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Ausgabe:

1980

Spalte:

876-878

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Donum gentilicium 1980

Rezensent:

Walter, Nikolaus

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Theologische Literaturzoitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 12

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logische Möglichkeit geführt werden, nicht auf der gleichen Ebene
beteiligen, nicht in gleicher Weise die Verbindlichkeit der Konstanzer
Dekrete erörtern. .., da er die katholischen Prämissen
dieser Debatte nicht zu teilen vermag. Weder Konziliarismus noch
Papalismus noch ein Mittelweg sind für ihn ekklesiologische Möglichkeiten
" (313). Gewiß kann er als außenstehender Beobachter
wichtige Einsichten gewinnen, er wird auch die Probleme „immer
wieder durchdenken". Aber letztlich bleibt es bei einer erheblichen
Distanz. Einmal spricht Schneider von „Sympathien, die ein Protestant
für viele Äußerungen und zentrale Anliegen" verspürt, -
aber diese Wendung steht in Klammem und betrifft nicht direkt
den Konziliarismus (271). So fällt der Unterschied zu dem Berichtsband
über die Heidelberger Tagung dem Rez., der beide
Bücher gleichzeitig zur Besprechung erhielt, allzu deutlich ins
Auge. Fragen drängen sich auf: Ist es so, daß Protestanten heute
engagiert nach einem neuen Petrusamt fragen und schon Wünsche
anmelden, was dieser Nachfolger Petri neuer Qualität tun und
lassen sollte, - während die Grundanliegen des Konstanzer Konzils
sehr gründlich, aber doch nur aus historischer Distanz bearbeitet
werden? Trägt es für den protestantischen Theologen gar
nichts aus, daß unsere evangelischen Landeskirchen als oberstes
Organ ihrer Verfassung die Synode haben? Haben wir nicht überwiegend
gute Erfahrungen mit den Vollversammlungen des Weltkirchenrats
und der konfessionellen Weltbünde? Gewiß ist das
Konstanzer Dekret „Frequens" von 1417 bei uns nicht irgendwie
rechtsverbindliche Norm, aber faktisch wird hier doch das Anliegen
dieses Beschlusses in die Tat umgesetzt. Von daher ist es nicht
nur von historischem Interesse, daß dieses Dekret in der katholischen
Beurteilung heute offenbar eine gewisse Aufwertung erfährt.
Hier liegt eine Gemeinsamkeit gewiß eher vor als beim Thema
Papsttum. In der katholischen Kirche spielen heute Synoden eine
größere Rolle als früher. 1975 gab es gemeinsame Besinnungen
katholischer und evangelischer Theologen auf das Konzil von
Nicäa. Wahrscheinlich wird man sich 1981 gemeinsam auf das
Konzil von Konstantinopel 381 besinnen. Vermutlich wird man in
Basel den 550. Jahrestag der Konzilseröffnung von 1431 feiern und
dazu eine Grußbotschaft aus Rom erhalten. Das gemeinsame Fragen
nach Petrus und Papsttum, wie es vielerorts geschieht, ist
sicher notwendig. Der Papst ist lebendige Wirklichkeit. Petrus
kommt so oft und lebendig im Neuen Testament vor, daß man sich
leicht für ihn interessieren kann; das Problem der Nachfolge
Petri stellt sich dann auch. Aber der evangelische Ansatz der
Kirchenordnung beim Priestertum aller Getauften findet in Synoden
zweifellos besser Ausdruck als in Bestrebungen nach einem
obersten kirchenleitenden Amt.

Diese Zeilen sind einem Jubilar gewidmet, der immer wieder
entschieden reformatorische Theologie vertreten hat, der sich für
die Anliegen der Konfessionskunde eingesetzt hat und dem auch
Fragen der Ordnung der Kirche aus langer Erfahrung vertraut
sind.

1 Berlin-New York 1976. (Ursprünglich Diss. tlicol. Göttingen 1073).

* Papsttum als ökumenische Frage. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft ökumenischer
Universitätsinstitute. München und Mainz 1979.

' R. Baumer, Nachwirkungen des konziliaren Gedankens in der Theologie und
Kanonistik des frühen 16. Jahrhunderts, Münster 1971. Bäutner legte 1976 den
Sammelband vor „Die Entwicklung des Konziliarismus. Werden und Nachwirken
der konziliaren Idee". Dannstadt: Wiss. Buchgesollschaft — Wege der Forschung
, 279. Darin 3 Artikel von R. Bäumer: Die Krforschung des Konziliarismus
(3-58); Die Interpretation und Verbindlichkeit der Konstanzer Dekrete
(229-46): Die Konstanzer Dekrete ,,Haec sancta" und „Frequens" im Urteil katholischer
Kontroverstheologen des 16. Jahrhunderts (360-92).

' H. Jedin, Geschichte des Konzils von Trient, 3 Bde, 1947-71.

' U. Küry, Die Altkatholische Kirche. Ihre Geschichte, ihre Lehre, ihr Anliegen
, Stuttgart 1966 = Die Kirchen der Welt, 3.

" Zum Teil abgedruckt in dem in Anm. 3 genannten Saninielband von R. Bäumer
, 59-74.

7 Konzil der Einheit. 550 Jahrfeier des Konzils zu Konstanz, hrsg. vom Erzbischöflichen
Ordinariat Freiburg, Kurlsruhe 1964; A. Franzen/W. Müller, Das
Konzil von Konstanz, Freiburg 1964; Die Welt zur Zeit des Konstanzer Konzils,
Reichenau- Vorträge 1904.

* in: Konzil der Einheit (vgl. Anm. 7), 15-39; separat erschienen unter dem
Titel ,,Die Konzilsidee von Konstanz bis Vatikanum II", Köln 1965.

* In der Zs. ConeUtam 7,1971, 300. Vorher nahm P. de Vooght Stellung in dem
Sammelband „Das Konzil und die Konzile", Stuttgart 1962,165-87, z. T. wieder
abgedruckt in dem In Anm. 3 genannten Sammelband von R. Bäumer, 177-97.

" H. Küng, Die Kirche, Freiburg-Basel-Wien 1967, 532.

" New York 1969; dazu der Aufsatz von Oakley „The New Conclllarism and
Its Impllcations: A Problem in History and Hermeneutics" in: Journal of
Ecumenical Studies 8, 1971, 815-40.

" Die Bestimmungen bei II. Schneider, a.a.O. S. 208-13.

" Bischöfliches Amt oder Kirchenparlament? Ein Beitrag zur Ekklesiologle
der Konzilien von Konstanz und Basel. Basel-Stuttgart: 1965. Abgedruckt in
dem in Anm. 3 genannten Sammelbaud von R. Bäumer, 198-228.

" Konstanz-Bascl-Florcnz, Mainz 1967 m Geschichte der ökumenischen
Konzilien, 9.

" A. Franzen, Konzil der Einheit, in: Konzil der Einheit, hrsg. v. Erzbischöflichen
Ordinariat Froiburg, Karlsruhe 1964, 40-50;.ders., Das Konzil der Einheit,
in: A. Franzen/W. Müller [Hrsgg.], Das Konzil von Konstanz, Freiburg-Basel-
Wien 1964, 69-112; ders.. Das Konstanzer Konzil, in: Ooncilium 1.1965, 555-74
ders., Konziliarismus, Artikel für das Lexikon Sacramentum Mundi III, Freiburg
1969, abgedruckt in dein in Anm. 3 genannten Sammelband von R. Bäumer
75-81.

" I. Pichler, Die Verbindlichkeit der Konstanzer Dekrete. Untersuchungen
zur Frage der Interpretation und Verbindlichkeit der Superioritätsdekrete
„Haec sancta" und „Frequens" = Wiener Beiträge zur Theologie, 16, Wienl967.

" Besitzt das Konstanzer Dekret „Haec sancta'" dogmatische Verbindlichkeit?
in: Römische Quartalschrift 62, 1967, 1-17; erweiterte Fassung im Annuarium
Historiae Conciliorum 1, 1969, 96-113; abgedruckt in dem in Anm. 3 genannten
Sammelband von R. Bäumer, 247-74.

" Die Stellungnahme Eugens IV. zum Konstanzer Superioritätsdekret... In:
A. Franzen/W. Müller [Hrsgg.], Das Konzil von Konstanz, Freiburg 1964, 355.

" H. Riedlinger, Hermeneutische Überlegungen zu den Konstanzer Dekreten,
in: A. I'ranzen/W. Müller [Hrsgg.]. Das Konzil von Konstanz, Freiburg 1964,
217ff.

■° Riedlinger, a.a.O. 234.

" Der Petrus der Bibel. Eine ökumenische Untersuchung, eingeleitet von
F. Hahn und R. Schnackenburg, Stuttgart 1976.

" H. Stirnimann u. L. Vischer [Hrsgg.], Papsttum und Petrusdienst, Frankfurt
/M. 1975; H. J. Mund [Hrsg.], Das Petrusamt In der gegenwärtigen theologischen
Diskussion, Paderborn 1976.

" Concilium 7, 1971, Heft 4 sowie 11, 1975, Heft 10 sowie Catholica 30,1976,
Heft3/4;A.Braudenburg und H.J.Urban [Hrsgg.], Petrus und Papst. Evangelium,
Einheit der Kirche, Papstdienst, Münster 1976.

" K. Kertelge, Gemeinde und Amt im Neuen Testament, München 1972.

■* E. Ruckstuhl, Einmaligkeit und Nachfolge der Apostel, in: Erbe und Auftrag
47, 1971, 240-53.

*• P. Hoffmann, Der Petrus-Primat im Matthäusevangelium, in: Neues Testament
und Kirche. Für Rudolf Schnackenburg, hrsg. v. J. Gnilka, Freiburg 1974,
94-114; F. Mußner, Petrus und Paulus, Pole der Einheit. Eine Hilfe für die Kirchen
, Freiburg 1976.

" Pius IX., päpstliche Unfehlbarkeit und 1. Vatikanum, 2 Bde, Stuttgart
1977 = Päpste und Papsttum, hrsg. v. G. Denzler, 12,1/II; ders. Wie der Papst
unfehlbar wurde. Macht und Ohnmacht eines Dogmas, München 1979.

" K. Rahner, Was ist eine dogmatische Aussage, in: Schriften zur Theologie
V, 1962, 54-81, bes. 56-59.

" W. Kasper, Dogma unter dem Wort Gottes, Mainz 1965, 137.

" H. Fries, Ist der Papst allein unfehlbar? in: Wort und Antwort 9, 1968,
65-72 und 112-18; ders., Glaube und Kirche auf dem Prüfstand, München 1970.
142-224; K. Rahner [Hrsg.], Zum Problem Unfehlbarkeit. Antworten auf die
Anfrage von Hans Küng, Freiburg '1971; U.Horst, Umstrittene Fragen der
Ekklesiologle, Regensburg 1971.

" Als Literatur nennt Pesch die in Anm. 22 und 23 genannten Sammelwerke.
F'erner G. Denzler [Hrsg.], Das Papsttum in der Diskussion, Regensburg 1974;
R.Groscourth [Hrsg.], Wandernde Horizonte auf dem Wege zur kirchlichen Einheit
, Frankfurt 1974; P. Meinhold, Das Amt der Einheit, Selbstverlag des Bundes
für ev.-kath. Wiedervereinigung, 1975; G. Bekes/V. Vajta, Unitatl» Rediu-
tegratio 1964-74, Frankfurt 1977; R. Frieling, Mit, nicht unter dein Papst. Eine
Problemskizze über Papsttum und Ökumene. Materialdienst des Konfessions-
kundlichen Instituts 28,1977, 52-60; J. Ratzinger [Hrsg.], Dienst au der Einheit.
Zum Wesen und Auftrag des PetniBamtes, Düsseldorf 1978.

*■ G. Maren, Hundert Jahre päpstliche Unfehlbarkeit. Materialdienst des
Konfessionskundlichen Instituts 21, 1970, 48-54; H. Geißer, Das römische Lehramt
in protestantischer Erfahrung, FZPhTh 24, 1977, 23-52; H. J. Urban, Bekenntnis
, Dogma, Kirchliches Lehramt, Hamburg 1975; B. Lohse, Epochen der
Dogmengeschichte, '1978, 197-213.

" H. Küng, Kleine Bilanz der Unfehlbarkeitsdebatte, iu: Concilium 9, 1973,
226-30; ders.: Fehlbar? Eine Bilanz, Zürich 1973; A. Kolpiug, Unfehlbar? Eine
Antwort, Bergen-Enkheim b. I'rankfurt/M. 1971; H. J. Pottmeyer, Unfehlbarkeit
und Souveränität, Mainz 1975; ders.: Auctorltas ideoque infallibilis. Das
Mißverständnis der päpstlichen Unfehlbarkeit..., in: G.Schwaiger [Hrsg.],
Konzil und Papst, Festgabe f. H. Tüchle, München/Paderborn 1975, 503-20.

Allgemeines, Festschriften

[Daube, David:] Dunum Gentilicium. New Testament Studies in
Honour of David Daube, ed. by E. Bammel, C. K. Barrett and
W. D. Davies. Oxford: Clarendon Press 1978. IX, 342 S.,
1 Porträt. 8°. Lw. £ 15.-.

Daß dem jüdischen Gelehrten, dessen Universitätsfach die
römische Rechtsgeschichte ist, eine Dankesgabe gewidmet werden
konnte, die überwiegend Aufsätze zum Neuen Testament enthalt,
ist schon in sich ein Zeichen für die Weite der Gelehrsamkeit und
der Humanität von David Daube, der aus seiner profunden Kenntnis
des römischen ebenso wie des jüdischen Rechts seit über drei
Jahrzehnten iminer wieder auch Beiträge zur neutestamentlichen
Forschung veröffentlicht hat. W. D. Davies spricht in seinem Widmungsvorwort
in warmen Worten von dem Dank, den viele Neu-
testamentler dem Gelehrten und dem Menschen schulden, und die
Bibliographia Daubeana am Schluß des Bandes (307-317) weist
in nüchterner Katalogform die große Spannweite seiner Forschungsarbeit
aus.

Die 20 Aufsätze, die in erkennbarer Sachanordnung aufeinander
folgen, entstanden mindestens zum Teil schon um 1972/73, was
jedoch ihren Wert nicht beeinträchtigt. Wie es der Person des
Geehrten entspricht, sind sie zu einem guten Teil mit dem Zu-