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1980

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1980 Nr. 8

032

diu Einsichten der Huujauwissenschalten für die theologische Thoo-
riobildung fruchtbar zu machen. Gleichwohl kaiin von einer Restriktion
Ideologischer Aussagen zugunsten des induktiv Erhebbaron
nicht die Rede sein. Im Blick auf evangelische Leser verdient
die ökumenische Aufgeschlossenheit der Beiträge hervorgehoben
zu werden: Das Gespräch in der evangelischen Theologie
iindot teilweise intensive Berücksichtigung (Bei ähnlichon Work-
stattberichton von evangelischen Theologen wäre wohl - leider -
das Umgekehrte kaum zu registrieren!).

Die „Werkstattborichte" wollen dem geplanton Glaubensbuch
nicht vorgreifen, aber „Thoologen, Religionspädagogen und andere
interessierte Christen zur Diskussion um ein Glaubensbuch für
junge Erwachsene einladen" (12). Dieses Bemühen ist beispielhaft,
weil damit ein methodischer Weg beschritten wird, bei dessen
Golingen das zu erwartende Glaubensbuch über die einzelnen
theologischen Standorte eines Redaktionskollegiums hinausgeführt
zu werdon vormag und zu einem dialogisch verantworteten Buch
der Kirche zu « erden verspricht. Auch unabhängig von dieser primären
Zielstellung können dio „Werkstattberiohto" eine brauchbare
üiiontierungshilfo für dio Arbeit in studentischen Seminaren
und theologischen Arbeitsgemeinschaften bilden.

Uullo (Saale) .Midiaol Uuiutkur

Borthouzoz, Roger: Horinenoutiquo de la foi. Tacho du theologien

et demarches philosophiquos en perspective oalholiquo (RThl'h

i 11, 1079 S. 389-407).
Carmiguac, Jean: Lo Mirago de l'Eschatologio. Royaute, Regne et

Royaume de Dieu . .. sans Eschatologie. Baris: Letouzey et Ane

1979. 250 S. gr. 8°. ffr. 100,-.
llalsey, Jim S.: History, Language, and Hermeneutic: Tho Syn-

thesis of Wolfhart Panuenberg (WThJ 41 1978/79 S. 209-290).
Liedko, Gerhard: Die Verheißung gilt aller Kreatur. Der außor-

menschlichen Schöpfung neu begegnen (LM18,1979 S.409-473).
l^ogister, Wiel: Do eno ervaring is de andere niet. Do theologische

aanzot van Eberhard Jüugol (TTh 19, 1979 S. 352-375).
Mbiti, John: Dem Kalb worden Hörner wachsen. Was Afrikas

Christon mit „mündlicher Theologie" meinen (LM 18, 1979

S. 523-526).

Tödt, Hoinz Eduard: Welt dos Menschen - Wolt Gottes. Zur
Herausforderung der europäischen Theologie (LM 18, 1979
S. 340-345).

Zaslawsky, Deiüs: Analyse semantiquo, philosophie eritique et
theologio (RThl'h 111, 1979 S. 353-372).

Systematische Theologie: Dogmatil*

Krade, Walter: Gruiideiilscheiduiigcii in Karl Barths Doguialik.

Zur Diskussion seines Verständnisses von Offenbarung und Br-
wählung. Neukirchen-Vluyn: Noukirchoner Verlag des Erzic-
hungsvereins [1978]. 320 S. 8" — Neukircheuer Studienbücher,
11. Kart. DM 29,80.

Das Buch des Bonner Altmeisters der Systematischen Theologie
stellt sich einem zunächst dar als eine exemplarisch verfahrende
Einführung in K. Barths Theologie. Man spürt, das die Arbeit „aus
[KrocksJ Vorlesiuigs- und Seminartätigkeit erwachsen" ist (5) -
nicht oine Untersuchung, die noue Erkenntnisse über Barths Theologie
oder neue Horizonte aus Barths Lohre zu gewinnen unternähme
, dafür aber eine um so geschicktere Einführung in das bekannte
Werk des Schweizor Theologen und in die Geschichte der
Auseinandersetzungen mit ihm. Und doch ist dieser pädagogische
Charakter des Buches nur desson oine Seite. Die andere sehe ich in
der Engagiertheit des Autors: Er steht nicht nur als Kundiger darüber
, sondern auch mitten darin. Er hat sich ein halbes Jahrhundert
mit Barths Theologie befaßt - um sie nur noch immer herausfordernder
zu finden. Er liest sie in ihrer unerhörten Frohbotschaft-
lichkeit und sieht sio in ihrer Anfechtbarkeit - und versteht beides
und ringt um die Wahrheit, auch diejonigo dos Barthschen Zeugnisses
.

Teil 1 trägt den Titel ,Zur dialektischen Theologie". Kreck sotzt
bei Barths Vorträgen des Jahres 1922 - ,Not und Verheißung der
christlichen Verkündigung" und ,Das Wort Gottes als Aufgabe der
Theologie' - ein, und d. h., er faßt Barth genuin theologisch, im
Unterschied zu E. W. Marquardt, der Barths Denken ,von Gott
her' als sekundär hat vorstanden wissen wollen (vgl. den Exkurs
,Zu Friedrich Wilhelm Marquardts Barthdeutung', 31ff, aber auch
den ebenso besonnen affirmativen über,Theologie und Sozialismus',
18311). In Beziehung zu Barth sotzt Kreck dessen Weggenossen
F. Gogarten, R. Bultmann und 1*. Tillich, wobei der letztere, wiewohl
nur von fern Barths Weggenosse, m. E. am luzidesten dargestellt
ist und als am denk-würdigsten herauskommt. Unter I B
verfolgt Vf. die dialektische Theologie bzw. das Dialektische der
Theologio Barths bis in dio Kirchliche Dogmatik: bis zu dorn
i'unkt, wo Barth in KD 1,1 eine analoyia fidei der katholischen
umloyia cutis entgegensetzt.

Teil 11 ist ,Karl Barths Lehre von Offenbarung und Gottes-
orkenntnis' gewidmet, der Sache nach dio Fortsetzung von I, zunächst
am Faden von KD 1 u. IL „Daß Gott nur durch Gott solbst
erkannt wird, sich aber in Josus Christus dem Menschen wirklich
zu erkennen gibt, das ist die Quintessenz der Offonbarungslehre
Karl Barths" - mit diesem Satz beginnt Kreck schon sein Vorwort
(5). Er akzentuiert, zu dem durch die nat ürliche Theologie geforderten
für Gott bereiten Menschen sago Barth nicht einlach nein: „Es
gibt in der Tat diesen für Gott offenen Menschen. Nur daß nicht
wir es sind, daß nicht dio mensehlicho Natur im allgemeinen os ist,
sondorn dieser für Gott offono Mensch ist Jesus Christus" (108).
Kreck stellt sich den Einsprüchen gegen Barth (11 B) und bespricht
diejenigen E. Brunners, F. Gogartens, R. Bultmanns und Ernst
Fuchs', P. Tillichs, H. U. von Balthasars und H. Bouillards. Insbesondere
von Balthasar mit seinem Werk ,Karl Barth. Darstellung
und Deutung seiner Theologio' (11951) ist für Kreck hinsichtlich
Barths ein kontinuierlicher, besonders ernstgonommener Gesprächspartner
. In Krecks Stellungnahme (II C) wird KD IV,3
grosso modo mit herangezogen. Barth stellt seine Kritiker entscheidend
dadurch in Frage, „daß [dio] Identität dos Floisch-
gewordenen mit dem Gekreuzigten . .. jeden Brückenschlag vom
Menschen zu Gott verbietet" (109). Er überholt sie, indem ihm die
Ostorthoologie zur Fundamontalthoologie wird: „Indom Jesus
Christus von den Toten auferstanden ist, ist kein Mensch, der je
golebt hat und noch leben wird, dor, der er und das, was or wäre,
wenn Jesus Christus nicht auferstanden wäre" (KD IV, 3,344, bei
Kreck S. 173).

Mit Teil 111, ,Zu Karl Barths Ijohre von Gottes Cnadenwahl",
vollzieht Kreck nicht nur einon Schritt weiter in Barths Dogmatik
hinein, sondern zugleich noch einon Schritt tiefer au dio Fundamente
von Barths theologischem Donken heran. Durch einen (so
liebovollon wie kritischen) Anhang zu Luthers und zu Calvins Er-
wählungslehro (284-313) wird unterstrichen, wie sich Barth, nicht
zuletzt in KD 11,2, in fortwährendem Gespräch mit den Reformatoren
befindet. ,,. . . daß dioser Gott in der Erwählung Josu Christi
sein unwiderrufliches Ja zum Monschen spricht und das Nein seines
Zorns nur diesem Ja dionon will, das ist der Kern soiner Lehre
von der Gnadonwahl", so faßt Kreck Barth schon im 2. Satz seines
Vorwortes zusammen (5; vgl. o.). In diesem Toil wordon die Fragen
an Barth, auch als Krecks eigene Fragen, dringender: „In welchem
Sinn kann von der Erwählung Jesu Christi die Redo sein?" (22211)
„Inwiefern ist ewige Erwählung ein geschichtliches Ereignis?"
(230ff) „Wie verhält sich dio Erwählung zur Schöpfung?" (23011).
Hinsichtlich dos Verhältnisses von Erwählung und Glaubo: Sind
Glaubende und Nichtglaubondo nur relativ geschieden? (204ff) Ist
der Glaube als Wiesen um die eigene Erwählung zu fassen? (26811)
Kann dogmatisch von einem vergeblichen Streiten des Nichtglaubendon
gegen seine Erioähluwj gesprochen werden? (271ff) Kreck
verhehlt nicht, wie gefährdet Barths Theologie gerade in diesem
ihrem Herzstück ist, um Barth aber doch zuzuerkennen, daß or,
recht vorstanden, als treuer Diener an den göttlichen Geheimnissen
gelehrt hat. Hatto von Balthasar oinmal gesagt, daß Übel sitze bei
Barth „mehr in der Tendenz als in der durchgebildeten Lehre"
(a. a. O. 256), so modifiziert Kreck dieses Urteil noch in abschwächendem
Sinn, will er die Gefahr „mehr ... in einer bisweilen mißverständlichen
Terminologie und Redeweise als in der erkennbaren
Intention" sehen (236).