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1980

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Kirchengeschichte: Reformationszeit

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689

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 9

690

Rudolph, Kurt: Simon — Magus oder Gnosticus? Zum Stand
der Debatte (ThR 42, 1977 S. 279-359).

Ruhbach, Gerhard: Klerusausbildung in der Alten Kirche
(WuD 15, 1979 S. 107-114).

Schoedel, William R.: Ignatius and the Archives (HThR 71,
1978 S. 97-106).

Stein, Dietrich: Der Beginn des byzantinischen Bilderstreites
und seine Entwicklung bis in die vierziger Jahre des 8. Jahrhunderts
(Theol. Diss., München 1977/78).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

[Bucer, Martin:] Correspondance de Martin Bucer. I (Jusqu'en
1524), publ. par J.Rott. Leiden: Brill 1979. XIV, 340 S„
1 Taf. gr. 8° = Martini Buceri Opera auspiciis ordinis theo-
logorum evangelicorum argentinensis edita. = Studies in
Medieval and Reformation Thought, XXV. Lw. hfl. 96,—.

Die literarische Bemühung um den wirkungsstarken Strasbourger
Reformator Martin Bucer (1491—1551) ist seit etwa
30 Jahren kräftig in Gang gekommen. Schon 1952 (R. Stuppc-
rich) und dann 1976 (M. Köhn) erschienen ausführliche Bibliographien
, die sein Lebenswerk aufschlössen. Seit 1952 ist ein
international zusammengesetztes Komitee damit befaßt, Bu-
cers Schriften in einer wissenschaftlichen Ausgabe herauszubringen
. Von den deutschen Schriften (I. Abteilung), die unter
Leitung von R. Stupperich durch die Heidelberger Akademie
der Wissenschaften betreut werden, sind bisher 6 Bände erschienen
, in der Abteilung II werden unter der Verantwortung
der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Strasbourg
die Opera Latina ediert. Die Arbeiten wurden bzw. werden
von Francois Wendel und Marc Lienhard geleitet. Das Institut
für Reformationsgeschichte der Universität Genf unter
Leitung von Pierre Fraenkel beteiligt sich in diesem Zusammenhang
an der Werkeedition. Von den lateinischen Schriften
sind bis jetzt erst wenige Bände erschienen, eine ganze Reihe
zu wichtigen Themen (z. B. De caena dominica) jedoch in Vorbereitung
.

In der III. Abteilung der Buceri Opera ist die Herausgabe
der überaus umfänglichen Korrespondenz des Strasbourger
Reformators vorgesehen. Aus den Jahren 1511 (?) bzw. 1518
bis 1551 sind 2 059 Briefe von und an Bucer erhalten, die für
seine Biographie von hohem Wert sind und sein Bild in der
Reformationsgeschichte über das vorhandene Schriftencorpus
hinaus vorteilhaft ergänzen. Durch die breite Streuung der vorliegenden
Briefschaften von der Schweiz bis ins Baltikum und
von England bis Italien gewährt Bucers Briefverkehr einen
Einblick in Zusammenhänge der Reformationszeit, der in thematisch
zentrierten Einzelschriften so nicht möglich ist. Ähnlich
wie in der in Zürich begonnenen Ausgabe der bislang wenig
beachteten Bullinger-Korrespondenz kommen jetzt durch
die Edition der Bucer-Briefe die Kriterien in den Blick, die
das Gemeinsame und Trennende zwischen den verschiedenen
Zentren der Reformation offenlegen.

Es ist das große Verdienst des auch in anderen Zusammenhängen
um die Strasbourger Reformationsgeschichte erfolgreich
bemühten Jean Rott, den ersten Band der Bucer-Korres-
pondenz nach sorgfältigen Vorarbeiten herausgebracht zu haben
. Er enthält aus den Jahren 1511 (?) bzw. 1518-1524 insgesamt
86 Briefe, die mit textkritischem Apparat voll abgedruckt
oder regestenartig im Extrakt vorgestellt sind in dem
Falle, dar) sie an anderer Stelle der Werkeausgabe schon dargeboten
wurden bzw. im ganzen Wortlaut verlorengegangen
sind.

Rott tut vieles, um das Briefcorpus für den vielseitig interessierten
Leser leicht zugänglich zu machen. So ist nicht nur
jedem Brief ein inhaltliches Summarium in französischer
Sprache vorangestellt, sondern indexmäßig der reformationsgeschichtlich
wichtige Briefinhalt erschlossen. Es findet sich
am Schluß ein Index der Namen und Orte sowie der themenanzeigenden
Hauptbegriffe. Durch Bucer aufgenommene Bibelzitate
sind ebenso verzeichnet wie die Autoren theologiegeschichtlich
wichtiger Schriften mit den dazugehörigen Haupttiteln
. Besonders durch die zuletzt genannten Angaben ist
schnelle Übersicht darüber möglich, in welchem Maße Bucer
die Tradition in seiner Korrespondenz berücksichtigt.

Nach einer Verfasser- und Empfängerliste, die sofort den
berührten Personenkreis bekanntgibt, führt Rott in die Geschichte
der Briefausgabe ein und bezieht in drei Stufen
(1511 (?) - 1520; 1521-1523; 1524) die Briefinhalte auf die
allgemeine Biographie Bucers in den genannten Jahren. Seine
geistige und religiöse Entwicklung, seine Laufbahn bis hin zu
seinem Pastorat in Sainte-Aurelie (15) werden hier angesprochen
. Eine exakte Datenliste von 1491—1524 (19-26) gibt einen
sehr hilfreichen Überblick über die erste Hälfte des Lebens von
Bucer. Ein Verzeichnis der verlorenen, aber anderweitig sicher
bezeugten Briefe (27—29), die nach Möglichkeit im Extrakt in
der vorliegenden Ausgabe bekanntgegeben werden, vervollständigt
die einleitenden Abschnitte vor dem direkten Textabdruck
(40-316).

Wenn Jean Rott seinen Briefband der Erinnerung an die Historiker
C. Hubert, J. J. Simler, J. W. Baum, M. Lenz, T. Schiess,
W. Köhler und F. Wendel widmet, dann sind damit diejenigen
genannt, die sich seit dem Reformationsjahrhundert um die
Bucerforschung verdient gemacht haben. In welchem Umfang
der Hrsg. selbstverständlich europäische Archive und Bibliotheken
herangezogen hat, wird in einer respektablen Dankadresse
deutlich, die gleichzeitig die Intensität des herausgeberischen
Einsatzes signalisiert.

Die Textgestalt der einzelnen abgedruckten Briefe ist
schlechterdings vorbildlich. Textversionen und Nachweise bis
hin zu Kurzbiographien der vorkommenden Personen werden
in ansprechender Weise geboten. Querverweise innerhalb der
Ausgabe und Belege über Strasbourger Lokalgcschichte hinaus
zur Erhellung gesamtreformatorischer Zusammenhänge sind in
reichem Maße vorhanden, so daß der Gewinn für den Leser
durch weit mehr als nur durch Auskünfte über Details eines
einzelnen Reformatorenlebens charakterisiert ist.

Die Befragung der Ausgabe wird je vom Interessenhorizont
her ihre Schwerpunkte haben. Der dem Konventsprior schreibende
Dominikaner wird genauso vorgestellt wie der Humanist
, der sich an bekannte Wortführer dieser geistigen Grundhaltung
(z. B. an Beatus Rhenanus) wendet. Besondere Aufmerksamkeit
verdient der fünfmalige Austausch mit Luther,
der sechsmalige mit Zwingli, der sechsmalige mit Spalatin und
der überaus häufige mit dem Mitreformator Wolfgang Capito.
Daß der Senat und die Prediger von Strasbourg 24 mal Adressaten
bzw. Absender sind, mag als äußeres Symptom dafür
gelten, daß Bucer „l'homme .politique' par excellence parmi
les reformateurs" (3) genannt zu werden verdient. Ihm als
theologischem und politischem Praktiker ist es in hervorragendem
Maße zu danken, daß die Reformation in einer bedeutenden
Stadt und weit darüber hinaus in Oberdeutschland vorankam
. Darum wird jeder reformationsgeschichtlich Engagierte
der weiteren Herausgabe des Briefcorpus Bucers, das annähernd
30 Bände umfassen wird, mit Interesse entgegensehen;
denn der Formulierung im Klappentext wird man vorbehaltlos
zustimmen können: „Cette correspondance ... est une des
plus importantes parmi celles des reformateurs ..."

Berlin Joachim Roggc

Berner, Hans: Basel und das Zweite Helvetische Bekenntnis

(Zwing. XV, 1979/1 S. 8-39).
Gounelle, Andre: Calvin aujourd'hui (EThR 54, 1979 S. 41 bis

50).

Jensen, Oddvar: Til sporsmälet om evangelium, apostolat og
embete hos Luther (TTK 50, 1979 S. 5-21).

Lutz, Georg: Zur Papstfinanz von Klemens IX. bis Alexander
VIII. (1667-1691) (RQ 74, 1979 S. 32-90).