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Ausgabe:

1980

Spalte:

671-673

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Hultgårds, Anders

Titel/Untertitel:

L'eschatologie des Testaments des Douze Patriarches, I: Interprétation des textes 1980

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 9

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der C. vielleicht doch nicht ganz bis zum Ziel zu folgen vermag
, wird dem Vf. für so manche nützliche exegetische Beobachtung
und für die umfassende kritische Zusammenstellung
der bisherigen Forschungsergebnisse dankbar sein. Besonders
hervorzuheben ist ein umfangreicher Exkurs über die ,Stimme
Jahwes' (qol JHWH) im Alten Testament (199-256). Dabei
wird die doppelte Bedeutung des Begriffes als Bezeichnung
für ein atmosphärisches Phänomen und als Umschreibung für
Jahwes Eingreifen in die Geschichte nach den jeweils charakteristischen
sprachlichen Ausdrücken vorzüglich deutlich gemacht
.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

1 Das Manuskript war bereits im Jahre 1970 abgeschlossen. Später erschienene
Publikationen konnten nicht mehr eingearbeitet werden.

Charlesworth, James H.: Jewish Astrology in the Talmud,
Pseudepigrapha, the Dead Sea Scrolls, and Early Palesti-
nian Synagogues (HThR 70, 1977 S. 183-200).

Hardmeier, Christof: Gesichtspunkte pragmatischer Erzähltextanalyse
. „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht" — ein
Glaubensappell an schwankende Anhänger Jesajas (WuD 15,
1979 S. 33-54).

Klein, Hans: Zur Auslegung von Psalm 2. Ein Beitrag zum
Thema: Gewalt und Gewaltlosigkeit (ThBeitr 10, 1979 S. 63
bis 72).

Neaga, N.: Die bleibende Bedeutung des Alten Testaments

(DBM 8, 1979 S. 22-35).
Tängerberg, K, Arvid: Var Israel „klassiske" profeter bots-

predikanter? Oversikt Over en del synsmäter hos kristne og

jodiske bibelforskere fra nyere tid (TTK 50, 1979 S. 93 bis

105).

Westermann, Claus: Gott im Alten Testament (neugriech.)
(DBM 8, 1979 S. 38-52).

Judaica

Hultgärds, Anders: L'eschatologie des Testaments des Douze
Patriarches. I: Interpretation des textes. Stockholm: Alm-
quist & Wiksell 1977. 396 S. gr. 8° = Acta Universitatis Up-
saliensis, Historia Religionum, 6. skr. 121,—.

Über das literarische Genus, Zusammensetzung und Ursprung
der test XII wird erst in Bd. II gehandelt (12), auf den des
öfteren in I vorausverwiesen wird (so wird erst dort die These
begründet, die in I eine nicht geringe Rolle spielt, dafj in test
L das .Apokryphon Levi' benutzt sei [145]). Bd. II soll ferner
Text und Übersetzung der eschatologischen Partien der test
XII enthalten. Die Analyse dieser Texte in I gründet unmittelbar
auf dem Studium der hauptsächlichen Handschriften der
test XII (12). „Eschatologie" umgreift bei H. alle als entscheidend
beurteilten (nahen oder fernen) Ereignisse der Zukunft,
die das Individuum, Israel oder andere Völker und die Welt
betreffen (12 A. 1).

H. stellt die Behandlung seines Themas in einen weiten Rahmen
. Im ersten Stück von Kap. I (15—44) befaßt er sich mit
der Gestalt Levis in Jub und dem .Apokryphon Levi', das für
die Geschichte der Verarbeitung der Levitradition zumal in test
L besonders bedeutsam sei, im zweiten mit der Gestalt Levis in
test XII, im dritten (58—81) mit dem Vorstellungsbereich, der
dort mit den Namen Levi und Juda verbunden ist: Vorrang
des Priestertums (Levis gegenüber Juda); Polemik gegen die
Aneignung des Königtums durch Hasmonäer.

Den Grundlagen der Eschatologie der test XII ist Kap. II
gewidmet. In seinem ersten Stück (82—199) geht es um das
Schema Sünde — Züchtigung — Wiederherstellung, das zunächst
im Alten Testament (Sünde — Exil — Rückkehr) entfaltet
und dann vom nachbiblischen Judentum abgewandelt

wurde. H. interessiert vorerst die dabei in test XII gebrauchte
Einleitungsformel, dann die Zusammenstellung der künftigen
Sünden der Nachkommen der Patriarchen in den zugehörigen
Texten, weiterhin das Verhältnis der dort formulierten Anklagen
zu den in 1 Makk, Ps Sal, Qumran, 1 Hen 91—104 genannten
Vergehen (keine spezifischen Beziehungen). Die Ankündigung
der Strafen (136—147) ist weithin biblisch beeinflußt und
vom Blick auf die Katastrophen von 722 und 587 v. Chr. bestimmt
. Das Thema der Zerstreuung ist dabei von bedrängender
Aktualität.

Erst mit dem Abschnitt La restauration (147—171) steht H.
(wie er selbst sagt [147]) thematisch vor einer Eschatologie
im eigentlichen Sinn. Nach einer z. T. eingehenden Analyse der
einzelnen Texte hebt H. sodann als gemeinsame charakteristische
Züge der Eschatologie der Texte .Sünde — Strafe.. •'
(171—174) heraus: Gottes Erbarmen und Treue als Motive der
Wiederherstellung, die Rückkehr der Zerstreuten, das Eingreifen
Gottes selbst; davon war in der Tat schon in den Analysen
immer wieder die Rede. Daß der Nachdruck, der in test XII
auf Gottes endzeitlichem Advent ruht, nicht auf christliche
Überarbeitung zurückgeht, belegt H. danach (174—191) von
der Bedeutung der Vorstellung in biblischen und nachbiblischen
Texten her. Schließlich zeigt H. (gegen bestimmte andere
Auffassungen), wie grundlegend die Perikopen .Sünde —
Strafe...' dem Gefüge der test XII zugehören (191—199).

Das zweite Stück des Kap. II (199—267) ist den Aussagen
zu den .großen eschatologischen Themen' in test XII außerhalb
des Schemas .Sünde...' gewidmet: .Die wiedergefundene
Einheit Israels' (Rückführung aus der Zerstreuung), .Der Messias
' (203—230, besonders zu test Jud24; test Jos 19), ,Die
Auferstehung und das Gericht'. Die Aussagen über das Leben
nach dem Tod ergeben in test XII kein genaues Bild (262). Das
Nebeneinander verschiedener eschatologischer Ausführungen in
test XII im ganzen bedarf nicht der Erklärung von Zufügungen
und Umarbeitungen her (265), auch wenn die verschiedenen
Neuausgaben — einschließlich der Übersetzung ins Griechische
— mit Abwandlungen im Detail verbunden sein konnten.
„Les grands themes eschatologiques: restauration d'Israel, par-
tieipation des nations au salut, avenement de la Divinite, ap-
parition du messie davidique, resurrection et jugement ont
ete presents des la redaction initiale der test" (265). Die verschiedenen
Formen, in denen sie sich ausdrückt, unterstreichen
die Wichtigkeit der Eschatologie für die levitischen Weisen
, die die test XII hervorbrachten (266).

In Kap. III, Le pretre-sauveur, behandelt H. als besonders
wichtigen Text zuerst test L 18 (268-290). Die besondere Gedankenwelt
des Hymnus V. 2—141 entstammt einem weithin
anderen jüdischen Milieu. Er ist nicht auf eine geschichtliche
Größe (insbesondere Johannes Hyrkanus) zu deuten. Züge der
in test L 18 bezeugten messianischen Erwartung sind in test
Jud24, 1-3 eingetragen (291-293), ebenso in test D 5, 10-12
(293-296) usw. In einem dritten Stück (300-326) ordnet H. das
Ideal des priesterlichen Retters, der im Laufe der Überlieferung
als neue Gestalt durch eine Redaktion gegen Anfang unserer
Zeitrechnung (323) in test XII eingeführt wurde, in seinen
jüdischen Zusammenhang ein. Der pretre-sauveur der
test XII wird entscheidend anders verstanden als der Messias
der Ps Sal (301-304). Mit den Texten von Qumran (304-310)
sind bestimmte Berührungen in 11Q Melch gegeben. Zwischen
dem Menschensohn in 1 Hen 37—71 und dem priesterlichen
Retter in test XII bestehen nicht wenige Entsprechungen, aber
auch beachtenswerte Unterschiede (310—319). Entscheidende
Züge des Bildes des Retters sind speziell test XII eigen (zusammengestellt
S. 325 f).

Das letzte Stück von Kap. III ist dem Bild des priesterlichen
Retters in der Umwelt des Judentums bis zur Mitte des 1. Jh.
n. Chr. gewidmet, in Herrscherkult und Königsideologie (326
bis 361) und in .messianischen Gestalten' (361—368). H. hat
hier vielfältiges Material zusammengetragen, von Alexander
d. Gr. bis Augustus und vom Iran bis Rom. Man kann indessen
fragen, ob eine Reihe von formalen Entsprechungen die
These eines — sei es auch nur indirekten — Einflusses der