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Ausgabe:

1980

Spalte:

856

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Titel/Untertitel:

Taufe und heiliger Geist 1980

Rezensent:

Haendler, Gert

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855

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 11

856

Glaubensartikel bestimmt. Der erste Teil behandelt die
Themen Schöpfung und Gesetz, der zweite Teil die Christo-
logie mit den soteriologischen Aussagen über das Heilswerk
Christi in Kreuz und Auferstehung und der dritte Teil entwickelt
die Grundzüge einer Pneumatologie, Ekklesiologie
und Eschatologie. Eine vollständige Behandlung aller dogmatischen
Themen und Probleme ist nicht erstrebt.

Ein besonderes Gewicht liegt auf einer weitgefaßten
Schöpfungslehre, welche den Gedanken der Welterhaltung
und ständigen Neuschöpfung einschließt. Der Schöpfungsglaube
beschränkt sich nicht auf ein Teilgebiet, sondern eröffnet
einen Gesamtaspekt. „Der gesamte christliche Glaube
ist Schöpfungsglaube, denn der Schöpfer handelt in allem,
vom Anfang an bis zur Auferstehung der Toten" (229). Es
darf als das besondere Verdienst der dänischen und schwedischen
Theologie angesehen werden, daß sie, schon lange
bevor die verhängnisvolle Naturausbeutung und weltweite
Umweltkrise ins allgemeine Bewußtsein traten, die Bedeutung
einer sachgemäßen Schöpfungstheologie und Schöpfungsethik
betont haben. Mit seiner Kritik an der kontinentalen
Vernachlässigung und Zurückdrängung der Schöpfungstheologie
vertritt Wingren zweifellos ein legitimes
Anliegen. Er hat jene Gedanken aufgenommen, die K. E.
Lagstrup mit dem Begriff der „souveränen Lebensäußerungen
" bezeichnet hat. Gemeint sind diejenigen elementaren
Äußerungen, die ganz unabhängig von der Predigt des
Evangeliums in dem von Gott geschaffenen Leben hervorbrechen
und die als Vertrauen, Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit
und Liebe das menschliche Zusammenleben ermöglichen
.

Neben manchen Gedanken und Formulierungen, die uns
aus früheren Veröffentlichungen Wingrens vertraut sind,
treten jedoch auch neue Perspektiven, Überlegungen und
Frontstellungen hervor. Marxismus und Existentialismus
sind nun zu Gesprächspartnern geworden. Unbeschadet
der geforderten Weltoffenheit und Weltverantwortung des
christlichen Glaubens wird das Phänomen einer mystischen
Frömmigkeit und Gotteserfahrung doch relativ positiv
gewertet. Scharfe Ablehnung erfahren dagegen das gesetzliche
Schriftverständnis des Biblizismus und Fundamentalismus
sowie die Tendenzen zu einer Theoretisierung
des christlichen Glaubens. Der mächtige Einfluß, den S.Kierkegaard
auf das theologische Denken in den vergangenen
Jahrzehnten ausgeübt hat, muß nach Wingren überaus kritisch
beurteilt werden. Denn „Kierkegaard haßte den Schöpfungsglauben
in seiner alttestamentlichen, altkirchlichen
und reformatorischen Gestalt" (196).

Wingren beweist den Mut zu persönlichen Stellungnahmen
und zu einer starken Vereinfachung komplexer theologiegeschichtlicher
und dogmatischer Zusammenhänge.
Seine Ausführungen reizen gelegentlich zum Widerspruch,
sind aber stets anregend und bieten zahlreiche Impulse zum
tieferen Durchdenken der systematischen Probleme. Obwohl
im deutschen Sprachraum an geeigneten neueren dogmatischen
Lehrbüchern gegenwärtig kein Mangel herrscht,
stellt das Wingrensche Buch doch eine wertvolle Bereicherung
dar. Seine Ubersetzung ins Deutsche wäre wünschenswert
.

Bochum Gottfried Hornig

Dilschneider, Otto A. [Hrsg.]: Theologie des Geistes. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1980]. 140 S.
8°. Kart. DM 32,-.

Der vorliegende Band enthält folgende Beiträge: A. M.
Aagaard, Die Erfahrung des Geistes, 9—24; H. Berkhof
, Die Pneumatologie in der niederländischen Theologie,
25—44; W. D a n t i n e, Die ethische Dimension des „pneuma
hagion", 45—58 ;0. A.Dilschneider, Gnoseologie oder
vom Verstehen im Geiste, 59—68; H. Mühlen, Die Geisteserfahrung
als Erneuerung der Kirche, 69—94; H. Ott,
Hermeneutik als Fundament der Pneumatologie, 95—108;

W. Schmithals, Wissenschaftliches Verstehen und existentielles
Verstehen im Geiste, 109-120; J. Veenhof,
Der Paraklet, 121—139. Sowohl die Namen der Autoren wie
die behandelten Themen zeigen, daß es sich um eine Konzentration
auf die Grundfragen der Pneumatologie handelt,
die in Vielfalt und Weite sich vollzieht. Besonders interessieren
wird die Zusammenschau von Pneumatologie und
Methodenfrage sowie die „ethische Dimension". Daß mit
der Zusammenstellung der Beiträge sowohl konfessionelle
wie geographische Grenzen überschritten werden, ist auch
bei diesem Thema sicher ein Vorzug. Man nimmt dann
leichter in Kauf, daß eine direkt ökumenisch gezielte Erörterung
fehlt.

E.-H. A.

Mäki, Pertti [Hrsg.]: Taufe und Heiliger Geist. Vorträge
auf der 14. Baltischen Theologenkonferenz in Järvenpää,
Finnland, Juni 1975. Helsinki: Luther-Agricola-Gesell-
schaft 1979. 123 S. gr. 8° = Schriften der Luther-Agricola-
Gesellschaft, A 18.

Der Konferenzband enthält folgende Beiträge: K. D.
S c h u n c k , Rostock, Wesen und Wirken des Geistes nach
dem Alten Testament, 7—30; G. H a u f e, Greifswald, Taufe
und Heiliger Geist im Urchristentum, 31—41; P. L e m -
p i ä i n e n , Helsinki, Der neue katholische Kindertauf-
ritus, 42—60; G. Wendelborn, Rostock, Taufe und
Heiliger Geist bei Wiedertäufern und Baptisten, 61—88;
E. Bloch-Hoell, Oslo, Der Heilige Geist in der Pfingst-
bewegung und in der Charismatischen Bewegung, 89—105;
L. G r ö n v i k , Helsinki, Taufe und Heiliger Geist in der
Sicht der Theologie Luthers, 106—121. Das Vorwort stammt
aus der Feder von K. P i r i n e n , Helsinki.

G. H.

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogilc

Lähnemann, Johannes: Nichtchristliche Religionen im Unterricht
. Beiträge zu einer theologischen Didaktik der
Weltreligionen. Schwerpunkt: Islam. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn 1977. 185 S. m. Abb. 8° =
Handbücherei für den Religionsunterricht, 21. Kart. DM
28,-.

Zunächst muß man dem Anliegen des Buches voll und
ganz zustimmen, junge Menschen vorurteilsfrei und sachkundig
mit den heutigen Weltreligionen vertraut zu machen.
Als Mittler dieses Anliegens werden vom Autor die Religionslehrer
in der BRD angesprochen. Daher ist, was in
didaktischer Hinsicht ausgeführt wird (114—174), speziell auf
den evangelischen Religionsunterricht in der BRD zugeschnitten
, doch wird in einem kurzen Exkurs auch die Behandlung
der „Weltreligionen im Konfirmandenunterricht"
ins Auge gefaßt (144—146). Daß die großen nichtchristlichen
Religionen bei ihren Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung
einander näher gekommen und von der Konfrontation
zur Kooperation gelangt sind, ist natürlich für
alle Menschen und für Christen überall von Bedeutung, insonderheit
für jede junge Generation. Ihr gilt es, ein besseres
Kennenlernen und Verstehen der Weltreligionen zu ermöglichen
, entsprechend den jeweiligen Möglichkeiten und
in Korrespondenz zur Gesellschaft, in der sie lebt. Dabei
wird manches anders zu sagen und zu akzentuieren sein als
in der vorliegenden Publikation, aber die wesentlichen Fragen
und Aufgaben sind dieselben.

In einem ersten Kapitel (7—23) behandelt L. unter der
Uberschrift „Begegnung mit den Weltreligionen — Notwendigkeiten
, Chancen, Grenzen" die religiöse Situation in
Westeuropa, die Herausforderung des Christentums durch