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Ausgabe: | 1980 |
Spalte: | 57-59 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte |
Autor/Hrsg.: | Heinonen, Reijo E. |
Titel/Untertitel: | Anpassung und Identität 1980 |
Rezensent: | Meier, Kurt |
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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 1
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den USA nach Kuba verpflanzten Kirchen erkennen, denen
künftig nachzugehen ist (Ekklesiologie, Entwicklungstendenzen
, politisches Engagement usw.). Sie stellt die Entwicklung
des kubanischen Protestantismus im und aus dem
politischen Geschehen heraus dar und damit vor die Frage,
inwieweit nicht nur die Glieder der Kirchen, sondern auch
diese Kirchen selbst Teile der Gesellschaft sind, in der sie
leben. Zugleich enthält sie mit ihren Ausführungen über
die Revolution samt Krise von 1959 bis 1961 und mit ihrer
Skizze über den kubanischen Protestantismus seit 1961 — in
der man freilich nach Dokumenten wie den von Bischof Dr.
Wunderlich mit den Methodisten in Kuba erarbeiteten Thesen
über das Christsein im sozialistischen Staat vergeblich
sucht — sehr bedeutsame zeitgeschichtliche Darstellungen,
denen man bei entsprechenden Untersuchungen über andere
Länder gerne die gebührende Beachtung schenken
wird.
Werdau Karl Zehrer
Breymayer, Reinhard: Die Beredsamkeit einer Taubstummen
. Zur Bedeutung des Ethos-Bereichs für die Rhetorik
der pietistischen Leichenrede. In: Leichenpredigten als
Quelle historischer Wissenschaften, Bd. 2, hrsg. v. R. Lenz.
Marburg: Schwarz 1979. S. 213-234.
Gertz, Bernhard: Der „gewöhnliche" Prophet — Johannes
XXIII. (EuA 54, 1978 S. 261-267).
Keilbach, Wilhelm: Pius XII. zum Gedächtnis (MThZ 29,
1978 S. 199-212).
Neufeld, K. H., SJ: Zur Geschichte des Ersten Vatikanischen
Konzils. Zwei Briefe von O. Pfülf SJ an Th. Granderath SJ
(ZKTh 101, 1979 S. 200-207).
Plongeron, Bernard: L'Eglise et les Declarations des droits
de l'homme au XVIIle siecle (NRTh 101, 1979 S. 358-377).
Schoenian, Johann Andreas: Jean Jacques Rousseau. Inwiefern
ist er seiner Zeit vorausgeeilt? (ZdZ 33, 1979 S. 44
bis 49).
Walter, Peter: Zu einem neuen Buch über Joseph Kleutgen
SJ (ZKTh 100, 1978 S. 318-356).
Der Übergang zur Neuzeit und die Wirkung von Traditionen
. Vorträge, gehalten auf der Tagung der Joachim-
Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg am 13.
und 14. Oktober 1977. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
[1978]. 168 S. gr. 8° = Veröffentlichungen der
Joachim-Jungius-Gesellschaft, 32. Kart. DM 29,—.
Beierwaltes, Werner: Subjektivität, Schöpfertum, Freiheit
(15-31).
Hammerstein, Notker: Bildungsgeschichtliche Traditionszusammenhänge
zwischen Mittelalter und Neuzeit (32
bis 54).
Brückner, Wolfgang: Erneuerung als selektive Tradition
(55-78).
Selge, Kurt-Victor: Die Wirkung mittelalterlicher Traditionen
in der Herausbildung der reformatorischen Gewißheitsfrage
(141-164).
Territorialkirchengeschichte
Heinonen, Reijo E.: Anpassung und Identität. Theologie und
Kirchenpolitik der Bremer Deutschen Christen 1933—1945.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978. 302 S. gr. 8° =
Arbeiten zur kirchl. Zeitgeschichte, Reihe B: Darstellungen
, 5. Lw. DM 50,-.
Die Tübinger Dissertation, die die theologischen Aktivitäten
der Bremer Deutschen Christen unter Landesbischof
Lic. Dr. Weidemann (1895-1976) auf dem Hintergrund kirchenpolitischer
Bestrebungen verdeutlicht, visiert mit dem
Obertitel „Anpassung und Identität" die Frage an, inwieweit
die DC-Bewegung Weidemanns in Bremen, die 1935
durch Verselbständigung von der übergreifenden Reichsbewegung
DC entstand, ein eigenständiges spezifisches Profil
besaß oder ob sie im Blick auf den ehrgeizigen Führungsstil
Weidemanns, dessen Ambitionen, Reichsleiter der DC
zu werden, fehlschlugen, etwa gar nur Ausdruck seines zunehmend
exzentrischen Persönlichkeitshabitus und hyper-
trophierter Geltungssucht gewesen sei. Die Lektüre zeigt,
daß die Bremer DC bei aller Differenziertheit ihrer Bestrebungen
eine spezifische Prägung besaßen. Ein taktisches
Kalkül ist allerdings bei den jeweiligen Ausformungen der
DC-Propaganda der Bewegung Weidemanns nicht zu verkennen
. So wurde die reichskirchliche Linie und Firmierung
aufgegeben, als sie der kirchenpolitischen Situation
der Ausschußzeit nicht mehr entsprach und eine DC-Tagung
in Bremen vom Kirchenminister die Auflage erhielt, die
Bezeichnung „reichskirchlich" fallen zu lassen. Zuvor hatte
Weidemann betont am Reichsbischof Müller festzuhalten
versucht; er mochte dadurch eine positionssichernde Wirkung
auf die eigene angefochtene landesbischöfliche Stellung
erhofft haben (47, 69). Bisher „Die christusbekennende
Reichskirche" firmiert, nannte sich die Bewegung hinfort
(seit Herbst 1936) „Kommende Kirche"; man vermied trotz
nationalkirchlicher Zielstellung jetzt auch eine Bezeichnung,
die eine Verwechslung mit der Nationalkirchlichen Bewegung
DC (Thüringer DC) nahelegte, und arbeitete am eigenen
Profil. Auch der Verzicht auf ausgeprägte organisatorische
Ausformung entsprang taktischem Kalkül. Man verstand
Bremen vielmehr als geistiges Strahlungszentrum
deutschchristlichen Einflusses. Während die Darstellung aus
bekenntniskirchlicher Feder (Karl Stoevesandt: Bekennende
Gemeinde und deutschgläubige Bischofsdiktatur. Geschichte
des Kirchenkampfes in Bremen 1933—1945. Göttingen
1961, AGK Bd. 10) als „Abrechnung mit den alten
kirchenpolitischen Gegnern des Verfassers" gilt, was bereits
in der Wortwahl zum Ausdruck komme, und auch wegen
der „fast fehlenden Quellenangaben" nur schwerlich als
„eine ausgewogene Beurteilung der Ereignisse" angesehen
werden könne, ist es Heinonens Ziel, „die Darstellung
Stoevesandts zu belegen und zu korrigieren" (15). Insbesondere
gelte es, die Tätigkeit und die Ziele der Bremer DC
stärker ins Blickfeld zu rücken, die bei Stoevesandt „entweder
polemisch kurz beschrieben oder übergangen" wurden
, was „aus der mangelnden Kenntnis der Gesamtkonzeption
der Bremer Deutschen Christen und ihrer grundsätzlichen
Ablehnung" resultiere (15). Unter Beiziehung des
derzeit verfügbaren Quellenmaterials und unter häufiger
Zitierung einiger grundlegender Titel aus dem Bereich der
Literatur unternimmt es Heinonen, zwar nicht die dogmatischen
Differenzen der Bekennenden Kirche und der Deutschen
Christen systematisch darzustellen; vielmehr ist es
sein Anliegen, „aus dem Bibelgebrauch und der kirchlichpolitischen
Begrifflichkeit selber die Eigenart des Denkens
einer DC-Gruppe herzuleiten" (17).
In einer Methodik, die „kirchengeschichtliche Beschreibung
in ideengeschichtlicher und analytischer Richtung erweitert
" (17), schlägt der Vf. den Bogen von den Entstehungsverhältnissen
über die Verselbständigungsphase, die
durch die forcierte Tendenz der Eigenprofllierung gekennzeichnet
ist, und kann auch die von dem bremischen Kirchenkonflikt
(Entmachtung Weidemanns) überschattete
Kriegszeit in einem konturierten Bild darstellen. Die Trennung
von der Reichsbewegung DC Herbst 1935 erfolgte in
dem Augenblick, als Weidemanns Bestrebungen, anstelle
Dr. Kinders Reichsleiter zu werden, von den Gauobmännern
vereitelt wurden und Rehm an seine Stelle trat. Die reichskirchlichen
Tagungen in Bremen, denen sich seit 1937 die
Tagungen der Bremer Bibelschule unter Leitung von Generalsuperintendent
i. R. Hans Schöttler anschlössen (200 bis
300 Teilnehmer aus dem ganzen Reichsgebiet; finanziell gut
fundiert; Engagement verschiedener Theologieprofessoren),
stellten wichtige programmatische Bestrebungen in einem
theologisch-ideologischen Umformungsprozeß dar, der sich
auf zeitgenössische Interpretationen des Neuen Testaments,