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Ausgabe:

1980

Spalte:

685-688

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Die Reichskirche nach Konstantin dem Großen 1980

Rezensent:

Beyschlag, Karlmann

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685

Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 9

686

Apostolou, A.: Content and Use of the term Logos in the
Fourth Gospel and St. Justin (neugriech.) (DBM 8, 1979
S. 113-134).

Church, F. Forrester: Rhetorical Structure and Design in Paul's

Letter to Philemon (HThR 71, 1978 S. 17-33).
Cullmann, O.: La Priere dans les Epitres de St. Paul

(neugriech) (DBM 8, 1979 S. 85-101).
Descamps, A.-L.: Cenacle et Calvaire. Les vues de H. Schürmann
(RThL 10, 1979 S. 335-347).
Käsemann, Ernst: La guerison des demoniaques (EThR 54,

1979 S. 231-241).
Kaestli, Jean-Daniel: L'evangile de Thomas. Son importance

pour l'etude des paroles de Jesus et du gnosticisme chretien

(EThR 54, 1979 S. 375-396).
Leon-Defour, X.: II est Mort pour nos Peches (neugriech.)

(DBM 8, 1979 S. 65-84).
Lindemann, Andreas: .Der Sabbat ist um des Menschen willen

geworden ...". Historische und theologische Erwägungen

zur Traditionsgeschichte der Sabbatperikope Mk 2,23 bis

28parr. (WuD 15, 1979 S. 79-105).
McGinty, Park: Dionysos's Revenge and the Validation of the

Hellenic World-View (HThR 71, 1978 S. 77-94).
Papadopoulos, K.: The Meaning of the Word „akrasia" in

lCor 7,5 (neugriech.) (DBM 8, 1979 S. 135-137).
Ruager, Soren: Johannes 6 og nadveren (TTK 50, 1979 S. 81

bis 92).

Trocme, Etienne: L'Eglise primitive a la recherche d'elle-

meme: secte chaleureuse ou grande entreprise missionaire

(EThR 54, 1979 S. 255-256).
— : L'Etude du Nouveau Testament: Pensees d'un Interprete

(neugriech.) (DBM 8, 1979 S. 53-64).
Waard, S. de: Semiticism in the greek New Testament

(neugriech.) (DBM 8, 1979 S. 102-112).

Kirchengeschichte: Alte Kirche

Jedin, Hubert [Hrsg.]: Handbuch der Kirchengeschichte. Bd. II:

Die Reichskirche nach Konstantin dem Großen, Erster Halbband
: Die Kirche von Nikaia bis Chalkedon, von K.Baus u.
E. Ewig. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1973; XVIII, 461
S. gr. 8°. Lw. DM 73,-.

Von den insgesamt neun Bänden des Jedin'schen „Handbuches
der Kirchengeschichte" sind Bd. I und II/l die einzigen,
deren Stoff allein von einem Autor, Karl Baus, Bonn, bearbeitet
worden sind, d. h. die beiden Bände bilden eigentlich
zwei Teile eines Gesamtwerkes zur Alten Kirchengeschichte
(nur in Kap. 13/3 von Bd. II/l erscheint — im Vorgriff auf Bd.
II/2 — ein kurzer Beitrag von E. Ewig). Ihrem Erscheinungsdatum
nach sind die beiden Teile freilich durch einen Zeitraum
von nicht weniger als elf Jahren getrennt: Bd. I erschien bereits
1962, Bd. II/l (auf dessen Ausgabe auch Bd. II/2 hat warten
müssen) kam erst 1973 nach. Daß die Fortsetzung des begonnenen
Werkes so lange auf sich warten ließ, hat seinen Grund
vor allem in der mehrfachen schweren Erkrankung seines Vf.
und der dadurch erzwungenen Arbeitspausen, ein Sachverhalt,
den der aufmerksame Leser deutlich empfindet. Dennoch bedeutet
das „Zu-spät-Kommen" von Bd. II im Rahmen des Ganzen
durchaus keinen Mangel, vielmehr hat sich K. Baus während
der langen Reifezeit seiner Arbeit einem methodischen
Problem stellen können, das schon bei den vorher erschienenen
Bänden III, IV, V und VI immer deutlicher hervortrat: der
Entscheidung nämlich für die Präponderanz einer unmittelbar
aus den Quellen belegten Darstellung der nachkonstantinischen
Kirchengeschichte vor und anstelle einer lediglich handbuchmäßigen
historischen Datenverarbeitung. Daß in dieser Alternative
, bzw. in der damit verbundenen Doppelorienticrung
zwischen Handbuch und Geschichtsdarstellung, einer der neuralgischen
Punkte des ganzen Jedin'schen Werkes liegt, ist in
den früheren Besprechungen (vgl ThLZ 91, 1966 Sp. 41 ff, 95,
1970 Sp. 589 ff, 97, 1972 Sp. 372 ff; 100, 1975 Sp. 206 ff, 101,

1976 Sp. 448 ff) immer wieder bemerkt worden. Im Falle des
hier zu besprechenden Bandes II/l ist die Entscheidung des
Vf. insofern besonders zu begrüßen, als der behandelte Zeitraum
des 4. und 5. Jh. seit langem einer neuen übergreifenden
Bearbeitung bedurfte und auch in der parallelen Darstellung
des 4. bis 6. Jh. des protestantischen Handbuches .Die
Kirche in ihrer Geschichte" (Lieferung Cl; 1970) durch R.Lorenz
bisher nur der kirchliche Westen aufgearbeitet vorliegt.
Zwar kann sich auch Bd. II/l des .Jedin" vom ursprünglichen
Handbuchcharakter nur teilweise lösen und bleibt daher schon
aus diesem Grunde hinter der fesselnden Farbigkeit von H.
Lietzmann (Geschichte der Alten Kirche, Bd. III und IV) und
der gesammelten Intensität des Standardwerkes von K. Müller/
H. v. Campenhausen (Kirchengeschichte Bd. 1/1) deutlich zurück
, allein gerade von solchem Vergleich aus ist die Energie
und Ausdauer des Vf. zu bewundern, mit der er die zahllosen
Einzelheiten seines Stoffes quellenmäßig zusammengetragen
und zugleich die Ergebnisse der (inzwischen überwiegend
fremdsprachigen) patristischen Forschungsarbeit der letzten
50 Jahre verarbeitet hat. .Der Verfasser", sagt Baus im Vorwort
(V), .hat etwa ein Drittel der durchgearbeiteten Sekundärliteratur
nicht angeführt und sich im Zweifelsfall für die
Aufnahme der Monographien und Aufsätze entschieden, die
neben ihrem sachlichen Gehalt eine besonders vollständige
Bibliographie zu ihrem Thema bieten." Nimmt man damit die
jeweils „unter dem Strich" zitierten Arbeiten zusammen (die
den Kapiteln vorangehenden Quellen- und Literaturübersichten
bilden einen eigenen Komplex), so ist hier ein wahrhaft imponierender
Fleiß aufgewandt, um dem heutigen Leser einen
der noch immer unbekanntesten Bereiche der älteren Kirchengeschichte
vor Augen zu führen.

Drei Hauptteile sind es, in denen der Vf. — man wird nicht
einfach sagen können: die Geschichte, wohl aber die inhaltlichen
Hauptthemen des genannten Zeitraums zusammengestellt
und gebändigt hat: I) „Das Werden der Reichskirche im
Rahmen der kaiserlichen Religionspolitik" seit Konstantin
(3—93), dessen Mitte das großräumige Geschehen des „aria-
nischen Streites" (das Schlagwort ist leider unausrottbar), d. h.
das 4. Jh. bildet, II) „Die theologischen Auseinandersetzungen
bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts" (97—185), wobei das
christologische Ringen bis Chalkedon dem donatistischen und
pelagianischen Problem übrigens vorangestellt wird und III)
— fast drei Fünftel des ganzen Bandes einnehmend — Das
„innerkirchliche Leben zwischen Nikaia und Chalkedon"
(189—435). Innerhalb dieses III. Teiles liegt das Hauptgewicht
wiederum auf der „Missionstätigkeit der Kirche" (Kap. 18;
189 ff) und auf der Entwicklung des „frühchristlichen Mönch-
tums" (Kap. 19 und 20; 347 ff und 388 ff). Dabei ist die umfassende
Übersicht über die Geschichte des Mönchtums mit
ihren fast 100 Seiten (bei aller Beschränkung auf die einschlägigen
Tatsachen) so ausführlich geraten, daß hier (zumindest
optisch) ein Übergewicht der Darstellung besteht, welches den
historischen Proportionen der damaligen Zeit möglicherweise
doch nicht ganz entspricht. Jedenfalls ist aber die Verlagerung
der Gesamttendenz der Kirchengeschichtsschreibung vom äußeren
Geschehen auf das innere Leben der Kirche unverkennbar
. Das zeigt sich e contrario auch bei den nicht seltenen, für
ein kath. Werk überraschend freimütig gehaltenen kritischen
Bemerkungen des Vf., die gerade im Bereich der äußeren kirchengeschichtlichen
Daten immer wieder auftauchen:

Da§ die .politische Theologie' seit Euseb (63 f. 92), die Religionsdiktatur
eines christlichen Kaisers wie Konstantius (42 ff. 84 ff) oder das Gebaren alexan-
drinischer Patriarchen wie Theophilos (129 ff), Kyrill (106 ff), Dioskur (116 ff)
und ihrer jeweiligen Hilfstruppen von einem röm.-kath. orientierten Autor
gebrandmarkt werden, mag immerhin verständlich sein (freilich wird bei
Athanasius alles Negative möglichst abgeblendet), aber immerhin wird z. B.
auch Hieronymus nicht (zumindest nicht immer) geschont (129 ff), ebensowenig
Augustin (z. B. S. 161 mit Blick auf die kirchengeschichtliche Fernwirkung seines
.cogite intrare") sowie die Päpste Damasus (259 ff). Siricius (263 ff). Inno-
cenz I (265 ff, der Abschnitt wirkt bei aller Anerkennung recht frostig) und
erst recht Zosimus (269 f). Chrysostomos wird bescheinigt, dafj er in seinen antijüdischen
Ausführungen .jedes Mafj" verliert und selbst Leo d. Gr. wird als
Prediger ausdrücklich hinter Augustin eingestuft (231. 330). Christliche Ausschreitungen
(231. 407 ff) werden ebenso unbedenklich beim Namen genannt wie
die Auswüchse des Reliquienkultus (330), während umgekehrt altkirchliche
Ketzer wie Origenes (128 ff) und Theodor von Mopsuestia (103 ff) ausgesprochen
tolerant behandelt und selbst Erscheinungen wie Priscillianismus (134 ff)
und Messalianismus (386 ff) keineswegs verteufelt werden.