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Ausgabe:

1980

Spalte:

796-797

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Grötzinger, Eberhard Christof

Titel/Untertitel:

Luther und Zwingli 1980

Rezensent:

Grötzinger, Eberhard Christof

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795

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 10

796

Waschke, Ernst-Joachim: Untersuchungen zum Menschenbild
der Urgeschichte. Ein Beitrag zur alttestamentlichen Theolo
gie, Leipzig 1978, 230 + 180 S.

Die Absicht der Arbeit ist es, einen literarisch relativ geschlossenen
Komplex nach seinen anthropologischen Aussagen
für das Menschenbild des Alten Testaments zu befragen.

In einer Einleitung I. (1—10) werden die Voraussetzungen
und die Aufgabenstellung der Arbeit genannt. Dabei geht es
vorrangig darum, den Wert, die Grenzen und die Möglichkeiten
alttestamentlicher Aussagen für eine theologische Anthropologie
abzustecken.

Die beiden Hauptteile II. (11-60) und III. (61-203) bieten
die exegetischen Untersuchungen zur Priesterschrift (P) und
zum Jahwisten (J).

In „Vorbemerkungen" zu den jeweiligen Hauptteilen wird
kurz die heutige Problemlage zur P (11—13) und zum J (61—67)
angezeigt.

Bei der P liegt das Hauptaugenmerk der Untersuchung auf
der Vorstellung von der Gottesebenbildlichkeit. Ein Überblick
zur jüngsten Forschungsgeschichte (16—23) und Untersuchungen
zum Kontext dieser Vorstellung (23—48) lassen die Schlußfolgerung
zu, daß die Aussage der Gottesebenbildlichkeit in
erster Linie aus dem Gesamtzusammenhang des priesterschriftlichen
Werkes zu verstehen ist. Als ein Verhältnisbegriff — in
der Schöpfung theologisch begründet — qualifiziert die Gottesebenbildlichkeit
das Schöpfungsverhältnis von Gott und Mensch.
Untersuchungen zur b'rii-Vorstellung der P (49—60) lassen
dann einen analogen Bezug zu dem Verhältnis aufzeigen, das
Israel in der Abraham-herii (Gen 17) gewährt wird. Diesem
Teil sind Exkurse zum „Verhältnis von Mensch und Tier bei P'
(33-34) und zum „Verhältnis von P und Ps. 8" (42-46) eingeschaltet
.

Die Untersuchungen zum Jahwisten folgen den „Schuld
Strafe-Erzählungen" (C. Westermann) der Urgeschichte. Seine
Grundansicht vom Menschen vermittelt der J in Gen 2 u. 3
(67—124). Alle weiteren Erzählungen differenzieren und verifizieren
dieses Bild auf genealogischer, sozialer, kultureller und
ethischer Ebene. Es werden dabei eingehend untersucht „die
Kain-Abel-Erzählung und der Kainitenstammbaum" (Gen 4)
[125—150], „der Sintflutkomplex und die Noaherzählung" (Gen
6—9) [151—179], „die Völkertafel und die Turmbauerzählung"
(Gen 10 u. 11) [180—193]. Eingeschoben sind Exkurse zu den
Begriffen n"samah (74 u. 75), nepes (76—78) und basar (84 u.85).

In einem IV. Teil „das Menschenbild der Urgeschichte" (204
bis 223) wird abschließend die Frage nach der literarischen
Letztgestalt gestellt. Die theologische Eigenheit der P, die Vielschichtigkeit
des Menschenbildes des J und ihre redaktionelle
Komposition lassen dabei deutlich die theologische Leistung
des Redaktors erkennen.

Den Abschluß der Arbeit V. (224-230) bilden fünf Thesenreihen
, die das Ergebnis zusammenfassen.

Janzen, Wolfram: Religionspädagogik im Schnittpunkt von
Theologie, Pädagogik und Gesellschaft. Existentiale Theologie
und Rcligionspädagogik. Das Beispiel Martin Stallmanns.
Diss. Tübingen 1980. 480 S.

Die Arbeit will das religionspädagogische Werk Martin Stallmanns
in seinen theologischen, pädagogischen und ansatzweise
auch in seinen gesellschaftlichen Begründungszusa menhängen
darstellen. Sie untersucht dabei am Beispiel Stallmanns die
Zusammenhänge von existentialer Theologie und Religionspädagogik
und zeigt an seinem religionspädagogischen Konzept
die Auswirkungen der existentialen Theologie auf. Dabei ergeben
sich aber auch wissenschaftstheoretische Einsichten über
den grundsätzlichen Zusammenhang von Theologie und Pädagogik
in heutigen religionspädagogischen Konzepten. Über das
historische Interesse hinaus geht es der Arbeit auch um die
Gewinnung von grundlegenden Elementen für die theologisch
und pädagogisch verantwortete Religionspädagogik der Gegenwart
.

Zu Beginn werden die wichtigsten Positionen der jüngeren
Religionspädagogik dargestellt und Stallmann in sie eingeordnet
.

Im nächsten Kapitel wird durch einen Abriß der Theologie
des späten Gogarten sowie Bultmanns der theologische Bezugsrahmen
Stallmanns gekennzeichnet, wobei die bildungstheoretischen
und religionspädagogischen It plikationen der betreffenden
Theologien herausgestellt werden. In Grundzügen wird
die Kritik genannt, die die existentiale Theologie erfahren hat.
Im Verlaufe der Untersuchung wird gezeigt, daß die Theologie
Stallmann zwar einen neuen religionspädagogischen Ansatz ermöglicht
hat, ihre „Engführungen" sich aber auch als Schwächen
in seiner Religionspädagogik bemerkbar machen.

Im nächsten Schritt wird an Hand eines frühen Aufsatzes von
Stallmann sein in der damaligen Situation neuer und bahnbrechender
Ansatz aufgezeigt und von der vorhergehenden
Religionspädagogik abgehoben. Dieser Ansatz macht es ihm
möglich, die „Verkündigungskonzeption" der „Evangelischen
Unterweisung" zu überwinden und eine neue, zeit- und schul-
gemäßere Theorie des Religionsunterrichtes zu entwerfen.

Danach werden die theoretischen Grundlagen Stallmanns
unter den Schlüsselbegriffen „Tradition" und „Verkündigung",
„Existenz" und „Gesellschaft", „Religion" und „Glaube" abgehandelt
. Es ergibt sich, daß Stallmann den Existenz-, Welt-,
Geschichts- und Gesellschaftsverständnis der Existenzphilosophie
und des „dialogischen Denkens" verpflichtet ist, dessen
wichtigste Auffassungen umrissen werden.

Anschließend wird das Erziehungs-, Bildungs- und Schulverständnis
Stallmanns dargestellt, in den Zusammenhang mit der
zeitgenössischen Pädagogik - vor allem der „geisteswissenschaftlichen
" Pädagogik - gebracht und kritisch erörtert. Eine
Untersuchung des Zusammenhanges von Theologie und Pädagogik
bei Stallmann schließt sich an.

Im nächsten Teil wird die religionspädagogische Grundlegung
Stallmanns und seine Theorie des Religionsunterrichts
dargestellt, analysiert und in die Entwicklung der Didaktik
eingeordnet.

An einem Unterrichtsentwurf Stallmanns werden die Auswirkungen
des Stallmannschen Konzeptes auf die Praxis des
Religionsunterrichts aufgezeigt. Dabei tritt der Neuansatz, aber
auch die Problematik des Stallmannschcn Entwurfes noch einmal
zu Tage.

Im Schlußteil wird der Versuch gemacht, in Fortführung und
Modifizierung der Stallmannschen Position zu einer eigenen
religionspädagogischen Grundlegung zu kommen.

Grötzinger, Eberhard: Luther und Zwingli. Studien zur Vorgeschichte
des Abendmahlsstrcites. Diss. Tübingen 1980. 234 S.

Es ist das Ziel der vorliegenden Studien, die theologischen
Voraussetzungen zu erheben, die Zwingli und Luther zu der
Position führten, die sie im Abendmahlsstreit vertraten. Zu
diesem Zweck werden die Entwürfe einer neuen Lehre von de:-
Messe, die Luther 1520 und Zwingli 1523 im Bewußtsein eines
Gegensatzes zu der traditionellen Lehre vorlegten, untersucht
und miteinander verglichen. Es stellt sich dabei heraus, daß
die spätere dogmatische Differenz die fundamental verschiedene
Art der Kritik widerspiegelt, welche die beiden Reformatoren
an der Meßtheologic und -frömmigkeit ihrer Zeit übten.
Im Jahre 1523 war Zwingli der Gegensatz zu Luther noch nicht
bewußt, aber schon damals nahm er Anstoß z. B. an Luthers
Haltung zur Beichte und an der weiteren Verwendung des
Sakramentsbegriffs - einem „katholischen Rest", den er sich
nur als ein Nachgeben gegenüber dem alten Glauben aus Rücksicht
auf die „Schwachen" erklären konnte. Geht man den von
Zwingli beigebrachten Gründen nach, so erweist sich diese
(noch sehr zurückhaltende) Kritik sachlich als ein Seitenstück
zu seiner späteren Kritik an Luthers Abendmahlslehre.

Luthers Deutung der Messe mit Hilfe der Metapher „Testament
" setzt ein „reformatorisches" Verständnis der Lehre von der
Gegenwart Christi im Sakrament voraus. In Zwingiis Interpre-