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Ausgabe:

1980

Spalte:

852-853

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Forstman, Jack

Titel/Untertitel:

A romantic triangle 1980

Rezensent:

Gerdes, Hayo

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851

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 11

852

Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte

51, 1978:

Delius, Walter: Luther und die Franziskaner in Jüterbog.
S. 7-21.

Dreß, Walter: Die Berliner und ihre Kirche: Erinnerungen

und Erkenntnisse. S. 23—49.
Härder, Günther: Bericht über das Archiv der Kirchlichen

Hochschule Berlin für die Geschichte des Kirchenkampfes.

S. 51-54.

Orphal, Horst: Daniel Amadeus Neander als Bischof von
Berlin. S. 55-89.

Pietz, Reinhold: Adolf Stoecker. S. 91-113.

Rieger, Julius: Theodor Fontane und Dr. Schoell. S. 115—118.

Weichert, Friedrich: Der Stand der Forschung in den kirchengeschichtlichen
Jahrbüchern der EKD. S. 121—166.

Weichert, Friedrich: 75 Jahre Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichtsforschung
. S. 167—169.

Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 48, 1979:
Müller, Gerhard: Die Reformation im Fürstentum Branden-

burg-Ansbach/Kulmbach. S. 1—18.
Eckert, Alfred: Aus dem Leben und Werk Nikolaus Selnek-

kers. S. 19-27.

Jordahn, Ottfried: Georg Friedrich Seilers Andachts- und
Fredigtbücher; seine Bibelübersetzungen und Bibelausgaben
. S. 28-55.

Weigelt, Horst: Lavaters Beziehungen zu Johann August
Urlsperger: ein Beitrag zum Verständnis Lavaters. S. 56
bis 70.

Hahn, Walter: Verlag und Sortiment der Joh. Phil. Raw'schen
Buchhandlung in Nürnberg unter Johann Christoph Jacob
Fleischmann 1827-1853. S. 71-175.

Literaturbericht zur bayerischen Kirchengeschichte. S. 176
bis 204.

Dogmen- und Theologiegeschichte

Haendler, Gert: Amt und Gemeinde bei Luther im Kontext
der Kirchengeschichte. Berlin: Evang. Verlagsanstalt (zugleich
Lizenzausgabe im Calwer Verlag, Stuttgart) [1979].
72 S. gr. 8° = Aufsätze und Vorträge zur Theologie und
Religionswissenschaft, 72.

Diese interessante Studie erwuchs aus einem Gemeindevortrag
in Wittenberg 1973 sowie aus Vorlesungen in Kopenhagen
1976; sie ist dem Andenken an Rudolf Hermann
gewidmet. In einem ersten Abschnitt zu Forschungsstand
und Aufgabenstellung werden einschlägige Arbeiten (von
Schott, Fagerberg, Brunotte, Aarts, Prenter und Lieberg)
vorgestellt, die freilich den Akzent auf das Amt legen; ihnen
gegenüber soll die Gemeinde ins Zentrum treten. Nach einer
knappen geschichtlichen Skizze unter dem Leitgedanken:
von den Charismatikern in Korinth zum zwischen Gott und
Mensch stehenden Papstamt wird zunächst Luthers zögernde
und behutsame Kritik an der hierarchischen Kirchenstruktur
zwischen 1517 und 1521 geschildert, die in der
radikalen Schrift zur babylonischen Gefangenschaft der
Kirche aufgipfelt. Darauf folgt ein plastisches Bild der Wittenberger
Unruhen im Winter von 1521 auf 1522. Im Zentrum
der Studie stehen Luthers Thesen zum Priestertum
aller Gläubigen und sein Ruf nach einer ungehinderten Verkündigung
des Evangeliums; dies wird unter dem Stichwort
„Ermutigung für aktive Gemeinden" auf die Jahre
1522 bis 1524 konzentriert. Wie eine Momentaufnahme wirkt
der Streit des Reformators mit der Gemeinde zu Orlamünde
um Karlstadts heimliches Fortschleichen aus seinen Ämtern
in Wittenberg; hierbei kommt es zwischen Luther und
einem bibelfesten Schuster zu einem fast grotesken Streit
um das gewaltsame Abtun der Bilder. Die Äußerungen des
Reformators zur Gemeinde seit dem Bauernkrieg konnten
leider nur noch summarisch vorgeführt werden, so wird

nicht erkennbar, daß sich die präzise Form lutherischen Gemeindelebens
erst mit den Katechismen und den Visitationen
herauskristallisiert und vom Reformator eigentlich
erst ab 1530 ausführlich im Gegenüber zur falschen Heuchelkirche
des Papsttums expliziert wird. Ein Schlußkapitel zur
kirchlichen Lage im ländlichen Mecklenburg führt bis an
die Gegenwart heran und endet mit dem köstlichen Bericht
des Siedlers Oltmann aus dem Dorf Massow aus Niklot
Bestes Darstellung, wie 1934 dem deutschchristlichen Oberkirchenrat
in Schwerin das Bleiben des bekenntnistreuen
Vikars Baltzer abgerungen wurde. Hilfreich ist ein ausführliches
Verzeichnis der einschlägigen Schriften, Predigten
und Briefe Luthers, das freilich ab 1531 nur noch die zentralen
Schriften erwähnt, sowie ein Überblick über die wichtigste
Literatur.

Die Blickrichtung „Gemeinde kontra Amt" verstellt freilich
ein wenig die Intentionen des Reformators sowie die
Problematik des 16. Jh. Luther ging es um die allein heilsentscheidende
Verkündigung des Evangeliums, dabei sollten
die überkommenen Rechte von der Obrigkeit abgelöst, nicht
jedoch einfach von den Gemeinden usurpiert werden. Das
Ineinander von Christen- und Bürgergemeinde führte in
den Städten durchweg zum Konflikt zwischen den altgläubigen
Geschlechtern und den mehr reformatorischen Zünften
. Luther hielt an dem Auftrag der Obrigkeit, für einen
einhelligen Gottesdienst zu sorgen, und an der eschatolo-
gischen Pflicht einer christlichen Obrigkeit, öffentliche Irrlehre
zu unterbinden, fest. Zugleich ließ er die Pflicht eines
jeden einzelnen Christen, öffentlich für das Evangelium einzustehen
, wieder zunehmend sich brechen an dem Amt des
Parochus zur öffentlichen Verkündigung und Seelsorge. Wer
den Pfarrer und die Gemeindevorsteher von ihrer angeblichen
Irrlehre nicht überzeugen konnte, sollte den Staub
von den Füßen schütteln und das Territorium verlassen dürfen
. Diese hier nur knapp skizzierten Grundentscheidungen
bleiben in der Studie weithin verdeckt.

Heldelberg Albrecht Peters

Forstman, Jack: A Romantic Triangle: Schleiermacher and
Early German Romanticism. Missoula, Montana: Scho-
lars Press for The American Academy of Religion [1977].
XIV, 122 S. gr. 8° = American Academy of Religion, Stu-
dies in Religion, 13. Kart. $ 4,50.

Der Vf. versucht, „auf den ,Vater der protestantischen
liberalen Theologie' ein Licht zu werfen durch Darstellung
seines Denkens im Kontext seiner Beziehungen zur frühen
deutschen Romantik" (IX). Zu diesem Zweck stellt er in
zwei Kapiteln Friedrich Schlegel unter dem Schlagwort
„Romantische Ironie" und in zwei weiteren Novalis als
Dichter des Mythos vom goldenen Zeitalter dar. Kapitel V
gibt einen Überblick über den Gedankengang der „Reden"
Schleiermachers „über die Religion" (die anderen Frühschriften
Schleiermachers, insbesondere die erste Predigtsammlung
, werden nicht oder kaum berücksichtigt), während
in Kapitel VI die spätere Abgrenzung Schleiermachers
gegen Schlegel und Novalis vermerkt und auf diese der Satz
aus dem Nachwort 1806 zu den „Reden" bezogen wird: ..Ihr
seht also wohl, daß ich nicht im Sinn haben konnte mich
anzuschließen an einige Äußerungen trefflicher und erhabener
Männer, welche ihr so verstanden habt, als wollten
sie das Heidenthum der alten Zeit zurückführen, oder gar
eine neue Mythologie und durch sie eine neue Religion willkürlich
erschaffen." (92). Kapitel VII bringt einen knappen
Uberblick über Schleiermachers Dialektik, Hermeneutik
und Glaubenslehre, wobei der Vf. sich bei der Glaubenslehre
auf die Einleitung (§§ 1—31) beschränkt. Der § 15:
„Christliche Glaubenssätze sind Auffassungen der christlich
frommen Gemütszustände in der Rede dargestellt" sei der
„revolutionärste Satz" in der „Glaubenslehre" (108), während
„der Hauptteil des Werks für uns von geringerem Interesse
" sei „als die Einleitung" (104). Diese Beschränkung