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Ausgabe:

1980

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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825

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 11

826

welche die wenigen angegebenen Ergebnisse ermöglichen.
Er muß damit zufrieden sein, einen Anreiz zur Voll-Lektüre
dieser bedeutsamen klaren Neuerscheinung geboten zu haben
.

Eine Anfrage zum Art. „dharma" (50): Dharma ist im
Sanskrit männlich. Gleichwohl sagt man im Indologen-
Deutsch gern das dharma, weil der Inhalt dieses Abstrak-
tums im Deutschen stets neutral gedacht wird. Ähnlich ist
im Sanskrit auch Surya (Sonne) männlich, und doch sagen
wir bei der deutschen Wiedergabe die Sonne.

Halle (Saale) Arno Lehmann

Dammann, Ernst [Bearb.]: Eine Suahelidichtung des
Sheikhs Muhammed bin Abubekr bin Omar Kidjumwa
Masihii über Jesus. München: Fink 1980. 83 S. gr. 8° =
Abhandlgn der Marburger Gelehrten Gesellschaft, Jg.
1978, 1. Kart. DM 24,-.

Haack, Friedrich-Wilhelm: Die „Bhagwan"-Rajneesh-Be-
wegung. München: Evang. Presseverband für Bayern
ri980]. 90 S. 8°. Kart. DM 5,50.

Hornung, Erik: Das Totenbuch der Ägypter, eingeleitet,
übers, u. erläutert. Zürich — München: Artemis Verlag
[1979]. 544 S. m. 92 Abb. kl. 8° = Die Bibliothek der Alten
Welt, Reihe Der Alte Orient. Lw. DM 85,-.

Smith, Dennis Edwin: The Egyptian Cults at Corinth (HThR
70, 1977 S. 201-231).

Altes Testament

Westermann, Claus: Theologie des Alten Testaments in
Grundzügen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978.
222 S. gr. 8° = Grundrisse zum Alten Testament. Das Alte
Testament Deutsch. Ergänzungsreihe, 6. Kart. DM 22,-.

Das Buch hat sechs Teile. Teil I (1—27) gibt unter der
Uberschrift „Was sagt das Alte Testament von Gott?" eine
umfangreiche „methodische Vorbemerkung", nach der eine
Theologie des AT „nicht eine gedankliche", sondern „eine
Geschehensstruktur" haben muß (5), wofür der Kanon in
seiner (5 f. etwas uneinheitlich und ungenau formulierten)
Dreiteilung den wichtigsten Anhaltspunkt liefert. Die „großen
Linien" sind nicht von „nominalen", sondern von „verbalen
Begriffen" her zu bestimmen. Die Geschichtsbücher
handeln von einer Rettungsgeschichte, aber auch von Gottes
segnendem Wirken an der Welt und am Menschen, in den
Prophetenbüchern treten die Strukturen des Gerichtsworts
und des Heilsworts, in den Psalmen (die den dritten Kanonstil
faktisch allein vertreten) die von Lob und Klage hervor
. Die Weisheit ist bei der Menschenschöpfung, also im
Rahmen der Geschichtsbücher zu betrachten. Den Zusammenhang
des Ganzen ermöglicht das Einssein Gottes (25
bis 27).

Von da her bestimmt sich die Gliederung des Buches. Teil
II (28-71) heißt „Der rettende Gott und die Geschichte" und
behandelt nacheinander die „Bedeutung des rettenden Wirkens
Gottes im AT", den „Vorgang der Rettung und die
Geschichte" sowie die „Elemente des Rettungsvorganges" —
dieser letzte Abschnitt mit je einem ausführlichen Abschnitt
über das Heilswort und seine Geschichte sowie über die
Geschichte des Mittlers und am Ende einem extrem kurzen
Abschnitt über die Geschichte der Klage und des Gotteslobes
, womit schon auf Teil V vorausgewiesen wird.

Teil III, „Der segnende Gott und die Schöpfung" (72—101)
handelt zunächst vom Schöpfer und der Schöpfung (Ur-
geschehen, Weltschöpfung, Menschenschöpfung), sodann
vom Segen, zunächst in seinem Gegenüber zum Retten,
dann von seiner Geschichte, schließlich von seiner Rolle in
der Religionsgeschichte und im AT.

Teil IV, „Gottes Gericht und Gottes Erbarmen" (102-133),
entspricht im wesentlichen dem Kanonstil der („späteren")

Propheten. Die beiden Hauptabschnitte sind durch die Überschrift
gegeben, es folgt noch ein dritter über die Apoka-
lyptik.

Mit der Überschrift von Teil V, „Die Antwort" (134-191),
wird eine Kategorie aus der Theologie des AT von G. v. Rad
aufgenommen, freilich in abgewandelter Verwendung (vgl.
21-25). Die Antwort des Menschen auf Gottes Handeln hat
drei Gestalten, und das ergibt die Abschnitte dieses Teils:
das Reden (Gebet, Gotteslob, Klage), das Handeln (Gebot
und Gesetz, Gottesdienst) und endlich das Nachdenken oder
die Reflexion.

Ein letzter Teil (VI, 192-205) nimmt unter der Überschrift
„Das Alte Testament und Christus" zu den, vorher schon
öfters berührten, grundlegenden Fragen der Beziehung zwischen
dem Alten und dem Neuen Testament Stellung, u. zw.
in der Weise, daß entsprechend der Gliederung dieser Theologie
des AT nacheinander das Verhältnis der Geschichtsbücher
, der prophetischen Verkündigung und der redenden
und handelnden Antwort des Gottesvolkes zu Christus besprochen
wird, wobei es wiederum nicht um „Beziehungen
oder Gegensätze gedanklich-lehrmäßiger Art" gehen soll,
sondern um „Entsprechungen und Gegensätze, die sich auf
eine Geschehensfolge beziehen, eine Geschichte zwischen
Gott und den Menschen" (203). Die letzten Sätze (205) bejahen
unter Voraussetzung der Anerkennung der für das
ganze Buch zentralen „geschichtlichen Grundstruktur" des
in beiden Testamenten von Gott Gesagten ausdrücklich die
Möglichkeit einer „biblischen, das Alte wie das Neue Testament
umfassenden und auf beide gegründeten Theologie".

Man braucht dem Buch kein empfehlendes Wort voraus-
oder nachzuschicken. Es wird seinen Weg machen. Es ist
eine sehr individuelle Leistung, die Summe der jahrzehntelangen
Bemühung W.s um Formen und Inhalte im AT mit
dem steten Blick auf den Ertrag für Theologie und Kirche.
Keine Seite, ja keine Zeile des Buches könnte von einem
anderen als W. geschrieben sein, überall drückt sich die
Denkweise W.s aus, die ihn zu einem der erfolgreichsten
Lehrer seines Faches in diesem Jahrhundert gemacht hat.

Auffälligstes Charakteristikum dieser Denkweise ist die
Zerlegung von Strukturen der Wirklichkeit in komplementäre
oder gegensätzliche Zweiheiten. Das ganze Buch durchzieht
der schon erwähnte Gegensatz von verbal und nominal
oder von Geschehen und Gedanken, wobei die Sympathie
des Theologen W. deutlich bei der jeweils ersten Hälfte der
Begriffspaare liegt. Ich zähle etwas wahllos weitere Paare
auf, die dem Leser überwiegend schon aus W.s früheren
Arbeiten wohlvertraut sind: Rettung und Segen (passim),
Weltschöpfung und Menschenschöpfung (73 ff.), Theophanie
und Epiphanie (19 f. u. ö.), Gebot und Gesetz (15, 154 ff.),
Wort Gottes als Inhalt und als Vorgang (11), Heilsgeschichte
als Reihe göttlicher Heilsveranstaltungen und Geschichte
zwischen Gott und Mensch (6,10), Totenklage und Leidklage
(147), Verkündigung und Weisung (176), Sünde als allgemein
menschliche Begrenztheit (Urgeschichte) und Ungehorsam
Israels (81 ff., 102 ff.), Grundlage des Pentateuchs
ein Lobbekenntnis, des deuteronomistischen Geschichtswerks
ein Sündenbekenntnis (6, 42, 181 ff.). In der Prophetie
Deuterojesajas kommen mehrfach zwei Linien zusammen:
Gott als Retter und als Schöpfer, Prophetie und Gottesdienst
, Gerichts- und Heilsprophetie (127 f.), ähnlich bei
Ezechiel Prophetie und Gottesdienst (129).

Die in solchen Unterscheidungen (und Vereinigungen)
geübte Fähigkeit zu gedanklicher Ordnung beeindruckt,
und die pädagogische Seite, die sie hat, erklärt gewiß zu
einem guten Teil die faszinierende Wirkung des akademischen
Lehrers W. auf seine Berliner und Heidelberger Studenten
. Es liegt aber auch auf der Hand, daß derartige
Schemata ihre Gefahren haben. Keine der oben aufgezählten
Unterscheidungen ist ohne kleinere oder auch größere
Probleme. Das ist W. gewiß bewußt, und man möchte hoffen
, daß es den Lesern auch bewußt ist. Es liegt wohl am
Umfang und der Bestimmung des „Grundrisses", daß das
Buch fast durchweg sehr thetisch redet und trotz einer ge-