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Ausgabe:

1980

Spalte:

878-880

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Theologische Realenzyklopädie, Bd. IV

Titel/Untertitel:

Arkandisziplin-Autobiographie 1980

Rezensent:

Amberg, Ernst-Heinz

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Theologische Litoraturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 12

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ssmmenhang des Neuen Testaments mit seinem jüdischen Mutter- (Teighobe/Toig; Wurzel/Zweige) nach und kommt für die Exegese
boden befaßt. Sie seien in der Originalreihenfolge kurz referiert. von Rom 11,17-24 zu dem (m. E. zutreffenden) Ergebnis, daß
M.Smith (Rome and Maccabean Conversions: Notes on I Juden imd Heiden auf dem Weg über Jesus Christus zu gleich-
Macc. 8; 1-7) betrachtet IMakkS nicht unter den Fragen um die wertigen Zweigen am gleichen Heils-Baum mit der heiligen
Historizitat des Bündnisses zwischen dem römischen Senat und Wurzel werden bzw. werden sollen. - W.Wuellner (Ursprung
en Makkabäern, sondern unter dem Gesichtspunkt der jüdischen und Vorwendung der aui/6i-, ätwatäf, ei yfvijf-Formel in 1 Kor
Reflexion darüber in der Hasmonäerzeit: das Bündnis wird nun 1,26; 165-184) möchte den common sense der soziologischen Ausais
Voraussetzung der ünabhiingikeit gegenüber den Seleukiden wertung der Beschreibung der korinthischen Gemeinde in 1 Kor
bewertet. - W. Zimmcrli (Die Seligpreisungen der Bergpredigt l,26ff auf Grund linguistisch-strukturalistischer und motivge-
und das Alte Testament, 8-26) will am Beispiel der „Präambel zur schichtlicher Argumentation ersetzen durch eine Interpretation,
Bergpredigt" die starke Rückbeziehung der neutestamentlichen die jede soziologische Konkretheit dieses Bildes bestreitet; es gehe
Botschaft auf das Alte Testament aufzeigen. - E. Stauffer macht vielmehr in diesem Text um das (rechte oder falsche) Rühmen der

• .Eine Bemerkung zum griechischen Danieltext" (27-39), mit der jedem Menschen „in Adam" zuerkannten klesis. - B. Gerhards-

* die Auffassung der Susanna-Erzählung als Rechtslegende unter- son (1 Kor 13. Zur Frage von Paulus' rabbinischem Hintergrund,
strelchen möchte. - Nach 0. Michel (Das Licht des Messias, 40 185-209) versteht 1 Kor 13 als paulinische Paraplirase bzw. Inter-

. 50) wäre die Lichterscheinung bei der Berufung des Paulus pretation des Sema'; er betont, daß unter agape stets ,Liebe zu
weht als gewissermaßen überhell strahlende Christophanie aufzu- Gott' zu verstehen sei, und weist auf die sachliche Übereinst im-
lassen, sondern als eines der beiden notwendigen Zeugnisse für mung mit Mk ll,29ff hin. - H. Riesenfeld (Vorbildliches Mar-
Jesus als den Messias (gemäß Jes9,l); das andere Zeugnis wäre tyrium. Zur Frage der Lesarten in 1 Kor 13,3; 210-214) setzt
die himmlische Stimme. - B. Lindars gibt unter der Übersclirift sich für die - neuerdings meist verworfene (vgl. Nestle-Aland, 26.
-Jesus and the Pharisees" (51-63) eine Auseinandersetzung mit Aufl.) - Lesart kauthesomai in 1 Kor 13,3 ein, die wegen des von
der übermäßig an Rechtsproblernen orientierten exegetischen Paulus gemeinten Rückbezugs auf Dan 3,95 (= 3,28 MT) zu beArbeitsweise
von J. D. M. Derrett, bei der die form- bzw. tradi- Vorzügen sei. - J. M. Ford (The Heavenly Jerusalem and Ortho-
tionsgeschichtlichen Aspekte unbeachtet bleiben; dies wird insbe- dox Judaism, 215-226) möchte die ehebrecherische Stadt von Apk
ändere an Lk 16,1-8 und an [Joh] 7,53-8,11 exemplifiziert. - 17 auf das (irdische, derzeitige) Jerusalem (statt auf Rom) deuten;
J- Jeremias (Ist das Dankopfermahl der Ursprung des Herren- dementsprechend sei auch das himmlische Jerusalem von Apk 21
mahls?, 64-67) zeigt kurz und knapp, daß H. Oeses im Titel ange- nicht die Wohnstatt der (idealen) Christusgemoinde aus allen
deutete These (ZThK 65, 1968, 1-22) auf einer rein literarisch aus Völkern, sondern des eschatologischen Judentums (als Zentrum
der Exegese bestimmter Psalmen abgeleiteten Vorstellung vom der neuen Schöpfung). - M. Black (The ,Two Witnesses' of Rev.
Todä-Opfer basiert, die mit der kultischen Praktizierung dieses ll:3f in Jewish and Christian Apocalyptic Tradition. 227-237)
Opfers zur Zeit Jesu nicht viel zu tun hat. - C. F. D. Moule sieht in den „zwei Zeugen" von Apk 11 eine Umdeutung der jüdi-
( ...As we forgive . . .': a Note onthe Distinction between Deserts sehen Uberlieferung von Henoch und Elia als den zwei eschatolo-
and Capacity in the Understanding of Forgiveness, 68-77) stellt gischen Zeugen auf Mose und Elia. - Der Aufsatz von R. Freu-
*BAuseinandersetzung mit jüdischer Kritik an der 5. Vater-Unser- denberger (Romanas caerimonias recognoscere, 238-254) führt
Bitte den Unterschied zwischen dem Verdienen-wollen der Ver- in die Zeit der Christenverfolgung unter Novatian (257 n. Chr.);
gebung Gottes und dem Empfang solcher Vergebung in der ihr in der im Titel zitierten, schwer zu deutenden Wendung sei das
entsprechenden Haltung heraus; der Sachverhalt wird vor allem Verb recognoscero dahingehend zu verstehen, daß die römischen
an Lk 7,36-50 und Mt 18,21-35 verdeutlicht. - J. D. M. Derrett Behörden von den Christen gefordert hätten, die Kosten für die
(The Friend at Midnight: Asian Ideas in the Gospel of St. Luke, Durchführung der Zeremonien des Staatskults (als öffentliche
78-87) schildert eindrücklich das „asiatische" Grundverständnis Zwangsleistung, möglicherweise in Analogie zum fiscus judaicus)
von Freundschaft, die als Wahl-Bindung oft mehr Raum für Herz- mitzutragen, wenn sie schon zum Mitvollzug des Kultus selbst
'•chkeit und unverbrüchliche Treue gibt als manche Verwandt- nicht bereit seien. - G. Lindeskog geht auf die „Anfänge des
Schaft; in Lk 11,5-8 ist demnach unter anaideia das kühne, vorbe- jüdisch-christlichen Problems" (255-275) ein; seine These ist
haltlose Zutrauen ohne unnötige Ziererei, wie es der Freund zum diese: Das Christentum entsteht als höchst folgenreiche „Grenz-
Freunde haben kann, zu verstehen. - C. K. Barrett (Shaliah and Überschreitung im Judentum", während sich das „reine" Juden-
Apostle, 88-102) reduziert die Bedeutung der jüdischen Konzeption tum zum guten Teil erst in der Auseinanderset zung mit dem sich
v°n Funktion und Autorität eines Gesandten (sog. „Shaliah- abspaltendenChristentumformiert.-H.Odeberg(DieSefirotund
Institut") für die Entstehung des urchristlichen Apostolats auf das Abbia' in ihrem theoretischen Zusammenhang, 276-294) unter-
gehörige Maß und plädiert für die Entstehung des urchristlichen sucht die Theologie des mittelalterlichen (13. Jh.) kabbalistischen
Apostolos-Begriffs im zweisprachigen Raum des hellenistischen Sammelwerks Zohar auf die ihr - trotz des Sammelcharakters - inSyrien
, in dem auch die paulinische Mission wurzelt. - E. P. San- newohnende Systematik hin. - Schließlich interpretiert E. Barn -
ders liefert einen beachtenswerten Beitrag „On the Question of mel (Israels Dienstbarkeit, 295-305) Äußerungen des Judentums
Fulfilling the Law in Paul and Rabbinic Judaism" (103-126), in im 2. Jh. über seine eigene Lage, insbesondere wohl ein auf
dem er u. a. zeigt, daß Paulus in dieser Frage nicht mit sich selbst Rabbi Akiba zurückgehendes Wort, das die Erniedrigung Israels
"neins ist; vielmehr: Wo Paulus feststellt, daß man auf dem Woge nach dem Scheitern des Aufstands von 135 als ein Mittel göttlicher
einer vollkommenen Gesetzeserfüllung gerecht werden könnte, Züchtigung und insofern als ein Zeichen der sich durchhaltenden
wenn eine solche möglich wäre, will er, u. zw. in warnender Ab- Treue Gottes zu seinem Volk versteht; die Knechtschaft Israels ist
sieht, die Eigenmeinung der Thora darstellen (auch wenn ersieh „Unterpfand kommender Herrlichkeit" (304).
mit solcher Exegese von der rabbinischen Auffassung des Problems Außer der schon erwähnten Bibliographia Daubeana (307-317)
unterscheidet); dagegen geht die eigene Meinung des Paulus dahin, beschließen Indices (zum Alten Testament, zur jüdischen und rab-
daß die Thora nicht nur de facto, sondern grundsätzlich nicht mehr binischen sowie zur griechischen und lateinischen Literatur, zum
als Heilsweg dienen kann, weil ihre Voraussetzung - der alttesta- Neuen Testament und zu frühchristlichen Autoren, ferner ein
«»entliehe Bund - in Christus hinfällig geworden ist, so daß nun- Index der zitierten modernen Gelehrten; 319-342) den Band, der
mehr für Juden und Heiden die Situation vor Gott gleich ist. in vielen seiner Aufsätze wertvolle Anregungen zu geben vermag.
Zugleich gibt Sanders von der rabbinischen Auffassung hinsieht- Naumburg Nikolaus Walter
lieh der ^Erfüllbarkeit*' der Thora eine Darstellung, die gegenüber
mancher protestantisch-schematischen Verzeichnung eine Ehren-

wttung darstellt: Die (selbstverständlich geforderte) Erfüllung der Theo,ogiscne Realenzyklopädie, hrsg. v. Gerhard Krause u. Ger-
Ihora..st mcht Vorbedingung des He.ls, sondern Konsequenz aus hard Müller. Bd. IV: Arkandisziplin-Autobiographie. Berlinden
» besonderen Status des Erwahltseins. - K. H. Rengstorf New york. de Gru^r [1979]. 8i3 s. „. 8=.
(Das Olbaum-Gleichnis m Rom ll,16ff. Versuch einer weiterfüh-

renden Deutung, 127-164 [!]) geht zunächst der Tradition der Band IV der TRE, in fünf Lieferungen während des Jahres 1979

beiden von Paulus in Rom 11,16 und 11 17ff kombinierten Bilder erschienen, enthält 39 Artikel, dazu 13 Verweisstichwörter. 72 Au-