (34-43). Nach der Auskunft, die R. gibt, erfolgte
der Umbruch als religionspolitische Maßnahme des Josia, der sich
von dem in Samarien Üblichen abgrenzen und die verhaßte Aussprache
des Gottesnamens auf -uj-o „stoppen" wollte. Nach den
Ereignissen von 587 habe sich dann das Tetragramm mit seinem
jahwäe durchgesetzt.

Im „Ausblick" (43f) gibt R. noch einen Hinweis auf das mit
seinem Thema gegebene allgemeine Problem über das Verhältnis
von Schultheologie und Volksfrömmigkeit.

Oline Zweifel ist dem Vf. mit seiner These ein kühner Wurf gelungen
, zu dem man ihn beglückwünschen kann. Man freut sich
auch an der sorgfältigen und kenntnisreichen Beweisführung.
Trotz allem läßt sie Fragen offen. So bleibt ungewiß, ob ein so spät
aufgekommenes jahtvae sich so allgemein hätte durchsetzen können
, wie man nach dem Befund im Alten Testament annehmen
muß. Wie steht es weiter mit dem Alter von Ex 3,14? Auch als
Zusatz im Text muß es nicht unbedingt exilisch oder nachexilisch
sein. Zum Schluß kann ich die Frage nicht unterdrücken, ob der
Satz auf S. 23: „kein anderes semitisches Volk kürzt die Namen
seiner Götter ab" wirklich so allgemein gilt. Man müßte die Verhältnisse
im Ägyptischen prüfen, und für das Akkadischo weise ich
wenigstens hin auf den altbabylonischen Namen Samaja, der aus
Samas-idinnam etc. verkürzt sein dürfte (Ranke, Early Babylo-
nian Personal Names, 1905, S. 142). Zu vergleichen sind vielleicht
auch zu Adad gehörende Namen wie Adaja, Adajatum (I.e. S. 61).

Wabern bei Bern Johann Jakob Stamm

Kuhnigk, Willibald, OSB: Nordwestsemitische Studien zum Hosea-
buch. Rom: Biblical Institute Press 1974. XXIV, 177 S. gr. 8° =
Biblica et Orientalia, 27. Lire 7200.

Die vorliegende Untersuchung wurde als Dissertation am 13.
November 1972 im päpstlichen Bibelinstitut zu Rom verteidigt.
Sie entstand unter der Anleitung von M. Dahood, der sich in den
letzten Jahren durch eine Vielzahl von Untersuchungen, vor allem
aber in seinem dreibändigen Psalmenkommentar (1966-1970) um
ein tieferes Verständnis der biblisch-hebräischen Sprache bemüht
hat. Er hat auf dem Gebiet verstärkter Anwendung von Kenntnissen
der phönizisch-punischen, besonders aber der ugaritischen
Sprache auf die Bibelinterpretation auch eine Reihe von weiteren
Untersuchungen angoregt: H.J. vanDijk, Ezekiel's Prophecy on
Tyre, 1968 (s. ThLZ 93, 1968 Sp. 733f; OLZ 69, 1974 Sp. 564 bis
566), A. C. M. Blommerde, Northwest Semitic Grammar and Job,
1969 (s ThLZ 96, 1971 Sp. 341f; OLZ 70, 1975 Sp. 158) W.A. van
der Weiden, Le livre des Proverbes. Notes philologiques, 1970
(s. ThLZ 98, 1973 Sp. 273-275).